Frage: Nahrungsmittelallergie und Stillen

Liebe Biggi, bei meiner ein Jahr alten Tochter wurde eine allegie gegen Weizen, Roggen und Kuhmilch festgestellt. Derzeit stille ich noch Morgens und Abends sowie bei Bedarf auch Nachts. Der Kinderarzt meinte, dass ich für den Zeitraum, in dem ich weiterhin stille, ebenfalls alle oben genannten allergieauslösenden Nahrungsmittel meiden müsse. Er geht dabei davon aus, dass ich abstillen sollte. Ich frage mich jetzt tatsächlich, ob es nicht besser ist abzustillen und die Milchmahlzeiten meiner Tochter durch Ziegenmilch zu ersetzen, weil ich befürchte, dass ich mich bei einer solchen Diät nicht mehr ausgewogen ernähren kann, da ich 30 Stunden die Woche arbeite. Um die Diät zu halten bliebe mir fürs Büro nur die Variante Brot, aber abends warm essen ist nicht möglich, wenn ich eine gemeinsame Mahlzeit mit meiner tochter einnehmen möchte, da sie abends immer sehr unausgeglichen bzw. müde ist (möchte getragen werden oder spielen) und ich dann nur kochen könnte wenn ich sie schreien lasse (was es ja auch nicht sein kann). Mein mann kommt leider immer erst sehr spät nach hause, sodass hier auch keine hilfe zu erwarten ist. Es wäre nett , wenn ich mal Deine Meinung zu dem Problem hören könnte, da ich im Augenblick noch ziemlich unschlüssig bin, was ich nun machen soll. Liebe Grüße Carola

