Hallo, ich habe folgendes Problem:
Ich musste letzte Woche mit meinem Baby, 7 Wochen alt, ehemaliges Frühchen, ins Krankenhaus. Dort war sie anfangs zu schwach zum Stillen und die Ärzte haben mir gesagt, dass ich erst anlegen soll und anschließend den Rest abpumpen und per Flasche füttern soll. Das hat ganz gut geklappt und inzwischen ist sie wieder gesund und hat ihre Kraft wieder. Die einzige Sache ist nur noch, dass sie zunehmen muss. Jetzt möchte ich natürlich auch wieder zu dem ausschließlichen Stillen zurückkehren.
Anfangs trinkt sie gut und zügig aus der Brust, aber dann schläft sie ein. Wenn ich sie dann weglege ist das Geschrei groß. Lege ich sie wieder an, dann nuckelt sie nur noch. Das geht die ganze Zeit hin und her und sie trinkt kaum noch. Pumpe ich dann den Rest ab, ca 40-50 ml, trinkt sie diese gierig aus. Jetzt ist meine Frage wie ich das stressfrei gestalten kann, dass das Stillen wieder ohne Flasche klappt.
Schleicht sich die Flasche irgendwann aus, weil sie feststellt, dass sie alles aus der Brust trinken kann? Oder rutsche ich dadurch in eine Saugverwirrung und sie wartet nur noch darauf, dass sie nach der Brust die Flasche bekommt?
Ich möchte natürlich, dass sie genug bekommt und zunimmt, aber es wäre toll, wenn das über das Stillen klappt.
Ich bin über jeden Rat dankbar!!
von
CoraV
am 05.06.2017, 06:33
Antwort auf:
Saugverwirrung oder zu schwach?
Liebe CoraV,
insbesondere bei Frühchen ist es sinnvoll, sich auch jemanden vor Ort zu suchen, die dich unterstützen kann. Schau doch bitte mal, ob es jemanden bei euch in de Nähe gibt: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Was euch helfen kann ist das Super-Wechselstillen und die Brustkompression (siehe Anhang unten). Durch das Super-Wechselstillen kannst du sie wacher, aktiver halten. Dabei legst Du dein Baby an und stillst es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmst Du es sanft von der Brust (vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und lässt es aufstoßen, streichelst seine Fußsohlen oder massierst es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Du es wieder etwas ermuntert hast. Dieses „Wecken und Wechseln“ wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, wie bereits erwähnt tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden.
Ich würde dir zusätzlich noch empfehlen, deiner Maus eine Kalorienbombe aus Muttermilchsahne zu geben, das gibt den Kleinen meist einen wirklich guten Zunahme- und Entwicklungskick. Schau, dass du Milch ausstreichst oder abpumpst, die du in 10 ml Spritzen aufziehst und dann kopfüber in ein Glas stellst (also mit der Spitze nach unten). Lass aber ein bisschen Luft, denn die Schwerkraft wird den Kolben vielleicht etwas weiter in die Spritze drücken... Oben auf der Milch wird sich eine Fettschicht absetzen, der Muttermilchrahm. Nach ca. 2 Stunden kannst du den wässrigen unteren Teil der Milch ausdrücken und deinem Kind die verbleibende Sahne in den Mund träufeln.
Statt mit leeren Spritzen kannst du natürlich auch mit einer Tasse arbeiten, in die du die gewonnene Muttermilch gibst. Oben wird sich der fetthaltige Rahm absetzen, du kannst ihn mit einem Löffel abschöpfen und deinem Baby geben.
Wenn du das 3-4 Tage lang machst (je mehr, desto besser), wird sie ganz sicher einen Schub machen!
Dann kannst du auch anfangen, einzelne Flaschen wegzulassen und statt dessen häufiger anzulegen (also immer dann, wenn sie unruhig wird). Wichtig ist, dass du die Gewichtsentwicklung im Auge behältst, denn sie sollte dabei weiterhin zunehmen.
Das kann jetzt also noch ein paar Tage anstrengend sein, aber es ist gut möglich, dass ihr nächste Woche dann die Hürden überwunden habt und endlich entspannt erfolgreich stillen könnt.
Lieben Gruß,
Kristina
Brustkompression
"Der Zweck der Brustkompression ist den Muttermilchfluss zum Baby weiter zu erhalten, auch wenn das Baby selber nicht mehr so produktiv trinkt ("weit geöffneter Mund Pause dann Schliessen des Mundes"). Auf diese Weise wird das Baby länger weiter trinken. Die Brustkompression simuliert einen Milchspendereflex ("Letdown reflex") und oft stimuliert sie sogar tatsächlich das Auftreten eines natürlichen Milchspendereflexes. Diese Technik kann bei schlechter Gewichtszunahme eines Babys hilfreich sein.
