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Wann und wie anfangen?

Thema: Wann und wie anfangen?

Meine kleine ist jetzt 12 wochen alt. Da ihr papa amerikaner mit südamerikanischen wurzeln ist und ich unter anderem möchte,dass sie später auch mit ihm kommunizieren kann,würde ich sie gerne zumindest zweisprachig erziehen. Mein englisch ist sehr gut,spanisch müßte extern erfolgen...Im moment handhabe ich das ganze so,dass ich ihr englische lieder vorsinge,bzw spanische vorspiele,damit sie sich schonmal an den klang der sprachen gewöhnt. Auch einzelne wörter sage ich ihr zunächst auf deutsch,dann auf englisch. Aber ab wann sollte ich anfangen wirklich ganz konsequent bspw zuhause nur noch englisch mit ihr zu reden,jetzt ist das doch noch zu früh,oder?! Habt ihr tipps und vorschläge? Allein gestaltet sich das echt ganz schön kompliziert...;-)

Mitglied inaktiv - 27.02.2010, 12:03



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Habe ganz vergessen zu erwähnen,dass der papa und ich nicht mehr zusammen leben und er knappe 100 km von uns entfernt wohnt...

Mitglied inaktiv - 27.02.2010, 12:05



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Hej Bebita! Oje. Ich kenne zwar Frauen, die nach der Scheidung vom ausländischen Ehepartner und Rückzug ins eigene Mutterland die Sprache des Mannes weitergeführt haben, diese aber durch den langjährigen Aufenthalt im Land des Mannes sehr gut beherrschten und auch weiterhin grenznah wohnten. Und Silvia hier im Forum erzieht ja seit ca. 10 Jahren ihr Kind englischsprachig ohne die familiäre Notwendigkeit. Ich selber habe allerdings nie einen Hehl daraus gemacht, daß ich sowas für mehr als schwieirig, wenn ich sogar problematisch halte und in meinen persönlichen Kontakten 2 Familien habe, wo dieses Projekt sehr schnell in der Alltagsroutine in "Vergessenheit" geriet. Zunächst einmal ist wieder die Frage nach Deiner Selbstbeurteilung: "Mein englisch ist sehr gut." Was heißt das? Schulenglisch, Aupair-Englisch, langjähriger Aufenthalt im englischsprachigen Land? Noch was anderes? Mein Englisch war auch sehr gut, sogar mit meinem jetzigen Mann samt seinerm Frendeskreis habe ich jahrelang auf Englisch kommuniziert oder mein Dänisch ist jetzt fließend für so gut wie alle Lebenslagen, dennoch würde ich mir niemals zutrauen, ein Kind in diesen beiden Sprachen großzuziehen. Du stebst sogar noch Dreisprachigkeit an, mit Spanisch. Das würde aber zumindest Fremdsprachenniveau sein, oder? Und in deutschen Schulen ist das heute ja auch wenig schwierig. Bedenke auch, daß sich Deine Lebenssituation vermutlich nochmal ändern kann: Ein neuer Mann, weitere Kinder ohne Bezug zu diesen Sprachen machen das konsequente Englischsprechen auch wieder einen Grad schwieriger --- da muß die Familie dann auch noch die Einsicht mitbringen, wieso Du das beim ersten Kind so eingeführt hast und bei den weiteren ebenso machen willst/mußt. Gut, Zukunftsmusik - aber eben durchaus auch mal einen Gedanken wert, denn Du wirst SEHR viel Standhaftigkeit und Konsequenz auch ohne dies brauchen. Ich rate davon ab, Energien, die Du anderswo ebenso "gewinnbringend" einsetzen kannst. auf eine Sprache zu setzen, die Dein Kind sowieso als erstes und ziemlich früh in der Schule lernen wird. Denn muttersprachliches Niveau wird ja sehr schwer zu erreichen sein, vor allem bis ins höhere Alter des Kindes. Evtl. solltest Du Dich mit Silvia mal austauschen, wieviel Einsatz es wirklich erfordert - ich denke, wenn selbst Muttersprachler manchmal betonen, wieviel die mehrsprachige Erziehung ihnen abverlangt, solltest Du als Nicht-Muttersprachler, der anscheinend bislang auch nicht mal den "Drang" verspürt hat,. mit dem Kind diese Sprache zu sprechen, gut überlegen, auf was Du Dich einläßt. Denn die mehrsprachige Erziehung fängt SOFOT an - sofort in der Schwangerschaft, sofort bei der Geburt, sofort ... Zu früh gibt es nicht. "Allein gestaltet sich das echt ganz schön kompliziert...;-)" Auch Muttersprachler sind meistens ganz allein "gegen" die Umwelt = Familie + Umgebung, aber es fällt ihnen eben meistens natürlicher und leichter. Gruß Ursel, DK

