Hallo Herr Dr.Bluni, ich habe einen leichten Vitamin D Mangel und der Winter kommt ja noch. Hatte bisher 700 IE genommen,da ich auch ausserhalb der SS zu einem Mangel neige,aber offenbar reicht das nicht. Kann ich auf 1200 IE erhöhen? 2x 500 IE in den Vigantoletten und die 200 IE,die Elevit 2 enthält. Bin 15+2 SSW. DANKE
von
Snief
am 18.10.2018, 19:20
Antwort auf:
Vitamin D Mangel
Hallo,
es gibt in Deutschland einige Fachvertreter, die sich für die Substitution von Vitamin D in der Schwangerschaft einsetzen, wie es zum Beispiel in den USA üblich ist. Eine flächendeckende Vitamin-D-Supplementierung von Schwangeren wird im Moment nicht offiziell empfohlen, da es dafür im Moment noch keine wissenschaftliche Evidenz gibt. In ausgewählten Einzelfällen kann dieses dann unter Umständen sinnvoll sein.
Fakt ist aber, dass in Deutschland keine einheitliche Regelung oder Empfehlung gibt. In jedem Fall wird die Substitution mit höheren Dosen in der Schwangerschaft nicht empfohlen. In Deutschland lassen die entsprechenden Fachgesellschaften bis heute eine Einschätzung und Meinung vermissen.
In einem Cochrane-Review gibt es aktuell dazu folgendes statement:
„With the available evidence, it is unclear whether vitamin D supplementation should be given as part of routine antenatal care to improve maternal and infant outcomes.”
Übersetzt heißt das, dass es mit der aktuell dazu vorliegenden u. evidenzbasierten Literatur nicht klar ist, ob Vitamin-D routinemäßig in der Schwangerschaft substituiert werden soll.
Die WHO empfiehlt keine routinemäßige Versorgung, sie empfiehlt jedoch bei nachgewiesenem Mangel die Gabe von 200 internationalen Einheiten pro Tag als Option.
Durch die amerikanische Fachgesellschaft für Gynäkologie wird nur bei erhöhtem Mangelrisiko eine entsprechende Substitution von etwa 1000-2000 internationalen Einheiten pro Tag empfohlen.
Die amerikanische gynäkologische Gesellschaft empfiehlt nur bei erhöhtem Mangelrisiko eine entsprechende Substitution von etwa 1000-2000 internationalen Einheiten pro Tag.
Insofern werden kann es in ausgewählten Situationen sinnvoll sein, den aktuellen Spiegel zu überprüfen. Eine über die genannten Dosen hinausgehende u. ggf. weit höhere Dosierung sollte nur unter Abwägung des Nutzens/Risikos individuell abgestimmt werden.
Wir werden also grundsätzlich dazu raten, eine höhere Dosierung nur unter Abwägung des Nutzens/Risikos individuell abzustimmen.
In wenigen reproduktionstoxikologischen Experimenten konnte bei sehr hohen Dosen von Vitamin D (diese werden in der Dosierung beim Menschen praktisch überhaupt nicht angewendet) gehäufte embryonalen Anomalien nachgewiesen werden.
Des Weiteren gibt es einzelne Berichte über Säuglinge mit vorübergehend erhöhtem Kalziumspiegel im Blut, nachdem die Mutter etwa 100.000 internationale Einheiten pro Tag erhalten hat.
Herzliche Grüße
VB
Quellen:
https://www.anses.fr/en/content/food-supplements-and-pregnancy-anses-warns-against-combining-multiple-sources-vitamins-and
(French Agency for Food Environmental and Occupational Health & Safety 07.06.2017 – ANSES – “Food supplements and pregnancy: ANSES warns against combining multiple sources of vitamins and minerals, in the absence of an identified need”. Letzter Abruf 19.10.2018)
https://www.anses.fr/en/system/files/NUT2013SA0240EN.pdf
(OPINION of the French Agency for Food, Environmental and Occupational Health & Safety (ANSES): “Endocrine and metabolic risks related to the intake during pregnancy of vitamin D and iodine through food supplements involved in cases of nutrivigilance”. Letzter Abruf 19.10.2018)
De-Regil L, Palacios C, Lombardo LK, Peña-Rosas J. Vitamin D supplementation for women during pregnancy. Cochrane Database of Systematic Reviews 2016, Issue 1. Art. No.: CD008873. DOI: 10.1002/14651858.CD008873.pub3
Brooke OG, Brown IRF, Bone CDM, Carter ND, Cleeve HJW, Maxwell JD, Robinson VP, Winder SM. Vitamin D supplements in pregnant Asian women: effects on calcium status and fetal growth. Br Med J 1980;280:7514.
Goodenday LS, Gordan GS. Fetal safety of vitamin D during pregnancy. Clin Res 1971;19:200.
Goodenday LS, Gordan GS. No risk from vitamin D in pregnancy. Ann Intern Med 1971;75:8078.
Greer FR, Hollis BW, Napoli JL. High concentrations of vitamin D2 in human milk associated with pharmacologic doses of vitamin D2. J Pediatr 1984;105:614.
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 19.10.2018