Meine Tochter ist in der 1. Klasse. Schon im Kindergarten hat sie damit angefangen, nur noch Jungsklamotten zu tragen. Ihre Haare will sie kurz wie eine Jungsfrisur. Im Schwimmkurs wollte sie nur eine Jungs-Badeshorts tragen und es war ihr peinlich, sich dort umzuziehen. Sie meinte, sie wolle nicht, dass jemand ihre Scheide sieht. Sie trägt auch Jungs-Boxershorts als Unterhose. Ich habe sie immer machen lassen, wie sie wollte, und sie nicht gezwungen, wie ein Mädchen rumzulaufen. Ich frage mich jetzt nur, wie es weitergeht. Ob das eventuell nur eine Phase ist, oder sie vielleicht wirklich lieber ein Junge sein will. Ich weiß auch nicht so recht, wo ich mich hinwenden soll mit diesen Fragen. Ich möchte die Sache auf gar keinen Fall für meine Tochter verkomplizieren, indem zu viel darüber geredet wird. Vielleicht sollte ich mal alleine mit dem Kinderarzt reden, ohne dass sie dabei ist? Hat hier jemand Erfahrung mit so was?
von
Stantina
am 10.07.2020, 15:25
Je nachdem wo ihr wohnt gibt es vielleicht auch bessere Beratungsmöglichkeiten als den Kinderarzt.
Es geht ja erstmal nur darum, dass ihr beraten werdet, wie ihr sie jetzt am besten unterstützen könnt. Ob es eine Phase ist oder nicht, wird sich wohl erst im Lauf der Zeit zeigen.
Im Netz findet man jedenfalls einiges zum Thema "Transgender Kinder" - einfach mal schauen, ob du da was findest, was für euch passen würde.
von
schneeziege08
am 10.07.2020, 18:04
Hat sie denn ausdrücklich gesagt, dass sie lieber ein Junge wäre? Frisur, Spielverhalten und KLamotten sind in diesem Alten kein Indiz. Der richtige Ansprechpartner wäre ein Kinderpsychologe, der auf Transgender-Kinder spezialisiert ist.
von
Briefkopf
am 10.07.2020, 19:13
Hallo,
es gibt einfach sehr burschikose Mädchen, und auch ich war so eines. Man nennt sie im englischen Sprachraum „Tom-Boys“, und sie sind etwas ganz normales. Es sind Mädchen, die dem Mädels-Klischee der Erwachsenen nicht entsprechen. Die traditionelle Jungs-Hobbys mögen, Jungs-Klamotten praktischer finden als Röckchen, die nicht zimperlich sind und oft auch gern mit Jungs spielen, weil die nicht so eiteitei sind.
Ich selbst war auch so ein Mädchen. Ich hatte phasenweise mehr Freunde als Freundinnen, weil ich es langweilig fand, mit Puppen zu spielen. Ich konnte mit den Mädchen und ihrer Angst vor Schmutz, ihrem „Das dürfen wir aber nicht“ usw. nichts anfangen. Ich habe lieber Detektiv, Cowboy und Indianer oder so etwas gespielt. Ich mochte keine Kleidchen und Röckchen, sondern nur Jeans und kernige Sachen. Ich bin auf Bäume geklettert, habe mit Pfeil und Bogen selbst geschnitzt, habe in der Nachbarschaft den Leuten mit meinen Freunden viele freche Streiche gespielt, Äpfel aus fremden Gärten geklaut - all so etwas.
Ich mag bis heute kernige Sportarten und sportliche Klamotten. Trotzdem stand ich von der Pubertät an auf Jungs, und zwar so was von. 
Und ich wollte nicht eine Sekunde im Leben keine Frau sein.
„Tom-Boys“ sind etwas recht Häufiges. Es sind auch keine Mädchen, die lieber ein Junge wären, da gibt es keinen Zusammenhang.
LG
von
Lillimax
am 11.07.2020, 11:33
Ich finde, Lillimax hat das sehr gut geschrieben.
Ich war auch so ein “Tom Boy”.
Ich glaube, dadurch, dass Transgender indem letzten Jahren in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt ist ( Glücklicherweise!), wird “geschlechtsuntypisches Verhalten” mehr hinterfragt.
Auf einen Punkt möchte ich allerdings noch aus dem Beitrag von Lillimax eingehen:
Sie schreibt, obwohl sie so burschikos war, stand sie ab der Pubertät auf das männliche Geschlecht.
Aber die sexuelle Orientierung hat NICHTS mit Trangender zu tun!
Trangender bedeutet NICHT automatisch homosexuell!
Ich kenne mehrere Frauen, die in ihrem alten Leben Männer waren, die weiterhin auch auf Frauen stehen und Beziehungen leben.
von
3wildehühner
am 11.07.2020, 12:11
Jep, und um so mehr heutzutage, wo sogar Überraschungseier für Mädchen rosa und mit Glitzer sein müssen. Da würde ich - aber nur deshalb - kein Mädchen sein wollen.
von
zweizwerge
am 14.07.2020, 15:02
