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Grundschulkind schreiben in der 2. Sprache (NRW)

Thema: Grundschulkind schreiben in der 2. Sprache (NRW)

Unser Kind ist in der 2. Klasse, spricht fließend Deutsch und Spanisch, liest und schreibt aber bis jetzt nur deutsch. AN unserer Schule gibt es keinen "Muttersprachlichen Unterricht" und zuhause ist sie schwer zu motivieren, da sie in der OGS ist. Gibt es bei euch muttersprachliche Stunden? Wenn ja, an der Schule oder wo? Macht ihr zuhause etwas mit den Kindern? Wer hat Erfahrungen speziell mit Spanisch? Danke!

Mitglied inaktiv - 03.11.2007, 22:26



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Hej ! Du schneidest da viele Themen an! Muttersprachenunterricht istein EU-Recht, auf das man die meisten Verwaltungen jedoch erstmal aufmerksam machen muß - und dann auch noch drum kämpfen. Ihr habt also Anspruch darauf! Unsere Große habenwir wieder rausgenommen, weil der Aufwand zu groß gemessen am Erfolg war. ich bin mir aber sicher, daß andere Kinder da viel lernen und es sich lohnt, wenn auchder weg dorthin nicht so lang wie für uns ist. Meine Töchter haben beinahe eher deutsch als dänisch gelesen, daher erweitert sich ihr Wortschatz gut un ddie Rechtschreibung verbessert sichstetig. Die Große hat viel die Karlchen Krabbelfix-Hefte (oft preisgünstig bei Aldi)"gearbeitet", ihr hat das Spaß gemacht - gedräng thabe ichsi enicht, aber bereitgestellt und dran erinnert, wennwir mal wartezeiten vor uns hatten, Bus- und lange Autofahrten etc. Die Kleine ist damit leider nicht ganz so wild, aber sie hat sie auch. Fang doch mal mit dem lesen an - lest ihr deutsch vor? laß sie leichte Bilderbücher, evtl. für kleinere Geschwister vorlesen (bitte sie, Dir damit zu helfen) und schreib ihr, wie ich früher, kleine Zettelchen in die Essensdose. Auf die Tafel habe ich ihnen jeden Morgen einen neuen Gruß oder Spruch geschrieben - und besorg ihr mal spanischschreibende Brieffreunde (die sie am besten auc persönlich kennt/kennenlernt, das motiviert!). verbesser dann nicht zuviel, laß sie einfach schreiben und viel lesen - das hilft schon sehr! Gute Nacht - Gruß - hej-hej Ursel, DK Mutter dt., Vater dän. - mit 2 Töchtern (1992/1996)

Mitglied inaktiv - 03.11.2007, 23:22



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wegen deinem Zitat "Muttersprachenunterricht istein EU-Recht..." Was heißt denn das genau? Heißt das, dass jede Grundschule Muttersprachenunterricht in den Erstsprachen der Schüler erteilen muss? Oder heißt das, dass einfach grundlegend eine Möglichkeit des muttersprachlichen Unterrichts in der Nähe gegeben sein muss, jedoch auch schulunabhängig? Ich bin deshalb so neugierig, weil ich selbst Grundschullehrerin bin. Ich hab mit DaZ (Deutsch als Zweitsprache) erweitert und unterrichte 4 Stunden pro Woche einen Deutsch-Förderkurs (schulintern). Ich weiß von einem Jungen, den ich unterrichte (Muttersprache Spanisch), dass er jede Woche in unserer Kreisstadt einen Spanischunterricht besucht (wird dort an einer Grundschule abgehalten). Unsere türkischen Kinder erhalten keinen Türkisch-Unterricht, sie haben lediglich die Möglichkeit, seit diesem Schuljahr Islam-Unterricht zu nehmen. lG tini

Mitglied inaktiv - 04.11.2007, 13:11



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Soweit ich informiert bin, muss es IRGENDWO einen entsprechenden muttersprachlichen Unterricht geben. Ich selbst bin Lehrerin in Bremen (noch in Elternzeit) und hier ist es so, dass an einer Schule ein entsprechender Kurs angeboten wird. Wenn sich die Eltern oder ein Lehrer entsprechend drum kuemmern, kann das Kind dort angemeldet werden (sofern noch Platz ist, der erste Lacher). Dies kann allerdings am anderen Ende von Bremen sein, so dass es vielen Kindern gar nicht moeglich ist zur passenden Zeit dorthin zu kommen. Ich kann dir nicht sagen, wie es in den Flaechenstaaten aufgeteilt ist, ob es da pro Landkreis oder wie auch immer ist. Anja D, in D, mit Sohn 2,5 Jahre deutsch- und englischsprachig

