Norovirus - wenn der Darm die "Grippe" hat

Norovirus - wenn der Darm die Grippe hat

© Adobe Stock, Renata Osinska

Mit dem Wintereinbruch wächst nicht nur die Zahl der Erkältungen. Auch die Darm-Grippe hat jetzt wieder Hochsaison.

Hauptauslöser sind die Noroviren, die um diese Jahreszeit gerne mal ganze Kindergartengruppen, Kitas oder Schulklassen leer fegen. Immer wieder wird in den Medien eine regelrechte Panik geschürt. Dabei ist das Norovirus - so unangenehm es auch sein mag, wenn es einen erwischt hat - im Prinzip nichts anderes als eine Grippeinfektion im Darm. Und ähnlich wie die jährliche Grippewelle hat uns diese Infektion auch jeden Winter wieder im Griff.

Darmgrippe-Zeit

Noroviren verhalten sich wie Erkältungsviren: Sie greifen die Schleimhäute an. Nur eben nicht die in der Nase, sondern die im Magen- und Darmtrakt. Wie beim Schnupfen, wehrt sich der Körper, indem er den Erreger durch vermehrte Flüssigkeitsproduktion heraus zu schwemmen versucht. Das äußert sich dann in Form von starkem Durchfall und Erbrechen.

Auch sonst sind die Erreger den Schnupfenviren ähnlich: es gibt über 40 verschiedene Stämme, und alle zwei bis vier Jahre taucht eine neue Art auf, die dann meist besonders heftige Durchfall-Epidemien auslöst. Deshalb kann man die Infektion leider immer wieder bekommen, und aus dem selben Grund ist auch immer noch kein erfolgversprechender Impfstoff in Sicht.

Interessanterweise sind einige Menschen gegen das Virus immun. Hier liegt wohl die Erklärung dafür, warum manche Familien immer wieder von der fiesen Darmgrippe heimgesucht werden, während andere sie nie bekommen.

Brechdurchfall aus "heiterem Himmel"

Eine Norovirus-Infektion beginnt mit heftigem Durchfall und schwallartigem Erbrechen, die ohne große Vorwarnung einsetzen. Typischerweise hat das betroffene Kind gerade noch fröhlich gespielt und plötzlich fühlt es sich hundeelend. Es wird geschüttelt von Bauchschmerzen und -krämpfen. Manchmal kommen auch noch leichtes Fieber und Kopf- und Gliederschmerzen hinzu.

So schnell er kam, ist der Spuk auch wieder vorbei - meist innerhalb von ein bis maximal drei Tagen.

Norovirus - Hygiene ist jetzt das Wichtigste

Noroviren sind wirklich hochgradig ansteckend. Schon etwa 10 Viren können zum Ausbruch der Krankheit führen. Deshalb verbreitet sie sich so epidemieartig überall dort, wo Menschen eng zusammen sind und vor allem gemeinsam eine Toilette benützen. Strikte Hygiene ist die wichtigste Vorsorgemaßnahme. Achten Sie sorgsam darauf, sich immer gründlich die Hände zu waschen, wenn Sie Ihr krankes Kind versorgt oder gewickelt haben, vor allem bevor Sie Speisen berühren. Waschen Sie verunreinigte Wäsche mit mindestens 60 Grad und wischen Sie verschmutzte Flächen mit heißem Wasser und Haushaltsreiniger ab. Idealerweise sollten alle, die es erwischt hat, vorübergehend eine getrennte Toilette benützen, um die anderen Familienmitglieder nicht anzustecken.

Was tun bei Norovirus-Infektion?

Gegen diese Art von Brechdurchfall helfen keine Durchfall-Medikamente und auch keine Antibiotika. Die einzig sinnvolle Therapie besteht darin, ein Austrocknen zu verhindern. Versuchen Sie Ihr Kind deshalb immer wieder zum Trinken zu animieren, selbst wenn das meiste davon wieder herauskommt. Mineralstoffreiches stilles Wasser wie z.B. "Fachinger" mit einem kleinen Schuss Orangensaft (etwa 5 zu 1) oder Karottensuppe sind jetzt ideal. In der Apotheke bekommen Sie fertige Elektrolyt-Glukose-Lösungen, die sehr empfehlenswert sind. Damit der salzige Geschmack nicht so unangenehm ist, können Sie sie Ihrem Kind eisgekühlt und löffelweise einflössen. Auch Präparate mit Probiotika können hilfreich sein. Geben Sie aber bitte keine "Durchfallblocker". Sie hindern den Körper nur daran, seine Arbeit zu tun und den Erreger so schnell wie möglich wieder loszuwerden.

Darmgrippe bei Babys

Stillkinder sollten Sie so häufig wie möglich anlegen. Auf diese Weise bekommen Sie automatisch die wässrige Vormilch, die sie jetzt brauchen. Bei Flaschenkindern sollten Sie in der akuten Phase Elektrolyt-Glukose-Lösungen oder Tee geben und dann die Milchnahrung vorübergehend etwas "dünner", also mit mehr Wasser zubereiten.

Wann zum Arzt?

Das Gefährliche bei einer Norovirus-Infektion ist - wie bei allen Durchfall-Erkrankungen - der große Verlust an Wasser und Mineralstoffen. Vor allem Babys laufen schnell Gefahr auszutrocknen, wenn sie nichts mehr bei sich behalten können. Je jünger Ihr Kind ist, desto sorgfältiger müssen Sie es beobachten und desto früher sollten Sie auch den Arzt verständigen. Manchmal ist es das Beste, wenn ein Kind für ein, zwei Tage in einer Klinik behandelt wird, um den Mangel an Flüssigkeit und Mineralien schnell wieder auszugleichen. Auch bei Blut oder Schleim im Stuhl sollten Sie den Kinderarzt konsultieren. Falls Ihr Kind große Schmerzen hat, apathisch wirkt oder hoch fiebert, sollten Sie bitte in jedem Fall sofort den Notarzt verständigen.

Wann wieder normal essen?

Sobald es ihm besser geht, darf Ihr Kind auch wieder normal essen. Leichte Kost ist dennoch für ein paar Tage empfehlenswert. Manchmal kommt es im Anschluss zu einer vorübergehenden Laktose-Unverträglichkeit, sodass Kuhmilch Bauchweh und Blähungen auslöst. Geben Sie Ihrem Kind einfach eine Zeitlang laktosefreie Milch und führen Sie die normale nach ein paar Wochen vorsichtig wieder ein.

Wichtigste Vorsorgemaßnahme: Händewaschen

Übertriebene Hysterie ist bei einer grassierenden Darmgrippe-Welle nicht angebracht, gründliche Hygiene aber schon. Halten Sie Ihr Kind dazu an, sich die Hände oft mit warmem Wasser und Seife zu waschen. Um andere nicht anzustecken, sollte Sie es nach Abklingen der Symptome noch zwei Tage zu Hause lassen und für ein bis zwei Wochen weiterhin auf sorgfältige Toilettenhygiene achten.

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