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Wie Sprachen nach Auslandsaufenthalt weiter fördern?

Thema: Wie Sprachen nach Auslandsaufenthalt weiter fördern?

Hallo zusammen, unsere Tochter ist 4 und wir leben seit ca. 1,5 Jahren in Mexiko. Die Kleine geht hier in den Kindergarten, wo ausschließlich Spanisch gesprochen wird bzw. täglich 1,5 Stunden Englisch hinzukommen. Nun geht es im Herbst für uns zurück nach Deutschland und ich suche nach Möglichkeiten, wie unsere Tochter in den Sprachen drin bleibt. Ich habe schon nach mehrsprachigen Kindergärten gesucht, die sind aber alle so weit von unserem Wohnort entfernt, dass das logistisch schwierig wird. Habt Ihr Vorschläge oder Erfahrungen? Vielen Dank!

von Kautschuk am 24.02.2021, 20:56



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Du kannst versuchen, mit Filmen und Vorlesen die Sprachen etwas aufrecht zu erhalten. Ein Au-pair könnte auch helfen. Meine Erfahrung ist, dass die kleinen Kinder schnell die andere Sprache lernen, aber auch schnell wieder verlernen.

von Astrid18 am 24.02.2021, 21:11



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Hej! Ich unterschreibe bei Astrid. So sehr ich Deinen Wunsch verstehe, Gelerntes nicht verblassen zu lassen: Wenn man so lange in solchen Foren wie diesen hier mitliest, ist die Erfahrung, daß es eher unmöglich als schwierig ist, da wirklich viel zu retten. Denn wenn Du Dir mal klarmachst, wieviel Einsatz es braucht, eine Sprache zu lernen, die schließlich ja nicht nur im Wortschatz, sondern auch in Satzstrukturen mit dem Kind mitwächst, dann brauchst Du einiges mehr als am Abend ein Bilderbuch oder ein Lied --- schon die 2. Muttersprache kommt meistens zu kurz,wenn sie eben nur zuhause in den Zeiten gesprochen, die kein "Inländischer" dabei ist, der sie nicht versteht, und dieser Zeitraum wird ja kleiner und kleiner, weil das Kind tagsüber in seiner Umgebung die Landessprache spricht und immer öfter auch Kameraden heimbringt oder bei ihnen weilt. Schon da stellen sich oft Defizite ein oder eben die große Herausforderung für den der die 2. Muttersprache ans KInd bringen will, Freiräume genug zu schaffen. Sicher hat das Lernen der Sprache Deinem Kind geholfen, gewisse Strukturen für das Sprachenlernen als solches zu entwickeln - im Gehirn. es kann ihm also durchaus leichter fallen, später Spanisch zu lernen - aber wenn nicht: Auch Erwachsene lernen noch Sprachen sehr gut, wenn sie es müssen - wir Auswanderer sind ja alle ein gutes Beispiel dafür. ich würde also weitaus mehr auf die eigene Muttersprache setzen - wenn die facettenreich und phantasievoll benutzt und gelernt wird, mit Rhythmus und Experimenten, ist viel mehr gewonnen als mit einer Fremdsprache im Kleinkindalter! Denn das ist Spanisch letztendlich ja für Euch trotz allem. Alles Gute - Ursel, DK

von DK-Ursel am 25.02.2021, 10:33



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Bei uns klappte das. Die Kinder waren ein Jahr im Ausland und bei der Rückkehr 6 und 9 Jahre alt. Also schon älter, als dein Kind. Es gab Bücher, Briefe schreiben an Freunde, Skype mit Freunden, jährliche Besuche, TV komplett in der Landessprache. Sie haben mit Sicherheit einiges an Vokabular eingebüßt. Aber nach wie vor sprechen und verstehen sie die Sprache fantastisch, können sich ohne Probleme auf sehr hohem sprachlichem Niveau im Land verständigen, haben und pflegen immer noch Kontakte durch Social Media. Sie sprechen deutlich mehr, als Urlaubssprache im Land. Mich freut es sehr, weil es doch ab und zu ein Abwägen war, ob man nicht doch zu streng ist. In unserer Familie haben Fremd/Sprachen aber generell einen sehr hohen Stellenwert. Wir sprechen oft über den Ursprung verschiedener Wörter, suchen Gemeinsamkeiten der Wörter in verschiedenen Sprachen, also schon etwas schräg :-). Und meine Kinder sind happy, eine FREMDSprache ohne Schulunterricht sehr gut zu beherrschen. Ziel erreicht :). Ach so, erleichternd war sicher sehr, dass ich die Sprache ebenfalls (als Ausländer) auch spreche und mein Mann sie unbedingt lernen wollte, weil er mitreden wollte. Wir verstanden also, was unser Besuch mit den Kindern/mit uns bequatschte oder wenn wir zu Besuch waren, was dort gequatscht wurde. LG

