Guten Abend,
habe eine Frage zu meiner Tochter, genau 4 Wochen alt. Ihr Geburtsgewicht lag bei 3970g bei einer Länge von 54 cm. Jetzt einen Monat später wiegt sie bereits 5 Kilo. Da sie sehr, sehr viel spuckt, tlw mehrfach hintereinander größere Mengen, manchmal direkt nach dem Stillen, manchmal auch erst eine Stunde später, oft läuft ihr das " Angedaute" auch einfach aus dem Mund, geht meine Nachsorgehebamme davon aus, dass sie einfach zu viel trinkt, sie quasi "überläuft",ihr Gewicht aber trotzdem zu stark ansteigen läßt. Oft möchte sie nach 2 Stunden wieder trinken, mittlerweile hält sie aber auch schonmal 3 oder 4 STunden (letzteres nachts) aus.
Die Hebamme empfahl mir mit Hilfe von Fencheltee die Stillabstände auf 3 STunden zu dehnen, da sie glaubt, sie würde sonst zu rasch zuviel zunehmen, und das viele Spucken sei ein Indiz dafür, dass sie zuviel trinkt.Sie trinkt sehr zügig, oft nur auf einer Seite, dock ich sie frühzeitig ab, will sie oft nicht noch an die andere Seite, kommt dann aber auch entsprechend früher zur nächsten Mahlzeit.
Was meint ihr? Hälst Du es für sinnvoll mit dem Fencheltee zu experimentieren und ist das viele Spucken tatsächlich Anzeichen dafür, dass sie zuviel trinkt? Eigentlich denk ich ja, dass sie, selbst wenn sie jetzt weiterhin so zunimmt, es spätetsens im Laufalter wieder abläuft, bin aber natürlich auch verunsichert.
Danke für Eure ANtwort
Marona
von
marona
am 04.07.2013, 22:12
Antwort auf:
Fencheltee statt Stillen?
Liebe Marona,
bitte gib keinen Tee!
Ein gesundes, voll gestilltes Kind braucht keinen Tee (und wenn es welchen bekommt, dann ist es nicht mehr voll gestillt). Tee ist ein Arzneimittel und ein gesundes Kind braucht keine Medikamente. Tee kann nicht nur unerwartete Nebenwirkungen mit sich bringen (da Tees nun einmal eine Arzneiwirkung haben, haben sie auch Nebenwirkungen), sondern auch zu Problemen wie Gedeihstörungen (das Baby erhält eine kalorienarme oder kalorienfreie Flüssigkeit, die den Magen füllt und so verhindern kann, dass es oft genug an der Brust trinkt) oder auch Saugverwirrung (wenn der Tee mit der Flasche gegeben wird) führen und sogar das Abstillen einleiten. Alle Flüssigkeit, die ein voll gestilltes Baby braucht, bekommt es an der Brust (auch bei heißem Wetter, Beduinenfrauen geben auch weder Tee noch Wasser). Eine Studie in den Tropen ergab sogar, dass vollgestillte Kinder mehr Flüssigkeit aufnahmen als die Kinder, die zusätzliche Flüssigkeit bekamen (Sachdev, Krishna, Puri et al., 1991).
Babys gibt es in verschiedenen Größen und die Bandbreite ist da sehr groß. Wie ein Kind als Baby aussieht, sagt auch nichts darüber aus, wie es später als Erwachsener aussehen wird.
Die Statur der Kinder ist genetisch festgelegt und bei einem Kind das nach Bedarf gestillt wird, ist nicht zu befürchten, dass dadurch der Grundstein für ein späteres Problem mit Übergewicht gelegt wird. Im Gegenteil, Stillen schützt vor Übergewicht.
Das heißt jedoch nicht, dass nicht auch ein gestilltes Baby zwischendurch wie ein kleiner Buddha aussehen kann.
Im Gegensatz zur (industriell) stark weiterverarbeiteten Nahrung enthält Muttermilch keine leeren Kalorien. Es gibt keinen Beweis dafür, dass ein gestilltes Kind, das rasch zunimmt, als Erwachsener Gewichtsprobleme haben wird. Im Gegenteil es gibt mehrere Untersuchungen, die zeigen, dass Stillen eindeutig vor Übergewicht schützt und dass dieser Schutz nicht nur im Kindesalter sondern auch beim Erwachsenen anhält.
Das Fett, das sich in der relativ passiven Phase vor dem Krabbelalter möglicherweise ansammelt, stellt einen Vorrat für die sehr aktive Phase dar, in der das quirlige Krabbelkind keine Zeit zum Essen haben will. Im Alter von ein bis zwei Jahren werden die Kinder, die schnell zugenommen haben, gewöhnlich von alleine schlanker.
