Hallo Herr Dr. Paulus,
Ich habe eine chronische spontane Urtikaria.
Ich muss derzeit mindestens 2x pro Tag Loratadin nehmen, um annähernd quaddelfrei zu bleiben. Schwanger bin ich noch nicht, möchte es aber ab sofort gerne werden.
Loratadin ist laut meinem Frauenarzt das Mittel der Wahl.
1. Frage Wo liegt dort die Obergrenze in der Schwangerschaft?
Muss ich ggfls schon vor Eintritt der Schwangerschaft Loratadin runter Schrauben?
2. Frage: ich musste auf Grund der Urtikaria in den letzten 6 Monaten insgesamt 4 Stoßtherapien mit Cortison/ Prednisolon machen, teilweise bis zu 250mg pro Tag. Die letzte Stoßtherapie liegt 2 Monate zurück. In der Zwischenzeit habe ich nur ein mal 15 mg Cortison genommen. Wirkt sich das nachhaltig auf die kommende Schwangerschaft aus?
Vielen Dank im Voraus.
von
Maus88
am 04.09.2015, 21:59
Antwort auf:
Urtikaria / Wieviel Loratadin? Wirkt Cortison nach?
Angesichts einer Halbwertszeit von 2 bis 3 Stunden ist nicht mit einer längeren Nachwirkung der Prednisolon-Gabe zu rechnen.
Auf der Grundlage eines schwedischen Geburtsregisters wurde der Verdacht geäußert, dass Loratadin zu einer Zunahme von Hypospadien (Harnröhrenfehlmündungen) führt: Unter 2.780 Fällen mit Einnahme von Loratadin in der Schwangerschaft wiesen 15 Kinder Hypospadien auf, etwa dreimal soviel wie erwartet (Källén & Otterblad Olausson 2001).
Gemäß einer aktuellen Metaanalyse traten bei 2.694 männlichen Neugeborenen nach intrauteriner Exposition mit Loratadin in 39 Fällen (1,4%) Hypospadien auf. Im nicht belasteten Kollektiv fanden sich bei 4.231 von 450.413 Jungen (0,9%) derartige Fehlbildungen. Damit erscheint das Risiko für kindliche Hypospadien nach mütterlicher Therapie mit Loratadin im ersten Trimenon nicht signifikant erhöht (Schwarz et al 2008).
Die Anwendung von Loratadin wäre daher bei Bedarf in der Schwangerschaft durchaus vertretbar. Üblicherweise wird eine Tagesdosis von 10 mg verabreicht. Bei Bedarf wäre eine zweite Dosis akzeptabel.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 09.09.2015