Julia 14
Guten Morgen in die Runde! Ich schreibe jetzt einfach mal hier in der Hoffnung irgendeinen hilfreichen Tipp zu bekommen wie ich mit der Situation umgehen kann, weil ich mir nicht mehr zu helfen weiß. Mein Sohn wird im November sieben und wurde am 27.08.2024 eingeschult. Die ersten Tage war er total begeistert - ist mit seinem großen Bruder und anderen Kindern in die Schule gelaufen und auf eigenen Wunsch schon in der Betreuung geblieben bis 14 Uhr. Nach ein paar Tagen ist die Stimmung aber komplett ungeschlagen und er hat nur noch geweint. Ich muss ihn seitdem zur Schule bringen und warten bis die Lehrerin da ist. Anfangs hat er durchgehend geweint, inzwischen "nur" noch morgens. Aber er weigert sich nach wie vor unter Tränen zum Essen oder gar in die Betreuung zu gehen. Momentan kann ich das noch mit der Oma ein bisschen abfangen, aber auch nicht ewig. Ich weiß einfach nicht mehr was ich tun soll. Wenn ich morgens sage er solle wenigstens mal zum Essen bleiben, bricht er sofort in Tränen aus. Und abgesehen von ihm kann ich das auch der Lehrerin und den anderen Kindern nicht zumuten, dass er dann wieder den ganzen Schultag weint. Hatte jemand eine ähnliche Problematik? Hat jemand einen Tipp wie ich ihm helfen könnte? Liebe Grüße und Danke vorab Julia
Gibt es einen Grund warum er nicht will?
Hallo, der Schuleintritt ist für viele Kinder eine Riesenherausforderung. Oft sind sie anfangs noch euphorisch, weil wir Eltern ihnen vorher vermittelt haben, wie toll es ist, in die Schule zu kommen. Aber bei vielen Kindern kommt nach einer Weile die Ernüchterung. Das Kind merkt, ich muss da jeden Tag hin. Ich muss ständig still sitzen. Ich muss mich in der unübersichtlichen Klassengruppe zurechtfinden, vor allem muss ich mich gegen viele andere selbstbewusste Kinder und teils auch schwierige Kinder behaupten. Die Lehrerin erwartet ebenfalls ständig Dinge von mir. All das ist sehr viel und kann ein sechsjähriges Kind schon überfordern. Und ich glaube, so geht es deinem Sohn gerade. Meist können Kinder in diesem Alter noch nicht genau in Worte fassen, dass sie überfordert sind. Sie weinen dann. Ich würde jetzt mit der Lehrerin sprechen und sie um einen Termin mit der Schulpsychologin/dem Schulpsychologen bitten. Grundschulen haben in der Regel mehrmals im Monat Besuch durch den Schulpsychologen, Eltern können hier im Vorfeld Gesprächsbedarf anmelden. Zusätzlich gibt es an den Grundschulen einen Sozialarbeiter oder eine Sozialpädagogin. Auch sie sind für Kinder, die Probleme haben, richtig in der Schule anzukommen, zuständig und können helfen. Ich würde jetzt nicht mehr warten. Denn jeder Tag, den dein Sohn traurig und ängstlich ist und leiden muss, ist einer zuviel. Mit etwas Schützenhilfe verkürzt man das Problem meist deutlich, und das ist jetzt wirklich wichtig. LG
Ein fast 7-jähriges Kind ist normalerweise absolut in der Lage einen Schultag zu schaffen ohne zu weinen. Wenn Dein Kind das nicht schafft, gibt es dafür einen Grund und den musst Du finden. Typische Gründe wären, dass Mitschüler ihn ärgern, dass die Lehrerin zulässt, dass Kinder in der Klasse ausgelacht werden, dass die Lehrerin für Deinen Sohn einen zu forschen Ton drauf hat oder vielleicht sogar die Kinder anschreit oder beschimpft. Ich denke, dass er jetzt garantiert von den Mitschülern geärgert wird, weil er sich so "babyhaft" benimmt. Die Frage wäre, ob die ihn auch schon vorher geärgert haben. Ich würde das Kind eingehend befragen. Viele Kinder erzählen es nicht von alleine, wenn sie geärgert werden. Mag er die Lehrerin und die OGS-Betreuerinnen? Es kann helfen, mit den Eltern von Freunden aus der Klasse zu sprechen, ob deren Kinder etwas mitbekommen haben und wie sie das Klima in der Klasse und in der OGS erleben. Ich würde Termine mit der Lehrerin und mit der für ihn zuständigen OGS-Kraft ausmachen und sie fragen, wie sie Euren Sohn sehen. Du merkst dann ja auch, wie die drauf sind. Wie lange ist Euer Sohn in den Kindergarten gegangen und wie lief es da? Wenn Kinder nur sehr kurz oder unregelmäßig im Kindergarten waren, kann es sein, dass sie nicht gelernt haben, sich in Gruppen und bei weniger netten Kindern zu behaupten, denen sie jeden Tag wieder begegnen müssen. Manche Kinder sind schlicht übermäßig sensibel. Das kann dann auch in Richtung Träumer-ADHS oder hochfunktionalen Autismus gehen.
