Anele0817
Hallo Frau Welter, ich wende mich mit folgendem Problem an Sie und habe die Hoffnung, dass Sie vielleicht noch eine Idee haben. Meine Tochter ist inzwischen 5 Monate alt. Im Krankenhaus bekam sie nach der Entbindung leider schnell Pre Nahrung mit der Flasche, weil sie aufgrund meines SS Diabetes einen einzigen auffälligen Zuckerwert hatte Schwestern eine Verlegung auf die Intensivstation vermeiden wollten. Mit Gabe der Flasche war das Stillen leider vorbei. Meine Tochter schrie die Brust nur noch an. Zuhause empfahl mor meine Hebamme dann, ein Stillhütchen zu verwenden. Damit nahm sie die Brust tatsächlich an, ich war überglücklich und alle Probleme schienen gelöst. Es zeigte sich dann aber, dass meine Tochter Gewicht verlor und trotz viel Milch diese anscheinend nicht aus der Brust entleeren konnte. Meine Hebamme empfahl mir dann, die Milch abzupumpen und ihr zu verfüttern, damit sie nicht weiter abnimmt. Und so mache ich das seit 5 Monaten bis heute. Ich muss jede Mahlzeit abpumpen. Ich pumpe meist 250ml für eine Mahlzeit, die meine Tochter auch komplett trinkt. Vorher stille ich sie immer, aber sie kann trotz voller Brust die Milch einfach nicht entleeren. Die Tatsache, dass ich im Anschluss jeweils 250ml abpumpe, welche sie komplett teinkt, zwigt ja auch, dass sie vorher kaum etwas aus der Brust getrunken haben kann. Es macht mich so traurig, dass ich paradoxerweise, trotz viel Milch, diese aus der Brust pumpen muss, um sie anschließend zu verfüttern. Ich habe bereits versucht, das Stillhütchen abzugewöhnen, aber sie schreit die Brust nur an und dockt erst wieder an, sobald das Stillen drauf ist. Meinen älteren Sohn habe ich 3 Jahre gestillt und wir hatten eine wunderschöne Stillbeziehung. Es gab nie Probleme beim Stillen. Die Situation jetzt macht mich sehr traurig und fordert mich sehr, weil das Prozedere mot erst Stillen, dann abpumpen, verfüttern und alles wieder reinigen so zeitintensiv ist. Haben Sie eventuell noch eine Idee, wie ich es schaffen könnte, dass sie richtig aus der Brust trinkt? Herzlichen Dank
Liebe Anele0817, dein Kind hat nicht gelernt, richtig an der Brust zu trinken und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass du das locker schaffst. Ja, es kann klappen, aber es gibt keine Garantien und es wird viel Geduld brauchen und viel Arbeit. Sehr wichtig ist auch, dass du kompetente Hilfe vor Ort findest, denn eine Kollegin kann dir zusehen beim Stillen, kann dir Tipps geben und dir beistehen. Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen. Ein Baby, das mit der Flasche gefüttert wurde, hat einen sofort einsetzenden, gleichmäßigen Milchfluss kennengelernt. An der Brust reagiert es dann frustriert, weil nicht der von ihm erwartete, sofortige und stetige Milchfluss einsetzt. Du solltest deshalb zunächst auf künstliche Sauger und Flasche verzichten und mit einer alternativen Fütterungsmethode zufüttern. Hast du schon mal von einem Brusternährungsset oder der Becher- Fütterung gehört. Das kann in deinem Falle hilfreich sein und solltest du der Flaschenfütterung vorziehen. Das Brusternährungsset regt zu gutem Saugen an der Brust an, stimuliert die Milchproduktion und vermeidet den Einsatz von Flaschen. Das Brusternährungsset besteht aus einem Behälter für die zugefütterte Flüssigkeit (einem Plastikbeutel oder einer Flasche), der an einer Kordel um den Hals der Mutter hängt und zwischen ihren Brüsten ruht. Eine dünne Schlauchverbindung geht von dem Behälter zur Brust der Mutter, wo der Schlauch so befestigt wird, dass sein Ende etwa sechs Millimeter über die Brustwarze hinausragt. Bei einigen Modellen besteht die Möglichkeit, den Schlauch im Deckel abzuklemmen, um zu verhindern, dass die Milch bereits fließt, bevor das Baby saugt. Es gibt über verschieden dicke Schläuche je dicker der Schlauch, umso schneller fließt die Milch. Welcher Schlauch zum Einsatz kommt, hängt davon ab, wie wirkungsvoll das Baby saugt und welche Zufütterung es benötigt. Ein Brusternährungsset kann in der Apotheke bestellt werden oder über eine Stillberaterin oder die La Leche Liga bezogen werden. In Deutschland wird nur das Brusternährungsset der Firma Medela vertrieben. Bitte wende dich wirklich an eine kompetente Kollegin vor Ort, die Euch sehen kann und so sehr viel gezielter beraten kann! Sie kann das Saugverhalten beurteilen und dir Tipps geben, wie du dein Baby an die Brust führen kannst. Adressen von Stillberaterinnen findest du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Auch ich bin jederzeit für dich da und stehe dir gerne zur Seite! Lieben Gruß Biggi