Frage: Weitere Diabetesdiagnostik?

Sehr geehrter Herr Bluni, ich bin in der 27. SSW und habe vor 1,5 Wochen morgens den kleinen Ogtt gemacht. Kurz vorher (max 1 h) hatte ich eine kleine Scheibe Vollkornbrot mit dünn Marmelade sowie einen koffeinfreien Kaffee mit Hafermilch. Das Ergebnis war 135 worauf mich die Sprechstundenhilfe erneut einberufen hat. Der Gyn meinte dann im Gespräch jedoch, eine weitere Abklärung sei nicht nötig weil ich ja kurz vorher gegessen hatte und ansonsten einen gesunden Lebensstil habe. Das Baby war bisher unauffällig, jedoch mit einem ziemlich langen Obeschenkelknochen, den der Gyn auf die Größe meines Mannes zurückführt ( ich 1,60, er 1,87) In der 5. SSW waren Nüchternwert und Langzeitwert unauffällig (lt Hausarzt, war dort wegen übermäßigem Durst). Vor der Schwangerschaft hatte ich lange mit Akne zu kämpfen, die ich mit dem Verzehr von weniger Zucker/Kohlenhydraten deutlich eindämmen konnte, Zykluslänge ca 34 Tage, mein Gyn sprach mal von einer PCO ähnlichen Symptomatik. Ich bin nicht übergewichtig und treibe regelmäßig Sport. Bin problemlos schwanger geworden. Aus Neugier habe ich die letzte Woche zuhause meinen Blutzucker gemessen. Morgens nüchtern lag er zwischen 76-87 (anfangs eher im oberen Bereich, die letzten Tage im niedrigeren Bereich). Die Werte nach dem Essen variierten sehr stark, je nach Kohlenhydratgehalt. Kohlenhydratarm selten über 110 nach einer Stunde, bei mittlerem Kohlenhydratgehalt um die 120. Zwischen den Mahlzeiten geht der Blutzucker auf ca 90 zurück. Zweimal habe ich testweise kohlenhydratreich gegessen, damit lag ich jedoch über den Richtwerten für GDM, einmal nach Nudeln (2h-Wert 122), und einmal nach einer kleinen Portion Haferflocken mit einer kleinen Banane und Sojadrink (1h-Wert 157, nach 2 h wieder im Soll mit 116). Damit hätte ich also theoretisch Insulin spritzen müssen. Die Werte waren also insgesamt, abgesehen von den kohlenhydratreichen Mahlzeiten, im grünen Bereich. Dazu muss ich sagen, dass ich seit ich messe, die Kohlenhydratmenge deutlich reduziert habe. Ich habe vorher sehr viel Obst, Vollkornbrot und Müsli gegessen, jetzt habe ich das Obst gegen Gemüse ausgetauscht und esse höchstens eine Scheibe Brot oder eine Handvoll Getreideflocken zur Mahlzeit. Dafür viel Gemüse, Nüsse, Fisch, Hülsenfrüchte, und ein bisschen zuckerarmes Obst, Eier, Käse, Fleisch. Insgesamt ca 100g reine Kohlenhydrate pro Tag. 1. Sollte ich ihrer Meinung nach auf den großen Ogtt bestehen? Oder sind diese Werte unbedenklich? 2. Ist es wünschenswert, dass ich meinen Kohlenhydratverzehr in der oben beschriebenen Weise weiterhin einschränke, um den Blutzucker unten zu halten? Bzw. was wäre die Alternative? Die Blutzuckerspitzen zu akzeptieren und trotzdem kohlenhydratreich zu essen? Oder Insulin zu spritzen? Vielen Dank für ihre Einschätzung.

von lenasonntag am 10.05.2019, 16:03



Antwort auf: Weitere Diabetesdiagnostik?

Hallo Lena, 1. die selbst vorgenommenen Messungen daheim sind ehrlich gesagt nicht zu einer weiteren Interpretation zu gebrauchen 2. in den aktuellen Mutterschaftsrichtlinien heißt es zum so genannten Suchtest (wofür die Schwangere nicht nüchtern zu sein braucht) wortwörtlich: "Wenn sich bei der Schwangeren dann ein Blutzuckerwert größer oder gleich 7,5 mmol/l (größer/gleich 135 mg/dl) und kleiner oder gleich 11,1 mmol/l (kleiner/gleich 200 mg/dl) findet, sollte bei ihr zeitnah ein oraler Glukosetoleranztest (oGTT) mit einer 75-Gramm-Glukoselösung nach Einhaltung von mindestens 8 Stunden Nahrungskarenz. Durchgeführt werden." Das ist meines Erachtens doch relativ eindeutig und unzweifelhaft und insofern ist auch klar, wie weiter zu verfahren ist. Herzliche Grüße VB

von Dr. med. Vincenzo Bluni am 11.05.2019