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Was kann ich tun, damit Englisch nicht wieder einschläft?

Thema: Was kann ich tun, damit Englisch nicht wieder einschläft?

Wir waren einige Jahre im Ausland. Mein Mann hatte beruflich erst in China zu tun, dann waren wir noch sechs Jahre lang in den USA, wo es uns sehr, sehr gut gefallen hat. Meine Tochter ist in ihrer Entwicklung verzögert und wir hatten dort eine tolle Schule für sie. Vor einiger Zeit hat die Firma meinen Mann wieder nach Deutschland (München) zurück beordert. Nur leider hat ihm die Position hier gar keinen Spaß gemacht. Jetzt arbeitet er in Berlin und pendelt. Ich wollte meinem Kind das nicht antun, schon wieder umzuziehen - auch weil wir eine tolle Förderschule für sie in München gefunden hatten. Ich konnte nach all den Jahren des Umziehens nicht mehr. Für meinen Mann ist das sehr stressig, aber ich glaube, für meine Tochter und mich ist es besser so - auch wenn wir meinen Mann natürlich unter der Woche vermissen. So viele Jahre habe ich das mit den Umzügen immer alles gehandelt - aber jetzt kann ich nicht mehr. Kennt das jemand? Und noch eine Frage: Meine Tochter spricht sehr gut Englisch wegen der Zeit in den USA. In ihrer Schule wird sie jedoch kaum gefordert in Englisch. Was kann ich tun, damit das Englisch bei ihr nicht wieder einschläft?

von Liselo am 21.02.2020, 20:13



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Das wäre sicher einfacher, wenn es Geschwister gäbe. Meine sprechen nie Deutsch, auch mit mir nicht, nur in der Schule. Was ist mit Büchern, Netflix, Games? Meine wollen das alles auf Englisch. Ich spreche immer Deutsch mit ihnen, sie hassen es, wenn ich Englisch mit ihnen spreche. Das kann ich dir also auch nicht empfehlen. Ich weiß ja nicht, wie alt sie ist, aber hat sie keine Schulfreunde in USA? Bei uns ist immer FaceTime an den Wochenenden. Wir hatten auch schon US Besuch und gemeinsamen Urlaub mit der BFF.

von Cata am 23.02.2020, 13:19



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Hej cata! Interessant - sprechen Deine Kinder untereinander die NICHT-Umgebungssprache? DAS haben meine nie getan, nicht einmal wenn wir zud ritt im Auto saßen, sie hinten und ich vorne, und ich mich auf Deutsch einmischte. Dann bekam ich eine dt. Antwort und weiter ging es hinten lustig auf Dänisch Was durchaus meinen Foren-;aillisten-Erfahrungen entspricht: Die Spielsprache (die ja eben nun mal Umgeungssprache ist) wird auch von Geschwistern untereinander bevorzugt. So gesehen also keine hilfe. Ich denke, Ihr könntet natürlich auf Englisch als Familiensprache umschalten und so wenigstens passiv viel Wortschatz, Satzstruktur etc. lebendig erhalten. Vor allem auch durch Vorlesen - wenn Euch das liegt; ich für mein Teil lese ungern und deshalb sicher auch nicht so gut - obwohl das eine Art Wechselwirkung ist - auf Dänisch vor. letztendlich aber entgeht man gerade Englisch ja auch nicht im einsprachigen Alltag auf Dauer - Schule, Lieder, ... alles Englisch. Filme auf Englisch schauen, eben soviel Englisch wie möglich in den Alltag einbauen - einen anderen Rat gibt es da nicht. Ganz sicher sollte man nachfühlen, wie es mit der Mehrsprachigkeit geht, und ganz sicher steht das soziale, familiäre Miteinander im Vordergrund, aber wenn ich mir vorstelle, meine Kinder hätten versucht, mir vorzuschreiben, wie ich mit ihnen rede (also Dänisch!) ,... Hätten sie sich geweigert, mir auf Deutsch zu antworten, hätte ich das sicher (irgendwann) schlucken müssen, aber umgekehrt müssen sie eben auch schlucken, daß ich Deutsch rede. Übrigens hat meine Große es nicht gemocht, wenn ich Dänisch mit ihr sprach, wenn wir allein waren - das passierte manchmal, wenn wir gerade Spielkameraden hier gehabt hatten und ich noch so im Trott war ("du kannst wiederdeutsch mit mir sprechen!") - und meine Jüngste hat selbst in Zeiten, wo sie möglichst wenig mit mir zu tun haben wollte,. niemals Dänisch mit mir kommuniziert. Beides ist also möglich. Sie hat sicher auch gewußt, daß sie zumindest "nur" eine dt. Antwort bekäme. Und so hält man die Sprache dann ja zumindest passiv in Gang. Alles Gute - Ursel, DK

