Frage: baby wägen

Ich hatte beim ersten Kind Probleme, dass ich zuwenig Milch hatte. Dies wurde leider erst spät erkannt. Nun bin ich wieder schwange und möchte deshalb die ersten 2-3 Wochen hindurch das Kind nach dem Stillen wägen um selber sicherzusein, dass das Kind genug getrunken hat. Nun weiss ich aber nicht, wieviel ein Baby eigentlich zunehmen muss, damit es sicher genug gegessen hat. Früher gab es dazu eine spezielle Ausrechnungsmethode. Kennt die jemand von euch noch?

Mitglied inaktiv - 08.09.2003, 09:56



Antwort auf: baby wägen

? Liebe Claudia, ich kann Ihnen nur dringend davon abraten, Ihr Kind vor und nach jedem Stillen zu wiegen. Denn die Formel „Gewicht des Kindes geteilt durch fünf oder sechs und das Ergebnis wieder geteilt durch sechs" (wenn von sechs Mahlzeiten in 24 Stunden ausgegangen wird) bietet allenfalls einen Anhaltspunkt und nicht mehr. Manche Kinder brauchen mehr, andere weniger und kein Kind trinkt bei jedem Stillen gleich viel, so dass die Mutter unter Umständen vollkommen verzweifelt da steht, wenn ihr Kind nicht die errechnete „Mindestmenge" an der Brust getrunken hat. Außerdem ist es für Mutter und Kind eine Tortur so häufig zu wiegen. Babys hassen es meist auf der wackeligen Waage zu liegen und schreien dort nicht selten und ein Kind, das an der Brust eingeschlafen ist, wird mit ziemlicher Sicherheit auf der Waage dann wieder wach. Nachts bedeutet es, dass Mutter und Kind durch das Wiegen in ihrer Ruhe gestört werden, statt einfach in Ruhe liegen bleiben zu können. Alleine dieser Stress fördert Stillprobleme. Da Babys außerdem nicht kontinuierlich, sondern in Schüben zunehmen, ist auch tägliches Wiegen des Kindes nicht ratsam. In den ersten drei bis vier Monaten liegt die übliche Gewichtszunahme zwischen 113 und 227 Gramm pro Woche. Vom vierten bis sechsten Monat verlangsamt sich die Gewichtszunahme gewöhnlich auf 85 bis 142 Gramm pro Woche, im Alter von sechs Monaten bis zwölf Monaten verringert sie sich auf 42 bis 85 Gramm wöchentlich. Doch das sind Durchschnittswerte und es ist nicht ungewöhnlich, wenn ein Kind mal eine Woche deutlich weniger (oder sogar gar nicht) zunimmt und dann wieder deutlich mehr. Da ist es dann geschickter, statt das Kind ständig zu wiegen, die Windeln zu wiegen. Sammeln Sie die Windeln über einen Zeitraum von 24 Stunden und wiegen Sie sie. Dann wiegen Sie die gleiche Menge trockener Windeln. Nach den allerersten Tagen sollte die Differenz mindestens 300 bis 360 g betragen. Außerdem erkennen Sie, ob Ihr Kind gedeiht an den folgenden Punkten: • mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass „nass" ist, können Sie sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.). • in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal) • eine durchschnittliche wöchentliche Gewichtszunahme von mindestens 110 g pro Woche ausgehend vom niedrigsten Gewicht (mit zunehmendem Alter verringert sich die durchschnittliche Gewichtszunahme), • eine gute Hautfarbe und eine feste Haut, • Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs • ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen. Wenn alle diese Punkte erfüllt sind, können Sie davon ausgehen, dass Ihr Baby genügend Nahrung bekommt und gedeiht. Sollte es wieder Erwarten anders sein, setzen Sie sich am besten mit einer Stillberaterin vor Ort in Verbindung, so dass Sie zusammen mit Stillberaterin und Kinderarzt überlegen können, wie Sie weiter vorgehen. Ich suche Ihnen gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus, wenn Sie mir Wohnort mit Postleitzahl angeben. Um sicher zu sein, dass Ihr Kind gedeiht, ist es vor allem wichtig, dass Sie sich über das Stillen gut infomieren. Bald stillen - oft stillen - uneingeschränkt stillen - keine Flüssigkeit oder andere Nahrung dazugeben außer bei medizinisch begründeten Fällen. Das heißt, dass Ihr Baby auch vor dem Milcheinschuss häufig und ohne Einschränkung angelegt werden sollte. Die wichtigste Vorbereitung für das Stillen ist INFORMATION. Sehr viele Stillprobleme lassen sich vermeiden, wenn die Frau über die richtigen Informationen verfügt und zusätzlich eine kompetente Unterstützung erfährt. Wunden Brustwarzen und anderen Stillproblemen können Sie am besten dadurch vorbeugen, dass Sie sich informieren. Wunde Brustwarzen entstehen in über 80 % der Fälle durch falsches Anlegen oder Ansaugen. Es ist extrem wichtig, korrekt anzulegen, nicht nur um wunde Brustwarzen zu vermeiden, sondern auch, damit die Brust gut stimuliert und richtig entleert wird und so die Milchbildung gut in Gang kommt bzw. aufrecht erhalten wird. Deshalb ist es entscheidend, dass Sie sich möglichst gut über das Stillen und die grundlegenden Dinge wie korrektes Anlegen und Ansaugen, das Prinzip von Angebot und Nachfrage, Stillen nach Bedarf usw. informieren. Nochmals: Ganz wichtig ist dass Sie wissen, wie korrekt angelegt ist und woran Sie erkennen, dass das Baby richtig ansaugt und effektiv an der Brust trinkt. Hierzu bietet sich neben dem Lesen der entsprechenden Literatur (z.B. „Stillen - Rat und praktische Hilfe für alle Phasen der Stillzeit" von Marta Guoth-Gumberger und Elizabeth Hormann (das leider nur noch gebraucht erhältlich ist, z.B. bei amazon), „Das Handbuch für die stillende Mutter" von der La Leche Liga, „Stillen - einfach nur stillen" von Gwen Gotsch, das erste bekommen Sie im Buchhandel, die beiden letzteren im Buchhandel, bei der La Leche Liga oder jeder LLL-Stillberaterin) der Besuch einer Stillgruppe an. In einer Stillgruppe treffen Sie nicht nur andere stillende Mütter, sondern Sie lernen auch gleich eine kompetente Ansprechpartnerin kennen, für den Fall, dass es nach der Geburt zu Stillproblemen kommen sollte. In jedem Fall würde Ihnen raten, möglichst noch vor der Geburt eine Stillgruppe zu besuchen und sich dort informieren und beraten zu lassen. Dort lernen Sie auch gleich eine kompetente Ansprechpartnerin kennen, falls es nach der Geburt zu Problemen kommen sollte. Ich suche Ihnen gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus. Dazu brauche ich den Wohnort mit Postleitzahl. Eine schöne Schwangerschaft und eine gute Geburt. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 09.09.2003