Frage: Was soll ich tun?

Hallo liebe Stillberaterinnen, mein Sohn ist jetzt 4,5 Monate alt. Ich stille ihn voll und genieße das eigentlich sehr. Leider ist er tagsüber sehr unruhig an der Brust. Er trink immer sehr hastig. Anfangs verschluckt er sich, und er muss viel und oft bäuern. Dieser Tage beißt er auch in die Brustwarze und zieht sie wiederholt zu den Seiten in die Länge. AUA! Ich glaube, er ärgert sich darüber, dass die Brust leer ist. (Wenn ich drücke, kommt kaum was raus.) Nachts scheint ihn das nicht zu kümmern. Er trinkt manchmal auch 3-4 Mal in der Nacht, aber dann oft beide Brüste und schläft dann zufrieden ein. Mich stört das nächtliche Stillen nicht. Doch habe ich das Gefühl, dass er damit den "Mangel" vom Tag aufholt. Kann das sein? Hinzu kommt, dass er uns bei den Mahlzeiten das Essen aus dem Mund guckt. Wenn er was probieren darf (Gurke oder Apfel lutschen), wird er ganz gierig. Es ist einleuchtend, dass die zweiten Kinder schneller in solchen Dingen sind. Aber ich tue mich wirklich schwer damit, ihn jetzt schon umzustellen. Ich habe Sorge, dass dann die knappe Milch noch weniger wird, und das Stillen aprupt ein Ende hat. Und ja, ich weiß, dass man sich auf das Baby einstellen soll. Aber ich frage mich, ob seine nicht auch die Reaktion auf die geringe Milchmenge ist. Die schwankt bei mir nämlich sehr. Keine Ahnung, warum. Es ist ja auch nicht jeder Tag gleich: Mal wenig, mal weniger Ruhe... :-) Was soll ich tun, um den Bedürfnissen meines Sohnes gerecht zu werden? Ich möchte ihn so gern noch eine Weile stillen, aber er ist derart unruhig dabei, dass ich nicht weiß, was ich tun soll. Für Ratschläge wäre ich überaus dankbar! Vielen Dank schon mal und viele Grüße Mammina

von mammina_79 am 15.02.2012, 23:32



Antwort auf: Was soll ich tun?

Liebe Mammina, ich denke nicht, dass das Kind beißt, weil es keine Milch bekommt. Die Vorstellung, dass die Brust (ähnlich wie eine Flasche) nach dem Stillen leer ist und erst wieder aufgefüllt werden muss, ist so nicht richtig. Zwar wird zwischen den Stillmahlzeiten Milch produziert, der Hauptanteil der Milch wird jedoch erst während des Stillens gebildet. Das Saugen des Kindes gibt das entsprechende Signal zur Milchbildung, der Milchspendereflex wird dann ausgelöst. Deshalb ist es auch falsch zwischen den Stillmahlzeiten eine längere Pause einzulegen, damit sich die Milch in der Brust sammelt, sondern es muss häufiger angelegt werden, um die Milchmenge zu steigern. Für dieses Verhalten kann es eine Vielzahl von Gründen geben und ohne weitere Angaben und ohne euch sehen zu können, bin ich auf's Raten angewiesen. Eine Möglichkeit ist die, dass der Kleine gelernt hat schnell zu trinken und schlicht satt ist. Bekommt der Kleine einen Schnuller oder eine gelegentliche Flasche? Dann könnte eine Saugverwirrung vorliegen (es ist typisch, dass saugverwirrte Babys in der Nacht problemlos trinken!). Eine Saugverwirrung entsteht, wenn ein Kind mit dem Wechsel zwischen den Trinktechniken an Brust und künstlichem Sauger (dazu gehören Flaschensauger, Schnuller und Stillhütchen) nicht zurecht kommt und dann die Brust schlussendlich sogar verweigern kann. Das ist ein ernsthaftes Stillproblem, das schon viele Sorgen und Tränen bei Müttern und Kindern verursacht hat. Doch eine Saugverwirrung kann überwunden werden. Dabei ist es die erste Maßnahme, dass sämtliche künstlichen Sauger weggelassen werden. In leichteren Fällen kann dies schon ausreichen. Manche Kinder reagieren auch so auf einen starken Milchspendereflex. Dann schießt die Milch geradezu aus der Brust und damit kommen nicht alle Kinder zurecht. Es kann auch sein, dass das Kind sehr leicht ablenkbar ist. Bei Babys, die in einer der Phasen sind, in denen sie besonders leicht ablenkbar sind, hat sich bewährt, sich zum Stillen mit dem Baby in eine ruhige und ablenkungsarme, "langweilige", eventuell auch abgedunkelte Umgebung zurückzuziehen. Am besten wenden Sie sich einmal an eine Kollegin vor Ort und besprechen Ihre Situation in aller Ruhe mit ihr. Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 16.02.2012



Antwort auf: Was soll ich tun?

Vielen Dank für die nette Antwort. Es kann natürlich sein, dass er schnell satt ist, weil er ja auch sehr hastig trinkt. Aber wenn eine Saugverwirrung vorläge, habe ich doch einige Fragen: 1. Kann es sein, dass das dann phasenweise ist? 2. Mein Sohn ist ziemlich schnullerfixiert. Wie soll das funktionieren? Er beruhigt sich oft kaum ohne das (blöde) Ding. Selbst durch kuscheln und wiegen nicht. Sind da seine Finger der richtige Ersatz? Diese Fragen brennen mir noch auf der Seele. Für eine kurze Antwort wäre ich sehr dankbar. Viele Grüße Mammina

von mammina_79 am 16.02.2012, 17:45



Antwort auf: Was soll ich tun?

Liebe Mammina, ja, bei einer Saugverwirrung kommt es vor, dass das Kind nur phasenweise streikt, meist klappt es im Halbschlaf am besten. Der Schnuller ist nicht die einzige Möglichkeit, ein aufgebrachtes oder sonstwie unruhiges Kind zu beruhigen, es gibt auch Alternativen. • Das Kind kann getragen werden. Durch das Tragen wird das Bedürfnis des Kindes nach Körperkontakt, Geborgenheit, Wärme und Nähe gestillt und mit einem gut gebundenen Tragetuch hat man mindestens eine Hand frei, um andere Dinge zu tun. • Das Kind kann gebündelt werden. Das Bündeln gibt dem Baby das Gefühl von Geborgenheit und lässt es seinen Körper und seine Grenzen spüren. Das Gefühl von Begrenzung hilft dem Kind sich sicher zu fühlen. • Man kann ein Nest bauen. Auch hier ist die Begrenzung der springende Punkt, der dem Kind Geborgenheit vermittelt. • Massage, eine warmes Bad oder auch ein warmes Körnerkissen können beruhigend wirken. Schaukelbewegungen (Wiege, Hängematte, Schaukelstuhl, mit Tragetuch spazieren gehen, Kinderwagen), monotone Geräusche (Staubsaugen, Auto fahren), beruhigende Musik, Singen und Tanzen mit dem Baby und auch der Schutz vor Überreizung (viele Besucher, Fernseher) helfen einem Kind sich zu beruhigen. Als Saugersatz bietet sich ein Finger (von Kind oder Vater oder Mutter) oder eventuell auch ein Lutschetuch an. Schnuller sind auch nicht „kiefergerecht“, wie es immer wieder behauptet wird. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 16.02.2012