Guten Tag,
ich bin in der 6. SSW also besser gesagt 5+4..
Leider hat man noch keine Anlagen in der Fruchthülle gesehen, daher ist es noch unsicher ob alles gut verlaufen wird.
Aber jetzt meine Frage:
Wir fahren kommenden Mittwoch für ein paar Tage in die Berge. Dabei wollten wir auch einen Tag zum Skifahren. Ich bin eigentlich eine sichere Fahrerin und würde in diesem Fall sowieso nur ein paar einfach Hänge fahren. Aber ist das denn überhaupt ok? Sollte man in der Frühschwangerschaft lieber darauf verzichten? ich habe gelesen, dass man Höhen von über 2000 m lieber meiden sollte, da die Sauerstoffversorgung dann nicht mehr ausreichend für den Fötus ist.
Nun mache ich mir Sorgen. Sollten wir den Urlaub lieber absagen?
Selbst das Hotel liegt shcon auf 1900 m..
Danke
von
Sephora
am 13.01.2011, 10:06
Antwort auf:
Skifahren
Hallo,
wie für die meisten Sportarten gilt auch für das Skifahren: fordern Sie Ihrem Körper und Kreislauf nicht zu viel ab, meiden Sie Extremsituationen. Achten Sie besonders Ihren Kreislauf und auf die Sicherheit, um Stürze zu vermeiden.
Die Herzfrequenz sollte nicht dauerhaft über 140 Schlägen pro Minute liegen. Sofern eine schwangere Frau schon vor der Schwangerschaft Leistungssport betrieben hat, können diese Geübten, wie auch Bergaktive solche Pulsspitzen nach Ansicht der Experten gut verkraften.
Die körperliche Belastung am Berg sollte, wenn möglich immer im so genannten aeroben bereich bleiben. Hier gilt die Faustregel: Lässt sich weiter sprechen, ohne aus der Puste zu kommen?
Wenn die Schwangere nicht akklimatisiert ist, sollte sie Höhen von über 2.500 Metern über dem Meeresspiegel meiden. Ebenso gemieden werden sollten Aufstiege mit Höhenunterschieden und rasche Aufstiege mit über 3.000 Metern über dem Meeresspiegel.
Hauptargument ist einfach die hier deutlich größere Kreislaufbelastung, bei der sich die Sauerstoffversorgung des Kindes bereits ohne größere körperliche Aktivität verringert.
Der Medizinausschuss der Union Internationale des Associations d’Alpinisme (UIAA) rät in seiner Empfehlung dazu, sich vor Betätigungen auf einer Höhe über 2500 Metern über dem Meeresspiegel drei bis vier Tage zu akklimatisieren. Sofern stärkere körperliche Aktivität geplant ist, werden sogar bis zu bis zu zwei Wochen Akklimatisierung empfohlen.
Für welche Schwangere ist der Berg tabu?
- zu hohem Blutdruck oder Herz-Kreislauf- oder Lungen-Erkrankungen
- diagnostizierter Präeklampsie („Gestose“),
- Plazentaunterfunktion,
- Wachstumsverzögerungen des Kindes
- erhöhtem Fehlgeburtsrisiko,
- Vorgeschichte mit wiederholten Frühgeburten oder aktuellen Frühgeburtsbestrebungen
- Blutarmut
- bei anderen besonderen Schwangerschaftsrisiken
Darüber hinaus gelten grundsätzlich für die sportliche Betätigung in der Schwangerschaft folgende, von der Amerikanischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe im Jahr 2002 aufgestellte Kontraindikationen für die sportliche Betätigung in der Schwangerschaft:
Absolute Kontraindikationen für die sportliche Betätigung in der Schwangerschaft
•Hämodynamisch bedeutende Herzerkrankung
•Restriktive Lungenerkrankung
•Zervixinsuffizienz, Cerclage/Muttermundverschluss
•Mehrlingsschwangerschaft mit dem Risiko vorzeitiger Wehen
•Anhaltende Blutungen im 2.oder 3. Schwangerschaftsdrittel
•Plazenta praevia nach der 26. Schwangerschaftswoche
•Vorzeitige Wehen in der laufenden Schwangerschaft
•Vorzeitiger Blasensprung
•Präeklampsie oder erhöhter Blutdruck, der in der Schwangerschaft erstmalig aufgetreten ist
