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Geschrieben von Bonniebee am 28.09.2006, 14:53 Uhr

Eher nicht...

Hallo,

meine Tante ist Waldorflehrerin, daher habe ich ein paar "Insider"-Einblicke gewinnen können im Laufe der Jahre.

Man sollte sich wirklich gut mit der Anthroposophie nach Rudolf Steiner beschäftigen, wenn man ein Kind in eine Waldorf-Einrichtung schicken möchte. Die Anthroposophen haben ein teilweise skurril anmutendes Weltbild mit religiösen und pseudo-religiösen Elementen, das auch an die Kinder vermittelt wird. So wird z.B. der Glaube an gute und böse Engel vermittelt, bestimmte Sportarten sind verboten (Ballett, Fußball) und die Eltern dürfen keinen Fernseher besitzen bzw. es darf in der Familie nicht ferngesehen werden.

Ein Teil der Waldorf-Pädagogik ist sicher sehr gut. Es wird viel Wert auf Selbstverantwortung und eigenständiges Lernen gelegt, sowie auf Kreativität und Persönlichkeitsentwicklung. Körperliche und seelische Harmonie sind wichtig (z.B. durch Eurythmie-Übungen angestrebt).

Allerdings werden Kinder nicht zum Lernen angehalten, wenn sie keine Lust dazu haben. Sie dürfen dann auch rausgehen oder faulenzen, während die anderen, die sich an diesem Vormittag fürs Lernen entschieden haben, gerade arbeiten. Diese lasche Handhabung eignet sich nicht für alle Kinder. Manche haben nicht genug Eigenantrieb, um selbst über ihr Lernpensum entscheiden zu können, sondern hängen eher ab. Manche Kinder fühlen sich auch unterfordert durch dieses Konzept, je nachdem.

Mein Hauptkritik-Punkt ist, dass die Anthroposophen in ihren Einrichtungen eine Art Parallelwelt erschaffen, die mit den Anforderungen der Leistungsgesellschaft nichts zu tun hat. Es wird mehr oder weniger nach dem Lustprinzip gehandelt - wozu ich also keine Lust habe, das mache ich einfach nicht. Früher oder später müssen jedoch alle Kinder und Jugendlichen auch mit der Realität klarkommen, worauf sie in Waldorf-Einrichtungen nicht gut vorbereitet werden, finde ich.

Viele (sicher nicht alle) Waldorf-Schüler und Ex-Waldorfschüler, die ich kenne, darunter mein Cousin, haben große Mühe, später Struktur in ihr Leben zu bekommen oder für sich selbst ein Ziel zu formulieren. Vieles wird ausprobiert, wenig zu Ende gemacht. Waldorf-Schüler haben überdurchschnittlich oft keinen Schulabschluss oder schließen keine Beufsausbildung ab (ist nur meine persönliche Beobachtung, kein statistischer Wert). Sie haben gelernt, nur zu tun, wozu sie gerade Lust haben. Mit dieser Einstellung ist es sehr schwer, auch die schwierigeren Zeiten, die zu jeder Ausbildung oder Schullaufbahn gehören, durchzustehen.

Langer Rede kurzer Sinn: Lies ein paar Bücher über Waldorfpädagogik, Rudolf Steiner und die Anthroposophie. Wenn Du Dich danach für eine Anmeldung entscheidest, musst Du sehr hartnäckig sein. Viele Waldorfeinrichtungen sind übervoll (Wartelisten, so dass man kurzfristig eh nix kriegt, sondern mehrere Jahre vorher anmelden muss). Oder sie lehnen pauschal erstmal alle Bewerber ab, um deren Entschlossenheit zu testen. Man muss immer persönlich hingehen, unter Umständen auch mehrfach und hartnäckig, Telefonanfragen haben meist eh keine Chance.

Grüßle,

Bonnie-B

 
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