von DK-Ursel am 23.02.2020, 14:09



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Bei uns ist das eh komisch. Ich bin froh, wenn meine Tochter überhaupt mit mir spricht. Sie hat noch nie Deutsch mit mir gesprochen, früher immer behauptet, sie könne es. Gehört hab ich es nie. In der Schule hat sie ne 2. Nach nun fast drei Jahren in Deutschland antworten unsere Besucherkinder auch schon auf Englisch und schauen sich Netflix auf Englisch miteinander an. Ich spreche nach wie vor immer Deutsch und bekomme immer, auch in Gegenwart anderer, englische Antworten. Bei meinem Sohn gehts. Meine Tochter verweigert sich. Sie redet lieber gar nicht, also weder mit Oma, noch mit Verwandtschaft. Sie sagt quasi in unserer Gegenwart kein deutsches Wort. Ich hab's schon aufgegeben und warte. Sie ist nun 12. Sie lernt Koreanisch und will sich mal einen Asiaten suchen. Mein Großer lernt Japanisch und will morgen ne Bento Box zur Schule. Was soll man da machen? Es gibt andere Probleme auf dieser Welt, so what. Kommt alles mal in die Hochzeitszeitung, hehe!

von Cata am 23.02.2020, 16:43



Antwort auf Beitrag von Cata

Ja, ich glaube, das hast Du schon mal erzählt, oder? Mir dämmert da was. Ja, scheint eine eigen-willige junge Dame zu sein. Wie ichschrieb, würde ich den Familienfrieden niemals der Sprache unterordnen, und dennoch hätten meine kinder mich seltenst durchgäöngig dazu gebracht, dänisch mit ihren zu sprechen. Wir hatten ja auch Kommunikationsprobleme, meine Jüngste und ich, aber wenn sie mich dann mal ansprach, anschrieb, geschah und geschieht es immer auf Deutsch, das war für mich auch immer einm Hoffnungsschimmer in unserer Beziehung, weil ich weiß, daß sie weiß: Sie kann mich schon damit treffen, wenn sie mir offen zeigt. mit deiner Sprache wil lebenso wenig wie mit dir zu tun haben. Nun ja, inzwischen hjat sich unser Verhältnis sowieso erfreulich verbessert, sie ist eben auch erwachsener geworden - und insofern ist das problem nicht mehr so relevant. de fakto wird bei uns weitaus weniger gemischt als in anderendeutschprachigen, befreundeten Familien mit gleichaltrigen Kindern, wo die Kinder immer wieder der dt. Mutter aud Dänisch kurz mitteilen,d aß sie noch weggehen, das Auto brauchen, jetzt Hunger haben oder sowas. Das gab es bei und nie. ich bin wohl sehr authentisch - oder einfach nur wild entschlossen - rüübergekommen Wird dann ja lustig bei Euch mit koreanischem Schwiegersohn und japanischer Schwiegertochter --- Japanisch, das hat Korya uns ja gerade erst erklärt, ist ja sauschwer, Hut ab, wer das löernt!!! Gruß ZUrsel, DK

von DK-Ursel am 23.02.2020, 17:05



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Naja, mal sehen, wie lange er willens ist sich damit zu beschäftigen. Er macht das mit App und online und ist total von dieser Kultur fasziniert. Er hat durch die Musik und das Komponieren in einigen Foren mit Asiaten zutun. Wie gesagt, ich bin schon froh, wenn neben Englisch auch Deutsch gut funktioniert, und die Sprache der Musik natürlich

von Cata am 23.02.2020, 18:25



Antwort auf Beitrag von Cata

"und die Sprache der Musik natürlich " Die ist ja sowieso bekanntermaßen international!!! Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 23.02.2020, 19:04



