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Wie umgehen mit der Ablehnung der anderen Kultur durch die Kinder

Thema: Wie umgehen mit der Ablehnung der anderen Kultur durch die Kinder

Seit ein paar Wochen sind wir nun in China. Die Kinder sind im Kindergarten eingewöhnt. Es gehen dort auch einige deutsche Kinder hin. Nun höre ich von der Großen (4) oft so Sprüche wie: "Mit den chinesischen Kindern spielen wir nicht, die sind doof", oder "Da hat ein Chinese das Essen angefasst, das hat dann eklig geschmeckt". Bislang bin ich immer davon ausgegangen, dass solche Aussagen immer erziehungsbedingt seien, aber das ist hier definitiv nicht der Fall. Ich fühle mich hier unheimlich wohl, und wünsche mir auch, dass die Kinder chinesische Freunde finden. Ich sage dann immer, dass solche Aussagen totaler Quatsch sind, aber fühle mich doch immer etwas verunsichert, wie ich damit umgehen soll. Ist es einfach die Angst vor dem Fremden? Liegt es daran, dass sich die Große einfach noch nicht verständigen kann? Ich muss aber auch zugeben, dass andere Mütter hier oft schon gesagt haben, mit chinesischen Kindern könne man nicht spielen, die würden gar nicht ohne Anleitung spielen können. Das bekommen die Kinder natürlich mit, insofern muss ich da wohl auch aufpassen, wer so was erzählt. Habt Ihr Tipps für mich, wie ich mit der Situation besser umgehen kann? Gibt es evtl. auch Bücher, die man gut nutzen kann? Wir bekommen bald Besuch, dann könnte ich mir Bücher mitbringen lassen. Danke.

Mitglied inaktiv - 16.03.2010, 09:19



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guten morgen, ich glaub nicht, dass deine tochter die kultur ablehnt. ihr seid ja auch noch nicht sooo lange dort. und es kann doch tatsaechlich sein, dass die chinesischen kinder anders spielen, als es deine tochter gewohnt ist. ist natuerlich doof, wenn andere muetter sich dazu so denkwuerdig aeussern. und das mit dem essen, das meint sie viell. gar nicht so. ich wuerd das auch nicht so toll finden, wenn ich das essen essen soll, wo grad jemand anderes seine finger drin hatte...aber: andere laender, andere sitten. lg aus mostoles/madrid, anja

Mitglied inaktiv - 16.03.2010, 10:40



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Hej Astrid! Ich denke auch nicht, daß Deine Kinder plötlzich rassistischdie andere Kultur ablehnen, sondern einfach nur das, was sie nicht verstehen,was fremd ist, was ihnen das Vertraute scheinbar "genommen" hat oder als Ersatz für liebe Freunde zuhause dienen soll , nicht akzeptieren wollen. Stell Dir vor, Du bist 4 Jahre. Da wirst Du ja trotz aller Vorbereitung nicht lange gefragt, ob und warum es nun China werden wird, wo die Familie in Zukunft lebt. Und wenn man dann Heimweh bekommt, wenn man sich nach Menschen mit der eigenen Sprache sehnt, die man lieb hatte, nach allem, was man bsher kannte, dann lehnt man das Neue erstmal ab. Das Neue - China - hat die Schuld, daß das Alte nicht mehr da ist. Insofern glaube ich auch, Du mußt Deinen Kindern Zeit geben. Rational ist sowas kaum zu bewältigen, sondern durch Beispiel, chinesische Freunde, das Lernen der Sprache undundund. Mag natürlich sein, daß chinesische Kinder anders spielen, vielleicht eben auch nicht so, wie deutsche Mütter das gewöhnt sind. Vielleicht sogar wirklich nervig (ich kenne die chinesische Kultur zu wenig - wieviele Mütter sind da zuhause??? bei nur 1 Kind hat das natürlich den total motivierten Bespaßer, stelel ich mir dann klischeehaft vor... so lernt man vielleicht wirklich nicht, kreativ zu spielen? Vielleicht ist das in dieser Gesellschaftsform auch nicht so sehr erwünscht? Keine Ahnung?) Aber ob die Kinder aufgrund solcher "Vorkenntnisse" miteinander spielen oder nicht, entscheiden doch die Kinder. Auch meine Kinder waren lt. Pädagogen deutlich kreativer im Spiel als manches KIGA-Kind und deshalb als Spielkameraden heißbegehrt. Vielleicht "verkaufst" Du es Deinen Kindern dann so, daß sie den kleinen Chinesen deutsche Spielart, dt. Spiele beirbingen? Mach den Kindern klar, daß sie für die kleinen Chinesen ja ebenso anders sind. Kannst Du Kameraden einladen? Und wie gesagt --- habt KOntakte und bewerte das Verhalten der Kinder nicht über --- Eingewöhnungszeit ist immer unterschiedlich lang und läuft für Kinder anders ab als für uns. Gruß Ursel, DK