Mitglied inaktiv - 04.11.2007, 13:22



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Hej allesammen! Das ist nicht die Aufgabe der Schule, sondern der Kommune. Sie muß dafür sorgen, daß ein EU-Kind die Sprache lernen (oder besser: vertiefen, geläufig halten) kann, die als Nichtumgebungssprache zuhause gesprochen wird. das muß auch nicht in der unbedingten Nähe stattfinden, jedoch so, daß es erreichbar ist. Und es kann natürlich aus praktischen Gründen eine Schule sein, muß aber nicht. Wir hatten Unterricht (nach zähem Kampf) in Aarhus angeboten bekommen, d.i. ca. 25km von hier, mit dem Bus nicht zu schaffen, schon gar nicht für ein damals noch relativ kleines, busunerfahrenes Kind. Mit dem Auto ging es gerade eben. Die Fahrkostenübernahme haben wir dann noch einmal erkämpft, immer natürlich mit Hinweisen auf Paragraphen ,anders kommt man da nicht weiter - klar, daß sich aus Kostengründen die Kommunen erstmal versuchen zu drücken. Wobei wires als unseren Verdienst, aber auch Lernfähigkeit unserer Kommune ansehen,daß wir z.B. zunächst abschlägig beschieden wurden als wir nach Muttersprachenunterricht fragten, am Ende die Kommune aber auf ihrer Homepage/Website ogar Hinweise auf das Recht auf Muttersprachenunterricht samt Infos hatte!!! Es lohnt sich also zu kämpfen! Und logisch - und sicher auch sinnvoll, daß solche Kurse gern in größeren Städen zentral angeboten werden, denn so sammelt man eben mehrere Kinder um 1 Lehrkraft. Für manche Kinder kann das sehr gut sein, daß sie mal sehen: Es gibtnoch andere Kinder in meiner Situation, die diese andere Sprache zuhause sprechen. manche Kinder motiviert dies ja ! Wobei zu beachten ist, daß die Kinder nicht nur in verschiedenen Altersgruppen und somit Schulklassen sind, sondern daß ja durchaus ein 12J. viel weniger in der Nichtumgebungssprache kann als beispielsweise ein 10 J. --- je nachdem eben, wie gut seine Eltern die Nicht-Umgebungssprache fördern und stärken. In erster Linie dient der Muttersprachenunterricht der Unterstützung des Sprachgebrauchs zuhause; dazu gehört natürlich Grammatik ebenso wie Schreiben und Lesen - Sprechen sollten die Kinder weitgehend zuhause lerne, denn es ist ja eben kein (!!!) Fremdsprachenunterricht. Und genau darum haben wir es wieder gelassen. Der lange Fahrtaufwand war zu viel für das, was unsere Tochter letztendlich dort lernte - und das lag nicht an der Lehrerin, sond. eher an dem niedrigeren Deutsch-Niveau der übrigen Schüler. ich kenne eine Familie in Schweden, wo die Zwillinge ohne andere Mitschüler im Anschluß an ihren Schulunterricht 1x pro Woche Muttersprachenunterricht Deutsch bekamen. Wäre dies jedoch auf Kosten sozialer Dingeg gegangen, hätten sie den auch abgewählt - allerdings waren auch diese Zwillinge extrem gut in Deutsch. Man muß also selber abwägen. Ziel des Muttersprachenunterrichts oder seine Begründung ist, daß man eben die in der EU gewährte Freizügigkeit auch für Kinder ohne Nachteile gewährleisten will/solL: Sprich - gehen die Eltern aus beruflichen Gründen zurück in