Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen nachts?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillen nachts?

Steffi1993

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Guten Tag, mein Sohn ist 12 Wochen hatte keinen leichten Start. Es ist so er zeigt keine wirklichen Hunger Zeichen und dockt sich so gut wie nie bin selbst ab…. Ich löse ihn so ca nach 30 Minuten tagsüber. Das ist mal mehr ok … mal weniger ok …. Ganz anfangs hatten wir Wochen wo ich ihn nicht andocken konnte stundenlang aber er hat nicht getrunken….Stillabstand ca 2 Stunden ist das ok? Wäre schön wenn es sich irgendwann von selber lösst, möchte ihm ja nix verwehren… Schwierig ist hauptsächlich nach erst schläft er zwischen zwei bis vier Stunden und dann kommt er alle Stunde und ich kann ihn gar nicht abdocken … extremes Geschrei. Wenn er mal an der Brust einschläft wacht er meist wieder auf wenn ich ihn Abdocke…. Trinkt dann aber schon längst nicht mehr … teilweise Stunde bis einernhalb…. Und dann kommt er ja schon wieder…. So fehlt ihm auch der Schlaf nicht nur mir… was anderes hilft dann kaum… und man weiß irgendwann schon nicht mehr wann er Hunger hat, weil ich auch dann nicht nach der Zeit gehen kann… was kann ich tun….? Und auch tagsüber Danke für die Hilfe bin überfragt Alles liebe Stefanie


Biggi Welter

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Liebe Stefanie, für ein so junges Baby ist es tatsächlich vollkommen normal, dass es „dauernd" trinken möchte. Wenn du bedenkst, dass der Magen deines Babys gerade mal so groß wie ein Tischtennisball ist und sein Organismus auf häufige kleine Mahlzeiten eingestellt ist, dann verstehst du, dass ein Baby dauernd an die Brust mag. Und es ist völlig okay, wenn es dauernd angelegt wird :-). Ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einige, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Während eines Wachstumsschubs kann es durchaus sein, dass ein Baby alle Stunde an die Brust möchte. Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiteneinzuhalten. Im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. Außerdem haben die Babys auch oft Durst bei dieser Hitze. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Wird in dieser Situation zugefüttert, wird der Brust kein erhöhter Bedarf signalisiert und die Milchmenge kann sich auch nicht auf den erhöhten Bedarf einstellen. Das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wird gestört und es kann der Beginn eines unfreiwilligen Abstillens sein. Gib dir und deinem Kind die Zeit, die ihr beide braucht, um euch an das neue Leben zu gewöhnen. Leider ist es in unserer Kultur nicht (mehr) so sehr verbreitet darauf Rücksicht zu nehmen, dass eine Frau, die gerade ein Kind geboren hat, Zeit braucht. Zeit zur Erholung, Zeit zum gemeinsamen Kennenlernen des neuen Menschleins, Zeit ums sich an die ganze Veränderung, die so ein kleiner Erdenbürger mit sich bringt zu gewöhnen. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen und dein Baby ist im typischen Alter. Die Abstände können mit der Zeit durchaus länger werden, aber im Moment solltest du dich nicht verunsichern lassen, du machst nichts falsch - ganz im Gegenteil! Wenn es dir allerdings wirklich so schlecht geht, hole dir bitte Hilfe, nicht du eine Wochenbettdepression bekommst! Bitte geh zum Arzt und bitte ihn darum, dir zunächst eine Haushaltshilfe „zu verschreiben“ (wegen chronischer Erschöpfung), so findest du sicherlich schnell jemanden. Auch brauchst du dann Gespräche mit einem Psychologen, denn du hörst dich wirklich sehr traurig an. Bis dahin versuche, dir die Tage so leicht wie möglich zu machen. Die Tage sind einfacher, wenn das Baby am Alltag teilnehmen kann. Dazu ist ein Tragetuch das optimale Hilfsmittel. Ein Tragetuch ist fast ein Zaubermittel. Das Baby kann die Nähe der Mutter spüren, es wird sich an ihrem Körper beruhigen, Koliken verringern sich, es wird weniger weinen, vielleicht sogar recht gut schlafen und du hast mindestens eine Hand frei (und auch deinen Kopf, weil das Baby wieder ruhiger ist), um andere Dinge zu tun. Versuche es einmal. Eine Autorin nennt dies so schön „Perspektive teilen". Das Tragetuch ermöglicht es dem Kind, am Leben der Familie problemlos teilzunehmen und die Perspektive zu teilen. Viele Kinder brauchen getragen nicht so arg oft die Brust. Lieben Gruß, ich wünsche dir von Herzen, dass du Hilfe bekommst. Biggi


Steffi1993

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Vielen lieben Dank für deine ausführliche und liebe Nachricht. Mir blieb nur nichts wie nach der Uhr zu gehen anfangs da er da gar nicht getrunken hat und nur an der Brust hing und sonst nur geweint hat da dann nicht. War schwierig zu trinken für ihn anfangs aufgrund seiner Thematik. Mittlerweile stille ich voll…. Und es läuft auch ganz gut. Ich kann einfach nicht erkennen wann er wirklich Hunger hat …da er keine Zeichen macht …..und wenn ich ihn nicht Abdocke sitze ich den ganzen Tag. Vor lauter da rum hängen wusste er irgendwann nicht das er da essen darf. Bin dankbar wie es läuft mittlerweile. Und hab etwas Sorge da er durch das ganze nachts auch einfach so wenig schläft ist für ihn ja auch nicht Gut und dann schimpft er los wenn er dann die Brust verliert in der Nacht. Soll sich ja auch nicht daran gewöhnen das das nachts immer so ist. Glg


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe Stefanie, ich würde jetzt einfach mal abwarten. Dein Kind wird jeden Tag reifer und größer und es wird nicht auf Dauer so bleiben, das kann ich dir versprechen! Hast du schon einmal den so genannten Kinn-Trick ausprobiert?
 Dabei legst du, wenn du die Brust dem schlafenden Kind aus dem Mund gezogen hast, einen Finger längs unter die Unterlippe, so dass die Lippe beim "Suchen" einen gewissen Widerstand spürt. Dieser Widerstand wirkt beruhigend auf viele Kleinen, und sie schaffen es sich zu entspannen und eine tiefere Schlaf-Ebene zu erreichen…probiere es mal aus. Lieben Gruß Biggi


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