Die Brustkompression setzt den Milchfluss fort, wenn das Baby nicht mehr richtig von der Brust trinkt, sondern nur noch daran nuckelt, und bewirkt beim Baby folgendes:
1. Es bekommt mehr Muttermilch.
2. Es bekommt mehr fettreiche Milch (Hintermilch).
Die Brustkompression Wie funktioniert sie?
1. Halten Sie das Baby mit einem Arm/einer Hand.
2. Halten Sie die Brust mit der anderen Hand, den Daumen auf der einen Seite der Brust (am einfachsten ist es, wenn der Daumen auf der oberen Seite der Brust positioniert ist), die anderen Finger auf der anderen, unteren Seite (C Griff). Alle Finger sollten ziemlich weit weg von der Brustwarze sein.
3. Schauen Sie wie das Baby trinkt (zu Ihrem Verständnis können Sie folgenden Video anschauen unter: www.thebirthden.com/Newman.html). Machen Sie sich keinen Stress, sie brauchen nicht jeden Schluck zu erwischen. Das Baby bekommt eine nahrhafte Menge Muttermilch, wenn es mit der Technik "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes" trinkt.
4. Wenn das Baby nur noch an der Brust nuckelt und nicht mehr richtig mit der oben beschriebenen Technik trinkt, dann ist es Zeit, die Brustkompression einzusetzen. Rollen Sie nicht ihre Finger über die Brust zum Kind, sondern drücken sie nur. Aber nicht so sehr, dass es schmerzt und versuchen Sie, die Form des Brustwarzenhofes nicht zu verändern. Mit der Kompression sollte das Baby wieder anfangen effektiv zu saugen und schlucken, d.h. mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Benutzen Sie die Brustkompression nur dann, wenn das Kind nuckelt, nicht aber wenn es richtig trinkt!
5. Belassen Sie den Druck so lange, bis das Baby auch mit der Kompression nicht mehr richtig trinkt, dann lösen sie den Druck. Oft hört das Baby ganz auf zu saugen wenn der Druck wegfällt, aber es wird bald wieder damit anfangen, nämlich sobald die Milch wieder fließt. Falls das Baby nicht aufhört zu nuckeln warten Sie einen kurze Zeit, bevor Sie wieder mit der Brustkompression beginnen.
6. Die Gründe, wieso Sie den Druck lösen sollen sind einerseits, dass Sie Ihre Hand etwas ausruhen können und anderseits, damit die Muttermilch wieder zum Kind fließen kann. Das Baby wird, falls es aufgehört hat zu saugen als Sie die Kompression gelöst haben, nun wieder damit beginnen, wenn es die Milch wieder schmeckt.
7. Wenn das Baby wieder zu saugen beginnt kann es sein, dass es effektiv trinkt mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Falls dies nicht der Fall ist, d.h. das Kind nur nuckelt, benutzen Sie wieder die Brustkompression wie oben erklärt.
8. Fahren Sie so an der ersten Brust fort bis das Baby auch trotz der Kompression nicht mehr trinkt. Sie sollten dem Baby erlauben, noch eine kurze Weile länger an dieser Seite zu bleiben, da Sie manchmal einen erneuten "Let down" Reflex (Milchspendereflex) bekommen können. Das Baby würde dann von selber wieder zu trinken beginnen. Falls es jedoch nicht mehr trinkt, erlauben Sie ihm sich selbst von der Brust zu lösen oder nehmen sie es von der Brust.
9. Falls das Baby mehr möchte, offerieren Sie ihm die andere Seite und wiederholen den Prozess."
(Quelle: Handout Nr. 15. Breast Compression. Revised Januar 2005 Verfasst von Dr. Jack Newman, MD, FRCPC. ©2005; www.BreastfeedingOnLine.com; Übersetzung von: Anke Käppeli Tinnes, IBCLC in Ausbildung, Zollikerberg, April 2006)
von
Kristina Wrede
am 05.06.2017
Antwort auf:
Saugverwirrung oder zu schwach?
Vielen herzlichen Dank für die Antwort. Das hat uns sehr geholfen! Sie hat inzwischen gut zugenommen und trinkt kräftiger.
Jetzt bleibt nur immer mehr Milch in der Flasche übrig. Liegt das daran, dass ich durch das ständige Abpumpen nach jedem Stillen meine Milchmenge kontinuierlich gesteigert habe und inzwischen zu viel Milch für eine Mahlzeit produziere?
von
CoraV
am 17.06.2017, 05:01