das andere Land, soll das Kind nicht zuviel Zeit mit dem Erlernen der 2. Muttersprache (!!! MUTTERsprache) !!!) verlieren. Voraussetzung ist also, daß mind. 1 Elternteil eine andere EU-Sprache spricht als die Umgebungssprache und daß diese Sprache zuhause auch gepflegt wird. Man kann dies nicht dem Muttersprachenlehrer überlassen! Schaut mal hier, vielleicht helfen Euch diese Dinge hier schon weiter - denn leider habe ich die meisten Regeln natürlich für unseren dänischen Kampf auf dänisch - lächel. Googlen lohnt sich sicher auch für Euer Land! Es geht um die Richtlinie 77/486/EWG des Rates vom 25. Juli 1977 über die schulische Betreuung der Kinder von Wanderarbeitnehmern (ABl. L 199 06.08.1977 S. 32) Nachzulesen in allen EU-Sprachen hier: http://europa.eu.int/smartapi/cgi/sga_doc?smartapi!celexdoc!prod!CELEXnumdoc&lg=DE&numdoc=31977L0486&model=guicheti insbesondere Artikel 3: Die Mitgliedstaaten treffen nach Maßgabe ihrer innerstaatlichen Verhältnisse und ihrer Rechtssysteme in Zusammenarbeit mit den Herkunftsstaaten geeignete Maßnahmen, um unter Koordinierung mit dem Regelunterricht die Unterweisung der in Artikel 1 genannten Kinder in der Muttersprache und der heimatlichen Landeskunde zu fördern. (1)ABl. Nr. C 280 vom 8.12.1975, S. 48. (2)ABl. Nr. C 45 vom 27.2.1976, S. 6. (3)ABl. Nr. C 13 vom 12.2.1974, S. 1. Außerdem kann man auf die UN Kinderkonvention verweisen: http://www.blja.bayern.de/Textoffice/gesetze/TextOfficeUN_Kinderkonvention.htm insbesondere den Artikel 29c: Artikel 29 [Bildungsziele; Bildungseinrichtungen] (1) Die Vertragsstaaten stimmen darin überein, dass die Bildung des Kindes darauf gerichtet sein muss, a) die Persönlichkeit, die Begabung und die geistigen und körperlichen Fähigkeiten des Kindes voll zur Entfaltung zu bringen; b) dem Kind Achtung vor den Menschenrechten und Grundfreiheiten und den in der Charta der Vereinten Nationen verankerten Grundsätzen zu vermitteln; c) dem Kind Achtung vor seinen Eltern, seiner kulturellen Identität, seiner Sprache und seinen kulturellen Werten, den nationalen Werten des Landes, in dem es lebt, und gegebenenfalls des Landes, aus dem es stammt, sowie vor anderen Kulturen als der eigenen zu vermitteln; d) das Kind auf ein verantwortungsbewusstes Leben in einer freien Gesellschaft im Geist der Verständigung, des Friedens, der Toleranz, der Gleichberechtigung der Geschlechter und der Freundschaft zwischen allen Völkern und ethnischen, nationalen und religiösen Gruppen sowie zu Ureinwohnern vorzubereiten; e) dem Kind Achtung vor der natürlichen Umwelt zu vermitteln. (2) Dieser Artikel und Artikel 28 dürfen nicht so ausgelegt werden, dass sie die Freiheit natürlicher oder juristischer Personen beeinträchtigen, Bildungseinrichtungen zu gründen und zu führen, sofern die in Absatz 1 festgelegten Grundsätze beachtet werden und die in solchen Einrichtungen vermittelte Bildung den von dem Staat gegebenenfalls festgelegten Mindestnormen entspricht. Gruß - hej-hej Ursel, DK Mutter dt., Vater dän. - mit 2 Töchtern (1992/1996)

