Mehrsprachig aufwachsen

Forum Mehrsprachig aufwachsen

Zweisprachigkeit wie am Besten?

Thema: Zweisprachigkeit wie am Besten?

Hallo zusammen, habe mich angemeldet um meine Frage loszuwerden. Ich hoffe Ihr könnt mir paar Tipps geben. Unser Sohn, 13 Monate alt soll nun zweisprachig aufwachsen. Ich kann sehr gut Deutsch und afghanisch. Mein Mann kann sehr gut afghanisch aber noch wenig Deutsch. Nun habe ich gelernt, dass das Kind eine Bezugsperson pro Sprache benötigt. Soll ich mit ihm nur deutsch und mein Mann nur afghanisch sprechen? Im Fernseher läuft ca. 80% deutsch. Lernt das Kind dann nicht zu viel Deutsch und wenig afghanisch? Soll ich mit ihm auch nur afghanisch sprechen, weil im Kindergarten sowieso deutsch dazu kommt? Welche Alternative ist die Beste: 1. Papa: afghanisch; Mama: afghanisch; Umfeld: deutsch 2. Papa: afghanisch; Mama: deutsch; Umfeld: deutsch Vielen Dank für eine Antwort. Grüße Amina

von Mombi84 am 05.12.2020, 15:06



Antwort auf Beitrag von Mombi84

Hej noch einmal, Amina und willkommen auch hier! Korya hat ja schon im Hauptforum den Rat gegeben, daß Ihr zu Hause nur Afghanisch sprecht, dem schließe ich mich an. Bedenken wegen des KIGA-Personals oder auch,d aß das Kind einen "Schock fürs Leben" bekommt, hätte ich da gar nicht. Die Erfahrungen in Foren wie diesen zeigen (aber auch mit meinem Patenkind, das bei Eintritt in den dän. KIGA zum Entsetzen der Pädagogen kein Wort Dänisch sprach), daß Kinder sehr schnell die Umgebungssprache lernen - und dann wird sie schnell auch mächtig. Zumal dann auch fremde Kinder mit der Umgebungssprache mehr und mehr zu Euch zu Besuch kommen und somit auch Ihr viel weniger zeit für Eure Sprache habt. Ganz fremd wird Deinem Kind die deutsche Sprache auch nicht sein, wenn es in den KIGA kommt: Ihr lebt doch n keinem rein afghanischen Ghjetto, wo es niemals deutsch hört??? Du gehst doch einkaufen ,Ihr trefft Nachbarn, Euch besuchen vielleicht auch Deutsche - da ist doch auch genug Gelegenheit für Dein Kind zu merken, daß es diese Sprache auch gibt. Aber wenn Ihr ihm nicht Afghanisch beibringt, wer dann? und der Zeitfaktor ist einer der wichtigsten: Je mehr Zeit für eine Sprache verwendet wird, umso besser beherrscht man sie. Alles Gute und erzähl doch bei Gelegenheit mal ,wie es läuft! Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 05.12.2020, 17:03



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Ich würde sagen: afghanisch daheim. Ist doch toll! Sprechen wird im Ohr des Zuhörenden eine Melodie, es ist eine Art Abfolge von einzelnen Tönen, Was daran schockierend sein soll, versteht kein Kind dieser Welt, das möchte einfach eine Bezugsperson, die mit und zu ihm spricht. Die Umgebungssprache lernt jedes Kind, ganz natürlich, weil es ein Bedürfnis sich auszutauschen. Ich hatte übrigens einen Schock als Kind: als man mich auf die Skier gestellt hat. Du meine Güte! Ich war gut im Eislaufen, konnte gut schwimmen, aber die Skier? Damit habe ich mich immer schwer getan. Nie hat jemand eingegriffen, kein Pädagoge, kein Sportlehrer, nie hat mich jemand davor gerettet, warum ich armes Kind mit Skiern geplagt wurde, wenn ich doch schon mit dem Eislaufen genug zu tun hatte. Ich freue mich für euer Kind, zwei Kulturen sind ein wunderbares Geschenk. Alles Gute!

von kunstflair am 05.12.2020, 20:49



Antwort auf Beitrag von kunstflair

Ich hoffe, Du hattest trotzdem eine schöne Kindheit! Genau, jedes Kind erlebt mal Dinge, die es nicht gleich verkraften oder auch nur einordnen kann - und die meisten leben irgendwann fröhlich weiter. Sprache der Eltern gehört dazu nicht. Ich habe es schon oft oft zitiert, aber als wir bei einer Studie u.a. auch einen Handzettel für frischgebackene bilinguale Eltern entwickeln sollten, merkte ich erstmals ernsthaft, daß alle Vorhaben, Prinzipien, Theorien Murks sind: 2 Dinge zählen wirklich. 1. Zeit - je mehr Zeit eine Sprache bekommt, umso besser wird sie gelernt. Gilt letztendlich aber für alles, was man lernen will oder soll. 2. Selbstverständlichkeit Je mehr sich Eltern mit gezielten Programmen, ausgeklügelten Prinzipien und manchmal leider auch irrwitzigen Theorien die Mehrsprachigkeit quasi für ihr Kind optimal "erarbeiten" wollen, umso schlechter klappt es. Kinder, die merken, daß ihre Eltern etwas nicht aus eigener Überzeugung tun (und das merken sie bei allem sehr schnell), zweifeln eben genauso wie ihre Eltern -am Erfolg, an der Richtigkeit, o was die anderen sagen etc. Und sie widersetzen sich leichter. Da, wo es gar keine Fragezeichen gibt - wo selbstverständlich 2 Sprachen gesprochen werden - oder zuhause nur die eine, draußen eine andere - da ist das so selbstverständlich wie Zähneputzen, morgens aufsttehen und in den KIGA gehen oder abends schlafen. Macht es so, wie es für Euch am besten ist - und umso besser,wenn das Afghanisch ist für beide, denn dann ist der Zeitfaktor optimal genutzt. Glaub mir,die Zeit in der Nichtumgebungssprache wird weniger nud weniger, je älter Dein Kind wird - der Grundstein wird jetzt gelegt! Alles Gute - Ursel, DK

von DK-Ursel am 05.12.2020, 21:30



Antwort auf Beitrag von Mombi84

Huhu und herzlich willkommen! Schön, dass du die Gruppe gefunden hast. Wie schon gesagt, würde ich euch raten, die Energien ganz in eure Muttersprache zu stecken. Die Investition lohnt sich, auch wenn einige im Umfeld vielleicht den Kopf schütteln. Steht ruhig darüber! Denn ihr vermittelt mit eurer Sprache ja soviel mehr als nur Vokabeln, und in einem recht deutschen Umfeld werdet ihr vermutlich in ein paar Jahren ums Afghanisch noch genug kämpfen müssen. Je mehr Klangfarben durch unterschiedliche Sprecher in eure Familie gebracht werden, desto besser. Viel Erfolg! LG Katia

von Korya am 07.12.2020, 15:56