Hallo Herr Bluni!
Ich bin in der 15.SSW mit meinem 8.Kind und hatte heute Besuch einer Freundin mit ihrem 4 jährigen Sohn.
Jetzt stellte sich heraus ,daß der Kleine die Windpocken o.ä.hat,owohl sie ihn angeblich auch impfen lassen aht gegen Windpocken,aber die Anzeichen waren schon eindeutig.
Ich hatte als Kleinkind selber Windpocken,meine Kinder wurden alle geimpft,bis auf die Jüngste,die erst 12 Monate jung ist.
Er hatte zwar keinen Kontak mit meiner Jüngsten,sie spielte oben im Haus,er unten,aber ich habe jetzt trotzdem angst,daß sie sich und dann mich ansteckt oder ich mich gleich von ihm angesteckt hab.
Als meine beiden ältesten Söhne vor 11 Jahren selbst die Windpocken bekamen und durchmachten,hab ich mich allerdings nicht angesteckt.
Was kann ich jetzt tun?Können Sie mir etwas raten,außer abzuwarten.Ich hab trotzdem ganz schön angst.
MFG Katja
von
MamiKatja
am 02.07.2011, 18:35
Antwort auf:
Windpocken
Liebe Katja,
auch wenn es viele Schwangere nicht wissen, besitzen ca. 93-94% der schwangeren Frauen Antikörper und damit Schutz vor einer Erstinfektion mit Varizellen, dem Erreger der Windpocken und der Gürtelrose. Das heißt, sie hatten die Infektion offensichtlich durchgemacht oder sind geimpft worden. Nach durchgemachter Infektion besteht lebenslange Immunität und eine erneute Infektion mit Windpocken ist unter normalen Umständen nicht mehr möglich.
Theoretisch kann diese Schwangere mit vorhandener Immunität dann nur noch eine Gürtelrose bekommen. Dieses ist der gleiche Erreger (Varizellen). Von der geht nach bisherigen Erkenntnissen aber keine Gefahr für das Ungeborene aus.
Nach vermeintlichem Kontakt sollte im Zweifel also zunächst der Immunstatus geprüft werden.
In der Regel lässt sich anhand eines Titers schon sagen, ob eine Person nun Immunität hat oder nicht. Bestehen dennoch Zweifel, ist natürlich für all dieses Schwangeren ein Restrisiko einer Infektion gegeben.
Bei einer frischen Varizelleninfektione im 1. und 2. Trimenon (d.h. bis zum 6. Monat) sind sehr selten Syndrome bei Neugeborenen beschrieben worden (wenige Fälle in der medizinischen Literatur!), die durch Hautnarben, Unterentwicklung einer Extremität, niedriges Geburtsgewicht und verschiedene Defekte gekennzeichnet sind.
Zu unterscheiden davon sind die Varizellen perinatal (d.h. um die Geburt): Tritt das Exanthem (der Hautausschlag) der Mutter früher als 4 Tage vor Entbindung auf, erhält das Kind mütterliche Antikörper, die es vor Infektion schützen oder die Manifestation mildern. Bei Eintritt des Varizellenexanthems zwischen 4. Tag vor und 2. Tag nach Entbindung ist ein solcher Schutz nicht mehr gewährleistet: Varizellen, die beim Kind dann in der 2. Woche nach der Geburt auftreten können für das Kind fatale Folgen haben.
Das so genannte Varizellen-Hyperimmunglobulin muss innerhalb von 96 Std., besser sind 72 Std. nach Kontakt gegeben werden, wenn kein Immunschutz da ist, um einen Ausbruch abzuschwächen oder zu verhindern.
Aus diesen Gründen sollte bei fehlender Immunität Kontakt der Schwangeren oder ihrer Kinder/ihres Partners die/der keine Immunität haben/hat zu bekanntermaßen Erkrankten gemieden werden.
VB
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 02.07.2011