Hallo,
Mein Sohn ist jetzt knapp 4 Wochen alt, leider klappte es mit dem Stillen von Anfang an nicht. Schon in der Klinik hat das mit dem Anlegen nicht funktioniert, da er sich nicht für meine Brust interessierte und fast nur geschlafen hat. Ich habe dann noch in der Klinik das erste mal abgepumpt und ihm die Muttermilch in der Flasche gegeben (Schwestern "drohten" sonst mit zufüttern, da er schon viel abgenommen hatte).
Zu Hause haben wir dann versucht ihn mit der abgepumpten Milch im Fläschchen zu füttern. Das klappte sehr schlecht, da er meistens währenddessen (Koma-artig) einschlief und nicht mehr dazu zu bewegen war den Mund zu öffnen. Nach einem weiteren Gewichtsverlust waren dann mit ihm noch einmal 2 Tage stationär auf der Kinderüberwachungsstation in wo er dann langsam zunahm.
In dieser Zeit haben wir auf kraftraubende Stillversuche verzichtet, da nun die Gewichtszunahme oberste Priorität hatte.
In der darauf folgenden Zeit haben wir alles Mögliche probiert um ihn wieder an die Brust zu bekommen. Stillhütchen wurden auf Anraten der Hebamme probiert, haben aber nur kurzzeitig geholfen, da er nach einigen Tagen das Trinken an den Hütchen verweigert hat und nur noch spuckte.
Beim Trinken an der Flasche ist er mittlerweile Profi und nimmt auch gut zu.
Versuche ihn ohne Hilfsmittel an die Brust zu bringen gab es viele mit unterschiedlichen Reaktionen.
Anfangs schrie er ausnahmslos wie am Spieß wenn ich ihn anlegte.
Ich probierte verschiedene Stillpositionen aus, aber es war bei jeder das selbe. Anfangs war es auch noch so, dass er den Mund gar nicht weit genug öffnete um auch nur ansatzweise die Brust fassen zu können.
Ich habe dann das Stillen aus Frust wieder für einige Tage aufgehört, da ich leider häufig dabei in Tränen ausbreche wenn er mich mal wieder anschreit und es in dieser Atmosphäre wahrscheinlich sowieso nicht funktioniert.
Ich habe mich dann nochmal bezüglich verschiedener Anlegetechniken belesen und wie das Baby am besten im Verhältnis zur Brustwarze angelegt wird, damit es klappt. Seitdem gab es ein einziges Erfolgserlebnis, wo er nach etlichen Versuchen und unter großem Geschrei plötzlich richtig andockte und auch ca. 40 ml von der Brust getrunken hat.
Leider konnten wir den Erfolg nicht wiederholen. Mittlerweile versucht er sogar die Brustwarze zu greifen, macht aber meist den Mund zu schnell zu oder dreht den Kopf wild hin und her und fängt an zu schreien wie am Spieß.
Wenn er doch den Mund weit genug aufmacht saugt er einfach nicht richtig an, sondern schiebt die Brustwarze einfach wieder raus und schreit dann auch schon wieder.
Er hat heute ausschließlich dabei geschrien, obwohl er zwischendrin mal ganz gut angedockt hatte. Er bringt dann auch enorme Kraft auf und versucht sich mit aller Macht aus dem Griff zu befreien und stößt sich regelrecht vom Körper ab.
Ich bin echt verzweifelt, weil ich mir auch nicht erklären kann, dass er es schon einmal geschafft hat und es jetzt wieder nicht hinbekommt und sich wortwörtlich mit Händen und Füßen wehrt.
Bis jetzt pumpe ich immernoch jeden Tag mindestens 6 mal ab und füttere ihn dann mit dem Fläschchen. Ich bin nur jeden Tag kurz davor es hinzuschmeißen weil das ganze abpumpen und die negativen Stillerlebnisse mich körperlich und seelisch sehr stressen.
Irgendwie konnte ich mich aber dazu auch noch nicht durchringen, weil ich noch einen winzigen Funken Hoffnung habe und es auch schade fände, trotz ausreichender Milch nicht Stillen zu können.
Übrigens habe ich in der Zeit 3 Stillberaterinnen kontaktiert, von denen leider eine absagte und die anderen beiden auf Anfragen überhaupt nicht reagierten. Das Thema mit einer Stillberatung vor Ort ist für mich damit erstmal durch.
Über Tipps und Anregungen würde ich mich sehr freuen.
Vielen Dank schon einmal.
von
cleo1
am 31.07.2014, 23:01
Antwort auf:
Stillen klappt nicht - Baby saugt nicht an der Brust, schreit dabei
Liebe cleo1,
die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger, also auch Schnuller) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung.