Antwort auf Beitrag von Liselo

Ich bin in ähnlicher Situation, habe eine aus dem Ausland mitgenommene Fremdsprache mit muttersprachlichen Babysittern und Sprachunterricht (2mal die Woche) über die letzten 4 1/2 Jahre aufrecht erhalten, mit unterschiedlichem Erfolg. Je älter das Kind bei Wegzug war, desto besser gelang es die Sprache zu erhalten. Das bilingual aufgewachsene Kind hat am schnellsten und am meisten verloren, war bei Wegzug aber auch erst 4. Jetzt kommt bei uns noch Englisch dazu, weil meine Kinder 2 1/2 Jahre auf einer englischen Schule waren. Die Kinder lesen englische Bücher, chatten auf Englisch mit ihren Freunden, sehen Filme im Original auf Netflix an. Manchmal sprechen die Kinder Englisch untereinander. Teilweise fließen im Deutschen englische Wörter ein, was nicht so prickelnd ist. Was ich wirklich bestätigen kann, dass Zeit ein großer Faktor ist. Ich weiß nicht, wie alt Dein Kind ist. Freunde von uns schicken ihr Kind zum englischsprachigen Segelkurs am Chiemsee und sind sehr begeistert. In München müsstet Ihr aber auch muttersprachliche Babysitter finden können.

von Astrid18 am 26.02.2020, 10:30



Antwort auf Beitrag von Astrid18

Hej Astrid! Interessant, danke für Deine erfahrung! Wie meinst Du diesen Satz konkret: "Was ich wirklich bestätigen kann, dass Zeit ein großer Faktor ist." beim Lernen - oder bem Vergessen - oder noch was ganz anderes? Mene Jüngste meine neulich, sie vergesse jetztauch Deutsch, weilsie nicht mehr zuhause wohne. Das finde ich allerdings nicht, und sie darf allemal mit Fug und Recht in eine Bewerbung: muttersprachlich Deutsch schreiben - da kommen keine derer ran, die ich hier unterrichte und die es dann auch für die Firma brauchen! Auchwenn sich bei ihr ja immer schon ein paar kleine Feler eingeschlichen habe. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 26.02.2020, 11:36



Antwort auf Beitrag von Astrid18

Danke für Deine Tipps! Ich hör mich mal um.

von Liselo am 27.02.2020, 10:51



Antwort auf Beitrag von Liselo

Hallo Ursel, Der Zeitfaktor darauf, wie schnell Kinder eine Sprache verlernen. Meine jüngste hat quasi von ersten Tag an jeden Tag ganz viel der Zweitsprache gehört und war mit drei Jahren auf muttersprachlichen Niveau. Das könnten wir nach der Rückkehr nach Deutschland nicht halten, nach zwei Monaten ohne die Zweitsprache war bei ihr ganz viel weg. Dann hatten wir für drei Monate Besuch und die Sprachkenntnissen waren Dank intensiver Kommunikation wieder da. Aber je weniger Ansprache in der Zweitsprache kam, desto mehr ging verloren und würde schließlich noch stärker von der Drittsprache Englisch (Schulsprache) verdrängt. Meine Kenntnisse in der Zweitsprache meiner Kinder sind mittlerweile immer noch besser, obwohl mühsamer erarbeitet. Man muss jedenfalls viel Zeit investieren, wenn man bei Kindern eine Sprache erhalten will. Ich habe einmal gehört, das Kinder erst ab 8 Jahren in der Lage sind, eine Sprache zu erhalten. Das kann ich ungefähr bestätigen. Bei Deiner Tochter wird so schnell nichts verloren gehen, weil ihr Deutsch über lange Zeit gefestigt ist.

