Liebe Stillberaterinnen,
ich habe meine Tochter nun, 27Monate lang gerne und viel gestillt... Sie akzeptiert keinerlei anderen Nuckelersatz und benutzt mich seit einiger Zeit nachts als DAUERSCHNULLER, ist dabei aber zunehmend unzufriedener und wird jedes Mal zornig, wenn keine Milch mehr kommt ... Das kann und will ich nicht mehr, so gerne ich sie auch noch stille. Alle Versuche, mit ihr Kompromisse zu schließen und Absprachen zu treffen, das Stillen auf mittags, abends und morgens zu beschränken, darüber zu reden usw , sind bislang gescheitert. Wir sind in einem Machtkampf um die Brust(und wer darüber zu bestimmen hat) geraten.... Mir ist es peinlich in der Öffentlichkeit, wenn sie mir am Pulli reißt und 'Ich will jetzt Heia Brust im Bus machen' brüllt... Und nachts kann ich auch nicht mehr schlafen. Sie wechselt im Sekunden Takt von einer Seite zur anderen, haut und zwickt mich, wenn nicht mehr Milch kommt... Das geht so einfach nicht mehr und ich habe schweren Herzens gestern beschlossen, sie abzustillen. Ganz. Einen Kompromiss wird sie nicht dulden... Gestern hat sie über Tag schon viel geweint, der Abend war die Katastrophe... Sie wollte nicht kuscheln und nicht getragen werden, hat nur nach mir geschlagen und Heia Brust gebrüllt, der Papa durfte sie nicht anfassen.... Nach zwei Stunden ist sie schluchzend in meinem Arm eingeschlafen. Ich musste dann auch weinen... Nach zwei Stunden Schlaf ging das ganze von vorne los... So zog es sich durch die Nacht. Ist das der richtige Weg? Es fühlt sich brutal und falsch an. Aber ich weiß nicht, wie ich ihr die Brust anders abgewöhnen soll... Vielleicht habt ihr noch ein paar Tipps für uns? Vielen Dank schon mal, Susanne
von
Herbstwind81
am 23.02.2018, 12:17
Antwort auf:
Wie Abstillen bei sehr willensstarkem zweijährigem Kind
LIebe Susanne,
"willensstark" klingt fast wie ein Makel... Dabei ist das Stillen an sich ja völlig natürlich und dass dein Baby das einfordert, auch. Es ist doch völlig normal, dass sie protestiert - und da sie noch nicht gut argumentieren kann, nimmt sie das, was ihrem Alter entspricht: Das Schreien.
Darf ich provokant fragen: Bist du vielleicht willensschwach? Wer bestimmt denn bei euch, wo's lang geht?? Diese Fragen sind jetzt sehr wichtig, denn das, was ihr jetzt als Familiensystem etabliert, wird sich auf alle zukünftigen Themen auswirken. Egal ob das Stillen, Gummibärchen, Zähneputzen, Schlafen gehen, Aufräumen .... ist.
Darum empfehle ich dir, mal kurz innezuhalten und dir bewusst zu werden, dass du (und der Papa) die Chefs zuhause sein müssen. Und ich meine wirklich "müssen", weil eure Maus es braucht, dass sie klare Grenzen sieht und auch merkt, dass ihr beiden in der Lage seid, diese zu halten. Denn wenn ihr es schon nicht schafft, woher soll sie dann den Mut nehmen zu glauben, dass sie es schaffen könnte?
Ich denke, es braucht gar kein komplettes Abstillen. Es braucht klare Vorgaben und dann eine Mama, die keine Schuldgefühle bekommt, wenn sie ihre Entscheidung durchsetzt.
Du bist doch trotzdem für dein Kind da, es nimmt doch keinen Schaden, wenn es sich nicht durchsetzen kann gegen dich. Es ist doch alles gut - nur findet sie es nicht lustig und nutzt die Mittel, die sie hat.
Wenn sie schlägt, nehmt sie fest aber liebevoll in den Arm, erklärt ihr, dass schlagen nicht ok ist, dass ihr versteht, dass sie wütend ist, dass ihr sie lieb habt und bei ihr bleibt, bis alles gut ist. Das kann eine ganze Weile dauern, bis sie begreift, dass ihr es dieses Mal wirklich ernst meint, mit der Einschränkung des Stillens, mit dem bei ihr bleiben, mit dem sie lieb haben. Das ist nicht brutal!
Ich würde also erst einmal eine stillfreie Zeit in der Nacht festlegen, am besten mit einem für sie erkennbaren Zeichen (zB einem über Zeitschaltuhr gesteuerten Nachtlicht, an das sie nicht dran kommt. Wenn es leuchtet, darf sie stillen - und du kannst sie auch daran erinnern, dass jetzt Stillzeit ist.).
Danach oder auch parallel dazu erklärst du ihr, dass nur noch zuhause gestillt wird. Plane deine Woche so, dass ihr so wenig wie möglich weg müsst. Fängt sie unterwegs das Toben an, nimm sie fest aber liebevoll in den Arm und suche dir einen Ort, wo ihr möglichst ungestört seid - das kann bedeuten, dass du aus dem Bus aussteigst oder die Artzpraxis verlässt, wo du gerade wartest, oder aus dem Supermarkt gehst bis sie sich beruhigt hat.
Wenn du deine Umgebung entsprechend informierst, vielleicht auch eine Freundin dir zur Seite steht, die "dumme Fragen" von Außenstehenden beantwortet, wird es dir vielleicht leichter fallen, wirklich gelassen und liebevoll zu bleiben, während deine Maus wütet und tobt.
DEINE GELASSENHEIT UND INNERE ÜBERZEUGUNG SIND DAS A UND O.
Möglich wäre auch, dass du dir in einer Beratungsstelle Unterstützung holst. Die Fachleute da werden sich anhören, wie dein Plan aussieht, wo es dir schwer fällt und dir Empfehlungen geben, wie es klappen kann.
Scheue dich nicht, es ist keine Schande, wenn man beim ersten Baby diese Erfahrungen erst machen muss. Wer hat uns schon beigebracht, wie es liebevoll und gut geht? Im Regelfall heißt es doch nur lapidar: Dann lass sie schreien - und allein in ihrem Zimmer. Und DAS ist wirklich brutal und falsch. SIe liebevoll zu begleiten ist LIEBE und ihr profitiert ein Leben lang davon.
Ich hoffe, das war jetzt nicht zu lang und klingt nicht zu "streng". Drücke dir fest die Daumen!!
LIeben Gruß,
Kristina
von
Kristina Wrede
am 23.02.2018