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Wie sprecht Ihr mit Eurem Kind?

Thema: Wie sprecht Ihr mit Eurem Kind?

Hallo alle, ich wußte nicht recht, wie ich meine Frage im Betreff sinnvoll zusammenfasse. Meine Tochter ist 1,5 und wächst momentan dreisprachig auf. Manchmal zeigt sie mir ihr Pferdebuch und sagt "horse". Ich sage dann "Ja, genau. Das ist ein Pferd." Sie wiederholt immer wieder "horse" (ist ja auch richtig und einfacher als Pferd). Wie macht Ihr das? Wiederholt Ihr auch mal "horse" damit sie weiß, dass sie das richtig spricht oder bleibt Ihr stur beim Pferd? Ich weiß ja, dass man eigentlich konsequent sein soll. Aber ich will ihr auch nicht das Gefühl geben, dass sie es nicht richtig sagt. Mit der anderen Sprache ist es auch so. Viele Grüße, Anna

von AnnaC am 28.05.2013, 02:45



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Bei uns ist es so, dass unsere Kinderfrau nur die eine Sprache (chinesisch) spricht, der Vater die andere (deutsch), und ich zwischen beiden Sprachen situationsbedingt wechsle. Also beim gemeinsamen Mittagessen mit der Kinderfrau spreche ich auch mit den Kindern chinesisch, mit meinem Mann natürlich deutsch. Die Kleine (2 Jahre) spricht mehr chinesisch als deutsch, was sich mit dem Besuch des deutschen Kindergartens wohl legen wird. Witzigerweise mischen unsere Kinder nie die beiden Sprachen in einem Satz. Aber die Zweite hatte lange die chinesische Grammatik in die deutsche Sprache übernommen. Die Kleine übersetzt "das da" auf chinesisch mit "die da" ins Deutsche. Bei ihr ist also alles "die da", im chinesischen gibt es nur ein Wort für "der, die, das". Wenn wir Bilderbücher anschauen, mache ich es wie Du, dass ich dann das Wort auf Deutsch wiederhole, so nach dem Motto: "Richtig, das ist ein Pferd". Damit gebe ich ihr zu verstehen, dass sie das richtige Wort im chinesischen benutzt hat, aber gebe ihr auch den deutschen Begriff dazu. Ich würde das ein Deiner Stelle so weitermachen. Das kommt dann schon von alleine. Die Kinder haben immer mal eine Sprache, die sie selbst beim Sprechen vorziehen, aber solange sie beide Sprachen versteht, kommt das schon.

von Astrid18 am 28.05.2013, 03:44



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Hej Anna! Es ist immer hilfreich, wenn die Hintergründe erklärt werden und wir sie nicht zusammenraten müssen (immerhin sollen wir ja antworten). Also: Ich wohne in DK, bin die einzige dt. Bezugsperson in dänischer Umgebung mit dän. Vater. Und ja, genau wie Du es machst (Deutsch in engl. Umgebung) habe ich das auch getan (Deutsch in dän. Umgebung) Kind sagte "hest", ich sagte. genau, das ist ein Pferd. ich erinnere mich an das Tierbilderlotto, das wir hatten. Da hat sich meine Große im knappen KIGA-Alter gern mit ihrer dän. Großmutter gestritten, denn sie bestand darauf, daß die Tiere ihre dt. Namen bekamen (die sie von mir beim Spielen gelernt hatte), Großmutter sagte ihr natürlich die dänischen, ich ließ sie meistens "streiten", mischte mich höchstens hin und wieder ein erklärte:Großmuttersagt so, ich sage so. Sie blieb lange dabei... Was die Konsequenz angeht. Die bedeutet ja nicht, daß Du kein engl. Wort zu Deinem Kind sagen darfst. Konsequenz bedeutet, daß Du so ausschließlich deutsch mit Deinem Kind redest, daß es diese Sprache eindeutig DIR zuordnen kann. Du solltest darum - und damit die Sprache auch "ordentlich" wird - nie im Satz mischen. Aber ich habe z. B. ja auch in Gegenwart von Dänen dänisch gesprochen, auch zum Kind (sehen wir von kleinen Sätzen wie "bring das mal bitte in den Mülleimer" ab) . Meinen Kindern war immer klar, daß wir deutsch miteinander reden, wenn wir unter uns sind. Dein Kind weiß ja auch, daß Du Enlisch kannst, es erlebt Dich in der engl. Umgebung, beim Einkaufen etc., englischsprechend. Wichtig ist eben, daß Du vermittelst: Wann immer es geht, reden wir beide deutsch miteinander. das verstehen Kinder bald. Mach weiter wie bisher, das hört sich gutan! Gruß´Ursel, DK

