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Selbst zweisprachig: Problem "moderner" Sprache-kennt Ihr das auch?

Thema: Selbst zweisprachig: Problem "moderner" Sprache-kennt Ihr das auch?

Hallo Alle! Ich versuche mal in Worte zu fassen, mit welchem Problem ich mich momentan konfrontiert sehe. Kurz zu meiner Vorgeschichte (für alle die mich nicht kennen): ich bin schon hier in Deutschland geboren und eigentlich nur "halbherzig" zweisprachig erzogen worden, d.h. damals (vor 33 Jahren) erzählte man meinen Eltern noch sie sollten nur Deutsch mit uns Kindern sprechen. Da aber meine Großeltern nur Spanisch sprachen und wir regelmäßig nach Spanien reisten und ich zudem noch 10 Schuljahre (!!!) zum muttersprachlichen Unterricht gegangen bin ist genügend Spanisch "hängengeblieben" dass ich fließend und akzentfrei Spanisch spreche. Und auch unsere Kinder sprechen fließend Spanisch. Dennoch habe ich folgendes Problem: unsere ältesten Kinder sind jetzt größer (9 und knapp 6 Jahre alt) und ich merke, dass mir die "moderne Umgangssprache" fehlt (ich weiß nicht wie ich es anders ausdrücken soll). Wie soll ich das beschreiben.....? So Dinge wie...moderne Ausdrücke: is' ja der Hammer! oder : voll der Brüller! oder: was geht denn hier ab? Versteht Ihr was ich meine? Früher haben wir zusammen DVDs geschaut, als die Kinder kleiner waren, so was wie Winnie Puh usw. Das war überhaupt kein Problem! Jetzt haben wir kürzlich zusammen Spongebob - der Film auf Spanisch gesehen und ich hab ganz schön dumm dagestanden, weil ich die Ausdrücke zum Teil selbst nicht verstanden habe. Ich weiß nicht wie ich dieses Defizit aufarbeiten soll. Ich lese spanische Zeitschriften und habe mir schon extra die "Ecos" bestellt (entspr. der Spotlight oder Ecoute auf franz.). Aber das ist es einfach nicht... Meine Eltern sind auch keine große Hilfe weil sie selbst auch schon als Kinder nach Deutschland gekommen sind und sich die Sprache in den letzten 45 Jahren ja auch für sie geändert hat. Geht es einigen "Zweisprachlern" von Euch ähnlich? Ganz deutlich merke ich dieses Defizit wenn wir mal in Spanien im Urlaub sind. Unsere Kinder finden natürlich relativ schnell Anschluss dadurch dass sie die Sprache sprechen. Aber ich merke auch gleichzeitig, dass es sie irritiert dass die Kinder dort halt doch "anders" sprechen, flottere Sprüche haben usw. Würde mich gern mal darüber austauschen...vielleicht auch nur um zu sehen dass es anderen auch so geht. Bin gespannt was Ihr schreibt. lg, rebeca (spanisch) mit mann (deutsch) und 3 Kids (9 und 5 und 1 Jahr alt) in Deutschland

Mitglied inaktiv - 30.08.2008, 23:18



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ich habe genau das gleiche problem gestern mit meinen freundinnen diskutiert, es geht uns genau gleich. wir sind nicht mehr up-to-date in unserer muttersprache und staunen, wenn wir mal im heimatland sind. leider habe ich keine lösung anzubieten, denn mir ergeht es genau gleich wie dir. ich versuche, mich sprachlich 'fit' zu halten, tv-sendungen, filme, bücher, und zwar regelmässig und oft. trotzdem, wenn man halt nicht dort lebt, verpasst man gemäss mir die entwicklung. richtig schlimm finde ich es aber auch nicht. im gegenteil, finde es richtig lustig, wenn mich die leute verdutzt anschauen, weil ich einen 'alten' ausdruck gewählt habe, der nun heutzutage kein mensch mehr sagt. alles gute!

