Monatsforum Juli Mamis 2023

Das Geburtserlebnis lässt mich nicht mehr los...

Das Geburtserlebnis lässt mich nicht mehr los...

Taubenblau

Hallo zusammen, ich habe meine ganze Schwangerschaft hier immer mal wieder reingeschaut. Auch wenn ich nie aktiv mitgeschrieben habe, fand ich den Austausch hier immer toll - oft wurden Dinge angesprochen, die mich auch beschäftigt haben. Jetzt ist die Geburt unseres Babys schon 100 Tage her. Die Zeit rast wirklich, genau wie es alle immer gesagt haben. An die Geburt selbst denke ich eigentlich jeden Tag und das wirklich nicht gerne. Der Kleine war zwar 4,5h nachdem wir ins Krankenhaus gekommen sind da, aber diese Stunden waren für mich eine richtige Tortur. Beim Legen der PDA gab es Probleme, danach konnte ich mich zwar ein bisschen erholen, allerdings wurde mir dann die PDA abgedreht und ich musste an den Wehentropf. Es folgte eine zweistündige Pressphase, in der ich wirklich dachte, ich müsse sterben. Die Schmerzen haben mich so überwältigt, ich war wirklich nicht mehr bei Sinnen. Das Personal hat mir auch später gesagt, dass ich gar nicht mehr richtig mitgemacht hätte - ich war einfach woanders. Der Oberarzt hat mir beim Nähen auch noch gesagt, dass ich ja schon wehleidig sei. Das alles, die unglaublichen Schmerzen, die damit verbundene Panik und dass ich da richtig fertig lag und nur noch schreien konnte, das verfolgt mich. Ich empfand und empfinde die ganze Situation als erniedrigend. Noch nie in meinem Leben habe ich mich in einer Situation so hilflos und verletzlich gefühlt. Ich habe bei der Abschlussuntersuchung meiner Gynäkologin davon berichtet - sie hat gesagt, dass ich mir noch ein wenig Zeit geben soll, damit das alles ein bisschen sacken kann. Das ist jetzt aber auch schon wieder 6 Wochen her. Ich freue mich jeden Tag über mein Baby, aber gleichzeitig bin ich auch traurig (und manchmal auch irgendwie wütend), dass ich eine für mich so schlimme Situation durchleben musste. Ich bin manchmal richtig neidisch auf meine Freundinnen, die irgendwie alle nur von tollen Geburten berichten - und selbst wenn die Geburt schlimm war, dann konnten sie das ganz schnell verdrängen und das ganze Thema abhaken. Ich schaffe das (im Moment) noch nicht... Geht es noch jemandem so? Liebe Grüße


anja&die****

Antwort auf Beitrag von Taubenblau

Ja. Ich habe schon 10 Kinder geboren und hatte, bis auf eine, keine wirklich schönen Geburten. Die erste empfand ich auch als traumatisch und hatte damit einige Zeit zu kämpfen, ich hatte auch Albträume nach der Geburt. Die 11.Geburt hat sogar die 7.( 48h, 34.SSW) fast in den Schatten gestellt. Ich hatte eine sehr lange Pressphase, weil unser Kleiner mit der Schulter feststeckte. Meine Schreie waren bestimmt noch im Nebengebäude hörbar. Das allerwichtigste war mir tatsächlich, dass alles gut ausgegangen ist. Es hätte leider auch schlimm enden können. Aber wenn du Probleme hast, die Geburt zu verkraften ( die 1.ist halt ganz häufig traumatisch, weil nur sehr wenige Frauen mit solchen Schmerzen rechnen und sich oft ausgeliefert fühlen) dann solltest du versuchen dir professionelle Hilfe zu suchen. Alles Liebe


mybabygirl

Antwort auf Beitrag von Taubenblau

Hallo! Ich hatte bei beiden Kindern eine relativ „schöne“ Geburt, wenn man das überhaupt so sagen kann. Wirklich schön im Sinne von „ach wie herrlich“ ist das glaube ich nie. Aber ein Trauma ist ein Trauma, und was da am besten hilft, egal ob Geburts- oder anderweitiges Trauma ist, darüber zu reden. Und zwar so häufig wie möglich. Durch das Aussprechen deiner Gefühle kannst du sie auch besser verstehen und letzten Endes verarbeiten. Das ist wirklich das einzige, was hilft. Wenn du in deinem Umkreis niemanden hast, mit dem du vertraut sprechen kannst, dann hol dir professionelle Hilfe, das ist keine Schande. Alles Gute!


