Frage: Schlafmangel

Hallo, ich wüsste gerne ob die Schlafmangel evtl. die Milchbildung auch beeinflusst. Meine Tochter (8 Wochen alt) ist ein sehr anstrengendes Baby. Sie hat oft spätabends und nachts Blähungen und ggf. Koliken, wie auch immer kann sie irgendwie nicht schlafen. Oft werden wir bis 3 Uhr nachts gequält, damit sie endlich einschläft. Stillen war in der Zeit kaum möglich, da sie nur da zappelt. Wenn ich Pech habe, könnte es auch sein, dass sie mich danach wieder 1-2 stündlich weckt, wegen Stillen oder einfach weil sie getragen werden möchte. Vormittag schläft sie zwar oft aber ich habe ja auch Sachen zu tun, Wäsche, einkaufen etc. Bzgl putzen werde ich eine Putzfrau engagieren da wir selber nicht mehr schaffen. Gegen mittag muss mein älteres Kind (jetzt gerade 2) von der Krippe abgeholt werden, bei zwei kleinen Kindern zu Hause ist Mittagsschlaf oft kaum möglich. Das große Kind will ja auch ständig bespaßt werden und mag nicht alleine spielen. Abends hilft mein Mann mir, trotzdem in worse case kann sein dass ich nicht mal 4 oder 5 Stunden am Tag schlafen kann. :/ Ich fühle mich einfach nur erschöpft und weiß nicht was ich am besten machen soll...

von chantilly16 am 10.07.2018, 19:40



Antwort auf: Schlafmangel

Liebe chantilly16, Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Zwei kleine Kinder sind eine ungeheuere Herausforderung. Doch das zweite Kind weiß nicht, dass es das zweite ist und dass seine Mutter noch ein Geschwisterkind zu versorgen hat und deshalb benimmt es sich wie alle Babys: es will durchschnittlich acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden und es wacht auch in der Nacht regelmäßig auf. Gibt es jemanden in deinem Umfeld, der sich intensiver um das „große Kind" kümmern kann? Eine Oma, Tante, deine beste Freundin oder der Papa? So, dass du dich in der Zeit mit dem Baby ins Bett zurückziehen kannst und schlafen oder ausruhen? Sprich auch mal mit deinem Hausarzt. Wenn du gesetzlich versichert bist, kann er dir eine Haushaltshilfe auf Rezept verschreiben (du musst erklären, dass weder Mann noch Oma den ganzen - oder halben - Tag frei nehmen können um dir zuhause zur Seite zu stehen, das lässt sich meist schaffen!). Solch eine Hilfe kannst du nach Absprache auch nur stundenweise, dafür aber über längere Zeit hinweg, einsetzen, und allein schon die Tatsache, dass du nicht waschen, putzen, bügeln, kochen musst ist eine riesige Erleichterung. Sehr ans Herz legen mag ich euch ein Tragetuch. Denn getragene Säuglinge sind meist pflegeleichtere Säugling, weil sie durch den intensiven Körperkontakt eines ihrer Grundbedürfnisse auf wunderbare Weise befriedigen können. Ein weiterer Vorteil: Auch der Papa kann sich das Baby an den Körper binden und mit ihm schöne lange Spaziergänge machen, während denen das Kleine an seinen Körper gekuschelt schlafen wird. Dies stärkt auch die Bindung zwischen Vater und Kind auf besondere Weise! Wie so ein Tuch optimal gebunden wird können dir die meisten Stillberaterinnen zeigen, darum macht es allein deshalb schon Sinn, mal zu schauen, ob es jemanden in Eurer Nähe gibt! Eine Stillberaterin in deiner Nähe findest du, wenn du hier schaust: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Es kann sein, dass dein Jüngstes gerade den ersten Wachstumsschub durchmacht und das Baby deshalb so oft an die Brust mag. Wachstumsschübe sind Zeiten erhöhter Nachfrage, in denen das Baby sehr oft gestillt werden möchte. Wird das Baby dann auch häufig angelegt (etwa alle zwei Stunden, manchmal sogar noch häufiger), erhält der Körper der Frau das Signal „mehr Milch bilden" und nach ein paar Tagen ist der Spuk vorbei und die Milchmenge hat sich dem Bedarf des Babys wieder angepasst. Stillen funktioniert nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Wenn du jetzt Stillpausen erzwingst, kannst du dieses natürliche Gleichgewicht verhindern, darum empfehlen wir es nicht. Statt dessen raten wir stets zu "Stillen nach Bedarf", also immer, wenn das Baby es möchte. Auch hier hilft ein Tragetuch, denn es ist möglich, während des Tragens zu stillen, so dass du die Hände für das Geschwisterkind frei hast! Fahre den Haushalt radikal zurück. Ungeputzte Fenster verursachen keine Seuchen und nächstes Jahr fragt niemand mehr danach, wie oft Du Fenster geputzt hast, aber eine ausgeruhte Mutter, fühlt sich besser. Tiefkühlgemüse ist nicht giftig und muss nicht geputzt werden. Nicht alles muss wirklich gebügelt werden. Denke immer nur einen Tag weit und nicht "o Gott wie lange wird das noch so weitergehen". Vielleicht findest du ja eine Stillgruppe, der du dich anschließen kannst. Dort sind Mütter, die ähnliches erlebt haben wie du jetzt, und die dir mit ihren Erfahrungen weiterhelfen können. Das tut so unglaublich gut zu erleben, dass es nicht nur einem selbst so geht, sondern dass auch andere Mütter diese Momente der Hoffnungslosigkeit oder Überforderung kennen, und dass es eben nicht so ist, dass man selbst etwas "falsch" macht, sondern dass diese Phasen tatsächlich extrem anstrengend SIND. Ich wünsche dir bald wieder ruhigere Zeiten und hoffe, es war ein Hinweis dabei, der dir weiterhilft. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 10.07.2018