Hallo,
ich habe heute gelesen, dass Babys Bauchweh uns Hunger nicht unterscheiden können. Stimmt das?
Da meine Tochter zu früh und viel zu leicht auf sie Welt kam, habe ich anfangs so oft wie möglich angelegt und mache das jetzt auch noch. Sie hat in den letzten 3Wochen 1Kg zugenommen, also recht viel, was ja eigentlich gut ist. Und gestillte Babys kann man nicht überfüttern, oder doch?
Seit sie ca. 4-5 Wochen alt ist (aktuell 10 wochen alt), zeigt sie nichtmehr die typischen Hungeranzeichen, die ich vorher super gut und schnell deuten konnte.
Die Anzeichen waren schmatzen, Zunge rausstrecken, an der Hand nuckeln, Mund aufmachen "suchen". All das kann ich garnicht mehr erkennen.
Also lege ich sie seitdem einfach nach spätestens 3-4 Stunden an oder sobald sie trotz Ablenkung/kuscheln/frischer Windel quengelig ist.(Vielleicht bin ich da aber auch nicht geduldig genug und lege sie zu früh an) aktuell sind die Stillabstände meist zwischen 1-3 Stunden (manchmal auch etwas länger oder kürzer).
Sie hat viel mit Bauchweh zu tun, weint davon oft und pupst viel. Sobald ich sie in der Situation anlege, trinkt sie (kein nuckeln) und quält sich garnicht mehr, als wären die Bauchschmerzen weg. Manchmal Pupst sie da auch ganz entspannt.
Zeigt sie deshalb keine Hungeranzeichen mehr, weil ich sie oft schon stille, bevor der richtige hunger da ist?
Aber selbst wenn sie mal 4 Stunden nichts getrunken hat gibt es fast nie Hungeranzeichen. Ganz selten mal und dann auch sehr uneindeutig.
Ich habe das Gefühl mein Baby immernoch nicht richtig deuten zu können, ihr das natürliche hungergefühl zu nehmen und sie doch zu überfüttern. Andererseits weiß ich ja bei den Bauchschmerzen, was ihr da hilft und will sie nicht unnötig quälen.
Wie sollte ich nun vorgehen?
Ist hektisches atmen und strampeln auch ein Hungeranzeichen oder kommt das eher von der Verdauung?
von
M0HNKÖRNCHEN
am 06.01.2023, 11:04
Antwort auf:
Zu häufig Stillen?
Liebe M0HNKÖRNCHEN,
kein Kind lässt sich an die Brust zwingen und wenn dein Kind nicht gestillt werden will, sondern ein anderes Bedürfnis hat, dann wird es dies unmissverständlich kundtun. Stillen ist eine aktive Sache von beiden Partnern und ohne dass das Kind mitmacht, geht es nicht.
Wenn dein Kind die Brust also annimmt, ist alles völlig in Ordnung.
Für eine Stillberaterin besteht der erste Schritt bei einem Kind mit Bauchproblemen darin, die Stillposition, Anlegetechnik und das Saugverhalten des Kindes zu überprüfen. Ein nicht korrekt angelegtes Kind und/oder ein Kind, das nicht richtig saugt, schluckt an der Brust meist sehr viel Luft und darin kann schon die Ursache für die Bauchschmerzen begründet sein. Solange diese Ursache nicht beseitigt wird, können alle anderen Maßnahmen allenfalls "Kosmetik" betreiben, aber nicht wirklich helfen.
Aus meiner Sicht macht es Sinn, dass du einmal nach einer Stillberaterin in deiner Gegend schaust, die das Baby beim Stillen beobachten kann und sieht, ob dein Baby möglicherweise nicht ganz korrekt andockt und daher Luft schluckt und deshalb die Koliken hat.
Adressen von Stillberaterinnen findest du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Du kannst auch versuchen deinem Baby durch Tragen in der Kolikhaltung (auch Fliegergriff genannt, das Baby liegt mit seinem Bauch auf dem Unterarm des Erwachsenen, mit dem Kopf in der Ellenbeuge ruhend), durch massieren des Bauches und durch Wärmeanwendungen (gut geeignet dazu sind Hot Cold Packs) auf den Bauch Erleichterung zu verschaffen.