Relative Kontraindikationen für die sportliche Betätigung in der Schwangerschaft
•Ausgeprägte Schwangerschaftsanämie
•Ungeklärte Herzrhythmusstörungen
•Chronische Bronchitis
•Schlecht eingestellter Typ I-Diabetes
•Extremes Unter- oder Übergewicht
•Sehr unsportliche Lebensweise
•Fetale Wachstumsretardierung in der laufenden Schwangerschaft
•Schlecht eingestellter Bluthochdruck
•Orthopädische Vorerkrankungen
•Schlecht kontrolliertes/eingestelltes Anfallsleiden
•Schlecht eingestellte Schilddrüsenüberfunktion
•Starkes Rauchen
Warnzeichen, die dazu führen müssen, die sportliche Betätigung in der Schwangerschaft umgehend einzustellen
•Vaginale Blutung
•Luftnot schon vor körperlicher Belastung
•Schwindel
•Kopfschmerzen
•Schmerzen im Brustkorb
•Muskelschwäche
•Wadenschmerzen
•Vorzeitige Wehen
•Verringerte Kindsbewegungen
•Flüssigkeitsabgang mit Verdacht auf Blasensprung
Beachtet werden sollte in jedem Fall, dass das Langlaufskiing eher geeignet ist, als der alpine Abfahrtslauf. Aber, auch bei vorsichtiger Fahrweise besteht immer ein höheres Sturzrisiko mit all sich daraus ergebenden Konsequenzen, wie Zerrungen, Knochenbrüchen bis hin zu dem Risiko der Fehlgeburt oder Plazentaablösung. Denn auch bei noch so großer Erfahrung lassen sich Stürze oder Zusammenstöße nicht immer vermeiden.
Je nach Wintersportort steht die medizinische Hilfe häufig nicht oder eben erst nach längerer Zeit zur Verfügung und dann sind auch nicht automatisch deutsche, österreichische oder schweizerische Standards vorhanden.
Der Deutsche Berufsverband der Frauenärzte ist in seinen Empfehlungen zum Skifahren sehr restriktiv und rät während der kompletten Schwangerschaft davon ab. Diese Ansicht wird aber von anderen Organisationen so nicht geteilt und so sagt die Amerikanische Vereinigung der Frauenärzte: „Es gibt keine wissenschaftliche Grundlage, Frauen vom Sikfahren grundsätzlich abzuraten, wenn damit auch mehr physische Risiken verbunden sind“.
Eine Höhe von 2.500 Metern sollte beim Skifahren nicht überschritten werden.
VB
Quellen:
http://bjsm.bmj.com/content/37/1/6.full.pdf
(Artal, R. and O'Toole, M Guidelines of the American College of Obstetricians and Gynecologists for exercise during pregnancy and the postpartum period, Stand: 2002, letzter Abruf: 21.09.2018)
http://www.high-mountains.de/Alpinmedizin/Nr12.pdf
(Jean, D.; Leal, C.; Meijer, H., Medizinische Aspekte beim Aufenthalt von Frauen in großer Höhe, EMPFEHLUNGEN DER MEDIZINISCHEN KOMMISSION DER INTERNATIONAL MOUNTAINEERING AND CLIMBING FEDERATION (UIAA) Nr. 12, Stand:2008, letzter Abruf: 21.09.2018)
Artal R. Exercise during pregnancy: Safe and beneficial formost. The Physician and Sports Medicine 1999; 27(8)
Davies B, Bailey DM, Budgett, Sanderson DC, Griffin D. Intensive training during a twin pregnancy. A case report. Int J Sports Med 1999; 20: 415-418
Jean, Dominique et al., Medical recommendations for women going to altitude, High Altitude Medicine & Biology 2005, Band 6, S. 22–31
Kelly, Amanda, Practical exercise advice during pregnancy, The Physician and Sportsmedicine 2005, Band 33 (Ausg. 6)
Mieske, Kelly; Flaherty, Gerard; O’Brien, Timothy, Journeys to High Altitude—Risks and Recommendations for Travelers with Preexisting Medical Conditions, Journal of Travel Medicine 2010; Volume 17 (Issue 1): 48–62
Niermeyer S. The pregnant altitude visitor. Adv Exp Med Biol 1999; 474: 65–77
Roos, Martin, „Wissen, Risiken, Empfehlungen: Schwanger am Berg?“, Die Alpen 1-2009, 22-25
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 13.01.2011