Frage: Schwangerschaft trotz Thromboseneigung

Sehr geehrter Dr. Bluni! Bitte entschuldigen Sie, ich habe vorher gedacht auf einen Betrag zu antworten... Außerdem habe ich auch im Kinderwunschforum gepostet, aber bisher hat es jedes Mal auf natürliche Weise funktioniert mit dem Schwanger werden... das sollte also kein Problem darstellen.. Mein Mann und ich haben einen erneuten Kinderwunsch.. Nur meine Vorgeschichte ist nicht die übliche... Heute bin ich 32 Jahre alt, 165cm groß und wiege seid Jahren etwa 55-57kg, betreibe Sport und ernähre mich gesund. Meine 1. Thrombose (Tiefe Bein Venenthrombose) hatte ich mit 16, ca 1,5 Monate nachdem ich mit der Einnahme der Pille begonnen habe. Aufgrund der damaligen Behandlung in der Kinderabteilung, wurde ich damals zwar auf eine Thrombose behandelt und habe nicht mir hormonell Verhüten dürfen, aber abgeklärt wurde nichts. Einige Zeit später hatte ich aufgrund von immer wiederkehrenden Schmerzen eine Phlepographie der Beinvenen machen lassen und da die Thrombose keine Rückstände hatte, vermutete der behandelnde Venenarzt, es war eine Fehldiagnose. Damit konnte ich gut leben! Mit 23 wurde ich das erste Mal schwanger, meine gesunde Tochter ist mittlerweile 8 Jahre alt - in dieser Schwangerschaft war mir sehr übel und ich bin viel gelegen, hatte aber OHNE Blutverdünnung keine Probleme. Als sie knapp über ein Jahr war wurde ich das 2. Mal schwanger. Etwa in der 13. SSW begann es im Rücken und in der Leiste zu ziehen. Ich dachte mir "Leistenschmerzen" sind ja in der Frühschwangerschaft normal. Der ausstrahlende Schmerz hat mich sehr eingeschränkt, deshalb ging ich zu einer Physio/Osteopathin, in der Hoffnung, damit sie etwas machen kann. Das hat sie: Sie massierte mir ca. 15 Minuten in der Leiste einen Punkt. Danach ging es mir nicht mehr so gut, mir war schwindelig und schlecht. Zu Hause angekommen, war mein Bein doppelt so dick geschwollen und wir fuhren ins Krankenhaus. Diagnose: Eine "beeindruckende" 4-Etagen-Thrombose in der Leistenvene "die wie im Lehrbuch ist". In dieser Schwangerschaft wurde ich in eine Gerinnungsambulanz überwiesen, bei der 3. Blutuntersuchung hat sich mir eine Ärztin angenommen und endlich einmal abgeklärt, warum ich mit 24 Jahren die 2. Thrombose habe. Seither weiß ich, ich habe einen Protein-S Mangel! Ich musste engmaschig kontrollieren und am Ende der Schwangerschaft 5.000 Einheiten (auf 2x pro Tag aufgeteilt) Fragmin spritzen. Bis zur Geburt hat sich die Thrombose wieder gut gelöst und ich konnte mit einer Einleitung meinen Sohn eine Woche vor dem errechneten Geburtstermin vaginal entbinden. Im Sommer 2014 wurde ich irgendwie überraschend wieder Schwanger. Diese Schwangerschaft verlief ohne Probleme, ich spritze 7.500 Einheiten pro Tag und es gab keine Probleme. Ich konnte meinen Sohn natürlich in der 41. SSW entbinden. Bisher hatte niemals ein Arzt bedenken und es gab auch keine Probleme mit meinen Venen. Für meinen Mann und mich ist der Kinderwunsch noch nicht abgeschlossen und so haben wir uns entschieden, noch ein letztes Kind zu bekommen. Das Schwangerwerden war nicht das Problem. Mitte März erfuhr ich in der 5. SSW, dass ich schwanger bin. Ab Anfang April habe ich täglich 5.000 EH Fragmin gespritzt. Ich hatte wie auch in den vorangegangen Schwangerschaften mit starker Übelkeit zu kämpfen und bin, vielleicht