Gerade Kinder, die nach Bedarf gestillt werden, behalten ein gutes Gefühl dafür, wann sie satt sind, denn sie entscheiden ja selbst, wann und wieviel sie trinken.
Also keine Sorge, durch das Stillen nach Bedarf wird sicher nicht den Grundstein für spätere Gewichtsprobleme gelegt.
Babys sind an zwei Stellen undicht oben und unten : ).
Wenn ein Kind beim Aufstoßen etwas Milch mit hoch bringt, dann liegt das meist
daran, dass es beim Trinken Luft geschluckt hat und sich im Magen unter der Milch
eine Luftblase gebildet hat. Sobald die Luft aus dieser „Blase“ ihren Weg nach oben
findet, nimmt sie einen Teil der Milch mit, die über ihr lag. Manchmal trinkt ein Baby
auch mehr, als sein kleiner Magen verkraften kann, auch dann kann ein Teil der Milch
wieder hochkommen.
Das ist nicht besorgniserregend. Das Spucken von Babys ist ohnehin in den meisten
Fällen ein Wäscheproblem und kein medizinisches Problem. Solange das Kind gut
zunimmt und gedeiht, besteht normalerweise kein Anlass zur Sorge. Problematisch
wäre immer wieder (immer häufiger) auftretendes schwallweises Spucken in hohem
Bogen, verbunden mit zu geringer Gewichtszunahme oder sogar einer
Gewichtsabnahme.
Das Spucken sieht auch für die Erwachsenen sehr viel unangenehmer aus, als es für das Baby ist.
Nach einiger Zeit verliert sich das Spucken bei den meisten Babys und die Waschmaschine
kann wieder weniger in Anspruch genommen werden. Meist wird es etwa mit drei Monaten
besser, eine Garantie gibt es jedoch nicht. Dein Baby sollte (ausgehende vom niedrigsten
Gewicht) durchschnittlich pro Woche mindestens 150 g zunehmen.
Haben Babys Spuckprobleme, wird empfohlen, sie während und nach den Mahlzeiten
aufrecht zu halten, sie häufig aufstoßen zu lassen und sie häufig, aber für kürzere Zeit
anzulegen. Manchmal liegt das Spucken wirklich daran, dass die Babys zu hastig trinken.
Es ist ganz normal, dass Babys am späten Nachmittag und Abend häufiger gestillt werden wollen.
Wichtig ist, dass Du auf absolut korrektes Anlegen und Ansaugen achtest, damit dein Baby
möglichst wenig Luft schluckt und dass Du selbst es schaffst möglichst die Ruhe zu bewahren. Je
unruhiger die Mutter, umso unruhiger sind auch die Babys.
Ein Baby sollte auch nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einige, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am Besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Während eines Wachstumsschubs kann es durchaus sein, dass ein Baby alle Stunde an die Brust möchte.
Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiten einzuhalten. Im Extermfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch.
So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen.
Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, das die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht.
Lass dich nicht verunsichern, Du machst alles richtig :-).
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 04.07.2013
Antwort auf:
Fencheltee statt Stillen?
Um Gottes Willen,.. Dass sowas von ner Hebamme kommt!?!? Speikinder sind gedeihkinder - das war bei uns auch!! Lass die einmal richtig krank werden, dann biste froh dass se weng mehr hat. Lass doch mal nen Ultraschall vom Magen machen. Dann weißt du ob ihr Magen nicht ganz schließt u brauchst dir keinen Kopf machen! Behandeln braucht man das nicht solang das Kind gedeiht! Mit der beikosteinfühhrung wird's meist besser, bei uns auch! Die stillberaterinnen hier sind echt toll, beherzig die Ratschläge. Ein stillbaby überfrisst sich nicht!
von
foolish
am 05.07.2013, 00:34
Antwort auf:
Fencheltee statt Stillen?
Vielen Dank für Deine umfangreiche Antwort. Entspricht genau meinem Gefühl! Jetzt muß ich aber nochmal konkreter nachfragen:
Was rätst Du mir wie lange ich sie maximal pro Seite anlegen soll?
Ich habe auch sehr viel Milch, ist das bergaufstillen in diesem Fall sinnvoll, um dem Spucken ein bißchen beizukommen?
Nachts stille ich gerne im Liegen. Schlafen dann meist gleich weiter, so dass das Bäuerchen ausfällt. Eher ungünstig?
Du schreibst das das Stillen in aufrechter Position günstig ist, geht das schon bei so kleinen Säuglingen?
Vielen Dank nochmal für die Beatwortung meiner Fragen
Marona
von
marona
am 05.07.2013, 10:48