Nun kann ein verhängnisvoller Kreislauf beginnen: da das Kind mit der falschen Technik an der Brust trinkt, wird es an der Brust hektisch, saugt an, lässt wieder los, dreht den Kopf hin und her schluckt viel Luft (die wiederum führt möglicherweise zu Bauchproblemen) und da es die Brust nicht mehr richtig stimuliert kommt es zu einem Rückgang der Milchmenge und damit zu weiterem Zufüttern, wenn dieser Kreislauf nicht unterbrochen wird.
Eine Saugverwirrung ist alles andere als lustig und Stillberaterinnen wissen aus Erfahrung nur zu gut, warum sie künstlichen Saugern wie Schnuller und Flasche kritisch gegenüberstehen, denn beide bescheren uns immer wieder eine Menge „Beschäftigung".
Eine Saugverwirrung ist für alle Beteiligten belastend und zerrt an den Nerven. Sie kann aber mit viel Geduld und der richtigen Anleitung überwunden werden.
Wählen Sie eine bequeme Stillhaltung, um möglichst entspannt zu sein und achten Sie auf eine korrekte Anlegetechnik.
Eine gute Beschreibung der korrekten Anlegetechnik finden Sie in dem Infoblatt "Anlegen und Stillpositionen", das Sie sich bei La Leche Liga herunterladen können:
http://www.lalecheliga.de/download/LLLInfoAnlg&Pos_web_neu.pdf
Das Stillen im Rückengriff (auch Unter dem Arm Haltung genannt, in dieser Position ruht der Kopf des Kindes in Ihrer Hand und seine Beine liegen seitlich neben Ihrem Körper und zeigen nach hinten) eignet sich gut, weil Sie in dieser Haltung den Kopf Ihres Babys gut kontrollieren können und genau sehen, was es macht. Vermeiden Sie es, Ihren Sohn am Gesicht oder seitlich am Kopf oder mit geringem Fingerdruck am Hinterkopf zu berühren. Derartige Berührungen können dazu führen, dass der Suchreflex beim Baby ausgelöst wird und es seinen Kopf in Richtung der Berührung dreht. Fester, gleichmäßiger Druck auf den Hinterkopf bedeutet normalerweise kein Problem für das Baby.
Wenn Sie im Rückengriff stillen, können Sie eine Windel zwischen Ihre Hand und den Kopf Ihres Kindes legen oder es fest in eine Decke einwickeln, deren obere Ecke Sie unter seinen Kopf legen. Stützen Sie den Kopf und den Nacken Ihres Babys in Höhe der Ohren mit Ihrer Hand.
Will Ihr Sohn nicht an der Brust bleiben, nachdem er sie zunächst erfasst hat, können Sie während des Stillens etwas zuvor ausgestrichene Milch auf die Stelle tropfen, an der seine Lippen Ihre Brust berühren. Sie wird die Milch schlucken und dabei ihre Zunge abflachen, so dass sie die Brust richtig fassen kann. Um ein Wundwerden (bzw. eine Verschlimmerung des Wundseins) ihrer Brustwarzen zu verhindern, müssen Sie darauf achten, dass Ihr Kind die Brust richtig erfasst und korrekt saugt.
Evtl. wäre auch das Brusternährungsset eine Lösung für Euch, das kann die Kollegin vor Ort besser beurteilen.
Mit dem
Brusternährungsset ist es möglich, das Baby zuzufüttern, während es an der Brust der Mutter trinkt,
so dass es die gesamte von ihr produzierte Milch erhält.
Das Brusternährungsset regt zu gutem Saugen an der Brust an, stimuliert die Milchproduktion und
vermeidet den Einsatz von Flaschen. Das Brusternährungsset besteht aus einem Behälter für die
zugefütterte Flüssigkeit (einem Plastikbeutel oder einer Flasche), der an einer Kordel um den Hals der
Mutter hängt und zwischen ihren Brüsten ruht. Eine dünne Schlauchverbindung geht von dem
Behälter zur Brust der Mutter, wo der Schlauch so befestigt wird, dass sein Ende etwa sechs
Millimeter über die Brustwarze hinausragt. Bei einigen Modellen besteht die Möglichkeit, den
Schlauch im Deckel abzuklemmen, um zu verhindern, dass die Milch bereits fließt, bevor das Baby
saugt. Es gibt über verschieden dicke Schläuche je dicker der Schlauch, umso schneller fließt die
Milch. Welcher Schlauch zum Einsatz kommt, hängt davon ab, wie wirkungsvoll das Baby saugt und
welche Zufütterung es benötigt. Ein Brusternährungsset kann in der Apotheke bestellt werden oder
über eine Stillberaterin oder die La Leche Liga bezogen werden. In Deutschland wird nur das
Brusternährungsset der Firma Medela vertrieben.
Allerdings bei der Verwendung eines Brusternährungssets wirklich die Unterstützung einer
Stillberaterin vor Ort vorhanden sein, das erleichtert sehr vieles. Bitte versuchen Sie noch einmal, einen Kontakt herzustellen.
Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 01.08.2014