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Vorgehen mehrere Sprachen

Thema: Vorgehen mehrere Sprachen

Liebe (werdende) Eltern, niemals hatte ich ein Kind geplant. Nun soll es soweit sein und wir freuen uns riesig. Eigentlich wollten wir unser Kind mit gesundem Menschenverstand erziehen, aber zu folgender Frage würde ich mir Meinungen wünschen: Ich spreche deutsch als Muttersprache. Meine Freundin hat estnisch als "Hauptsprache", stammt aber aus einem russischen Elternhaus. Sie sagt, obwohl sie mit ihren ausschließlich russisch sprechenden Eltern aufgewachen ist, dass estnisch ihre 1. Sprache ist, sie in dieser Sprache denkt und träumt. Außerdem leben wir in Estland. Da sie kein deutsch spricht, ich kein russisch oder estnisch, kommunizieren wir ausschließlich in englisch miteinander, was wir beide durch lange Zeit in den Staaten auch auf höherem Niveau sprechen. Nun dürfen wir uns ernsthaft mit der Frage beschäftigen, wie wir mit unserem Kind reden: Ich will unbedingt, dass mein Kind deutsch spricht. Ich kann es mir nicht vorstellen ein Kind zu haben, welches nicht in meiner Muttersprache kommunizieren kann. Außerdem will ich unbedingt, dass es englisch spricht. Ich kann es mir nicht ansatzweise vorstellen, dass meine Freundin und ich uns unterhalten, und unser Kind es weder versteht oder nicht an der Kommunikation teilnehmen kann. Meine Freundin möchte, dass das Kind estnisch spricht, da wir in Estland unseren Hauptwohnsitz haben und das Kind auch hier zur Schule gehen wird. Nun spielen die Eltern meiner Freundin auch eine wichtige Rolle. Und diese sprechen ausschließlich russisch (was meine Freundin auch tut, aber sie behauptet, es sei nicht ihre Muttersprache...) Nun sehen wir uns damit konfrontiert mit dem Kind 4 (!?) Sprachen zu reden. Ich suche nun eher weniger Tipps wie wir das hinbekommen, denn ich halte dies für absurd, sondern eher Tipps, wie meine Freundin und ich einer Lösung nahe kommen können?

von Sascha90 am 06.02.2019, 06:56



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Ich würde an eurer Stelle mehr oder minder so verfahren wie bisher: Papa deutsch Mama estnisch Oma/Opa (natürlich) russisch. Untereinander weiterhin Englisch, wie auch sonst - allerdings würde ich dem Kind es nicht extra beibringen. Vermutlich schnappt es über kurz oder lang genug von alleine auf. Fokus sollte auf den drei Hauptsprachen liegen. Bei uns: Mama deutsch, Papa Italienisch. Kind 1 & 2 in England, Kind 3 in Korea geboren, wir leben in Japan. - Hauptsprachen sind bei Kind 1 & 2 Deutsch, Italienisch und Englisch, wobei Englisch immer schon die stärkste Sprache war und blieb. - Kind 2 sprach als vierte Sprache fließend Koreanisch, aber das hat sich jetzt nach einem Jahr in Japan verflogen. - Kind 3 lernt eigentlich nur Italienisch und Deutsch, da wir hier keinen Kindergartenplatz bekommen. Aber der Mittlere spielt mit der Kleinen immer mal wieder auf Englisch, don't ask (untereinander spielen die beiden Großen auf Deutsch). Deshalb ist ihr Englisch gar nicht so schlecht, ohne dass wir je etwas dazu getan hätten - vielleicht letzteres ein wenig vergleichbar mit eurer zukünftigen Konstellation?

