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"schwere" sprachen, "leichte" sprachen...

Thema: "schwere" sprachen, "leichte" sprachen...

ihr lieben weiter unten haben wir ja über die entscheidung mandarin vs. spanisch diskutiert. dabei haben manche das argument aufgebracht, dass mandarin im vergleich zu spanisch viel schwerer bzw. schwerer zu lernen sei. mir kommt das etwas schräg vor. bzw. irgendwie nur die halbe wahrheit. wenn mandarin "an sich" so schwer wäre, dann würden wohl kaum so viele menschen das sprechen. oder deutsch. bei den allermeisten nicht-deutschsprachigen menschen gilt ja deutsch als ausgesprochen schwere sprache... was ich dazu denke ist, dass es alles eine frage der gewöhnung ist. es kommt also darauf an, was man selbst von anfang gelernt hat. wenn man mit mandarin oder kishuali oder deutsch oder was auch immer aufwächst, dann ist das jeweils doch das einfachste der welt. das erlernen einer anderen sprache ist dann eventuell umso schwerer, je "weiter weg" die andere sprache ist. das betrifft, denke ich, vor allem die aussprache. asiatische menschen kennen kein guturales "r" (das, was die meisten deutschen sprechen) und können das aufgrund der gewöhnung ihres körpers an andere laute auch kaum lernen. manche aber können das durchaus, es ist also nichts zwangsläufiges. so ist es auch mit dem vorne gerollten "r", das man z.b. im spanischen braucht. die bayern können das gut, die nordlichter eben nicht so. :-) ein 2jähriges kind (darum ging es ja unten) kann doch ohne probleme mandarin lernen. meine ich jedenfalls. nur weil erwachsene, die aus einem völig anderen sprachenkreis kommen, sich damit unter umständen sehr schwer tun, muss das doch für kinder nicht so sein. oder? wie seht ihr das? mein partner ist übrigens sprachwissenschaftler und beschäftigt sich mit sprachenvielfalt. er überblickt hunderte von sprachen und befasst sich mit den gemeinsamkeiten und unterschieden zwischen ihnen. er sagt immer, dass man absolut nicht sagen kann, eine sprache sei schwerer als eine andere. was für die einen total easy klingt, ist für die anderen absolut bizarr. zudem geht es bei sprachen ja nie nur um das, was vokabelmäßig oder in bezug auf aussprache gelernt werden muss, sondern immer auch sehr stark um den kontext, das soziale des sprechens. z.b. kennt das deutsche nur ein "wir" für alle möglichen wir-konstellationen (wir anwesenenden, wir frauen, wir als familie, wir im sinne von ich und die nicht-anwesenden usw.). andere sprachen haben verschiedene wir-worte für verschiedene "wirs". für manche leute ist das total verwirrend, weil man vom wort her allein nicht weiß, wer genau gemeint ist. das nur als ein beispiel für die komplexität von sprachen, die sich eben nicht nur in einer grammatik oder phonetik ausdrückt. dies meine gedanken. was meint ihr dazu? lg paula

Mitglied inaktiv - 03.09.2007, 09:23



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natuerlich koennen kleine Kinder alle Sprachen lernen.Viel einfacher als Erwachseene und sie werden sicher auch nicht eine Sprache als die schwierigere erkennen.Ich glaube ich habe noch immer nicht verstanden-warum manderin?Sicher hattest Du das schon erklaert und ich Pfosten habs ueberlesen...liebe Gruesse von der Insel

Mitglied inaktiv - 03.09.2007, 09:44



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Hi - finde ich interessant dass wir auch mal über so was disskutieren. Also ich denke wenn man zweisprachig aufwächst dann kommt der Aspekt der "schwierigen" oder "leichten" Sprache nicht zum tragen. Allerdings glaube ich schon dass es -ausgehend von der/den Muttersprache/n - Sprachen gibt, die schwieriger oder einfacher zu erlernen sind. Je nachdem ob die zu erlernende Sprache dem muttersprachlichen Sprachschema entspricht oder nicht. So habe ich Französisch z.B. als total easy empfunden weil es soviel Ähnlichkeit mit dem Spanischen hat... Und wenn ich so daran denke was ich über asiatische Sprache gehört habe, dann würde ich das subjektiv schon als schwieriger einstufen (wegen der vielen Feinheiten auch in der Aussprache usw.). Aber auch da ist es sicher abhängig davon WIE man es erlernt: in einem VHS Kurs, 1x in der Woche, bei einem Auslandsaufenthalt mehrere Monate..... Und auch davon wie präsent die Sprache um mich herum ist (z.B. Englisch überall in allen Liedern, Mandarin eher weniger im Alltag *ggg*). Fazit: ich glaube schon dass es Unterschiede gibt, allerdings NICHT in der zweisprachigen Erziehung, wozu ich aber nicht einen wöchentlichen Kinderkurs zähle (Beispiel unten). lg, rebeca