Mitglied inaktiv - 10.02.2003, 21:45



Antwort auf: Nahrungsmittelallergie und Stillen

? Liebe Carola, wie wurde denn die Allergie deines Kindes festgestellt? Leider erlebe ich nämlich immer wieder, dass da angebliche Allergien diagnostiziert werden, die gar nicht vorliegen. Deshalb wäre hier unter Umständen eine zweite ärztliche Meinung nicht falsch. Setz dich doch mal mit einer Ernährungsberaterin zusammen und besprich mit ihr, wie Du dich ausgewogen ernähren kannst und dabei auf die genannten Nahrungsmittel verzichtest. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es da Möglichkeiten gibt, so dass Du nicht abstillen musst, wenn Du es nicht willst. Ziegenmilch ist keine wirkliche Alternative. Lies dir dazu mal den unten angehängten Artikel durch. Was da abendliche Kochen betrifft, so könntest Du Mahlzeiten vorbereiten (zum Beispiel am Abend, wenn deine Kleine bereits schläft oder am Wochenende für mehrere Mahlzeiten im Voraus) so dass Du nicht mehr viel echte „Kocharbeit" hast. LLLiebe Grüße Biggi Wenn keine oder nicht genügend Muttermilch zur Verfügung steht Denise Both, IBCLC Als Stillberaterinnen ist es unser Ziel, Müttern und Kindern zu einer befriedigenden Stillbeziehung zu verhelfen. Selbstverständlich ist es wünschenswert, dass dabei das volle Stillen des jungen Säuglings erreicht wird, doch nicht immer ist dies möglich und (auch das müssen wir akzeptieren) nicht immer will eine Frau ihr Baby in den ersten sechs Monaten ausschließlich mit Muttermilch ernähren. Wenn keine oder nicht genügend Muttermilch zur Verfügung steht, welche Nahrung sollte dann für das Kind verwendet werden? Die WHO und UNICEF listen eine klare Rangfolge der verschiedenen Ernährungsformen für Säuglinge auf: 1. direktes Stillen des Kindes durch die Mutter 2. abgepumpte Milch der eigenen Mutter 3. abgepumpte Milch einer Spenderin 4. künstliche Säuglingsnahrung Über die ersten beiden Punkte dürfte es keine Diskussionen geben und die an Nummer drei gesetzte Möglichkeit stößt, insbesondere in Deutschland, an Grenzen, da es nur wenige Milchbanken und sicher nicht genügend Spendermilch für alle nicht oder nicht voll gestillten Babys gibt. Debatten ergeben sich über die vierte Möglichkeit. Immer wieder wird die Frage gestellt, ob künstliche Säuglingsnahrung nicht durch die Milch anderer Säugelebewesen (Kuh, Schaf, Stute, Ziege) oder sogenannte „Pflanzenmilch" ersetzt werden könne. Weltanschauliche oder finanzielle Gründe oder das diffuse Gefühl dem Kind „keine Chemie" zumuten zu wollen, können hinter dieser Frage stecken. Manche Eltern mit einem Kind mit hoher allergischer Disposition oder bereits nachgewiesener Kuhmilchallergie hoffen auch, auf diese Weise das Allergieproblem umgehen zu können. Es muss jedoch ganz klar gesagt werden, dass jede Milch einer anderen Art artfremdes Eiweiß enthält und deshalb Allergien hervorrufen kann. Dazu kommt, dass abgesehen davon, dass die Selbstherstellung von Säuglingsmilch generell nicht empfehlenswert ist, gravierende ernährungsphysiologische Argumente gegen die Verwendung dieser Milcharten für Säuglinge sprechen. Kuhvollmilch Kuhvollmilch als Alternative zur künstlichen Säuglingsnahrung ist während des gesamten ersten Lebensjahres nicht empfehlenswert. Der hohe Eiweiß- und Mineralstoffgehalt führt zu einer erhöhten Belastung der kindlichen Nieren und es fehlen die der künstlichen Säuglingsnahrung zugesetzten Nährstoffe wie z.B. Eisen, Jod und Vitamine. Erhält ein Baby Kuhmilch statt künstlicher Säuglingsnahrung besteht ein erhöhtes Risiko für Eisenmangel und einige Babys haben zudem einen erhöhten Blutverlust über den Darm. Bei Kleinkindern besteht dieses Risiko in der Regel nicht mehr. Pasteurisierte oder ultrahocherhitzte Kuhvollmilch ist deshalb erst nach dem ersten Geburtstag zu empfehlen. Milch mit verringertem Fettgehalt (fettarme, teilentrahmte oder Magermilch) hat für Säuglinge einen zu geringen Fettgehalt, Rohmilch ist aufgrund der hygienischen Risiken für Säuglinge und Kleinkinder nicht empfehlenswert. Ziegenmilch Ziegenmilch ist in Hinblick auf die meisten Nährstoffe der Kuhmilch recht ähnlich. Ein großes Problem besteht jedoch in dem Mangel an Folsäure und Vitamin B12 . Deshalb birgt die Verwendung von Ziegenmilch oder selbst hergestellter Säuglingsnahrung auf der Basis von Ziegenmilch die Gefahr einer Folsäuremangelanämie. Bei einer lakto-ovo-vegetarischen Ernährung ist Ziegenmilch ebenfalls aufgrund des geringen B12–Gehaltes nicht zu empfehlen. Zur Vorbeugung oder Behandlung einer Kuhmilchallergie ist Ziegenmilch nicht geeignet, da die Proteinbestandteile von Kuhmilch und Ziegenmilch einander sehr ähnlich sind. Menschen mit einer Kuhmilchallergie reagieren in sehr vielen Fällen auch auf Ziegenmilch mit einer Allergie. Schafmilch Schafmilch hat im Verhältnis zum Muttermilch einen deutlich höheren Energie-, Eiweiß-, Fett- und Mineralstoffgehalt. Die Eiweißbestandteile ähneln der von Kuh- und Ziegenmilch, so dass Schafmilch nicht zur Allergievorbeugung geeignet ist. Stutenmilch Auch wenn Stutenmilch aus ernährungsphysiologischer Sicht der Muttermilch von allen anderen Tiermilchen am ähnlichsten ist, so ist ihre allgemeine Verwendung als Muttermilchersatzprodukt nicht empfehlenswert. Der niedrige Energiegehalt müsste ausgeglichen werden, der Mineralgehalt ist nicht den Bedürfnissen des Säuglings angepasst und auch hier besteht das Risiko einer schnellen Allergieentwicklung. „Pflanzenmilch" Da etwa ein Viertel aller Menschen mit einer Kuhmilchallergie auch auf Sojaeiweiß reagieren sind Sojanahrungen ebenfalls nur eingeschränkt verwendbar. Die gelegentlich empfohlenen pflanzlichen Zubereitungen wie Mandelmilch, Reismilch, Sesammilch usw. sind genau wie „normale", nicht speziell für Säuglinge hergestellte Sojanahrungen, für Säuglinge nicht geeignet. Ihr Nährstoffgehalt ist nicht auf die Bedürfnisse des Säuglings abgestimmt und aufgrund der geringen biologischen Wertigkeit der Pflanzenproteine sowie des Mangels an bestimmten Mineralien und Vitaminen, kann es zu Wachstums- und Entwicklungsstörungen und zum Teil nicht wieder reparablen Mangelerscheinungen kommen. Grundsätzlich ist industriell hergestellt Säuglingsmilch, HA-Nahrung zur Allergieprävention bei entsprechend disponierten Babys oder eine stark hydrolisierte Spezialnahrung bei bereits nachgewiesener Kuhmilcheiweißallergie der Milch anderer Säugelebewesen vorzuziehen. Zitat aus Manz, F., Kersting, M.: „Die richtige Milch für nicht gestillte Säuglinge", Forschungsinstitut für Kinderernährung Dortmund an der Universität Witten/Herdecke: · „Industrielle Säuglingsmilchnahrung ist während des gesamten ersten Lebensjahres für nicht gestillte Säuglingen zu empfehlen. · Ein Übergang auf eine Folgenahrung ist nicht zwingend. · Selbsthergestellte Säuglingsmilch ist heute qualitativ unbefriedigend. · Jede Art von Tiermilch weist gravierende spezifische Probleme auf · Milchartige Pflanzennahrungen sind mit Ausnahme spezieller Sojanahrungen für Säuglinge ungeeignet." Quellen Alexy, U. u. M. Kersting: Ernährung mit Ziegenmilch beim Säugling und Kleinkind. Pädiat. Prax. 55, 227-228(1998/99) Elmadfa, I. Aign, W., Muskat, E.,Fritzsche, D.: Die große GU-Nährwert-Tabelle Neuausgabe 2002/2003 EU-Infobrief Gesundheit 5 (2000) 8-9 European Society for Paediatric Allergology and Clinical Immunology and the European Society for Paediatric Gastroenterology, Hepatology and Nutrition: Dietary products used in infants for treatment and prevention of food allergy. Arch Dis Child 81, 80-84(1999) Forschungsinstitut für Kinderernährung: Empfehlungen für die Ernährung von Säuglingen. AID, Bonn, und DGE, Frankfurt (Hrsg.), 2000. Forschungsinstitut für Kinderernährung: Empfehlungen für die Ernährung bei Kuhmilcheiweißallergie. Förderergesellschaft Kinderernährung Dortmund 1994 Lawrence, R.A., Lawrence, R.M.: Breastfeeding: a Guide for the Medical Profession, 5th ed. 1999 Madeleyn, R.: Alternative Säuglingsernährung. Monatsschr Kinderheilkd 144, 239-244(1996) Manz, F., Kersting, M.: Die richtige Milch für nicht gestillte Säuglinge, Forschungsinstitut für Kinderernährung Dortmund an der Universität Witten/Herdecke Kinderärztliche Praxis, Sonderheft Säuglingsernährung (2000) 25-29 Souci, S.W., W. Fachmann u. H. Kraut: Die Zusammensetzung der Lebensmittel, Nährwerttabellen, 5. Aufl. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1994. UNICEF, Facts for Life – Breastfeeding, 1993