von Korya am 06.02.2019, 15:43



Antwort auf Beitrag von Korya

Hej und willkommen hier! Auchwenn ich "nur" von 2 Sprachen in derErziehung berichten kann, würde ich erfahrenwie Korya vorschlägt. und ichd enke, die Praxis wird zeigen,d aß Ihr es kaum anderes machen könnt. Und das ist letztendlich ausschlaggebend: Allen Theorien und auch Vorsätzen und Prinzipien zum Trotz wirkt mehrsprachige Erziehung nur und am besten, wenn man sie ausÜberzeugung vermittelt - und das geht nur, wenn man sich nicht gezwungen und verpflichtet f+ühlt (jetzt ist Zeit für die und die Sprache, nun soll ich dies und das tun...), sondern wenn es ganz natürlich in den übrigen Alltag fällt. Eine Frau, die lange in den USA gelebt hatte und mit mir in der Klinik lag,wollte ihr Kind auch zweisprachig - ameriaknisch-dänisch erziehen; ich bezweifele sehr,daß das glückte, denn als sie mit dem Neugeborenem plauderte und schäkertem, war das natürlich (?) in ihrer Muttersprache Dänisch. zeigt, wo man mit vielen Plänen, Vorsätzen letztendlich landet! Denn genau wie einsprachige Kinder eben mit ihrer Muttersprache aufwachsen, ohne daß sich die Eltern da viele Gedanken machen, geht das ja auch mit mehreren Muttersprachen. Es ist eben vermutlich normal, daß Ihr beide jeder die Sprache mit dem Kind spricht, in der Ihr Euch am wohlsten fühlt. Und dann gibt es da eben als Familiensprache Englisch zwischen Euch - die schnappt das Kind dann eben auf, gerade Englisch ist ja auch die Sprache, der man auch sonst kaum entgehen kann. Was dann dazu kommt, seht Ihr dann - Umwelt tut ihr Übriges. Mein Rat: Laßt es auf Euch zukommen - dann merkt Ihr, wo Ihr Euch wie wohlfühlt. je natürlicher Ihr sprecht, je weniger Zweifel Ihr habt,desto besser kan nes gelingen. Alles Gute für die nächste Zeit, Ursel, DK

von DK-Ursel am 08.02.2019, 09:50



Antwort auf Beitrag von Sascha90

Erst mal alles gute für den neuen erdenbürger! Du schreibst von: ich will, dass ... Die gute nachricht zuerst: du musst gar nichts wollen, sondern sprachlich so leben, wie’s für dich stimmt: keinem kind wird ein grammatikbuch in die hand gedrückt, wenn es auf die welt kommt, niemand muss mit einem kind vokabellisten büffeln. Aber jedes kind auf dieser welt freut sich, wenn man ihm geschichten erzählt und ihm zuhört, wenn es was zu erzählen hat, spracherwerb funktioniert wunderbar, ganz ohne zutun...indem man spricht. Das heisst, du sprichst deutsch, deine frau spricht so, was ihr am nächsten liegt und zusammen sprecht ihr englisch. In afrika leben die meisten familien mehrsprachig. Hier im verkopften europa will man uns oft weismachen, dass das nicht geht. Klar geht’s! Es ist eigentlich nur eine frage wieviel zeit man dem kind widmet. Beim tennis spielen und schwimmen ist es genau gleich. Sprache dient dazu, inhalte zu vermitteln und seine bedürfnisse anzumelden, der ganze spracherwerb baut darauf auf. Freu dich auf die schöne zeit und hab vertrauen in die natur, die das wunderbar eingerichtet hat, dass spracherwerb auch mehrsprachig klappt. Alles gute!

von kunstflair am 09.02.2019, 12:37



Antwort auf Beitrag von Sascha90

Hallo und herzlichen Glückwunsch. Wir haben ein "ähnliches Problem", wir sprechen aber nur 3 Sprachen. Ich kann ja erzählen wie es bei uns läuft: ich spreche mit unseren Kindern konsequent deutsch, mein Mann serbisch und wir lesen halt auch viel in der jeweiligen Sprache vor, immer viel input. Untereinander (also Mann und ich) sprechen wir Englisch. Sohnemann(im Juni 3) versteht uns sehr gut und mittlerweile versteht er sogar englisch und benutzt auch ein paar englische Wörter( "give, no" etc). Sprachlich ist es noch gemixt, also mal benutzt er serbische Wörter wenn er mit mir spricht oder halt deutsch beim Papa. Ich würde persönlich nicht extra russisch beibringen (bzw dass ein Elternteil noch eine 2. Sprache mit dem Kind spricht) das könnte verwirren, aber die Großeltern können natürlich Russisch sprechen und so verbindet das Kind die Sprache mit den Großeltern (wird halt nur keine soooo starke Sprache sein). Ich wünsche euch alles Gute und hört auf euer Bauchgefühl, dann wird es schon klappen.

von NessiMaus am 17.02.2019, 11:54



Antwort auf Beitrag von Sascha90

also ich bin auch bei Korya: nichts ändern, sondern jeder spricht wie bisher gewohnt und mit dem Kind in seiner Sprache. Der Rest wird sich ergeben. Nur eins würde ich vermeiden: zu bewerten, wie das Kind spricht. Dadurch wird es nur in Konflikte gelenkt, die unnötig sind und eher Hemmungen auf- statt abbauen. 4 Sprachen sind nicht soo oft, aber auch kein Einzelfall, das kann gut klappen. Man darf nur nicht erwarten, dass das Kind alle 4 Sprachen gleich können wird. muss es aber auch gar nicht. Alles Gute! K

von Kacenka am 21.02.2019, 18:44