von Astrid18 am 26.02.2020, 16:21



Antwort auf Beitrag von Astrid18

Hej Astrid! danke für die Rückmeldung, solche Erfahrungen finde ich immer wieder spannend zu lesen - danke nochmal!!! Nein, ICH habe auch keine Sorge, daß meine Jüngste ihr Deutsch vergißt, bei den eher seltenen Gelegenheiten, zu denen wir uns sehen , hat sie nicht mehr und nicht weniger Probleme als in der Zeit, als sie bei uns wohnte (denke ich zumindest ) und sie schreibt auch so wie immer, wenn wir skypen, mailen, SMSen... Sie kann sich mit jedem in meinen Kursen messen, selbst mit den ganz wenigen, die wirklich halbwegs grammtiksicher sind, was man von Dänen absolut nie behaupten kann (also auch Grammatikverständnis/-kenntnis in der eig. Muttersprache ist ziemlich rudimentär gemessen an dem, was Deutsche lernen), selbst wenn die fehlerfrei sprechen, sprechen sie eben sehr langsam, weil sie sich stark sortieren.. Die große Tochter ist eh sehr sprachbegabt und ein Überflieger, die plappert einfach los - aber okay, so gesehen tut das die Jüngste auch, nur eben mit den kl. Fehlern, die sie auch schon ihrer Zeit zuhause machte, unerheblich für Verständnis und gemessen an dem,was ich in Kursen erlebe, Peanuts. Und diese Kursteilnehmer schicken auch Briefe an dt. Firmen, verhandeln am Telefon mit dt. Kunden und eine - im ANFÄNGERKURS - schreibt sogarGebrauchsanweisungen für Maschinen, die so gefährlich sind, daß man sich die Finger ernsthaft abklemmen kann. DER habe ich dann versucht zu erklären, sie möge der Firma doch sagen, daß sie noch lange nicht in der Lage sei, sowas zu verfassen; sie möge doch einmal in ein Übersetzungsbüro investieren und somit dann auch rechtlich abgesichert sein. manno! Aber das ist jetzt ein Seitensprung. Jedenfalls kann Töchterlin es mit denen zu jederzeit aufnehmen -auch gerade aus dem Schlaf geweckt ist sie sicher besser als die. Zeit ist immer ein großer Faktor, das versuche ich ja auch meinen erw. Teilnehmern klarzumachen. Wer NUR in meine Kurse kommt, lernt zwar, WIE es geht, das üben wir auch ein bißchen, aber die Automatisierung kommt eben durch häufige Anwendung, durch viel Hören ,durch viel Umgebensein in der Sprache. DAS ist ja eindeutig der Vorteil gegenüber dem Üben auf der Violine, das ich sonst recht gern als Beispiel anführe: Man lernt dieGriffe für die Finger NICHT,wenn man viel Violinenmusik hört, da muß manschon selber ran. Aber man kann sich viel aneignen, wenn man deutsche Texte hört, udn wenn sie nur ein bicßhen im Hintergrund laufen - manches bleibt eben doch mehr und mehr hängen. Irgendwo trotz allem auch ein Zeitfaktor. Je mehrZeit die dt. Sprache auch in ihremAlltag bekommt, umso besser lernen sie sie. So wie Zeit zum Erlernen ein wichtiger Faktor ist - je mehr Zeit, umso besser - so ist es sicher auch beim Erhalten. Aber toll, daß Du dies ganz praktisch bestätigen kannst. Auch den Unterschied zwischen Dir und den Kindern finde ich interessant. Es gibt ja soviele Aspekte ind er Mehrpsrachigkeit, und immer ist hier jemand mit Erfahrung auf just diesem Gebiet, genau darum bin ich immer noch hier!!! ich lerne gern dazu! Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 27.02.2020, 11:01