fruchtzwerg13
Hallo, ich warne gleich vor: Es wird lang. Es geht um meinen großen Sohn, der schon immer irgendwie anders und anstrengender war als die beiden jüngeren Brüder. Er ist fast 8 Jahre alt. Vorweg gleich meine Frage an euch: Findet ihr sein Verhalten noch im normalen Rahmen oder schon auffällig? Als Baby war er wirklich unglaublich anstrengend. Viel geschrien, wenig geschlafen, sehr schnell überreizt. Brauchte immer ganz viel Hilfe zum Einschlafen. Ich habe mich immer gefragt, warum er so unglücklich zu sein scheint, zumal ich immer so schnell wie möglich auf seine Bedürfnisse eingegangen bin. Früh sehr deutlich gesprochen, 2 Wort Sätze zum 1. Geburtstag. Trocken bzw. ohne Windel war er erst mit 6, kurz vor Schulbeginn. Nicht weil er es nicht konnte, aber er hatte total Angst ohne Windel herumzulaufen. Allgemein hatte und hat er viele Ängste. Hier ein paar Beispiele: Er hat Angst, kurz alleine im Auto zu warten, wenn ich beim Bäcker bin. Er hat Angst, woanders alleine zu übernachten, egal, wo. Er bekommt Panik im Kino. Da geht es nicht um den Filminhalt, sondern die Dunkelheit, die Lautstärke, die fremde Umgebung. Theater ohne mich geht auch nicht. Er ist aber kein stilles, schüchternes Kerlchen. Er ist ziemlich frech und vorlaut, redet gefühlt ununterbrochen, den ganzen Tag. Ist sehr clever und gut bis sehr gut in der Schule. Stört allerdings oft den Unterricht durchs Quatschen und Kippeln. Er sagt, ihm sei langweilig. Kann sich oft nicht gut konzentrieren. Zuhause kann er sich ganz schlecht alleine beschäftigen. Ärgert oft den 4jährigen Bruder. Zum Baby ist er immer lieb. Er kann sich häufig schlecht in andere hineinfühlen und stößt somit oft vor den Kopf. Oft ist er tollpatschig und zerstört dadurch versehentlich Dinge oder verletzt andere. Er isst sehr unordentlich und sieht nach jedem Essen total vollgeschmiert aus, Klamotten, Boden, alles schmutzig. Er hat große Angst vorm Schwimmenlernen. Wasser im Gesicht geht gar nicht für ihn. Er ist auch sehr schmerzempfindlich. Bei kleinen Ratschern wird ihm richtig schlecht vor Schmerz und er wird ganz blass. Ich könnte jetzt auch ganz viele positive Dinge über ihn sagen, aber ich hätte gerne mal eine Einschätzung bezüglich der Aspekte, die ich genannt habe. Klingt das für euch nach einem ganz normalen Jungen mit ein paar Eigenheiten oder sehr auffällig? Seine Eigenheiten machen den Umgang mit ihm oft anstrengend und führen zT zu viel Unverständnis aus allen Richtungen (Schule, Familie etc). Danke schon mal!
Hallo, ein bißchen auffällig finde ich sein Verhalten schon. Ich kenne mich mit dem Thema nicht aus, aber er scheint sehr sensibel auf bestimmte Dinge zu reagieren. Vielleicht ist er in der Schule auch etwas unterfordert, wenn er häufig den Unterricht stört, weil er z.B. schon fertig ist mit seinen Aufgaben. Um das alles gut abzuklären, wäre es vielleicht sinnvoll sich dabei professionelle Hilfe zu holen. Es gibt z.B. Sozialpädagogische Zentren (SPZ), an das man sich mit seinen Fragen wenden kann. Die Fachleute können auch verschiedene Tests mit deinem Sohn machen, um festzustellen, wo genau das "Problem" liegt und geben Tipps bzw. bei weitererm Unterstützungsbedarf schicken sie einen weiter an die richtigen Fachleute. Viel Glück, Lg Seerose
Vielen Dank für deine Antwort! :-)