Mitglied inaktiv - 03.09.2007, 16:45



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Das stimmt schon. Ich habe eine japanische Freundin. Die hat nach dem "Abi" in den USA studiert und ist seit 10 Jahren mit einem Amerikaner verheiratet. Trotzdem ist ihr Englisch fürchterlich. Sie sagt selbst, daß ihr das sehr schwer fällt, weil die Sprache so ganz anders ist als Japanisch. Während wir Europäer Englisch eher einfach finden, ist Englisch für Japaner eher eine schwierige Sprache. Es kommt halt immer auf die "Vorbildung" an. Aber ein 2 jähriges Kind ist noch nicht voll geprägt, das kann durchaus Mandarin erlernen. Allerdings sollte es dann nach der immersion method erfolgen. Eine Stunde Abzählreime pro Woche führt sicher nicht zum Erfolg. Da werden die Kinder wahrscheinlich gar nichts mitnehmen, weil sie gar nicht verstehen, was da überhaupt passiert. Auch sollte hier nicht blind vorausgesetzt werden, daß das Kind mehr mit Spanisch Kontakt hat als mit Mandarin. Je nach dem wo die Userin in den USA lebt, kann auch Mandarin ein Teil des Alltags sein. Silvia

Mitglied inaktiv - 03.09.2007, 18:40



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www.languagestars.com Ich finde das Programm ganz schoen. Erwarte allerdings auch nicht, dass er mit 3 Jahren dann schon in der Sprache studieren kann :). LG Paulchen aus den USA

Mitglied inaktiv - 03.09.2007, 19:38



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Ich denke, Du hast mich gemeint. Generell ist es für mich logisch, dass es leichter ist eine Sprache aufzunehmen die den denselben Ursprung hat. Alle romanischen Sprachen ähneln sich sehr vom Satzaufbau und der Grammatik her. Insofern lernt auch ein kleines Kind eher die ähnlichere Sprache als eine die sich komplett von der Muttersprache unterscheidet. Ich spreche deutsch, englisch, französisch, italienisch und klemme mich jetzt gerade wieder hinter spanisch (schwedisch und holländisch/afrikaans habe ich auch mal ein wenig gelernt) und ich halte es für definitiv einfacher diese Sprachen zu lernen als irgendeine exotische wo dann ja auch spätestens mit dem Lesealter auch noch die unterschiedliche Schrift dazukommt. Viele Grüsse, Chrissie

Mitglied inaktiv - 04.09.2007, 18:23



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ich wollte eigentlich nur drauf hinweisen, dass solche begriffe, wie eben du sie auch benutzt total subektiv sind. sprachen sind nicht per se "exotisch", "anders", "schwer" oder "kompliziert". wie ja auch du sagst: ist alles ne frage der eigenen gewohnheiten. aber, siehe fiametta, es kommt wahrscheinlich noch mehr darauf an, wie man es mit dem lernen so angeht und wie wirklich wichtig es einem damit ist. lg paula

Mitglied inaktiv - 05.09.2007, 08:59



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Hi, aus dem Sprachunterricht kann ich nur bestätigen, daß echtes Interesse und das Einräumen von Zeit zum Lernen sowie die Bereitschaft zum Lernen wiederlernen, das Wichtigste ist. Ich habe Teilnehmer, die jünger als ich sind, Englisch in der Schule hatten (ca. sechs Jahre) und bei denen noch nicht einmal die Personalpronomen hängengeblieben sind. Oft kommen sie mit dem hehren Vorsatz zum Unterricht, sich z.B. in Small Talk-Situationen ausdrücken zu können, begreifen aber nicht im allergeringsten, daß Fußballspielen oder stundenlanges Fernsehglotzen z.B. eben nicht wichtiger sind als das Lernen. Ich habe auch Teilnehmer, die weit über 50 oder 60 sind, nie Bekanntschaft mit Fremdsprachen hatten, aber die Besten im Italienisch-Kurs sind. Manche von ihnen unterhalten sich sogar zuhause in der Fremdsprache! Ich hatte auch vor vielen Jahren eine geistig leicht behinderte Teilnehmerin, die unbedingt Englisch lernen wollte. Die Frau war sagenhaft! Natürlich mußte sie mitunter mehr Lernzeit aufwenden, aber genau das tat sie und war damit unter den ganzen Anwesenden etwa im Mittelfeld! Einmal hatte ich einen jungen Italiener, der zuhause nur Deutsch gelernt hatte und daher endlich Zugang zu seiner Herkunftssprache finden wollte. Obwohl er sämtliche Vorteile auf seiner Seite hatte, war ihm seine Fußballkarriere dann aber doch wichtiger. Selbst hatte ich neben Englisch, Latein, Französisch, Italienisch und Spanisch (autodidaktisch) auch noch Arabisch, Russisch und Schwedisch studiert (studienbegleitend). Aus verschiedenen Gründen habe ich jeweils nur etwa drei Semester darauf verwendet und erinnere mich, mangels Gebrauch, an nichts mehr. Ich habe aber auch immer nur die Schrift und mögliche Laute, die ich noch nicht kannte als schwieriger empfunden, nicht aber Grammatik, Wortschatz, etc.. Fazit: Nicht die Sprache, sondern das eigene Lernverhalten, Prioritäten, Zeitaufwand, die Lust am Lernen, Neugier und Interesse für Land, Leute und Kultur sind ausschlaggebend. Leider macht aber die Masse nur die Rechnung auf: Ich zahle und will die Sprache können, Punkt - sie wollen Sprache also konsumieren. Lehrer haben aber keinen Nürnberger Trichter... Und dann sind Sprachen eben schwer, denn wenn etwas schwer ist, dann kann man damit das eigene Unvermögen oder Versagen gesellschaftlich plausibel kaschieren. LG Fiammetta

Mitglied inaktiv - 04.09.2007, 18:43