von DK-Ursel am 28.05.2013, 09:04



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Hallo Ursel und Astrid, danke für die Antworten (doof, dass ich immer nur eine lesen kann und nicht den ganzen Thread...). Ursel, Du hast Recht. Ich wollte niemanden mit meiner Geschichte langweilen, aber es hilft wohl: Momentan leben wir auf den Philippinen. Die Kinderfrau spricht Englisch mit meiner Tochter. Ich spreche Deutsch, mein Mann ist Brasilianer und spricht Portugiesisch. Dazu kommen noch die Kinder auf der Straße, mit denen meine Tochter spielt. Die sprechen Ilonggo. Allerdings ziehen wir im Sommer erstmal zurück nach D. und dann weiter nach Brasilien. Es wird also auf deutsch-portugiesisch hinauslaufen. Ich spreche mit meinem Mann Portugiesisch, mit meinen Kollegen Englisch und mit den Kindern Ilonggo. Mit meiner Tochter spreche ich immer nur Deutsch. Mein Mann plappert allerdings gerne mal Englisch oder Deutsch (oft auch noch falsch) und ich habe den Eindruck, sie merkt das. Aber ich denke, das wird sich legen, wenn wir in Brasilien sind. Ich hoffe jedenfalls, es wird ihr nicht zuviel...

von AnnaC am 28.05.2013, 10:05



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Der Eindruck ist bestimmt richtig - die Fehler können die Kleinen meist ziemlich gut identifizieren. Da gibts sogar Studien mit Babys dazu - die haben schon vor dem 1. Geburtstag ein ziemlich gutes "Grammatikgefühl" (sofern jemand richtig spricht, aber das ist ja bei Euch der Fall). Wird bestimmt nicht zuviel, sie sucht sich raus, was sie braucht :-) K

von Kacenka am 28.05.2013, 10:14



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Hallo, wenn Du das ganz neutral sagst, ohne dass es so rüber kommt, dass Du sie berichtigst, kann sie das schon einsortieren, da brauchst Du Dir keine Sorgen machen. Ich bin da nicht ganz so prinzipientreu und sage auch schon mal: Ja: Papa sagt xxx, Mama sagt YYY - und die Tante im Kindergarten sagt ZZZ. Dann ist er zufrieden. Haben wir von Anfang an so gemacht und hat auch nichts dran geändert, dass er die Sprachen ziemlich genau zuordnet. Wenn er bei der Ärztin "Danke" sagt, habe ich ihm gesagt: "Und wie sagst Du das zum Papa?" - und dann kams in der richtigen Sprache. Er ist jetzt 2,5 und obwohl mein Mann sich uns oft in der Sprache angepasst hat, setzt der Kleine jetzt durch, dass der Papa bitteschön seine Sprache sprechen soll. "Papa sprich tschechisch!" Die Hilfskonstruktion (Mama sagt... Papa sagt...) ist also auch schon abgelegt. Manchmal fängt er sogar an auf dem Spielplatz den Kindern zu erklären, wie die Mama zu Sand usw. sagt. (Die interessiert das natürlich nicht die Bohne. :-)) Oder er fragt nach dem Namen einer Pflanze, und wenn ich ihm den genannt habe, erklärt er mir, wie der Papa dazu sagt (und ich wusste das vorher gar nicht :-)) Wie gesagt - man muss das so nicht machen, ist eher ein Hilfsmittel für mich als für meinen Sohn, um auf seine Mehrsprachigkeit reagieren zu können - weil mich das ja auch begeistert. Ich singe auch die Reime, die er aus dem Kindergarten kennt und zu Hause zu singen beginnt mit - auch das ändert nichts an unserer gemeinsamen Umgangssprache. Katja

von Kacenka am 28.05.2013, 10:11



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Hej nochmal! Kacenka -- es ist doch lustig, es gibt einfach gewisse Schemeta, die fast immer ablaufen, egal wo die Kinder leben und wie sie aufwachsen. Siehopsen überall am Bordsein und balancieren alle auf irgendwelchen Mäuerchen etc. Und bei den mehrsprachigen Kindern ist es bei der Sprache wolh auch so (werum auch nicht?): Phasenartig wird zugeordnet, übersetzt, anderen Kindern auch mal was "beigebracht" und irgendwann auch daraufbestanden,daß er einne bitte-danke die eine Sprache und die andere bitte-danke die andere Sprache mit Kind redet. Wir haben übriigens Familiensprache Deutsch, was mein man nsehr gut, fließend, aber nicht ganz fehlerfrei beherrscht - diese Fehler haben die Kinder nicht übernommen. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 28.05.2013, 10:28