Hallo Fruchtzwerg, ein paar Aspekte kenne ich von unserer Tochter. Sie ist hochsensitiv. Vielleicht googlest Du das mal nach. Ein hilfreiches Buch: "Zart besaitet". Vielleicht findest Du Dich darin auch wieder oder Dein Mann? HSP ist eigentlich eine wundervolle Sache, weil diese Menschen so komplex verarbeiten und so tief fühlen, oft auch sehr empathisch sind, aber in unserer Leistungsgesellschaft geht das Leben für sie häufig viel zu schnell. Sie brauchen mehr Ruhezeiten und Rücksicht, können auch über die Haut und gegenüber bestimmten Nahrungsmitteln sehr empfindlich sein und reagieren emotional, auch bei Verletzungen durch andere, die andere Menschen gar nicht so wahrnehmen oder leicht abtun würden, oft sehr tief getroffen. Sie empfinden eben sehr tief und verarbeiten anders. Ob das nun bei Euch der Fall ist, kann ich nicht sagen, aber es ist eine Möglichkeit. HIer passt nicht, dass das Kind sich gar nicht in andere hineinfühlen zu können scheint. Aber ich kenne ein anderes HSP-Kind, bei dem das auch so ist. Sie sind halt dann auch wieder alle sehr verschieden. Es ist tatsächlich eine Möglichkeit, sie im SPZ vorzustellen - Termine sind aber sehr langfristig zu bekommen, und man braucht eine Überweisung der Kinderärztin (die manchmal etwas sparsam mit so etwas sind). Im SPZ kann man auch feststellen, ob bestimmte Probleme vorliegen, also z.B. bestimmte Wahrnehmungsprobleme, die den Kindern das Leben schwer machen, irgendwelche Autismusformen - da gibt es ja viele Abstufungen - o.Ä. Deine Frage: Es macht Sinn, JETZT zu schauen, wie Ihr dem Kind helfen könnt, ggf. professionell, das offensichtlich ein größeres Päckchen im Leben trägt. Man kann auch schauen, ob man einen Termin beim Psychotherapeuten oder einer Psychologin bekommen kann, die insbesondere solche Fragen wie HSP, Hochbegabung etc. im Portfolio hat. Ich wünsche Euch viel Erfolg auf der Suche nach Antworten! Es ist nicht immer so einfach, so ein Kind zu begleiten und dabei beim eigenen Bauchgefühl zu bleiben. Schnell ist man in der Helikopterschublade oder vertüdelt das Kind. Es hilft, andere Eltern zu kennen, die ähnliche Schwierigkeiten haben oder auch selbst mal professionelle Unterstützung zu suchen. Das tut sehr gut! Viele Grüße Sileick
Vielen Dank für deine Antwort! Ich werde mich mal über Hochsensibilität informieren. Ich glaube, das passt tatsächlich ganz gut...
Mein 7jähriges Kind passt größtenteils auf deine Beschreibung. Nur war/ist es zudem noch sehr schüchtern, deshalb waren wir im SPZ (war im Kiga auffällig). Dort konnte man keine direkte Diagnose stellen. Weder eindeutig hochbegabt, noch richtig autistisch. Wir haben uns jetzt erstmal damit abgefunden. In der Schule ist es auch eher unterfordert, stört aber durch die Schüchternheit nicht den Unterricht.
An die Richtung Autist, ADHS und auch Hochbegabung habe ich auch schon gedacht. Aber irgendwie passt das alles nicht so wirklich. Danke für deine Antwort!
eigentlich beantwortest Du die Frage ja schon selbst - Dein Sohn ist anders als andere Kinder. Ob das normal ist oder nicht? Warum willst Du das wissen? Kommt ihr gut klar oder braucht ihr Hilfe? Wie empfindest Du es denn? Bist Du mit Deinem Latein am Ende? Hast Du das Gefühl, dass es ihn belastet, dass es ihm bewusst wird, dass etwas in die falsche Richtung läuft? Manches von dem, was Du beschreibst, kenne ich von meinem Großen, anderes wieder nicht. Ob Diagnose oder nicht, selbst wenn es zweimal die selbe Diagnose gibt, sind es immer zwei verschiedene Kinder und letztlich muss man für jedes einen eigenen Weg suchen. Unser Großer war auch immer schon anstrengender als andere Kinder/Babys, die "Probleme" begannen mit dem Kindergarten. Wir haben eine Beratungsstelle mit ihm aufgesucht - im Kindergarten, in der Vorschule und jetzt wieder. Immer dann, wenn wir Zweifel hatten, eben Rat gesucht haben. Ich habe inzwischen ein bisschen gelernt die weniger kompetenten "Fachleute" rauszufischen und die "Richtigen" für uns zu finden. Das hilft mir enorm und ich glaube auch meinem Sohn. Zu den Tests mag er vorher nie hingehen, aber wenn er dann da ist, sagt er, dass es ganz spannende Aufgaben sind :-) Manche Ratschläge, die ich bekommen habe, hätte ich nicht gebraucht, weil ich es intuitiv immer schon so gemacht habe - in Reaktion auf mein Kind. Andere haben sich als wenig hilfreich erwiesen. Aber