von 2Süße am 25.02.2021, 21:20



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Unser Mittlerer sprach Koreanisch auf Muttersprachenniveau, er war gerade 6 geworden, als wir weg zogen. Wir hätten ihn dort ohne Probleme direkt lokal einschulen lassen können. Die Sprache war nach 6 Monaten zum großen Teil und einem Jahr komplett weg. Es gab aber keine Möglichkeit, die Sprache weiter zu fördern. Zum einen hätte er täglich input gebraucht, um sie auf demselben Niveau zu halten. Er konnte zwar auf Vorschulniveau lesen, aber da er dann im neuen Land auf die internationale Schule kam und dort unser Alphabet lernte, war das koreanische Alphabet war fast als erstes vergessen (witzigerweise das einzige, was bei MIR hängen geblieben ist, ich kann immer noch einigermaßen flüssig lesen). Wir konnten die Sprache selbst nicht (also jetzt außer basic smalltalk), und seine alten Freunde wurden dann ja auch irgendwann alle eingeschult und starteten in ein ganz neues Leben. Uns war es vorher klar, dass wir keinen Schweiß verwenden würden, um die Sprache künstlich am Leben zu erhalten, da es eine isolierte Sprache ist (wie das Baskische) und wir mit großer Wahrscheinlichkeit nie wieder in Korea leben werden, aber es war natürlich schon schade. Gerade haben wir dasselbe wieder mit der Jüngsten, sie geht hier in eine rein japanischen Kita und spricht natürlich inzwischen fließend Japanisch, und wenn wir wegziehen wird sie auch wieder knapp 6 sein. Wir werden gewiss nichts tun, um das Japanisch zu retten, das wäre mir ehrlich gesagt zuviel Mühe für kaum Nutzen. Bei Sprachen wie Spanisch oder Englisch wäre es vermutlich deutlich einfacher.

von Korya am 27.02.2021, 10:43



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Und hat der mittlere Bruder dann ein bisschen Japanisch gelernt? Oder läuft auf der internationalen Schule alles auf Englisch und er hat noch Kontakt zum Leben rundrum?

von Kacenka am 27.02.2021, 16:05



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Nein, leider sind die beiden Großen in der Beziehung schrecklich faul. Es gab damals mehrere Schulen zur Auswahl, wir haben uns für eine sehr kleine Schule entschieden. Die ganze Philosophie dort hatte uns begeistert, die extrem engagierten Lehrer und die allgemein gute Atmosphäre überzeugt. Von Anfang an war aber klar, dass an dieser Schule Japanisch für Zugezogene eher nebenher läuft (sie bieten Japanischklassen als muttersprachlichen Unterricht an, die wohl sehr gut sein sollen). Anfangs haben wir die beiden noch in lokale Sportvereine gezerrt, aber da sie dort nur Quatsch machten und am Ende nur eine Belastung für die Trainer wurden, haben wir sie irgendwann wieder abgemeldet. Erschwerend hinzu kommt, dass besonders der Mittlere (der sich nach 3,5 Jahren noch immer am Heimweh nach Korea verzehrt) Japan von Anfang an abgelehnt hat. Alles ist doof, in Korea war alles viel besser . Wir haben ganz bewusst viel lokal unternommen, um ihm zu zeigen, dass es auch bereichernde und schöne Momente gibt - aber seine Gesamthaltung ist nach wie vor extrem negativ. Was natürlich auch nicht hilft beim "Ankommen". Und während beide Großen in Korea immer in den Tag hinein lebten und irgendwie davon ausgingen, der Traum würde immer so weiter gehen und wir nie wegziehen, haben sie Japan von Beginn an als eine lästige Zwischenstation gesehen. Vielleicht liegt es am Alter (jetzt 9,5 und 12,5 Jahre), weil sie ihr Leben und dessen Abschnitte natürlich ganz anders überblicken als mit 3 und 6), aber ich finde es nach wie vor ein Unding, sich als Gast im Land nicht wenigstens zu bemühen, die Sprache zu lernen. Und wenigstens die kanji können einem im Leben ja durchaus nochmal nützlich werden, wenn man mal in China landen sollte (nicht ganz abwegig). SEUFZ!

von Korya am 28.02.2021, 04:21



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schade. Ich mag Japan sehr, in Korea war ich nie, auch nicht in China. Und definitiv - Kanji kann sehr praktisch sein - wenn man es KANN :-) ist auf jeden Fall ein faszinierendes System, also hinter die Denkweise zu schauen (z. b. 3 Frauen = laut). Aber Fakt ist, ich habe mich mit manchen gesellschaftlichen Normen auch schwer getan, selbst als Touristin (mehr war es nicht). Und was die Kinder angeht - ein bisschen kann ich diese "Anti-Haltung" auch verstehen, neu anfangen, andere Regeln, andere Lehrer, andere Mitschüler - das kann schon auch hart sein, mit dem (vor-)pubertären Hormonkarussel zu vereinbaren :-) Gerade für unseren Grossen kann ich mir das so gar nicht vorstellen, selbst ein Umzug ins - ihm von der Oma und den Ferien bekannte - Deutschland wäre für ihn schwierig - obwohl da erst mal kein so grosses Sprachproblem bestünde und der Kulturunterschied im Vergleich zu Euren Sprüngen doch eher überschaubar ist.

von Kacenka am 28.02.2021, 11:00



Antwort auf Beitrag von Kautschuk

Es hängt halt auch sehr vom Alter ab. Wir waren fünf Jahre in China, die Kinder alle auf altersgerechtem Niveau. Seit wir zurück sind, hatten wir immer muttersprachliche Babysitter bzw. zweimal pro Woche eine Chinesischstunde. Die jüngste war von Geburt an zweisprachig; jetzt versteht sie trotz der vielen Bemühungen nicht mehr viel. Die Große ist auf einem tollem Niveau. Die Mittlere hat aufgegeben. Ich selbst kann immer noch relativ viel, obwohl ich nicht mehr wirklich übe außer der Konversation mit der Lehrerin der Kinder. Anders die zweite Fremdsprache Englisch: nach knapp drei Jahren an einer englischen Schule sind alle fließend; verstehen alles, lesen alle viel auf Englisch, schauen Filme im Original. Die beiden Großen chatten auch mit ihren alten Freunden auf Englisch. An der Englischnote kann man die Sprachkenntnisse nur bei einem Kind ablesen. Und an den Grammatikunterricht mussten sich beide gewöhnen.

von Astrid18 am 01.03.2021, 07:23