1. Schuljahr - Elternforum

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Geschrieben von Mijou am 04.03.2008, 12:39 Uhr

Vorsicht, negativer Stempel ... (Achtung, lang)

Hallo botin,

wir Erwachsenen sind immer ruckzuck bei der Hand, das Verhalten unserer Kinder zu bewerten (mir geht das auch oft so). Sie sind in unseren Augen schnell "faul, bockig, stur, lustlos, wollen uns schikanieren, trotzen, provozieren" etc. Das sind alles ERWACHSENE Interpretationen kindlichen Verhaltens, die Kindern ja gar nicht gerecht werden können.

Statt immer schnell den Stempel zu zücken und unseren Kindern damit sprichwörtlich auf den Kopf zu hauen, finde ich es besser, ihr Verhalten erstmal gar nicht zu bewerten, sondern nur wertfrei anzuschauen. Negative Bewertungen machen das Kind unfroh, und uns auch (denn wer will schon ein "faules" Kind...?). Außerdem wird ein Kind so einen Stempel manchmal nie wieder los, es steckt dann in der Schublade "faul" - und seine Eltern werden immer wieder Anhaltspunkte dafür finden, die das bestätigen.

Kinder verhalten sich ja immer so, wie sie müssen. Wenn Du Deinen Sohn mal ganz offen anschaust, verstehst Du vielleicht, warum er sich momentan so verhält, wie er das tut. Aus seiner Sicht könnten Deine (gut gemeinten und richtigen) Bemühungen so aussehen: Er merkt seit Jahren, dass er anderen Kindern in manchen Dingen hinterher hinkt. Er spürt durch die Sonderbehandlung (Ergotherapie), dass seine Umgebung das auch merkt und nicht gut findet. Nun hat er den Riesenschritt in die Schule geschafft, der für jedes Kind eine große Herausforderung ist. Er musste seinen Platz in der Klasse finden, sich im Klassenverband einordnen, die Lehrerin kennen- und einschätzen lernen, Pflichten übernehmen (Hausarbeiten), 100 neue Dinge lernen etc.
Und sogar diese Riesenleistung scheint seiner Mutter noch nicht auszureichen: Sie triezt ihn mit langweiligen Übungen und vermittelt ihm schon wieder, dass sein Können nicht ausreicht und er ihr nicht "genügt". Das nervt und frustriert jedes Kind.

Natürlich hast Du Recht, wenn Du ihn fördern willst. Ich würde das aber nicht so auffällig machen (tägliches Zwangs-Schreibtraining), sondern eher nebenbei, damit es Spaß macht. Zum Beispiel könntet Ihr zusammen ein kleines Modell (altersgerechte Modelle gibt's zu Unmengen im Fachhandel) eines Flugzeugs oder Schiffs etc. bauen. Da ist genial für die Motorik. Man kann auch mal ein DIN A 3-Blatt nehmen und dort riesengroße und winzigkleine Buchstaben, Schleifen, Kreise, Zahlen etc. formen und immer weiter mit verschiedenen Farben umranden. Das sieht hinterher fast aus wie ein Kunstwerk. Das Umranden der Formen ist nicht leicht und ebenfalls wieder prima für die Feinmotorik. Lass ihn auch in der Küche mithelfen: Auch der Umgang mit einem Gemüsemesser, wenn Du ihn z.B. bittest, möglichst feine Gurken- oder Möhrenscheiben zu schneiden, ist gar nicht einfach. All diese Dinge werden ihm auch beim Schreiben helfen - und wahrscheinlich mehr, als das ungeliebte Schreibtraining.

Wenn Du ihm vielleicht jeden Tag so eine kleine "Aktion" anbietest, kannst Du Dich ansonsten wirklich entspannen: Im ersten Schuljahr hat auch meine (feinmotorisch unglaublich begabte ;-)) Tochter noch manchmal Buchstaben durchgedrückt oder sehr, sehr unansehnlich gemalt - das ist normal. Sie ist jetzt im dritten Schuljahr und sehr gute Noten - trotzdem kann ich ihre Zahlen und ihre Schrift manchmal nur mit Grausen betrachten...

Grüßle,

Mimi

 
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