Mitglied inaktiv - 04.11.2007, 13:51



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Vielen Dank für deine lange Antwort! Sehr interessant und ilfrich. Aber sag mal: Türkische Kinder, die zu Hause mit den Eltern türkisch reden, gelten wohl nicht als EU-Ausländer, oder? Und haben somit kein Recht auf Türkisch-Unterricht, oder sehe ich das falsch? Das würde mich momentan am meisten interessieren, da fast alle meiner Förder-Kinder türkischsprachig sind.

Mitglied inaktiv - 04.11.2007, 18:09



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Noch gehoert die Tuerkei nicht zur EU soweit ich weiss. Also kann die EU Gesetzeslage zum Muttersprachenunterricht nicht auf tuerkisch angewandt werden. Gruss aus Calgary, Canada Beatrix

Mitglied inaktiv - 04.11.2007, 22:48



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Hej Tini! Nein, wie Beatrix schon schreibt, fällt dieTürkei (noch9 nicht in diese Regelung, ich bin auch überfragt, ob es Sonderregelungen für die ganz neuen EU-Länder gibt (da gibt es ja auch Sonderregelungen in anderen bereichen). ABER: In Dk uzmindest gab es bis zum Antrott der Fogh-Rasmussen-Regierung vor wneigen jahren auch Muttersprachen-Unterricht für einige Nicht-EU-Länder. Das hat eben diese Regierung dann abgeschafft. Am liebsten hätten sie wohl auch die EU-Sprachen entfernt, aber das geht eben nicht so leicht, weil es eine EU-Regel ist!!!!! Will sagen: Es könnte natürlich sein,d aß Dtld. für Türken und/oder andere bevölkerungsstarke gruppen auch Muttersprachenunterricht anbietet. Das müßte dann ja geregelt sein, auch gesetzlich. Schau mal auf die Homepage deiner Kommune, schau unter Muttersprachenunterricht türkischin Dtld. etc. - versuch, was rausuzkriegen - denn nur so sind wir auch zu unserem Unterricht gekommen (der Beamtehier hatte nur gehört: Muttersparchenunterricht abgeschafft und wollte uns damit abspeisen - aber wer suchet, der findet manchmal mehr, als die Gesetzesverteter wissen...) ichweiß wie gesagt nicht, o bes das in Dtld. gibt, aber DAS steht eben im Ermessen der einzelnen EU-Länder (die EU-Sprachen selbst nicht!). Viel Glück - Ursel, DK

Mitglied inaktiv - 04.11.2007, 23:01



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Hallo - wir leben in der gleichen Konstellation und unser Sohn geht seit der 1. Klasse zum muttersprachlichen Unterricht in Spanisch. Das ist zwar nicht an seiner Grundschule, aber an einer Grundschule im gleichen Ort. Dort wurde schon seit jeher der span. Unterricht abgehalten, da bin ICH schon vor 20 Jahren unterrichtet worden. Wir sind übrigens hier im Kreis Soest und ich weiß dass auch Kinder von weiter her zu uns kommen (ca. 30 Km). Vielleicht kann Dir das Kultusministerium sagen wo es diesen Unterricht gibt. lg, rebeca

Mitglied inaktiv - 04.11.2007, 14:29



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Hi Becky! Soest in holland? lg carol. carol nl mit öster.man mit sohn 1 jahr NL, in Österr.

Mitglied inaktiv - 04.11.2007, 22:11



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Mitglied inaktiv - 05.11.2007, 09:22



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Wir sind auch aus NRW (Kreis Siegburg - konkret wohnen wir in Bad Honnef), unsere Kinder wachsen auch Deutsch-Spanisch auf. Sowohl im Kreis SU als auch im Kreis BN gibt es mehrere Schulen die mehrsprachigen Ergänzungsunterricht anbieten. Unsere Kinder werden dafür in den nächsten Ort gehen müssen, der ist ungefähr 7 km weit weg. Frag mal im Landesministerium nach, es gibt bestimmt in Eurem Landkreis spanisch. LG cristina

Mitglied inaktiv - 05.11.2007, 14:08



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hallo, wäre klasse, wenn ich mit dir in Kontakt treten dürfte. WIr wohnen in Königswinter - das ist ja nun nicht so weit. Wo genau ist denn der MUS. ich habe beim Rhein-Sieg Kreis angefragt und keine Antwort bekommen. Woher hast du Infos? Wie alt sind denn eure Kinder? Kommt ihr aus Spanien? Grüße!!!

Mitglied inaktiv - 09.11.2007, 00:13



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Es war etwas unhöflich nur Fragen zu stellen: Wir haben drei Kinder (meine "Stieftochter" - dummes Wort- 13 lebt bei der Mutter in L.A., die Mittlere ist 7, der Jüngste ist 5 geworden). Mein Mann ist Mexikaner wir erziehen konsequent OPOL ( One parent one language) bei den KLeinen, die Große ist Spanisch-Englisch-Bilingual. Wir sind "allein" - d.h. wir haben leider keine spanisch sprechenden Bekannten hier. Wohnen auf einem kleinen Dorf und kommen aber auch so ganz gut klar. Saludos, desde las siete montanas.

Mitglied inaktiv - 09.11.2007, 00:24