Mitglied inaktiv - 30.08.2008, 23:35



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Mir gehts ganz genauso. Ich bin seit 14 Jahren weg und ich merke auch, dass meine Ausdrucksweise ein bisschen "alte Dame" ist, "quaint" wurde man es auf Englisch nennen. Eine Freundin von mir die mit 12 von Holland nach Neuseeland emigrierte sagt, dass ihr Hollaendisch auf Kind-Teenager Niveau stehen blieb. Mir fallen oft Woerter nicht ein und wenn sie mir einfallen bin ich mir oft nicht sicher ob sie wirklich richtig sind. Ausserdem gehen Trends voellig an mir vorbei (was zB ist "Tschakka") und manche Sachen finde ich absolut scheusslich. Wenn ich zB hier in den Foren "groehl" lese finde ich das furchtbar und schimpfe (auf Englisch natuerlich). Mein mangelndes Deutsch ist auch ein Grund warum ich sehr viel mehr Zeit in einem britischen Elternforum verbringen als hier bei RUB. Eine Loesung weiss ich auch nicht. Nach einem Deutschlandbesuch ist es fuer eine Weile besser, aber das geht auch nicht allzu oft. VG, D

Mitglied inaktiv - 31.08.2008, 08:55



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Hej allesammen! Dieses Problem haben einsprachige Mütter ja durchaus auch - oder eben überhapt Emigranten. Die Sprache im alten Zuhause verändert sich, ohne daß wir das so richtig mitbekommen. Das ist einer der Kosten, die wir zahlen für unsere doppelten (drei, manchmal sogar vier/fünf Sprachen). Und mich stört das auch nicht. Ich bin ja nun erwachsen und muß nicht in einer Sprache sprechen, die von modernen Ausdrücken nur so wimmelt. Mir geht es da mit "geil" wie einer Vorschreiberin mit gröhl - ich wil ldas gar nicht sagen. Und ich gebrauche ja auch kaum noch die alten Ausdrücke aus meiner eigenen Teenie-zeit, ich rede halt eine erwachsene Sprache, und die ist letztendlich doch schwerfälliger in ihren Veränderungen. Meine Kinder sprechen sicher auch nicht das allerneueste Deutsch, haben aber noch niemals Probleme mit gleichaltrigen deutschen Jugendlichen gehabt - die beeindruckt letztendlich dann doch mehr, daß meine Töchter immerhin daneben auch noch eine ander Sprache fließend beherrschen. Und auch hier finde ich nicht tragisch, daß sie die neuesten Audrücke für toll, klasse oder super nicht kennen - nächstes Jahr sind es dann eh wieder andere - also, was soll´s? Ich denke da auch eher pragmatisch: Das, was letztendlich bleibt, werdenauch wir mitbekommen,weil es nächstes Jahr i mUrlaub immernoch da ist - das andere ist so vergänglich wie die Mode und muß nicht unbedingt auch noch von uns gelernt werden - dafür brauchen wir es uz wenig (und manchmal ist es eben nichtmal erstrebenswert). Alles auf Dänisch muß ich übrigens auch nicht lernen oder verbitte mir sogar bei uns zuhause. Gruß Ursel, DK, die sich sogar in privaten Schrieben nicht an die neue dt. Rechtschreibung hält (was aber auch mit meiner Ablehnung der RSR zusammenhängt)

