Frage: Meine Medikation in der Schwangerschaft

Hallo Herr Dr. Paulus, ich wollte Sie fragen, wie ich mit meiner Medikation und meinem Kinderwunsch umgehen soll. Auch, ob ich in der Schwangerschaft einzelne Medikamente, der oben genannten, weiterhin einnehmen darf und kann ohne das ein Schaden beim Kind entsteht. Habe Sie diesbezüglich Erfahrungswerte gesammelt? Macht eines dieser Medikamente unfruchtbar? Kann ich trotz der Medikamente stillen? Über eine Antwort von Ihnen würde ich mich sehr freuen Liebe Grüße

von LillyFee92 am 21.07.2017, 08:39



Antwort auf: Meine Medikation in der Schwangerschaft

Für die menschliche Schwangerschaft liegen zahlreiche Fallberichte einer Anwendung von Methylphenidat (z. B. Medikinet) in der Schwangerschaft vor. Heinonen et al 1977; DeBooy 1993) Zwar wurden Frühgeburten, Wachstumsretardierungen und Entzugssymptome beim Neugeborenen beobachtet, aber kein Anstieg angeborener Anomalien. Das Collaborative Perinatal Project erfasste 11 Schwangerschaften unter Medikation mit Methylphenidat im I.Trimenon, wobei sich kein Hinweis auf ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko zeigte (Heinonen et al 1977). Das Michigan Medicaid Program dokumentierte 13 Expositionen mit Methylphenidat im I.Trimenon. Darunter befand sich ein Kind mit Herzfehler (Briggs 1999). Eine Studie des Swedish Birth Registry fand fünf Kinder (2,3%) mit schwereren Fehlbildungen unter 220 Schwangerschaften, in denen die Mütter in der Frühschwangerschaft Methylphenidat eingenommen hatten (Dideriksen et al 2013). Die Fehlbildungsrate entspricht dem Hintergrundrisiko, doch wurden bei vier Kindern Herzfehler registriert. Das fünfte Kind wies einen Reduktionsdefekt am Arm auf. In einer prospektiven Kohortenstudie beobachtete man keine Anomalien unter 54 Kindern, deren Mütter während der Schwangerschaft Methylphenidat eingenommen und deswegen eine teratologische Beratungsstelle in Israel kontaktiert hatten (Wajnberg et al 2011). Ein fruchtschädigender Effekt von Opipramol wurde in Tierversuchen nach Angaben des Herstellers nicht beobachtet. Bei hochdosierter Therapie vor der Geburt können beim Neugeborenen folgende Symptome auftreten: Tachyarrhythmie (Herzrasen), Tachypnoe (beschleunigte Atmung), Tremor (Zittern), Trinkschwäche, Konvulsionen (Krämpfe), Harnverhalt. Wir selbst verfügen über 80 Rückmeldungen nach Behandlung mit Opipramol in der Schwangerschaft: 12 Schwangerschaftsabbrüche 12 Fehlgeburten 53 unauffällige Neugeborene 3 angeborene Anomalien (Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte, Choanalatresie,motorische Entwicklungsstörung) Eine Fortführung der Medikation in moderater Dosis (z. B. 50 - 100 mg/d) wäre bei Bedarf in der Schwangerschaft durchaus vertretbar. Ein völliges Absetzen des Präparates vor der Geburt ist nicht erforderlich. Wir verfügen selbst über 16 Rückmeldungen nach Anwendung von Prothipendyl in der Schwangerschaft: 1 Spontanabort 4 Schwangerschaftsabbrüche (psychosoziale Gründe) 11 unauffällige Schwangerschaftsausgänge Größere Studien zur Anwendung von Prothipendyl in der Schwangerschaft liegen nicht vor. In der Schwangerschaft sollte die Behandlung auf möglichst wenige erprobte Präparate beschränkt werden, um eventuellen ungünstigen Wechselwirkungen vorzubeugen. Die genannten Präparate führen grundsätzlich nicht zu einer Unfruchtbarkeit. Zur detaillierteren Abklärung können Sie uns auch gerne über unsere Beratungsstelle kontaktieren. Für entsprechende Beratungen stehen wir werktags zwischen 8 und 18 Uhr gebührenfrei zur Verfügung: Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie Universitätsfrauenklinik Ulm Prittwitzstr. 43 89075 Ulm Telefon: (0731) 500 - 58655 Telefax: (0731) 500 - 58656 E-Mail: paulus@reprotox.de Anfrageformular: http://www.reprotox.de

von Dr. Wolfgang Paulus am 24.07.2017



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