Mitglied inaktiv - 27.02.2010, 13:05



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Hallo Bebita, Ursel hat ja schon auf mich verwiesen, da will ich mich auch mal kurz zu dem Thema melden. Mit der zweiprachigen Erziehung solltest Du sofort anfangen und sie zumindest die ersten drei Jahre superkonsequent durchziehen. Das heißt eigentlich immer und überall mit Deinem Kind Englisch sprechen. In den ersten drei Jahren werden die Grundlagen für die Sprachentwicklung gelegt und auch für Dich ist es wichtig, dass Du Dich an das ständige Sprechen der Fremdsprache gewöhnst. Ein bisschen Englisch geht m.E. nicht, man wechselt dann immer häufiger in die deutsche Sprache und irgendwann lässt man es dann ganz bleiben. Wenn die Kinder dann erst einmal anfangen, eigene soziale Kontakte aufzubauen, kann man das ständige Sprechen der Fremdsprache nicht immer durchhalten, aber der Grundstein ist gelegt. Wie gut ist Dein Englisch wirklich? Hast Du eine formale Ausbildung in Englisch, also wenigstens Fremdsprachenkorrespondentin oder besser noch ein Studium? Viele Leute, die Englisch in der Schule und "auf der Straße" gelernt haben, sprechen zwar ein halbwegs verständliches Englisch, machen aber doch sehr viele Grammatikfehler (besonders der ständige Einsatz der sog."ing-Form" oder die Verwendung von Present Perfect statt Simple Past). Da man sie versteht, werden sie nicht korrigiert und bemerken daher nie, dass ihr Englisch im Grunde ziemlich schlecht ist. Jedenfalls so schlecht, dass man es dem eigenen Kind sicher nicht antun sollte. Wenn Du sicher bist, dass Du grammatikalisch richtiges Englisch sprichst, kannst Du es wagen, aber auch dann erfordert es noch extrem viel persönlichen Einsatz. Selbst wenn Du meinst, dass Du eigentlich alle Vokabeln drauf hat, wirst Du im Alltag ganz schnell feststellen, dass Du weit davon entfernt bist jedes Wort zu kennen (was heißt z.B. Fuge (zwischen Fliesen) auf Englisch?) . Ich erlebe es auch heute noch immer wieder, obwohl ich seit 11 Jahren täglich Englisch spreche, dass mir ein Wort fehlt. Das ist ansich nicht schlimm, man kann es oft erst einmal umschiffen, aber um dem Kind einen möglichst großen Wortschatz mitzugeben, muss man sich dann bei nächster Gelegenheit hinsetzen und das Wort raussuchen und es mal wieder ins Gespräch einfließen lassen. In den Kleinkindjahren habe ich teilweise systematisch Wortlisten zu bestimmten, für meine Töchter aktuellen, Themen zusammengestellt und auswendig gelernt (z.B. Geräte auf dem Bauernhof, Feuerwehrausrüstung, Baustelle, Tier- und Pflanzennamen). Außerdem lese und schaue ich sehr viel Fernsehen auf Englisch und versuche mich möglichst viel mit Muttersprachlern zu treffen, um mein Englisch so aktuell wie möglich zu halten. Ist aber auch nicht immer einfach, wenn die Muttersprachler schon 20 Jahre in Deutschland wohnen. Überhaupt finde ich die Unterstützung durch einen Muttersprachler sehr wichtig. Denn oft hilft das Internet oder ein Wörterbuch nicht wirklich weiter. Wenn Du die Möglichkeit hast, eine englischsprachige Babygruppe zu besuchen und dort zu beobachten, wie englischsprachige Mütter mit ihren Kindern sprechen, dann ist das eine sehr große Hilfe und Du kannst Dir dort viele Worte und Redewendungen abgucken. Dazu gehört aber ein relativ großes Selbstbewußtsein, denn die Muttersprachler - besonders wenn sie aus Großbritannien sind - warten nur darauf, dass Du Fehler machst. Ganz abgesehen von der praktischen Durchführung muss ich sagen, dass das konstante Sprechen einer Fremdsprache teilweise recht anstrengend ist und man sich schon arg zusammenreißen muss, um gerade in stressigen Situationen nicht ins Deutsche zu verfallen. Man gewöhnt sich mit der Zeit daran, aber ich kann Dir wirklich nur dazu raten, wenn Du selbst die englische Sprache wirklich gerne sprichst. Wenn man nicht emotional dahintersteht, wird das meiner Meinung nach nichts. Viel Erfolg. Silvia PS: Falls hier das Argument kommt, Dein Kind hätte dann aber einen deutschen Akzent, dann meine ich dazu "na und". Wenn Dein Kind von einem deutschen Lehrer - wie auf deutschen Schulen üblich - Englisch lernt, wird es auch einen deutschen Akzent haben.

Mitglied inaktiv - 27.02.2010, 18:59



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Danke Silvia ----- das ist ein super-Beitrag!!! Schönen Samstag abend - Ursel, DK

Mitglied inaktiv - 27.02.2010, 20:01