Mitglied inaktiv - 31.08.2008, 13:56



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Hola, Rebeca ja, das kenne ich selber auch! Und inzwischen ist das auch bei mir wirklich zu einem ziemlichen Problem geworden. Und doch ist meine Situation ein kleines bisschen anders als bei Euch: Obwohl ich viel stärker noch als Du spanischsprachig aufgewachsen bin, fehlen mir immer mehr nicht unbedingt die Worte im Einzelnen, aber doch die Schnelligkeit und der Fluß im Spanischen. Unser Großer (7 1/2) ist ein großer Erzähler, wir reden wirklich sehr, sehr viel...und ich merke selber, dass das inzwischen fast nur noch auf Deutsch geschieht. Weil mir das selber momentan viel leichter von der Zunge geht. Leider haben auch wir im Alltag so gut wie keine spanischsprachigen Kontakte. Meine Mutter wohnt 600 km entfernt und ist zudem momentan mehr in Argentinien als in D, weil es meiner Oma nicht gut geht. :-( Zwar hat unser Sohn einen baskisch-stämmigen Freund in der Klasse und die Eltern sind super-nett, so dass wir ein wenig befreundet sind. Aber mit denen treffen wir uns einfach aus terminlichen usw. Gründen eigentlich selten. Total schade! Eine gute Lösung habe ich nicht. Es liegt vor allem an mir, dran zu bleiben, und immer wieder darauf zu achten, dass die spanische Sprache sich bei uns mit-entwickelt. Dass das nicht auf so einem Primitiv-Niveau hängen bleibt. Denn eigentlich ist die Konstellation bei uns günstig: unser Sohn antwortet auf Spanisch, wenn so angesprochen. Er versteht wirklich alles und ist auch ein wenig Stolz auf seine Dreisprachigkeit. Wenn wir mit meiner Familie zusammen sind, vor allem bei Reisen nach Argentinien, schaltet er nach einigen Tagen komplett um - und müht sich redlich ab. Dann kommt noch dazu, dass die allermeisten Medien außer Bücher - Filme, PC-Spiele, Hörbücher usw. - auf Spanien-Spanisch oder Mexico-Spanisch sind. Beides ist eben nicht mein Spanisch. En fin. So ist die Lage. Saludos! Paula (D/Span/Engl.) mit Mann (NL) und 2 Kids in D

Mitglied inaktiv - 01.09.2008, 09:04



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Hallo, das "Problem " kenne ich auch. In Italien schauen die Leute manchmal komisch, wenn ich etwas erzähle und erkläre, zwar in italienisch, aber mit der deutschen Wortwahl und Satzstellung. Ich finde es nicht so dramatisch, denn ich gebe meinen Kindern das an Muttersprache mit, was ich kann und hoffe, sie können es gebrauchen, zumindest, wenn sie später mal allein nach Italien fahren, werden sie mit der Sprache, denke ich keine Probleme haben. Bedenkt, daß ihr Euren Kindern viel mehr, als nur die Sprache mitgebt: Multikulturelles Denken und Fühlen Offenheit gegenüber anderer Kulturen und Sitten Ausländisches Essen ( klingt komisch, ihr wißt wie ich es meine ) und so weiter... Schön, zu lesen, daß es auch anderen so geht, dazu ist dieses Forum ja da. Tips habe ich nur die üblichen, viel Kontakt zu Muttersprachlern und zum Ausland, so daß die Spache lebendig bleibt. Ciao farfalla

Mitglied inaktiv - 01.09.2008, 10:24



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Hallo - also ich bin wirklich beruhigt dass es mir offensichtlich nicht allein so geht. Ich habe meinem Mann kürzlich noch das Problem geschildert aber leider versteht er es nicht. Er sagt dann immer ich stelle mein Licht unter den Scheffel...(schreibt man das so?) Dabei geht es gar nicht darum. Ich habe überhaupt keine Bedenken was die Zweisprachigkeit meiner Kinder angeht denn sie sprechen bereits besseres Spanisch als ich es jemals in ihrem Alter getan habe. Und ich bin sicher dass ich ihnen alles mit auf den Weg gebe was sie brauchen. Aber mein Anspruch ist halt höher... und das finde ich nicht verwerflich. Es ist zumindest tröstlich zu hören dass es ein "bekanntes" Problem ist, auch wenn es dafür keine einfache und schnelle Lösung gibt. Dafür ist dieses Forum ja auch ganz gut, dass man sich auch mal einfach nur "ausjammern" kann. Ganz liebe Grüße, rebeca