von Biggi Welter am 11.02.2003



Antwort auf: Nahrungsmittelallergie und Stillen

Hallo Carola, ich mische mich mal ungefragt ein. Ich bin auch allergisch gegen Kuhmilch (und Nüsse, Soja, Sellerie, rohes Steinobst ...usw.) also gegen sehr vieles. Ich habe Thilo 12 Monate voll gestillt und immer noch häufig. Er ist bis jetzt allergiefrei, bekommt aber keine Kuhmilch (Buchtip: Der Murks mit der Milch von Dr. Bruker, danach rührst Du keine Milch mehr an, der sogenannte Gesundheitswert ist von der Milch- und Werbewirtschaft absolut übertrieben). Du kannst Dich und Dein Kind sehr gesund und vielseitig auch ohne Milchprodukte ernähren!! Im Reformhaus od. Bioladen gibt es 1000 vegetarische bzw. vegane Produkte, reine Dinkelbrote etwa (bei Weizenallergie). Du kannst die Milch durch Reisdrink ersetzen (ich backe und koche sogar damit). Bei Sojadrink vorsichtig sein, da es bei Milchallergikern (auch bei mir) allergieauslösend wirkt. Das Einzige was bei milchfreier Ernährung weniger zugeführt wird ist Kalzium. Bei häufigem Konsum von grünem Gemüse (Brokkoli!) sowie Sesam, Mandelmus und Kalziumreichem Mineralwasser (Gerolsteiner) etc. ist das kein Problem, um ganz sicher zu gehen könntet ihr aber auch einmal am Tag eine Brausetablette Calc. trinken (mögen auch Kinder gern). Dabei am besten Calc/Magnesium kombinieren, da es dann besser verwertet wird. Alles Gute

Mitglied inaktiv - 10.02.2003, 22:09



Antwort auf: Nahrungsmittelallergie und Stillen

Liebe Biggi, danke für Deine Antwort. Die Allergie bei meiner Tochter wurde vom Kinderarzt (Homöopath) mittels Elektroresonanzanalyse (glaube so hieß das) festgestellt. Außerdem hat sie an den Beinen und im Gesicht Hautausschlag, an dem Sie auch mächtig kratzt. Zudem ist Sie durch meinen Mann (Heuschnupfen) und den Großvater (Neurodermitis, Tierhaarallergie, Asthma und Heuschnupfen) ziemlich vorbelastet. Das mit dem Vorkochen ist zwar keine schlechte Idee, aber auch nicht die Lösung, wenn ich jeden abend vorkoche, komme ich ja zu nichts anderem mehr (Haushalt usw.) da ich ja auch das Essen für die Kinderkrippe vorbereiten und Brot backen muss (das Brot aus dem Reformhaus schmeckt leider ziemlich scheußlich). Liebe Grüße Carola

Mitglied inaktiv - 11.02.2003, 20:45



Antwort auf: Nahrungsmittelallergie und Stillen

? Liebe Carola, ich nehme an, dass wohl Bioresonanz gemeint sein dürfte. Dies ist eine Methode aus der alternativen Medizin, die nicht unumstritten ist. Alternative Heilmethoden haben sicher ihre Berechtigung und können vieles leisten. Dennoch: Ehe Du jetzt wirklich so einschneidende Änderungen in deinem Leben und Alltag durchführst, würde ich eine zweite Meinung eines anderen Arztes einholen. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 12.02.2003