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Wie können wir ihr die 2. Sprache näher bringen?

Thema: Wie können wir ihr die 2. Sprache näher bringen?

Hallo, mein Mann ist Italiener, ich bin deutsche. Ich kann etwas italienisch aber natürlich nicht wie meine Muttersprache. Ich möchte nun unbedingt dass meine Tochter auch italienisch spricht, sicher hilft ihr das später weiter. Genügt es denn, wenn ich nur deutsch und mein Mann italienisch mit ihr redet? Wie ist es dann später im Kindergarten, der ist ja auch deutsch. Verlernt sie dann italienisch zu reden, wenn dort nur deutsch gesprochen wird? Wir sind auch ab und an mal in Italien bei der Familie unterwegs, da wird ja auch nur italienisch gesprochen. Aber wie können wir ihr noch die zweite Sprache näher bringen? Viele Grüße

von KyraMarc am 30.09.2021, 12:54



Antwort auf Beitrag von KyraMarc

Hallo, ja das ist erst mal der praktikabelste Ansatz: jeder spricht seine Muttersprache. Je mehr Zeit Dein Mann dann mit ihr verbringt und dabei viel spricht oder sogar reimt und vorsingt, umso mehr wird sie von der Sprache mitbekommen. Klar ist ab dem Kiga dann die Kindergartensprache und überhaupt die Umgebungssprache immer dominanter. Deswegen vergisst sie aber nicht, das Entwicklungstempo der beiden Sprachen wird eher unterschiedlich schnell. Auch wenn sie vielleicht selber kaum (mehr) spricht, lernt sie trotzdem passiv weiter, wenn der Papa mit ihr weiter Italienisch spricht. Wenn du es verstehst, solltet ihr Italienisch auch zu dritt sprechen: du sprichst sie zwar auf deutsch an, aber das Familiengespräch kann auf Italienisch sein. Kinder erzählen oft erst mal vorzugsweise in der Sprache, in der sie etwas erlebt haben. Also wird aus dem Kindergarten in der Kindergartensprache erzählt, auch wenn die Papasprache eigentlich eine andere ist. Klar, übersetzen ist ja auch irre anstrengend und Kinder lernen ja noch täglich neue Wörter dazu - selbst in der Grundschule noch - die dann erst mal in der anderen Sprache fehlen. Oder sie mischen. Das ist ganz normal. Man bleibt dann als Erwachsener einfach bei "seiner" Sprache, ich habe auch viele Sachen nochmal wiederholt in meiner Sprache und so die Wörter oder Wendungen in der zweiten Sprache "nachgeliefert". Je nachdem, wie sie reagiert, kann man später auch "mehr" machen - vorlesen in beiden Sprachen, Videos mit Liedern oder aus dem Italienischen Kinderfernsehen ... es gibt viele Möglichkeiten. Wir haben aber nie was erzwungen. Das ergab sich auch oft von ganz allein und es gab Phasen, in denen mal die andere, mal die eine Sprache intensiver rezipiert wurde. Und Urlaub bei der italienischen Oma ist natürlich auch sehr intensiv - das macht sich bei unseren Kindern immer sehr bemerkbar, wenn sie eine längere Zeit im Land verbringen, dort dann mit Menschen sprechen, die ihre andere Muttersprache gar nicht oder kaum verstehen... Vieles ergibt sich meist auch mit der Zeit und letztlich macht es jede Familie ein bisschen anders, sicher auch je nach Sprach- Familienkonstellation und je nach Reaktion der Kinder. Für mich war es immer am wichtigsten, dass alle Sprachen "neutral" bleiben, also nicht bewertet wird, wie das Kind spricht. Überhaupt finde ich es hilfreich möglichst wenig Erwartungen zu haben und einfach neugierig zu schauen, wie das Kind die Situation meistert und wie es sich verhält. So vermeidet man Druck und negative Emotionen, die immer lernhinderlich sind. Alles Gute! K

von Kacenka am 30.09.2021, 17:58



Antwort auf Beitrag von KyraMarc

Ach ja, fast wäre es langweilig, liebe kacenka, denn ich schließe mich Deinen Worten natürlich wie immer gerne an! Ergänzend oder ausufernd, wie man es will : Die meisten bilingualen Familien leben in der Situation, daß eine der bei einen Sprache nur von 1 Elternteil vermittelt wird. Bei uns war es Deutsch, mein dänischer Mann, seine Familie hier, die Umgebung - alle haben Dänisch gesprochen. Wir haben Deutsch zur Familiensprache machen können, weil er zum Glück sehr gut Deutsch spricht, keine Panik, die Fehler haben meine Kinder nicht übernommen. Wenn sie Fehler machen, machen sie ihre eigenen Mene Erfahrnug ist auf 2 Punkte gbracht: Es wichtig, a) die 2. Muttersprache zu natürlich wie möglich ans Kind zu bringen. Das paßt Zu Kacenkas Schlußsätzen: Kein Streß, kein Druck, keine Erwartung, keine Bewertung. b) Zeit - je mehr Zeit man mit einer Sache, die man üben und können will, verbringt, umso besser übt man sie = kann man sie letztendlich auch. Gib dem Vater viel Zeit und Gelegenheit, mit dem Kind seine Sprache zu sprechen - und die muß er auch nutzen. Singt ital. Lieder, schaut irgendwann ital. Filme, lest ital. Bücher (vor). Wir waren in Kleinkinderzeiten öfter in Dtld., hatten auch öfter Besuch von dort, nun sind die Kinder groß und die Großelterngeneration ist verschwunden - es gibt kaum Kontakte dorthin, aber natürlich hilft jeder Kontakt - er zeigt dem Kind auch, daß andere als nur die 1 Person zuhause diese Sprache spricht und wozu sie nützlich ist. Aber auch in den ca. 10 Jahren nach dem vielen Dtld.kontakt haben meine Kinder ihr Deutsch altersgemäß ausgebaut und verbessert - also, keine Sorge, wen nIhr am Ball bleibt und Eure Zeit nutzt, dann kann dass ehr gut klappen. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 01.10.2021, 00:35