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Das klingt alles sehr schön! Lustig war die Situation gestern. Meine Tochter hat ein Buch, in dem immer nur Gute Nacht gesagt wird. Seit sie 1 Jahr alt ist, "liest" sie das Buch. Es sind Tiere, die "Gute Nacht" sagen, so dass wir (mein Mann und ich) immer die Stimmen verstellen, um das mal hoch mal tief zu sagen. Gestern hat mein Mann zum ersten Mal versucht, "Boa Noite" zu sagen, als sie auf die Sprechblasen zeigte. Streng guckte sie ihn an und machte dann (mit einem extra Quietsche-Stimmchen - es war ein kleines Tier): "Naat!" :))

von AnnaC am 29.05.2013, 02:23



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Hihi - siehste!!!! Ihr wertdetsicher noch viele nette Situationen erleben,, die rein auf derMehrsprachigkeit beruhen. Unsere hatten einige,die man leider nur denen mit Effekt erzählen kann, die beide Sprachen verstehen. Und ein Tip, den ich aber auch einsprachigen Müttern gebe: Leg einen Block bereit, Du vergißt vieles davon wieder, aber nach Jahren mal die klugen oder auch nicht so klugen Aussprüche zu lesen, kann sehr vergnüglich sein. Wir haben uns da schon oft die beömmelt, die Mädels und ich --- und oftfielenden Mädchen dan nsogar noch andere ein, die ich längst vergessen hatte. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 29.05.2013, 07:21



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Ja, das stimmt, das ähnelt sich immer wieder verblüffend. Im Grunde ist ja das Zuordnen der Sprachen zu Personen nichts anderes, als das Ordnen von Begriffen zu Oberbegriffen (Obst: Apfel, Banana usw.), was ungefähr zurselben Zeit erfolgt. Bei uns jedenfalls. Vielleicht sehe ich es zu simpel, aber je länger ich mehrsprachige Kinder beobachte, umso mehr kommt es mir vor, dass genau darin der kognitive Vorsprung gegenüber einsprachigen Kindern besteht, der in den Studien immer wieder gemessen wurde. Das mit dem Mitschreiben stimmt. Nur leider kam ich bei der Entwicklungsgeschwindigkeit zwischen 24 und 30 Monaten dann nicht mehr hinterher - ich hätte ihn im Prinzip mindestens einmal wöchentlich auf Band oder Video aufnehmen müssen um richtig zu dokumentieren. Eine Kollegin von mir hat das mit ihren Kindern gemacht - aber irgendwie war mir dann doch die "normale" Kommunikation wichtiger. Aber ein paar Perlen habe ich notiert :-) K

von Kacenka am 29.05.2013, 10:39



Antwort auf Beitrag von AnnaC

Ich mache es genau so wie Du ( bei uns: D-NL). Ich bestaetige ihr auch, dass das was sie sagt, z.B. paard, gut und richtig ist. Meine Kleine ist da allerdings nicht so insistierend und wiederholt dann schnell "Pferd" oder wohl eher "feerdschen". Was ist denn Eure dritte Sprache ? Ist ja wohl super fuer Deine Tochter...

von NinnyM am 29.05.2013, 11:07



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Hallo NinnyM die dritte ist Englisch (Kinderfrau und alle unsere Freunde und Kollegen), zweite Portugiesisch (Papa). Oder andersrum... Momentan spricht sie mehr Englisch. Mann, und das ist jetzt off-topic, aber ich bin gerade so wahnsinnig stolz auf meine Kleine! Waren gestern beim Impfen und sie hat überhaupt nicht geweint und ihrer Ärztin danach sogar High Five gegeben!

von AnnaC am 30.05.2013, 02:29



Antwort auf Beitrag von AnnaC

Ich finde auch in diesem fall: je selbstverstädnlicher die sprachen gehandhabt werden, desto einfacher fürs kind. Ich machte es so wie die meisten hier: sprach das wort in MEINER sprache aus und bestätigte dem kleinkind gleichzeitig, dass SEIN wort von papi/onkel/oma etc so ausgesprochen, bzw genannt wird. Mein kind ist nun bereits gross, beherrsch zwei sprachen als muttersprachen. Aber ich habe das grosse glück, bei meinem kleinen neffen grad noch eine andere sprachkonstellation als bei uns mitzuerleben, was beneide ich den kleinen doch um die perfekte aussprache in der zweiten sprache! Einfach toll.

von Chatilia am 30.05.2013, 10:51