Mitglied inaktiv - 01.09.2008, 12:15



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Hallo Becky, ich habe ein aehnliches Problem mit meinem deutsch und ich verstehe dich vollkommen. Lass dir von anderen Leuten nicht etwas schoenreden. Was ich versuche, ist, die literarischen Entwicklung in Deutschland mitzuverfolgen, also welche Romane derzeit gerade besprochen werden, wer welche Preise usf. gewinnt, und dann diese Buecher gezielt zu lesen. Dadurch und durch Zeitschriften erhalte ich mir zumindest ein gutes halbwegs modernes Erwachsenendeutsch. Mein Sohn muss halt damit leben, ebenfalls nicht Tschakka, groehl, geil, oder was auch immer zur Zeit "in" ist, zu kennen. Well, tough, as we say in English! (Im uebrigen gibt es ja in Deutschland einige Fernsehsender, die dein Defizit in Sachen untere Umgangssprache und Slang in kuerzester Zeit beheben koennten... Ich nehme an, solche Bildungsvernichtungssender gibt es auch im Spanischen, aber wahrscheinlich interessieren diese Machwerke dich auch nicht so richtig. ) Viel Spass jedenfalls noch mit deinen Kindern und deinem Spanisch. Du wirst sehen, sollten sie jemals in einem spanischen Umfeld mit Kindern ihres Alters ueber laengere Zeit zusammenkommen, werden sie automatisch das Spanisch uebernehmen, das zu der Zeit dann Mode ist. Das geht dann wahrscheinlich viel schneller, als dir lieb sein wird. Alles Gute FM

Mitglied inaktiv - 01.09.2008, 13:01



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Hej! ich weiß nicht, ob Du mich gemeint hast, denn ich sehe die Sache zumindest ja nicht so problematisch an, Foreignmother. ich denke, man kann eine Tatsache durchaus sehen, ohne auf der einen seite ein problem oder auf der anderen seite "Schönrederei" dareaus uz machen. beides habe ich zumindest nicht getan und will ich auch nicht. Natürlich sprechen wir niemals so, wie die Menschen, die im Land der Sprache wohnen und leben und sie quasie mitgestalten, die wir trotzdem im Ausland unseren Kindern vermitteln. Wir geben aber unseren Kindern ein wertvolles Grundgerüst mit - neben all dem anderen vielen, was jemand vor mir (entschudlige bitte, Namen vergessen) schon aufgezählt hat. Kultur, Essen, Offenheit für andere Sprachen und Kulturen... Neulich kam meine Große nach Hause und meinte zu mir: ich verstehe toal, wieso meine Mitschüler sich so mit der Grammatik schwertun, in Dänisch, in Englisch und natürlich erst recht in Deutsch. ICH habe ja Deutsch gelernt, da hat man einfach ein anderes Gefühl für Grammatik, selbst in anderen Sprachen! Und ich denke, DAS ist viel wichtiger als ien paar Begriffe,die morgen wieder veraltet sind und die wir ebenso schnell lernen wie wieder vergessen. Als meine Große die ersten 3 1/2 jahre weitgehend nur mit Erwachsenen zusammenkam, hatte ihr Dänisch eben auch diesen altklugen Erwachsenentouch, und meine Schwiegermutter atmete erleichtert auf, als Louise dann im KIGA blitzschnell kindlich sprach - das ging (leider) sogar soweit, daß sie die Sprachfehler der anderen Kinder teilw. kopierte. ies dazu, wie schnell man sich etwas aneignen kann, wenn man das Grundskelett hat! Und das haben unsere Kinder, denn sie lernen unsere Sprache ja als Muttersprache - mit all ihren Macken und altmodischen Begriffen, mit Dialekt und manchmal sogar Fehlern. Aber das Grundgerüst stimmt! Ansonsten kann man nur Foregnmothers Vorschläge beherzigen: für uns selbst gilt doch dasselbe wie für unsere Kinder. soviel wie möglich Kontakt mit der altenSparche halten. Dieses Forum u.v.m ist ein guter Ansatz dafür. Gruß - hej-hej Ursel, DK Mutter dt., Vater dän. - jeder spricht seine Sprache mit den Kindern, Familiensprache Deutsch im dänischen Umfeld 2 Töchter (1992/1996) - fließend in 2 Muttersprachen!