Probiere es mal aus.
Trinkst du viel Milchbildungstee? Wenn ja, dann lass diesen mal vorsichtshalber weg, denn gerade darauf reagieren manche Babys mit massiven Blähungen, gerade auch, wenn die Mutter mehrere Tassen trinkt.
Lieben Gruß
Biggi
von
Biggi Welter
am 06.01.2023
Antwort auf:
Zu häufig Stillen?
Vielen Dank für die Antwort.
Gibt es noch eine Möglichkeit herauszufinden, ob sie nun Hunger hat oder etwas anderes ist? Gibt es einfach Babys bei denen diese Anzeichen schneller verschwinden und sie diese nichtmehr zeigen? Oder können Babys das "verlernen"?
Es wäre eine große Erleichterung, da auch mein Mann dann wüsste, ob er sie mir zum Stillen geben soll oder sie anderweitig trösten kann. Stattdessen nehme ich sie dann immer und lege sie einfach an, weil wir nicht wissen, ob es Hunger ist bzw. dann eben das Weinen vom Bauchweh schnell weg geht.
Sie schluckt tatsächlich viel Luft. Allerdings hat sie das auch schon gemacht, als wir nach der Geburt noch einige Zeit im Krankenhaus waren.
Die Stillberaterinnen dort haben alle gesagt, dass ich sie richtig anlege und das alles passt. Also weiß ich nicht, was ich anders machen soll. Ich habe schon verschiedene Positionen probiert (auch dass ich mich sehr weit nach hinten lehne, damit die Milch evtl. nicht so spritzt) und trotzdem schluckt sie Luft. Manchmal krümmt sie sich deshalb stark und ich muss sie alle paar Minuten neu anlegen. Wie gesagt war aber laut Stillberaterinnen alles richtig beim Anlegen.
Ansonsten probieren wir schon alles (Fliegergriff, Dinkelkissen, Lefax, Beine ranziehen, Bäuerchen-was aber nicht immer klappt...), besser wird es aber nicht bzw. nur Phasenweise.
Milchbildungstee trinke ich nicht, esse aber "normal" - also auch mal Zwiebeln, Bohnen, Milchprodukte...
Seit kurzer Zeit fängt sie an beim trinken zu Schnalzen (als wäre das Vakuum kurz gelöst), trinkt aber direkt wieder weiter und das mit der Luft im Bauch war ja auch schon vor dem Schnalzen.
Können Babys das trinken verlernen und sich neue komische Angewohnheiten aneignen?
Schnuller oder Flasche bekommt sie nicht. Allerdings sind meine Brüste mal Praller und mal sehr weich, evtl. verwirrt sie das?
von
M0HNKÖRNCHEN
am 06.01.2023, 15:06
Antwort auf:
Zu häufig Stillen?
Liebe M0HNKÖRNCHEN,
ich werde dir hier einmal die Hungerzeichen eines Babys aufzählen:
• saugende Bewegungen
• Sauggeräusche
• Lecken an den Lippen
• die Zunge herausstrecken
• Schnelle Bewegungen der Augen
• Hin und Herdrehen des Kopfes (Suchbewegungen)
• Ruhelosigkeit
bei Neugeborenen ist es auch ein Hungerzeichen, wenn es die Hand an den Mund führt, später
ist dies jedoch kein Hungerzeichen mehr, da dann die Koordination von Auge und Hand geübt
wird.
Es ist also absolut korrekt, dein Kind anzulegen, BEVOR es vor Hunger schreit. Weinen ist ein sehr spätes Hungerzeichen und wenn ein Baby erst einmal weint, dann ist es bereits aufgeregt und manchmal schon erschöpft und das Trinken an der Brust geht viel schlechter.
Leg dein Baby einfach an, es wird dir deutlich zeigen, wenn es nicht gestillt werden möchte :-).
Auch würde ich noch einmal bei einer Beraterin vor Ort einen Termin ausmachen, sie kann euch sehen und so sehr viel gezielter beraten.
Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Lieben Gruß
Biggi
von
Biggi Welter
am 06.01.2023