1. Schuljahr - Elternforum

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Geschrieben von Astrid am 10.10.2004, 12:38 Uhr

Nicht zu arg grämen...

Hallo Tanja,

verzweifel' nicht, huh? Alle Eltern von zurückhaltenden Kindern (und auch von anderen) müssen die Erfahrung machen, dass sie ihr Kind nicht vor den Widrigkeiten des Lebens bewahren können. Man möchte sein Kind immer ohne seelische Blessuren und ohne Enttäuschungen durch die Kindheit hieven, aber das klappt nicht. Ich kenne das Gefühl, man könnte heulen, wenn man eine solche Situation erlebt, ohne dass man irgendwas machen kann. Meist ist es aber so, dass man als Mutter eine solche Situation viel schwerer nimmt, als das Kind. Kinder haken so etwas erstaunlicherweise meist rasch ab und vergessen die Sache auch inh. weniger Tage, was manchmal wirklich verblüffend ist.

Du kannst mit Jill solche Situationen aber ein wenig trainieren. In der jüngsten ELTERN-Zeitschrift gibt es einen Artikel genau zu diesem Thema, vielleicht ist sie im Zeitschriftenhandel noch erhältlich, ich weiß nicht genau, wann die neue kommt. Dort werden gute Tipps gegeben. Zum Beispiel sollte ein Kind lernen, NICHT zu fragen, ob es mitspielen darf. Diese Frage löst bei fast allen Kindern reflexartig ein "Nein!" aus. Das ist fast ein psychologisches Gesetz und hat gar nicht mit dem fragenden Kind zu tun, sondern mit Gruppendynamik (Gruppen von Kindern lehnen Neueinsteiger zunächst instinktiv ab, vor allem, wenn sich diese unsicher zeigen).

Sondern das Kind sollte lernen, sich einfach selbst in die Situation mit einzubeziehen. Dies kann zum Beispiel geschehen durch einen interessierten Kommentar zum benutzten Spielgerät ("Ich habe auch so ein XY, damit kann man auch prima das und das spielen") oder eine Frage zum Spiel: "Muss man immer ins nächste Kästchen hüpfen, oder darf man eines überspringen?" oder: "Zeigst Du mir mal, wie man das macht?" Solche Fragen stoßen nicht auf Ablehnung, sondern lösen Stolz beim gefragten Kind aus, das meist gern Auskunft gibt. Und schon ist man mit dabei und mittendrin im Spiel.

Ich habe selbst eine sehr schüchterne Tochter und weiß, dass es schwer und langwierig ist, ihr die o.g. Kommunikationstipps zu vermitteln. Ich übe das mit ihr, indem ich auf Spielplätzen oder bei anderen Anlässen mit vielen Kindern einfach mitgehe und selbst solche Fragen an die Kinder stelle. Auch so ergibt sich oft schon eine "Mitspielgelegenheit" für meine Tochter. Vielleicht geht das auch bei Dir gelegentlich auf dem Schulhof oder bei Schulfesten etc. Man muss das ja nicht aufdringlich und übereifrig tun, sondern bleibt locker und wie nebenbei stehen, schaut etwas zu und klinkt sich dann mit einer interessierten Frage ein. Darauf reagieren die meisten Kinder positiv. Und so lernt Jill, wie man's macht.

Ich glaube, Sozialverhalten und Kommunikation gehören zu den schwersten Dingen, die ein Kind lernen muss. Das gilt für das zurückhaltende Kind, aber auch für die andere Seite, die scheinbar selbstsicheren Kinder, die andere ausgrenzen. Beide Seiten brauchen etwas Unterstützung, damit es besser klappt.

Du solltest sicherheitshalber auch bei diesem Problem die Klassenlehrerin ansprechen, finde ich. Sie könnte zum Beispiel darauf achten, gelegentlich kleine Aufgaben an Jill UND ein weiteres Mädchen zu vergeben, so dass die zwei zusammenarbeiten müssen. In vielen Schulen gibt es ja einen Aufräum-, Tafel- oder Hof-Kehrdienst. Auch so entsteht Vertrautheit.

Ansonsten würde ich Gelassenheit bewahren. Oft ist es ja nicht so, dass ein Kind sofort eine oder mehrere Busenfreundinnen in der Schule hat. Es ist schon sehr gut, wenn ein Kind nicht ungern dorthin geht, ein toller Freundeskreis entwickelt sich aber oft erst später. Wenn Du die Klasse besser kennen würdest, würdest Du rasch sehen, dass es noch eine ganze Reihe anderer Kinder gibt, die noch keinen festen Anschluss haben.

Man kann hier auch ganz mutig ein wenig forcieren: Eine Freundin von mir, deren Sohn dasselbe Problem hatte wie Jill, beobachtete ein wenig die Klasse und fragte auch die Lehrerin nach anderen Neulingen, die noch keinen Freund hatten. Dann sprach sie beim Abholen einfach zwei, drei der betreffenden Mütter an und fragte sie: Hat denn der Max schon einen Freund in der Klasse? Vielleicht möchte er ja mal zu uns zum Spielen kommen. Eine der angesprochenen Mütter war ganz erleichtert über diese Offenheit, weil sie sich auch schon etwas Gedanken gemacht hatte, und es entwickelte sich eine Freundschaft zwischen Müttern UND Söhnen.

Liebe Grüße,

Astrid

 
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