Mitglied inaktiv - 01.09.2008, 13:14



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Nein, Ursel, dich hatte ich nicht gemeint, sondern auf Becky's zweite Mail geantwortet, in der sie berichtet, dass ihr Partner meint, sie waere nur zu perfektionistisch und es waere doch eigentlich kein Problem (nicht die woertliche Formulierung, aber so hatte ich das verstanden). Ich wuensche Dir einen schoenen Tag bei dem Fest, was ihr besuchen wollt (oder war das bereits gestern?). Deine FM

Mitglied inaktiv - 02.09.2008, 10:10



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Das geht wohl allen Menschen so, die in einer sprachlichen Enklave leben. Ich erziehe ja künstlich zweisprachig und stürze mich daher auf alle echten Muttersprachler, die mir in meinem Umfeld begegnen, weil ich denke, ich kann da etwas Neues lernen. Meist stelle ich nach kurzer Zeit fest, dass diese (meist) Frauen genau das hier beschriebene Problem haben. Ihnen fehlt der Input in ihrer Muttersprache. Sie sprechen nicht mehr sicher Englisch und suchen oft nach Vokabeln oder mischen. Oft sagen sie selbst, dass sie der modernen Englischen Sprache nicht richtig mächtig sind und bei Heimatbesuchen sogar auf ihr "merkwürdiges" Englisch angesprochen werden. Ich würde mir deshalb nicht zuviel Gedanken darum machen, sondern mich einfach darüber freuen, dass meine Kinder die zweite Sprache verstehen und halbwegs gut sprechen. Das ist doch schon eine tolle Sache. Sollten Deine Kinder später mal nach Spanien gehen, werden sie sicher in kürzester Zeit alle Defizite aufgeholt haben. Und wenn sie Sprüche wie "Alter, eh ist das geil" nicht kennen, kannst Du eigentlich nur froh sein. Dann musst Du ihnen so etwas wenigstens nicht austreiben. Silvia

Mitglied inaktiv - 01.09.2008, 16:20



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liebe leute, hola nur ein kleiner gedanke am rande: einige scheinen es ja einen segen zu finden, dass ihre kinder so manche mode-wörter oder redewendungen nicht mitkriegen. "geil", "boa, alter", "unterirdisch", "krass" usw. - das wird von einigen hier als schlechter "sprachmüll" angesehen. kann ich verstehen. aber ich kenne andererseits ne menge deutschstämmiger und leidlich deutschsprachiger leute, die ein deutsch wie vor 60 jahren sprechen. oder von vor 50 jahren, je nach auswanderungswelle. :-) wie auch immer: die sprechen ein derart museales deutsch, das ist schon wieder lustig. aber eben nicht realitätskompatibel, jedenfalls nicht für eine normale unterhaltung in D. insofern wäre ich da zurückhaltend, wenn ich über neue jugend-slang urteile. so manches wort, was in unseren (möchtegern?) bildungsbürgerlichen erwachsenenohren schlimm klingt, ist in 10 jahren das normalste der welt. so manche deutsche uroma würde sich über unser alltagsdeutsch entsetzlich aufregen - und schämen. meine devise: locker bleiben und doch versuchen, auch alle möglichen slang- usw. ausdrücke zu lernen. lg + saludos paula (D/Span/Engl) mit Mann (NL) und 2 Kids in D

