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Tun sich Kinder später leichter?

Thema: Tun sich Kinder später leichter?

Hallo Mamis, mich interessiert, ob sich Kinder leichter tun beim späteren Erlernen einer neuen Fremdsprache wenn sie mehrsprachig aufwachsen? Mein Sohn ist ja eher etwas faul, was die 3. Sprache angeht. Ich hoffe, das legt sich noch. VG

von KyraMarc am 18.11.2020, 14:03



Antwort auf Beitrag von KyraMarc

Hej! Nun ja -- früher hätte ich wohl uneingeschränkt ja gesagt, und bei meinen Töchtern habe ich da auch keine Probleme sehen können. Wobei ich jedoch heute noch mehr als früher erkenne, daß es eben auch bei mehrsprachigen Kindern sprachlich begabtere, sprachlich interessiertere, sprachlich schnellere gibt - genau wie bei einsprachigen Kindern. Und man sollte wohl auch nicht vergessen,.daß die mehrsprachige Erziehung in der Regel eben muttersprachlich verläuft - alle anderen Sprachen werden aber ebenso wie von den einsprachigen Menschen als FREMDsprache gelernt, d.h. man spricht sie seltener, hört sie seltener, lernt sie anders - oft nähert man sich ihr über die Grammatik und andere strukturellen Aufgaben mehr als man es eben mit den Muttersprachen im Kleinkindalter getan hat hat. Das ist eben auch ein Unterschied in der Lernmethode, der nicht allen liegt. Trotzdem denke ich, sie haben natürlich einen Vorteil: Meine Tochter kam z.B. begeistert aus der ersten Lateinstunde und war heilfroh, deutsch zu können (obwohl wir ja nie Grammatik gepaukt haben und in Dk begrenzt sich jeglicher Grammatikunterricht auf ein max. Grundschulniveau auch in den oberen Klassen). Aber ihr machten doch 5 Fälle nichts aus - das kannte sie, während die dänischen Mitschüler/innen sowas erstmals wirklich realisierten. Ihnen sind eben andere Formen irgendwie doch bewußter von kleinauf. Das Gehirn ist anders vernetzt, von daher fällt natürlich manches deutlich leichter. Aber wie gesagt, es ist ein Fehler vorauszusetzen, daß mehrsprachige Kinder automatisch auch gut in allen Sprachen sind oder sich gleich gut für alle Sprachen interessieren. Wer eher mathematisch, naturwissenschaftlich oder technisch denkt und "fühlt", ist in Sprachen sicher deutlich weniger motiviert als ein sprachinteressierter kommunikativer Mensch. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 18.11.2020, 15:07



Antwort auf Beitrag von KyraMarc

Also bei meinen leider nicht . Wobei alle bisherigen Fremdsprachen auch nicht mit den eigenen Sprachen verwandt sind und deshalb gepaukt werden müsste. Bei uns hing der Lerneinsatz allein von der subjektiven Sympathie gegenüber der jeweiligen Fremdsprache ab. Ins Neugriechisch stürzte sich meine Große mit Begeisterung, obwohl nur AG und nicht notenrelevant. Auch Koreanisch fand sie toll und strengte sich an. Aber bei der einzigen verpflichtenden Fremdsprache (Japanisch), die noch dazu Landessprache ist * augenroll * zeigt sie weder Interesse noch Fleiss, da muss ich ständig hinterher sein.

von Korya am 18.11.2020, 16:25



Antwort auf Beitrag von KyraMarc

Ist dein Sohn denn von Anfang an mehrsprachig? Sind die ersten beiden Sprachen aus einer Sprachfamilie, die dritte aus einer anderen? Wie lange lernt er schon die dritte Sprache? Bei 6./7.-Klässlern, die mit der 2. Fremdsprache anfangen, gibt es große Unterschiede, auch bei Migrantenkindern, die schon eine Muttersprache mehr mitbringen. Insbesondere, wenn die Muttersprache einer ganz anderen Sprachfamilie angehört. Da spielt weniger die Anzahl Sprachen, sondern Fleiß die entscheidende Rolle. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: ich selbst habe erst ab einem Alter von mindestens 14, und bei der mindestens fünften Sprache angefangen, die nötigen Gemeinsamkeiten zu sehen, die mir ermöglichten, Sprachen "leichter" zu erlernen. Davor waren Fremdsprachen für mich trotz Fleiß ein Graus.

von Ivdazo am 26.11.2020, 05:01



Antwort auf Beitrag von KyraMarc

Zumindest mein Sohn nicht. Er sagt selber, sein Deutsch sucks. Französisch wählt er nach der 10ten ab. Seine Schwester spricht Deutsch zwar nur in der Schule, kann ich selber schlecht beurteilen, aber die Noten sagen, sie kann's richtig gut. Sie mag auch Französisch, es fällt ihr leicht, und in der 8ten nimmt sie dann Spanisch dazu. Meine Kinder sind halt leider nicht bereit, auch nach 4 Jahren nicht, die Umgebungssprache zu sprechen, zumindest nicht zuhause. Besucherkinder sprechen bei uns auch schon Englisch, was für die wiederum gute Übung ist. Ich glaube, das kommt auf die Interessen und die Begabung an. Zumindest ist es kein Fehler mehrsprachig aufzuwachsen. Sie werden es uns später danken. Die dritte Sprache (Vatersprache) konnte ich nie etablieren. Mein Mann hat da auch nicht mitgemacht. Somit haben meine eine Staatbürgerschaft ohne diese Sprache zu sprechen oder zu verstehen. Da ist nicht mal Interesse vorhanden.

von Cata am 03.12.2020, 19:41



Antwort auf Beitrag von Cata

Cata, ich bin immer wieder fasziniert von Deinen Kindern. Für Dich aber ist es schwer, die Vatersprache zu etablieren, wie Du es nennst, das geht doch auch kaum, vor allem nicht, wenn der Vater selbst keinen Einsatz leistet. Letztendlich raten wir ja meistens auch geschlossen davon ab. Übrigens kenne ich etliche Kinder, die hierzulande mindestens die deutsche Staatsbürgerschaft (auch) haben und kaum Deutsch können - so selten ist sowas also auch nicht. Unsere englische Freundin erzählte, daß ihre Kinder bei den ersten Besuchen bei den englischen Großeltern die "wichtigsten" Wörter konnten: Granny, an icecream, please." das ist sicher eine leichte UNtertreibung, aber da die Mutter sehr viel Englisch mit Dänisch mischte und selten wirklich Englisch mit ihnen sprach, haben sie sicher ihr Englisch auch weitgehend aus der Schule und anderswo her... Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 05.12.2020, 13:10