Hallo! Erst einmal die und auch den anderen herzlichen Dank für eure Gedanken und Tipps dazu. Wir haben schon seeeehr viel mit ihm über die Situation gesprochen. Er sagt, die Lehrerin sei lieb, er habe Freunde in der Klasse, er würde nicht geärgert, er habe vor nichts Angst - es sei aber lang und anstrengend und er habe das Gefühl es würde ewig dauern. Für mich alles nachvollziehbar, aber eben doch auch kein Grund zu weinen. Ich habe auch schon mit der Lehrerin gesprochen, anderen Müttern... Auch unser großer Sohn geht dort in die Schule - niemand kann irgendetwas berichten, alles ist im Grunde genommen gut. Einen Schulpsychologen oder -pädagogen gibt es hier leider nicht (wusste gar nicht, dass es das überhaupt gibt). Das heißt, ich drehe mich eigentlich im Kreis und finde keine Lösung. 😞
Ich habe den Verdacht, dass Dein Sohn mit den vielen Reizen in der Schule in Kombination damit, dass er sich den ganzen Vormittag lang konzentrieren soll/möchte, überfordert ist. Wenn es nur die Reize wären, wäre er im Kindergarten auch schon überfordert gewesen, aber das war er ja anscheinend nicht. Das kann dann in den Bereich Träumer-ADHS gehen. Da sind die drei Säulen, dass die Kinder gedanklich schnell in ferne Galaxien abdriften, viel Tagträumen und es anstrengend finden, bei der Sache zu bleiben (Hypoaktivität). Dass sie Reize schlecht filtern können. Es ist anstrengend, wenn man sich bewusst auf das wichtige, aber vielleicht gerade nicht mega spannende, konzentrieren muss und ausblenden muss, dass eine Fliege an der Scheibe summt, ein Mitschüler herum kaspert und neben einem im Regel interessante, bunte Bücher stehen... Andere blenden solche Nebensächlichkeiten automatisch aus. Die dritte Säule ist mangelhafte Frustrationstoleranz. Da muss ein Kind nicht explodieren, sondern es kann auch einfach schnell aufgeben und enttäuscht sein, wenn etwas nicht so läuft, wie erwartet. Manche Kinder haben nur ein oder zwei Teile davon. Das heißt dann nicht ADHS, macht aber auch Probleme. Ich würde jedenfalls zu einen Kinderpsychologen gehen, der sich auch mit Träumer-ADHS auskennt. Empfehlungen aus dem Bekanntenkreis sind häufig sehr nützlich. Falls es da keine gibt, könnt Ihr auch mal die Lehrerin oder Euren Kinderarzt fragen, ob sie durch Eltern von anderen Kindern mitbekommen hat, wo sie zufrieden sind. Wenn man privat zahlen kann, bekommt man schneller Termine.
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