Mitglied inaktiv - 16.03.2010, 11:30



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Wie gehen denn die Erzieher mit diesem Konflikt um. Ich würde es mir als ihre erste Pflicht vorstellen, die Kinder aller Nationen zu integrieren und "rassistischem Gedankengut" sofort einen Riegel vorzuschieben. Fördert der Kindergarten das gemeinsame Spiel einheimischer und ausländischer Kinder oder ist es ein Expat-Kindergarten und die chinesischen Kinder sind eher geduldetes Beiwerk? Ich war selbst mehrmals für einige Monate in China und weiß, dass die Kultur dort ganz anderes ist als bei uns. Es dürfte relativ schwierig sein, private Kontakte mit Chinesen herzustellen. Aber vielleicht findest Du ja eine chinesische Mutter, die mal längere Zeit im Ausland gelebt hat oder die einfach neugierig auf eine andere Kultur ist und die Du mit ihren Kindern mal "auf eine Tasse Kaffee" einladen kannst. Wenn Du mit gutem Beispiel voran gehst, verlieren Deine Kinder vielleicht ihre Vorbehalte. Silvia

Mitglied inaktiv - 16.03.2010, 12:44



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Es ist ein sog. internationaler Kindergarten, in der Mehrheit gehen dort chinesische Kinder hin. Bei den ganz Kleinen sind zur Zeit die Hälfte Europäer, fast ausschließlich Deutsche. Allerdings kommt die Kleine mit ihren 18 Monaten dort super klar, der ist es egal, welche Nationalität ihre Spielgefährten haben. In der nächsten Gruppe ist 1 deutsches Kind mit 9 chinesischen Kindern, in der Gruppe meiner Großen sind es 2 deutsche Mädchen auf 8 chinesische Kinder, in der nächsten Gruppe sind es 3 deutsche Kinder auf 7 chinesische Kinder. Im Kindergarten versuchen sie schon sehr, die deutschen Kinder zu integrieren. Allerdings ist der Kindergarten deutlich verschulter als in Deutschland. Unser Kindergarten bietet jedoch Freispielzeit an, das ist hier nicht selbstverständlich.

Mitglied inaktiv - 16.03.2010, 13:04



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Ihr habt wahrscheinlich recht, dass ich einfach Geduld haben muss. Ich muss vor allem selbst schnell Chinesisch lernen, damit wir auch mal andere Kinder einladen können. Hier sprechen die wenigsten Chinesen Englisch, so dass der Kontakt zu den chinesischen Eltern im Kindergarten zur Zeit noch schwierig ist. Bald können wir auch in unser Haus ziehen, wo wir zwei chinesische Familien als Nachbarn haben. Vielleicht bringt uns das auch schon weiter. Ich bin in Bezug auf "fremden"feindliche Sprüche bin ich einfach sehr sensibel. Das wurde mir in der Jugend so eingetrichtert, dass mich diese Sprüche etwas geschockt haben.

Mitglied inaktiv - 16.03.2010, 12:54



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Hallo Astrid, wir leben seit 2,5 Jahren in Shanghai und uns 4 gefaellt es sehr gut hier. Ihr seid ja fast gerade angekommen. Gib deinen Kindern Zeit. Fuehlen sie sich im Kindergarten wohl? Haben sie sonst Freunde? Die Freundschaften werden noch kommen. Zumal es ist eine Riesenumstellung fuer euch alle. Step by step. Ich wuerde jedes Mal wenn so einen Spruch kommt, nachfragen was passiert ist und den Kindern versuchen zu erklaeren, warum die Chinesische Kinder so reagieren. Macht kleine Touren durch die Stadt und versucht den Kindern die tolle Sachen zu zeigen. In Shanghai z.B. gibt es tolle Parks, Museen, Kindertheater undundund. Chinesisch essen gehen - 99% der Westlichen Kindern lieben Dumplings. Ich wuerde an deiner Stelle mich zu einem Chinesisch Sprachkurs, Chinesisch Kochkurs usw. anmelden. Dort wirst du viel ueber Land und Leute lernen. Wenn du positiv ueber China denkst, wenn du selbst hier gluecklich bist, werden es deine Kinder auch. Kopf hoch !

Mitglied inaktiv - 16.03.2010, 13:47



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Hallo Chiara, seit einer Woche lerne ich Chinesisch. Ich habe gerade Einzelunterricht und werde ab nächster Woche mit einer anderen Frau 2mal die Woche gemeinsam Unterricht nehmen und einmal die Woche noch Einzelunterricht haben. Ich möchte auch selbst versuchen, Arbeit zu finden, wenn erst mal der Container ausgepackt und das Haus eingerichtet ist. Die Kinder fühlen sich schon wohl im Kindergarten, das merke ich. Die Große hat auch schon eine Freundin, das andere deutsche Mädchen, das mit ihr in die gleiche Gruppe geht. Insofern ist alles wunderbar. Ich hoffe halt, dass die Kinder irgendwann auch mit chinesichen Kindern Freundschaft schließen. Sie sollen nicht nur in dieser Expat-Blase aufwachsen und denken, dass erwachsene Chinesen nur als Erzieherin, Fahrer oder Ayi arbeiten. Du verstehst wahrscheinlich, was ich meine. Wan'an! Astrid

Mitglied inaktiv - 16.03.2010, 14:23