Vegetarische und vegane Ernährung für Kinder - was muss man beachten?

Vegetarische und vegane Ernährung für Kinder - was muss man beachten?

© Adobe Stock, Oksana Kuzmina

Laktosefrei, zuckerfrei, glutenarm, Low Carb, vegetarisch und vegan: Ernährung ist ein großes Thema für Familien. In manchen Fällen spielen auch weltanschauliche, religiöse oder ökologische Gründe eine Rolle, wenn Eltern sich für eine vegetarische oder sogar vegane Familienernährung entscheiden.

Vegetarische Ernährung, also der Verzicht auf Fleisch und Fisch, ist mittlerweile keine Ausnahme mehr: 5,36 Millionen Menschen leben in Deutschland eigenen Angaben zufolge vegetarisch, 850 000 ernähren sich sogar vegan, also rein pflanzlich und verzichten auf alle tierischen Produkte, wie Milchprodukte, Eier und sogar Honig.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) meint, dass eine ausgewogene, vegetarische Ernährung, die Eier, Milch und Milchprodukte beinhaltet, auch für Kinder geeignet ist. Eltern, die für ihr Kind diese Ernährungsform wählen, müssen sich aber darüber im Klaren sein, dass sich ein Kind noch im Wachstum befindet. Das bedeutet, dass Gehirn, Muskeln, Knochenapparat und Organe sich noch in der Entwicklung befinden und ihre endgültige Größe und Leistungsfähigkeit noch nicht erreicht haben. Außerdem verfügen Kinder über geringere Nährstoffspeicher. Damit Kinder sich körperlich wie geistig gut entwickeln, benötigen sie eine ausgewogene Ernährung, die ihnen möglichst alle wichtigen Nährstoffe zur Verfügung stellt.

Nährstoffmangel bei Kindern vorbeugen

Ein Nährstoffmangel bei Kindern - und übrigens auch bei Erwachsenen - wird dann immer wahrscheinlicher, je stärker die Lebensmittelauswahl eingeschränkt wird und je weniger abwechslungsreich die Ernährung ist. Da man bei veganer Ernährung gänzlich auf tierisches Eiweiß verzichtet, besteht das Risiko einer mangelnden Zufuhr von Energie, Protein, langkettigen Fettsäuren, Eisen, Calcium, Jod, Zink, Riboflavin, Vitamin B12 und Vitamin D. Eltern, die sich selbst für eine rein pflanzliche, also vegane Ernährung entscheiden, müssen auf die Zufuhr dieser Nährstoffe achten. Für Kinder, die sich ja noch im Wachstum befinden, ist eine vegane Ernährung nicht zu empfehlen. Auch die DGE rät davon ab, Kinder vegan zu ernähren.

Mütter, die sich vegan ernähren und ihre Babys stillen, sollten sich ebenfalls gut beraten lassen. Durch die vegane Ernährung verändert sich die Zusammensetzung der Muttermilch und es kann bei Säuglingen zu einem Vitamin B12-Mangel kommen. Vitamin B12 ist nahezu ausschließlich in tierischen Lebensmitteln enthalten. Erwachsene entwickeln wegen der relativ großen Leberspeicher erst frühestens nach 5- bis 10-jähriger Vitamin B12-freier Ernährung Mangelerscheinungen. Neugeborene verfügen aber nur über geringe Vitamin B12-Speicher. Bereits nach 4- bis 6-Monaten kann es deshalb bei Babys zu einem Vitamin B12-Mangel kommen, der zu schweren neurologischen Störungen, Entwicklungsverzögerungen und Störungen der Blutbildung führen kann. Deshalb sollten stillende Mütter, die sich vegan ernähren, über angereicherte Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmittel unbedingt ihren Vitamin B12-Bedarf decken.

Vegane Ernährung für Kinder nicht empfehlenswert

Soll nach dem Abstillen auch auf Kuhmilch bzw. daraus hergestellte Säuglingsnahrung verzichtet werden, greifen manche Veganer auch zu Säuglingsnahrungen auf Sojabasis. Diese Säuglingsnahrung ist jedoch kein Ersatz für Kuhmilchprodukte und nicht für die Ernährung gesunder Säuglinge gedacht. Nicht oder nicht voll gestillte Säuglinge sollten Sojaerzeugnisse nur in begründeten Ausnahmefällen und nach ärztlicher Empfehlung regelmäßig bekommen. Völlig ungeeignet für die Ernährung von Säuglingen sind Sojagetränke und anderer vegetarischer Milchersatz wie Mandelmilch, Frischkornmilch, Reismilch. Sie sind nicht auf die speziellen Nährstoffbedürfnisse des Säuglings abgestimmt und können zu Gedeihstörungen führen.

Sollten sich Eltern dennoch für eine vegane Ernährung ihres Kindes entscheiden, müssen sie sich sehr genau über eine geeignete Lebensmittelauswahl und -zubereitung informieren und falls nötig den Speiseplan auch mit angereicherten Lebensmitteln oder sogar mit Nahrungsergänzungsmitteln erweitern. Oberstes Ziel muss immer sein, eine Mangelversorgung des Kindes zu vermeiden!

Eltern, die einfach nur Lebensmittel weglassen, ohne für eine entsprechenden Nährstoffersatz zu sorgen, spielen mit der Gesundheit ihrer Kinder: Aufgrund von Eisen- und Vitamin B12-Mangel kann es zu Störungen der Blutbildung kommen. Wachstumsverzögerungen können durch eine Unterversorgung mit Energie und Proteinen auftreten, bis hin zu teilweise irreversiblen neurologischen Störungen und geistiger Unterentwicklung aufgrund von Vitamin B12- und Jod-Mangel.

Um gerade in den ersten Lebensjahren der Kinder das Risiko von Nährstoffmangel auszuschließen, kann man sich nur der Empfehlung der DGE anschließen und eine ausgewogene Ernährung, die alle im Ernährungskreis aufgeführten Lebensmittelgruppen einschließt, befürworten - und dazu gehören eben auch tierische Produkte.

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