Lachs und Angst vor Listeriose

Question

Sehr geehrter Herr Dr. Costa, vielen Dank für Ihre gute Beratung hier im Forum und Ihre Geduld mit uns. Ich wende mich heute mit einem Anliegen an Sie, das mich sehr beunruhigt. Ich bin der 33. SSW. Am Wochenende habe ich auf einer Hochzeit meinen Teller mit zahlreichen Leckereien bestückt, u.a. einem Stück Lachsfilet auf Spinat und habe etwas Weißweinsauce darüber gegeben. Der Teller war sehr voll geladen (ich hatte wirklich Hunger ;-)) und einige Kroketten und Brokkoli lag über dem Lachs. Als der Lachs für mich sichtbar wurde, habe ich gesehen, dass dieser scheinbar noch glasig war. Ich habe ihn daraufhin nicht angerührt, mache mir aber große Sorgen, dass sich auf die anderen Speisen, die darauf lagen und auch den glasigen Teil des Lachses berührt haben, Listerien übertragen haben könnten oder durch die Sauce die sich vom Fisch auf dem Teller verteilt und andere Speisen berührt hat. Von außen war der Fisch angebraten, nur von innen eben wohl nicht durch. Ich habe nachgefragt: angeblich wurde der Lachs 10 Minuten bei 100 Grad im Dämpfer gedämpft. Wie hoch schätzen Sie das Risiko ein, dass eine Listerieninfektion auf diesem Wege zustande gekommen ist? Befinden sich Listerien nur auf der Fischoberfläche oder auch im Innern? Ist ein Bluttest sinnvoll? Die ersten vier Monate in der Schwangerschaft habe ich aus Unwissenheit des Öfteren mal einen Rollmops verzehrt. Heute weiß ich dass das gar nicht gut war. Die Entwicklung meines Babys ist aber bislang total zeitgerecht und alles ist unauffällig. Auch habe ich bereits zwei Listeriose Bluttests (Antikörper) hinter mir, die unauffällig waren. Jetzt hatte ich vor ca. drei Wochen, als es so schwül war, für 1-2 Tage auf einmal Schwindel mit leichter Übelkeit, teilweise kalt-warm Gefühl, sowie leicht cremigen Stuhlgang (kann aber auch an tags zuvor verzehrten Trockenaprikosen gelegen haben), und (folgende Symptome hielten mehrere Tage an) totale Abgeschlagenheit, Kurzatmigkeit, Kreislaufprobleme, Unwohlsein. Generell habe ich eher einen sehr niedrigen Blutdruck (100-105/60-65) Wie soll ich in so einem Fall reagieren? Können das Anzeichen einer Listeriose sein? Oder einfach nur Symptome der fortgeschrittenen Schwangerschaft und der Schwüle? Insgesamt hatte ich in der Schwangerschaft schon ab und zu mal einige Tage Abgeschlagenheit mit leichten Gliederschmerzen, vermehrtes Schwitzen, v.a. Nachts etc. Ich finde das Einschätzen und die weitere Vorgehensweise sehr schwierig, wenn man solche Symptome hat. Man hätte ja in 10 Monaten vielleicht auch so mal Tage des Unwohlseins, wäre man nicht schwanger wäre!? Und ich kann ja nicht jedes Mal Tests machen!?! Ich freue mich über Ihre Einschätzung zu den o.g. Themen. Vielen lieben Dank!

von Sorgenkind2015 am 25.08.2015, 21:18

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Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa · Accepted Answer

Es ist oft so, dass der fertige Fisch im Kern noch "glasig" ist. Das ist das Innere des Fisches, welches noch nicht vollständig gegart und deshalb wie trübes Glas oder ein Gelee erscheint. Die Erklärung ist, dass bestimmte Eiweiße im Inneren des Fischfleisches nicht so viel Hitze bekommen haben und nicht verändert worden sind. Nach Aussage guter Köche soll das eigentlich immer so sein, dass der Fisch außen durchgegart und im Inneren nicht ganz durchgegart sein soll - sonst schmeckt der Fisch nicht richtig. Mit anderen Worten bedeutet also das "glasige Innere" des Fisches nur, dass dort weniger Hitze ankommt. Wenn ein Fisch vollständig durch Bakterien infiziert ist, also sowohl außen als auch im Inneren, reicht das Garen nicht aus, um die Bakterien zu zerstören. Das wäre allerdings nur dann der Fall, wenn der Koch wirklich "schlechten Fisch" vorlegt und zubereitet, nachdem so ungefähr alle Hygienevorschriften verletzt worden sind. Eine ziemlich unwahrscheinliche Situation, wenn man realistisch ist. Sie schreiben, dass der Lachs 10 Minuten bei 100 Grad gedämpft worden ist. Das reicht sicherlich aus, um den Fisch so gut wie bakterienfrei zu bekommen. Im Falle einer "Extreminfektion" würde das aber für den Kern wahrscheinlich nicht ausreichen. Aber, wie oben beschrieben, wäre das etwas, was man sich kaum vorstellen kann. Das "Übliche" im Falle eines Listerienbefalls ist schon, dass sich diese vor allem an der Oberfläche vermehren, wenn der Fisch nicht richtig aufbewahrt wurde. Es tut mir Leid, dass Sie wegen der Angst vor Listeriose mehrfach Blutentnahmen über sich ergehen lassen mussten. Rollmops ist zwar eine Speise, die man in der Schwangerschaft lieber meiden sollte, aber so richtig "giftig" ist er nicht. Es besteht nur eine Unisicherheit, eine leicht erhöhte Infektionsgefahr. Eine Listeriose haben mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht gehabt. Die Beschwerden, die Sie beschreiben, können viele Ursachen haben, der niedrige Blutdruck ist eine der sehr wahrscheinlichen Ursachen. Sie haben Recht, dass solche Beschwerden auch außerhalb der Schwangerschaft auftreten können. Man beachtet sie nur weniger, wenn man nicht schwanger ist... Einen Grund für einen erneuten Test auf Listeriose sehe ich nicht. Besprechen Sie aber bitte all das mit Ihrem Frauenarzt, der im Gegensatz zu mir die Möglichkeit hat, Sie zu untersuchen.