Frage: Senkung der Scheidenvorderwand!

Guten Tag! Ich bin nun 4 Wochen nach der Geburt...unsere Tochter kam am 7.09.10 zur Welt. Es war die zweite Geburt und diesmal recht schnell.(1,5 h). Ich war heute beim Frauenarzt, da ich in der Scheide so einen Druck nach unten verspüre..ziemlich unangenehm, wenn ich länger stehe oder gehe.Besonders am Abend wenn ich den ganzen Tag auf den Beinen war. Dieser sagte ich hätte eine geringe Senkung der Scheidenvorderwand! Nun bin ich ziemlich beunruhigt..ist das normal 4 Wochen nach der Geburt?Dass das noch sein kann? Ich mache Rückbildungsgymnastik und täglich diese Kegelübung für den Beckenboden. Bildet sich so eine Senkung mit der Zeit selber zurück?Oder was kann man tun? Kann das einfach noch von der Geburt her sein und sich mit der Zeit selber zurückbilden? mfg,Ina

Mitglied inaktiv - 08.10.2010, 23:05



Antwort auf: Senkung der Scheidenvorderwand!

Liebe Ina, Herr Professor Petri aus Schwerin, der sich schwerpunktmäßig mit diesem Thema befasst, hat hierzu mal zitiert: "Sie können so viele Kinder bekommen, wie Sie wollen, nur möglichst nie das erste" (Schraffordt 1997). Eine Vielzahl von Symptomen im Bereich des Kontinenzmechanismus ist durch physiologische, morphologische und funktionelle Veränderungen schon während der Schwangerschaft zu verzeichnen. 80% aller Frauen klagen im letzten Schwangerschaftsdrittel über häufiges Wasserlassen, insbesondere die Erstschwangeren. Hier spielt der Druck des kindlichen Köpfchens bei gleichzeitig verminderter Blasenkapazität im letzten Schwangerschaftsdrittel eine große Rolle. Etwa 85% der Frauen geben an, bei einem bestimmten Füllungsvolumen der Blase dem Druck nicht mehr stand halten zu können (sog. Stressinkontinenz). Diese wird häufig jedoch nicht als schwerwiegend empfunden. In der Literatur finden sich in 2,3-17% der Fälle Frauen, bei denen diese Stressinkontinenz auch nach der Geburt anhält. Allerdings finden sich diese Veränderungen bei Frauen nach Kaiserschnitt seltener. Also Ursache nimmt man hier das "Trauma" der Geburt auf das Becken und die dabei entstandene Schädigung der Muskulatur und der Innervation der Blase an. Wir finden aber auch "nur" Senkungserscheinungen ohne eine Inkontinenz. Neben Verletzungen der Muskulatur durch Scheidenrisse oder ausgedehnte Dammschnitte ist die auch nur teilweise Verletzung von Nerven entweder durch Überdehnung mit die wesentliche Ursache für den Beckenbodenschaden. Eine in ihrer Wirkung nachweisbare Prophylaxe besteht nicht. Hilfreich in der laufenden Schwangerschaft ist die Beckenbodengymnastik und nach der Geburt des Kindes natürlich deren Fortsetzung und die begleitende Rückbildungsgynmnastik. Eine solche Situation muss sich nicht zwangsläufig verschlechtern. Es kann aber auch nach der Geburt schon mal einige Monate dauern, dass sich die Anatomie wieder normalisiert. Wichtig in diesem Zusammenhang ist, dass Ihre Frauenärztin/Frauenarzt entscheidet, ob man in Ergänzung zur Beckenbodengymnastik z.B. mit einem Würfelpessar Abhilfe schaffen kann. Eine operative Behandlung würde man sicher sehr streng indizieren. Darüber hinaus können spezielle Vaginaltampons helfen, (z.B. Vagi-Dry®) den Beckenboden zu trainieren. Sprechen Sie ggf. auch über die Möglichkeit, dass mittels eines elektronisch gesteuerten Gerätes, Ihre Beckenbodenmuskulatur und der Verschlussmechanismus trainiert werden kann, um hier zu einer Verbesserung zu führen. Diese Methode ist bei derartigen Problemen relativ viel versprechend. Ein solches Gerät kann auf Rezept verordnet werden und die Frau wird hier im Umgang von einer entsprechenden Fachkraft geschult. Hier kann es auch sinnvoll sein, dass Ihre Frauenärztin/Frauenarzt Sie zur weiteren Abklärung konsiliarisch in einer urogynäkologischen Fachabteilung vorstellt. VB

von Dr. med. Vincenzo Bluni am 10.10.2010