insgesamt hat es mir geholfen, mehr Leute mit ins Boot zu holen, eben Meinungen, Rat und Hilfe zu bekommen. Nicht nur, dass es mir das Gefühl gibt, alles mir mögliche getan zu haben für ihn. Auch einfach mal Verständnis zu bekommen, wie schwer das manchmal ist. Hier kann Dein Kind niemand beurteilen, das muss schon im direkten Kontakt und von Fachleuten gemacht werden. Wenn Du Zweifel hast, frag lieber einmal mehr als zuwenig. Man kann auch erst mal allein mit einem Psychologen oder Pädagogen über das Kind sprechen, ehe man es zu Tests schleppt - wenn man denkt, das würde ihn vielleicht unnötig stressen. War bei uns eigentlich immer so - erst ein langes Elterngespräch und erst dann die Untersuchung des Kindes... Und noch was: ich denke auch, dass von Kindern heute eigentlich viel mehr erwartet wird als früher - die Spanne, was noch "normal" ist, ist schmaler geworden. Aber es nützt ja nichts, das zu beklagen - entscheidend ist ja letztlich immer, wie gut man sich in der Gesellschaft, so wie sie ist, zurechtfindet. und das ist eben das Ziel für jedes Kind, dabei helfen idealerweise die Eltern, Lehrer, Erzieher, Psychologen, wer auch immer. Alles Gute! K
Vielen Dank für deine Antwort. Du hast recht, es ist egal, ob normal oder nicht. Da ich aber wirklich manchmal mit meinem Latein am Ende bin, werde ich mich nun an jemanden vom Fach wenden. Habt ihr denn schlussendlich eine Diagnose für deinen Sohn bekommen? Wenn ja, welche?
ich hab Dir eine PN geschickt.
Hallo! Einiges von dem, was du schreibst, lässt mich auch an Hochsensibilität denken. Eines meiner Kinder ist hochsensibel. Wir haben auch schon so einiges durch- und mitgemacht. Wenn du dich austauschen möchtest, kannst du gerne eine PN schreiben. LG
Hallo, ich kenne dieses Verhalten von Kindern mit ADHS. Kann aber natürlich auch ganz anders sein. Auch die erhöhte Sensivität für Reize (Licht, Lärm etc.) würde dazu passen. Vielleicht solltest du ihn einmal diesbezüglich testen lassen, um einfach zu wissen, in welche Richtung du ihn fördern kannst. Im SPZ oder bei einer Kinder- und Jugendpsychiatrischen/-psychologischen Ambulanz.
Vieles finde ich völlig normal, zb das mit den Ängsten beim übernachten oder im Auto, das hat mein großer Sohn (auch acht) ebenfalls und ich hatte es als Kind auch. Mein Sohn schläft erst seit ein paar Monaten allein ein, kommt aber jede Nacht zu uns ins Bett. Bis vor einem Jahr schlief er gar nicht in seinem Zimmer und auch nur, wenn ich neben ihm lag. Als Baby war er ähnlich wie deiner, nur gesprochen hat er erst sehr spät. Er ist schlau, frech und sehr wortgewandt. Er kann manche Sachen absurd schnell und ist absoluter Autodidakt. Erklären darf man ihm so gut wie nichts, er ist schnell frustriert und verzweifelt, wenn er etwas nicht sofort kann. Er dreht total durch, wenn er Spannungen spürt, dann rennt und singt und schreit er, dass einem die Ohren klingeln. Für andere Leute ist das oft sehr befremdlich. Wir haben uns daran gewöhnt, wir kennen ihn nicht anders. Ich kenne viele Kinder die waren erst kurz vor Schulbeginn trocken und nicht wenige, die Essen wie die Ferkel. Auch schwimmen können viele noch nicht und eine Vorliebe für`s Wasser hat einfach nicht jeder. Wir mussten uns auch oft wegen verschiedenen Dingen verteidigen. In der Schule zum Glück nicht, er geht auf eine Waldorfschule, da werden die Kinder einfach so genommen wie sie sind und in ihren Stärken bestätigt. Die "Schwächen" so man es so nennen will verwachsen sich doch in den meisten Fällen. Und wenn nicht, dann mag er halt auch als Erwachsener nicht gern schwimmen. Egal! Also Zusammengefasst: ich finde, das klingt nach einem normalen Kind mit einer Mutter die ein gutes und waches Auge für seine Gefühle hat. Lass dich nicht beirren, gib ihm immer das Gefühl, dass er gut und richtig ist. Liebe Grüße!