Melucinda

Antwort auf Beitrag von Taubenblau

Hast du das mal mit deiner Hebamme besprochen? Vielleicht solltest du psychologische Hilfe in Anspruch nehmen, um mit dem Thema abschließen zu können


Murmeltiermama

Antwort auf Beitrag von Taubenblau

Ich war in einem Geburtsvorbereitungskurs für Mehrgebärende. Einigen der Frauen dort hat es geholfen, von der Klinik den Geburtsbericht anzufordern und diesen dann nochmal mit ihrer Hebamme durchzusprechen.


oojulsoo

Antwort auf Beitrag von Taubenblau

Hallo Ich verstehe dich sehr gut! Meine Schwangerschaft endete nach einer gefühlten Ewigkeit im Krankenhaus sehr abrupt bei 31+1. Ich hatte Wehenhemmer und Lungenreifespritzen bekommen, 3x akut Wehenblocker und wurde belächelt als ich von Wehen und Dauerschmerzen berichtete … mein „Glück“ war, dass meine Fruchtblase in der Nacht im Krankenhaus geplatzt ist, denn die Wehen waren sofort da und der MM war innerhalb der Fahrt mit dem Bett ins Kreiszimmer 6cm offen. Ich durfte nicht mehr aufstehen und musste meine Wehen im Liegen ertragen, was mich wahnsinnig machte. Als es dann endlich los ging Richtung OP wurde meine Geburt nicht schöner … mein Kind steckte fest, die Schmerzen, das schütteln des ganzen Körpers um mein Kind „zu befreien“ usw haben sich in meinen Kopf eingebrannt . Danach konnte ich meinen Schatz gaaanz kurz sehen bevor er auf die NICU gebracht wurde. Mein Frauenarzt hat das ganze (still) mitverfolgt (ist in der Klinik auch Oberarzt) und meinte danach „ich habe ja bis zum Schluss nicht daran geglaubt dass der wirklich so bald zu früh kommt“ … so nach dem Motto „ich dachte mir du übertreibst mit deinen Schilderungen“ … seitdem ist mein Vertrauen zu ihm sehr erschüttert. Ich denke sehr oft an die Schwangerschaft, den Verlauf und an die Zeit danach wo mein Kind alleine im KH war. Es war der schlimmste Tag in meinem Leben als ich mein Kind alleine im Krankenhaus lassen musste… ich habe noch nie soviel geweint …und ich weine NIE vor anderen, oder bin nahe am Wasser gebaut… das ist seit dieser Zeit anders… Ich ertappe mich oft dabei wie ich an „hätte ich bloß so oder so gehandelt“ denke, was absoluter Blödsinn ist, ich weiß. Oder sehe meinen Sohn an und habe endlose Schuldgefühle wenn ich daran denke dass er Nachts alleine in seinem Brutkasten lag und weinen musste… oder die Ärzte ihm jeden Tag einen neuen Zugang legten … es blutet mir das Herz wenn ich daran denke was er alles über sich ergehen lassen musste ohne mich zumindest an meiner Seite zu haben … ich war jeden Tag zwischen 7 und 11 Stunden zu Besuch und dennoch gefühlt zu wenig…. Du siehst, nicht jeder hatte eine schöne Geburt, fühl dich von mir gedrückt !! Ich, für meinen Teil, gebe mir noch bis zum 1. Geburtstag von meinem Schatz Zeit das ganze alleine zu bewältigen. Sollte es mich danach noch immer jeden zweiten Tag verfolgen und beschäftigen hole ich mir Unterstützung. Liebe Grüße und alles Gute


