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Sprachverzögerung?

Thema: Sprachverzögerung?

Hallo, muss ich mit Schwächen in der Sprachentwicklung rechnen, wenn ich mein Kind 2- sprachig erziehen will? Ich habe ihm Bekanntenkreis gehört, dass die eine Sprache nicht angenommen wird und bei der anderen Sprachverzögerungen sind. Nun will ich das aber gern vermeiden. Kommt sicher auch auf das Kind an? Wir sind normal eigentlich sprachbegabt in der Familie. Danke

von KyraMarc am 29.10.2020, 13:54



Antwort auf Beitrag von KyraMarc

Hej! generell sind Kinder verschieden und es kommt ,wie Du ha auch schreibst, auf das jeweilige Kind,aber auch auf die Familie an und die gesamte - nicht nur Sprach- - Situation an. Sprachverzögerungen werden oft wahrgenommen von denen,die jeweils nur 1 Sprache verstehen, ni dem Sinne, daß die kleinen Kinder, schlau wie sind , dich notfalls mangels des einen Wortes ni einer Sprache sich dieses eine Wort aus der anderen "leihen". Da wirkt es für Außenstehende durchaus so, als ob die kinder ja kaum einen Wortschatz haben, schlecht sprechen, schwer zu verstehen snd etc. Wahrgenommene Verzögerung im Sinne von "mein Kind ist ... alt und spricht noch nichts" gibt es ja auch oft bei Einsprachigen (schau nur mal in die einschlägigen Kleinkindforen mit besorgten Fragen). Letztendlich aber IST das vm Kind abhängig. Ich hatte eine Erstgeborene, die mit 2 J. bereits den einsprachigen Kameraden/innen sprachlich davonlief (und heute noch alle an die Wand quatschen kann) und eine keine Schwester dazu, die erst 1 Jahr später halbwegs das sprach,was sie Große mit 2 konnte. Sie gehört heute noch zur schweigsameren Gattung Mensch, ist deshalb aber nicht weniger ausdruckstark. So habe ich das sehr oft in unserem bilingualen Bekanntenkreis beobachtet und lese es auch immer wieder in Foren wie diesen Sorgen würde ich mir an Deiner Stelle darüber also nicht machen. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 29.10.2020, 15:12



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Oh das kommt SEHR auf das Kind selbst an. Ich habe drei sehr verschieden begabte Kinder. Die richtige Zweisprachigkeit fing mit 6;8;8 an. Die damals 6jähige kommt obwohl 3 Jahre Logopaedie hinter ihr lagen vor dem Wechsel keinen einzigen Artikel in Deutsch richtig wählen. Heute haben wir eine 50 % ige Trefferquote, mit 13 und deutsch wird nur Zuhause gesprochen. Sie spricht die neue Sprache besser, kann sie aber nicht übersetzen , weil da der deutsche Wortschatz fehlt oder eben die vorher schon sehr eingeschränkte „Muttersprache“. Sie konnte erst mit 2,5 Jahren richtig hören durch verstopfte Ohren- daher war Sprache nicht wichtig. Sie kann sich auf 3 Sprachen flüssig mitteilen , lernt zu 2 weitere dazu. Das wird Einer der damals 8jährigen ist supersupersprachbegabt. Er hat ein unglaubliches Sprachgefühl. Er spricht und schreibt 3 Sprachen gut bis sehr gut , 4. spricht er gut, 5. kann er sich ausdrücken und lesen , lernt 6. derzeit. Der andere damals 8jährige knabbert an 2 Sprachen herum , kann sich altersgemäß ausdrücken , schriftlich nur in der neuen Sprache gut. Sich aber verständigen und das bekommen was er will in 5 Sprachen . Er mixt auch die Sprachen untereinander die ähnlich sind ( Castellano, Valenciano und Französisch) Er ist nicht sprachbegabt - auf andren Gebieten dafür schon. Ich denke später werden sie anfangen zu lesen und damit sich verbessern... auch wenn wir 3-4 m hohe Regale mit Büchern jeder Art haben auf 5 Sprachen für die Kinder und sie überall Bibliothekskarten haben , lesen sie sehr wenig selbständig.

