Hallo Herr Dr. Bluni,
ich befinde mich in der 22. + 3 SSW. Ich war ein halbes Jahr im Ausland, demnach war die Schwangerschaftsvorsorge nicht wie hier in Deutschland. Im Ausland wurde in der 15. + 1 SSW ein verkürzter Cervix von 1,5 cm festgestellt. Dieser war allerdings fest. Dies wurde nicht weiter beobachtet. Jetzt bin ich seit 10 Tagen wieder in Deutschland und war am letzten Montag, also vor 5 Tagen beim Frauenarzt. Dieser machte alle notwendigen Untersuchungen und einen Ultraschall und stellte dabei fest, dass ich eine Placenta habe, die meinen Geburtskanal verdeckt. Im Mutterpass habe ich dann gelesen, dass praevia eingetragen ist. Allerdings nicht, ob es eine placenta praevia totalis, marginalis oder partialis ist. Von dem verkürzten Cervix hat der Frauenarzt allerdings nichts erwähnt. Blutungen habe ich auch (noch) keine!
Meine Frage, bzw. Fragen wären nun 1. was habe ich genau zu erwarten mit so einer Diagnose, 2. kann die Placenta noch wandern? 3. ich wollte Anfang nächsten Monats (also Anfang April) wieder für 6-8 Wochen ins Ausland fliegen! Ist das trotz der Diagnose möglich oder würden sie eher davon abraten!?
Danke im Voraus
KMischke
Mitglied inaktiv - 25.03.2011, 13:19
Antwort auf:
Plazenta Praevia
Liebe Frau Mischke,
wir unterscheiden zwischen einer nur tief und nahe am Muttermund sitzenden Plazenta und derjenigen, die komplett über dem inneren Muttermund sitzt:
Plazenta tiefsitzend: Plazentarand ist maximal 5 Zentimeter vom inneren Muttermund entfernt
Plazenta praevia marginalis: Die Plazenta erreicht den inneren Muttermund
Plazenta praevia partialis: Der Plazentarand überdeckt den inneren Muttermund partiell
Plazenta praevia totalis: Die Plazenta liegt komplett über dem inneren Muttermund
Die Unterscheidung kann im Ultraschall manchmal Schwierigkeiten bereiten.
Wenn es auch in dieser Situation mal bei Anstrengung oder Verkehr aus Randgefäßen bluten kann, so zeigt die Erfahrung, dass die zu einem noch frühen Schwangerschaftszeitpunkt randständige Plazenta häufig mit weiterem Alter der Schwangerschaft nach oben wandert; weg vom inneren Muttermund.
Sofern die Frau nicht blutet, können wir sie auch beruhigen. Dabei ist es von Bedeutung, dass sie sich an die Empfehlungen des behandelnden Frauenarztes oder Frauenärztin hält. Welche Empfehlungen hinsichtlich Arbeit und Belastung im Einzelfall ausgesprochen werden sollten, ist am besten individuell, auch abhängig von eventuellen Blutungen zu entscheiden.
Die Plazenta praevia kommt in ca.0,3-0,6 Prozent aller Schwangerschaften vor, aber nur in 20 Prozent dieser Fälle liegt sie komplett vor dem Muttermund. In 2-10 Prozent kommt es zu Plazenta-praevia-assoziierten Blutungskomplikationen.
Die Ursache für eine Blutung ist entweder die Lösung des Mutterkuchens von seiner Unterlage, Eine Entzündung der Plazenta oder die Ruptur von plazentaren Gefäßen.
In Fall einer komplett vor dem inneren Muttermund liegenden Plazenta bestehen geringe Chancen, dass hier eine Änderung der Lage im weiteren Verlauf der Schwangerschaft eintritt.
Je weiter man in der Schwangerschaft und der Diagnose einer Plazenta praevia kommt, umso größer wird die Wahrscheinlichkeit.
Darüber hinaus sind die Chancen auf ein sich nach oben Bewegen der Plazenta um so größer, je weiter sie sich vom inneren Muttermund befindet.
Ob sie also noch eine Flugreise antreten können, hängt davon ab, ob die Plazenta bis dahin weit genug nach oben gewandert ist und ob Blutungen aufgetreten sind. Denn für eine Flugreise würde die Plazenta praevia eine Kontraindikation darstellen.
VB
Quellen:
Dashe, Jodi S. MD; McIntire, Donald D. PhD; Ramus, Ronald M. MD; Santos‐Ramos, Rigoberto MD; Twickler, Diane M. MD, Persistence of Placenta Previa According to Gestational Age at Ultrasound Detection, Obstetrics & Gynecology: May 2002 - Volume 99 - Issue 5, Part 1 - p 692–697
Fuchs, I., Dudenhausen, J. W., Sehouli, J., Henric W. , Störungen der Plazentation und Nabelschnurinsertion, Ultraschall in Med 2008
Landt, S., Schmidt,M., Plazentationsstörungen, Frauenheilkunde up2date 2009; 3(6): 433-444
Strauß, Alexander, Geburtshilfe Basics, Springer-Verlag, 2006
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 25.03.2011