Taja

Antwort auf Beitrag von oojulsoo

Ich kann dich verstehen, bei mir wird es langsam besser und ich denke nicht jeden Tag dran. Ich hatte eine Einleitung wegen beginnendem HELLP. Da ich schon wehem hatte, wurde erst keine Einleitung gemacht sondern ich war auf station und musste regelmäßig in Kreißsaal, am nächsten Tag hieß es einleitung, das hab ich morgens erfahrem mit Schmerzmittel habe ich es Dienstag und mittwochs gut ausgehalten, Mittwoch abebds brauchte ich ein Schmerzmittel tropf. Ich war gefrustet weil nichts voran ging und ich schon 3 tage im kh war. Dazu kam das ich keinerlei Hilfsmittel auf station hatte. Zuhause hatte ich körnerkissen, pezziball, wanne. Durfte immer nur 60 min zum ctg runter in Kreißsaal das alle 4 stubden und auf einer Pritsche liegen. Donnerstags hatte ich um 12 einen hohen blasenriss, das wurde nicht geglaubt und erst nach dem zweiten Abtasten und abstrich bestätigt, der muttermund war da immer noch ersr bei 2 cm. Nach 2 tageb einleitung. Ich war gebervt ko und wollte nicht mehr. 13 uhr war das letzre ctg ich bat um einen Einlauf und gab an das ich schon stärkere wehen hätte, diese wurden auf dem ctg nicht richtig erkannt und ich sollte spazieren gehen. Zu dem Zeitpunkt kamen meine wehen schone alle 2 min und es war mühsam sie zu verratmen. Plus gibt es schöneres auf einem vollen klinik Gelände bri35 Außentemperatur seine Runden zu drehen. Ich wollte einfach nur in eine Badewanne oder auf dem pezziball hüftkreisen. Das hatte zuhause bei den senkwehen immer super geholfen. Um 1455 ist meine fruchtblase geplatzt als ich auf dem Weg zum kreisaal war, meinen mann hatte ich vorgeschickt, weil ich noch sufs klo wollte. Vor dem Kreißsaal bin ich schreiend zusammengebrochen. Ich hatte von 0 auf 100 einen wehen Sturm, gegenüber vom kreisaal war der warte bereich für ambulante ops. Ich erinnere mich nur noch an den kleinen jungeb der da saß. Es war so schlimm... Ich konnte nicht mehr atmen, musste dann ersr ins untersuchungszimmer brüllend und tränenüberdtrömt. Eo mir wieder nicht geglaubt wurde das die fruchtblase geplatzt sei. Mumu bri 3 cm. Endlich durfte ich in kreisaal, geschleift wurde ich von meinem mann und einer hebamme, vorbei an den wartenden paaren, ich kobnte nicht mehr laufen. Das Bild krieg ich bis heute nicht aus dem Kopf. Habe dann lachgas bekommen und es wurde pda angefordert, bis die lag dürfte icg schom pressen. Also ichbhatte 5 min Verschnaufpause. Die presswehen waren für mich angenehmer als der resr. Der kopf steckte fest und es wurde der kristeller handgriff angewandt. Parallel hab ich den Tisch vollgekackt. Aber 1610 war es geschafft. Zusätzlich hat mich der stationsaufebhakr traumatisiert. Ibd die ersten paar Tage waren nicht schön. Ich habe heute noch die Bilder im Kopf, als würde ich mich aus der zuschauerperspektive beobachten. Also ich kann voll nachvollziehen wie es dir geht. Ich finde brutal das in so ejner Situation wie bei dir jemand anders Entscheider, wie viel Schmerzen du hast oder Schmerzmittel verdient ist. Man kann ja da nicht einfach aufstehen und gehen, selbst wenn man wollte würde die Kraft vermutlich fehlen. Kann mich den Vorredner nur anschließen, das ich such gehört habe das es helfen soll den geburtsbericht mit einer hebamme aufzuarbeiten.


Levalva

Antwort auf Beitrag von Taja

Die Geburt ist eine Erfahrung, die eine Frau an ihr absoluten Grenzen bringt und Gefühle emfinden lässt, die man so nie hatte. Wenn man dann das Gefühl hat, dass man der Situation ausgeliefert und nicht selbstbestimmt ist, kann das oft traumatisch empfunden werden. Toll, dass du darüber sprichst. Viele fressen es in sich rein und ganz oft, denkt man dann nur, dass die Geburt der anderen so toll und nur die eigene ganz schlimm war. Weil viele einfach nicht darüber reden. Wenn es dich täglich immer noch so beschäftigt, hole dir Hilfe und zwar sobald wie möglich. Diese negativen Gedanken belasten ja auch diese so besondere Zeit mit deinem Baby Es gibt Therapeuten, die extra auf Geburten spezialisiert sind. Besonders wenn du so darunter leidest, und erst recht, wenn du irgendwann eine zweite Geburt möchtest, ist es ganz wichtig das aufzuarbeiten. Falls du nochmal ein Kind bekommen solltest, kann ich dir die Metjode der friedlichen Geburt nur sehr ans Herz legen. Es ist eine Art Hypnose. Meine erstes Kind musste nach der Geburt sofort auf Intensivstation und somit war es für mich auch ein schlimmes Geburtserlebnis (zumindest das Ergebnis). Ein absoluter Alptraum. Diese Methode konnte mir nun bei meiner zweiten Geburt und auch bei der Vorbereitung darauf sehr helfen. Es gibt auch einen Podcast von Kristin Graf (Gründerin der Methode „friedliche Geburt“) und ich glaube sogar zwei Folgen zu traumatischen Geburtserlebnissen. Vielleicht magst du da mal reinhören. Alles Gute!


Taubenblau

Antwort auf Beitrag von Levalva

Hey an euch alle, ich möchte mich über eure lieben Worte ganz herzlich bedanken! :) Eure Beiträge zu lesen hat mir wirklich gut getan. So leid es mir tut, dass es vielen von euch ja ganz ähnlich geht, so gut hat es mir getan zu sehen, dass man tatsächlich absolut nicht allein damit ist. In den letzten Wochen ging es mir ein bisschen besser. Mal sehen, ob das jetzt nur eine gute Phase war. Ich werde aber so oder so den Geburtsbericht anfordern und gemeinsam mit meinre Gynäkologin durchgehen. Sie hat selbst viele Jahre in der Geburtshilfe gearbeitet und wird mir bestimmt helfen können, auf die ein oder andere Sache anders blicken zu können.