von reblaus am 29.10.2020, 19:35



Antwort auf Beitrag von KyraMarc

Du kannst auch Schwächen in der Sprachentwicklung bei Einsprachigen haben, das weißt du vorher nie. Dass grundsätzlich die zweite Sprache abgelehnt und die zweite sich nur schwach entwickelt, stimmt so auch nicht. Es hängt wie bei Einsprachigen sehr vom Kind selbst, vom Umfang (=wie sehr das Kind der Sprache ausgesetzt ist), von der gelebten Sprechfreudigkeit der Eltern, von der Umgebung etc etc ab. Bei uns persönlich hat rigoroses Trennen wirklich jahrelang geholfen, alle Sprachen auf einem akzeptablen Niveau zu halten. Sie machen zwar Grammatikfehler, aber nicht so gravierend, dass es in Deutschland bisher groß aufgefallen wäre, und wir sind nur etwa alle zwei Jahre dort. Seit wir Erwachsenen da ein bisschen nachlässiger wurden, hat der Mittlere (9) plötzlich begonnen, die Sprachen zu mischen, das machte bisher keines der Kinder. Jetzt arbeiten wir gerade daran, dass wieder zu stoppen - harte Arbeit!

von Korya am 30.10.2020, 00:34



Antwort auf Beitrag von KyraMarc

Naja, es kommt immer auf die Sichtweise an. Einsprachigen fallen eben Unterschiede auf, die für mehrsprachige Entwicklung normal sind. Die Frage ist: ist das eine Entwicklungsverzögerung oder nur ein anderer Weg, der nun mal durch das mehrsprachige Umfeld gegeben ist? Spielt das 3, 5, 10 Jahre später wirklich noch eine Rolle? Oder kann man dem Kind die Zeit geben, an den Sprachen (der Sprache) "dranbleiben" und es "in Ruhe" weiter "lernen" lassen ? Was meinst Du denn mit "Verzögerung"? Ich kenne nur wenige Kinder, die in der Schule ernsthafte Probleme haben, wenn sie mit der Schulsprache vorher mehrere Jahre aufgewachsen sind - egal ob da andere Sprachen gesprochen wurden oder nicht. Und wenn es Probleme gibt, dann haben die "tiefere" Ursachen - das kann immer passieren, egal ob Ein- oder Mehrsprachig. Manchmal habe ich den Eindruck, das grösste Hindernis in der mehrsprachigen Entwicklung von Kindern ist der Erwartungsdruck der Erwachsenen und die sich daraus ergebenden unangenehmen Emotionen. z. B. dass beide Sprachen möglichst gleich und möglichst "perfekt" entwickelt sein sollen - was immer das auch heissen mag. Unsere Kinder sind dreisprachig - wie bei vielen hier im Forum - hatte jeder "seinen" weg des Spracherwerbs. Manche Dinge sind ähnlich, manche total unterschiedlich. Bis zum Schuleingang waren beide fit in der Umgebungssprache - auch dank Kita, wo sie viel gesprochen haben :-) Der Grosse brauchte Logopädie, der Kleine nicht. Der Kleine hat viel gemischt, der Grosse kaum. Der Kleine hat früh angefangen mit sprechen, der Grosse recht spät. Beides war im Rahmen des tolerierbaren, keine "Entwicklungsverzögerung" im pädiatrischen Sinne. Und: selbstverständlich gibts hier und da Abweichungen von der Grammatik und auch Unterschiede zwischen den Sprachen. Aber sie verstehen, sprechen, lesen, orientieren sich im Gesprochenen und Geschriebenen. Alles andere ist eh eine Lebensaufgabe, das lernt man doch immer dazu, nicht? Ich will nicht sagen, bis 5 sollte man sich generell keine Sorgen machen, erst dann wird es ernst. Man sollte schon schauen, ob das Kind hört, versteht, reagiert. Und mit ihm sprechen - möglichst in etwa eine Person-eine Sprache. Reagieren, wenn das Kind etwas sagt, zeigt, fragt. Das ist aber auch schon alles, was ich beachtenswert finde. Alles andere kann man getrost den Ärzten und ansonsten dem Kind überlassen. Alles Gute!

von Kacenka am 14.11.2020, 13:23