mehr als bei meinen Buben, gelegen. Mitte April bekam ich Schmerzen im linken Bein, gleich an mehreren Stellen. Es war sehr komisch, ich informierte auch bei unseren ersten Termin meine Ärztin der Gerinnungsambulanz. Ich erhöhte die tägliche Dosis auf 7.500 EH pro Tag, in der 2. Schwangerschaft hat es ja toll so funktioniert. Leider gingen die Schmerzen nicht weg. Ich habe meine Dosis erhöht und kurz danach wurde anhand des Ultraschalls festgestellt: 3-Etagen-Thrombose. Leider war das nicht alles, was in dieser Schwangerschaft auf uns zukam. Beim Erst-Semester-Screening erfuhren wir von der Vermutung einer Trisomie. Die Ergebnisse waren sehr eindeutig. Ein für mich ersichtlicher Herzfehler, NT 5,3mm, kein Nasenbein. Die anschließende Chorionzottenbiopsie bestätigte den Verdacht und mein Mann und ich entschieden und dafür, damit wir diese Last nicht stemmen können - das Risiko eines fetalen, viele Krankenhausaufenthalte mit unserer Jüngsten bzw. eine 10% Wahrscheinlichkeit eines Todes im Kindesalter, Vernachlässigung der größeren Kinder etc. waren für uns genug Gründe, diese sehr schwere und traurige Entscheidung treffen zu müssen. Also hatte ich in der 15. SSW einen Abbruch. Ich konnte meine Tochter halten, hab viele tolle Erinnerungen und bin dabei, das ganze zu verarbeiten. Bitte verstehen sie mich nicht falsch, ich bin kein herzloser Mensch, aber ich wollte zu diesem Zeitpunkt, noch in der Entscheidungsphase über Risiken bescheid wissen, die eine weitere Schwangerschaft betreffen. Die Ärzte bestätigten mir in dieser Zeit, damit ein Chromosomenfehler einfach Pech oder Zufall ist und sich bei einer freien Trisomie mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht wiederholt. Von den vielen Ärzten, die uns bestens Betreut haben, war genau eine dabei, die von einer erneuten Schwangerschaft weniger begeistert war, aufgrund der Thromboseneigung. Ich selber habe mir natürlich auch von Anfang an Gedanken gemacht und habe eigentlich auch den Entschluss getroffen: Das Risiko für eine Thrombose ist sehr hoch, aber es ist kalkulierbar und abschätzbar. Die Angst davor für mich eigentlich nicht so groß. Die Angst vor einer erneuten Erkrankung des Kindes ist riesig, das Risiko wahrscheinlich nicht so groß. Nun haben mein Mann und ich eigentlich entschieden, sobald wir wieder dafür bereit sind, es nochmal zu probieren - nicht um unser 4. Kind zu ersetzten, sondern einfach, weil da noch ein Platz ist, den wir füllen wollen. Leider hat mir mein Frauenarzt, den ich schätze, sehr lange erklärt, wie gefährlich er eine erneute Schwangerschaft für mich findet, nicht wegen der Gesundheit des Kindes, sondern wegen mir. Was halten Sie davon? Danke für die Antwort!

von Kathi1805 am 20.06.2019, 18:10



Antwort auf: Schwangerschaft trotz Thromboseneigung

Liebe Kathi, hier kann nicht den Frauenarzt absolut nachvollziehen und würde persönlich auch in diese Richtung argumentieren. Wenn Sie also bereits gesunde Kinder haben, ist es natürlich die Frage, inwieweit Sie das Schicksal dieses Lebens denn herausfordern möchten, denn niemand kann genau absehen, worauf es am Ende hinausläuft. Fakt ist, dass offensichtlich Ihr persönliches Risiko für eine erneute Thrombose inklusive Lungenembolie deutlich erhöht sein wird und das trotz Blutverdünnung. Herzliche Grüße VB

von Dr. med. Vincenzo Bluni am 21.06.2019