Mitglied inaktiv - 01.09.2008, 17:15



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Hej Paula und Silvia und alle! Also, da halte ich es doch wie Silvia und finde es einen Segen, daß ich meinen Kindern manche Wörter nicht (auch noch auf Deutsch) erst austreiben muß. Und nicht alle der Wöreter, die dt. Kinder auf der Straße lernen, sind deutschen Müttern angenehm, soviel weiß ich immerhin. Es gibt ja auch dänische Wörter und Ausdrücke, die ich in meinem Haus nicht hören möchte und schon gar nicht von meinen Kindern. Sprache spiegelt laut Goethe die Seele wider; der Spruch aus dem Talmud, man möge auf seine Gedanken achten, weil sie zu Sprache werden, dann wieder auf die Sprache achten, weil sie zu Gefühlen werde und dann immer weiter, bis zum Schicksal - der ist gefügeltes Wort bei uns. Ich glaube fest daran, daß eine menschenverachtende, unachtsame Sprache (und damit meine ich nicht die grammatikalischen Fehler, die wir alle mal machen, sondern eben die Trivialisierung, die unbedachte Übernahme modischer Ausdrücke, oft aus Umgebungn, in denen wir unsere zeit nicht gern zubringen möchten) auch zu ebensolchem Verhalten führt, über kurz oder lang. Krass gesagt: Wer zu seiner Freundin "Verpiss dich, du Schlampe" sagen kann, weil es gerade "trendy" und "cool" ist, wird wohl kaum behaupten können, Respekt für sie zu fühlen. Wer seine Eltern als "seine Alten" bezeichnen darf, dito. Und wenn wie neulich ein Junge mein Verhalten kritisiert, indem er meiner Tochter "Fuck you" entgegenruft, dann erkläre ich ihm nicht nur, daß erden falschen adressaten hatte, sondern auch, daß er in so einer Form seine Beschwerde nicht vorzubringen braucht: Wir drehen uns um und gehen. ich denke, es macht einen großen Unterschied, was für "moderne" Wörter und Ausdrücke wir und uns Kinder lernen - ich trage auch nicht alle Klamotten, nur weil sie modern sind und ebenso wenig lasse ich meine Töchter in jedem Fetzen rumlaufen, sollten sie mal mit hochmodernen, aber beinahe schon sittenwidrigen Klamotten kommen. Moderne Sprache muß nicht Gassensprache sein und auch nicht unbedingt Fäkel- und andere Sprache. Und vielleicht erkennt man eben Qualität auf lange Sicht doch daran, daß sie eher zeitlos ist und sich nicht jedem (sprachlichen) Modediktat unterwirft. ich habe in meiner Schulzeit sehr auf meine Sprache achten gelernt, dafür bin ich heute dankbar und gebe das meinen Kindern weiter. Und dann lernen sie in Dtld., sollten sie dort einmal leben, nicht nur die gägnigen Ausdrücke, sondern wissen auch, die Spreu vom Weizen zu unterscheiden. Paula, Du erwähnst die lustig anmutenden Deutschstämmigen, deren deutsch vergessen und verdreht ist, altertümlich eben - das kann gut sein bei Menschen, die vor langer Zeit nach Übersee oder sonst weit weg ausgewandert sind. heutzutage jedoch bieten die moderne Technik, verbilligte Reisemöglichkeiten u.v.m doch einen wesentlich engeren Kontakt zur alten Heimat. Ich glaube, jeder wirklich Sprachinteressierte (und das sollten Eltern, die ihre Sprache an ihre Kinder weitergeben möchten, ja sein!) findet heute Möglichkeiten, seine Sprache nicht einrosten zu lassen. Und dann geht es bei einem Aufenthalt sehr schnell, sich neuere Ausdrücke anzueignen, wenn das gewünscht ist. Sprachbewußte Grüße - Ursel, DK, die sich für die Beispiele entschuldigt, die wahrlich nicht zu unserem Sprachgebrauch hier gehören! Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Deine Worte. Achte auf Deine Worte, denn sie werden Deine Gefühle. Achte auf Deine Gefühle, denn sie werden Dein Verhalten. Achte auf Deine Verhaltensweisen, denn sie werden Deine Gewohnheiten. Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter. Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal. Achte auf Dein Schicksal, indem Du jetzt auf Deine Gedanken achtest.“ Talmud

Mitglied inaktiv - 01.09.2008, 19:48



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Wenn ich in Spanien bin und mich mit "echten" Spaniern unterhalte dann kommt mir immer Bewunderung entgegen, dass mein Spanisch so gut ist obwohl ich niemals dort gelebt habe. ABER: beinahe jeder sagt mir er hätte sofort gewußt dass ich "Ausländerin" bin (denn als solche gelte ich meist in Spanien ) weil ich NICHT FLUCHE! Paßt ja gut zum Thema... Mein Spanisch ist also viel zu sauber um als "echte" Spanierin durchzugehen - was ich aber durchaus so beibehalten möchte. Das ist es auch gar nicht was ich anstreben möchte! Auf Fäkalsprache bin ich nicht aus....aber halt mal ein paar umgangssprachliche Ausdrücke die "normal" geworden sind, wie Paulita das so treffend formuliert hat. Jetzt schweife ich noch ein bisschen ab, ist grad so schön hier *ggg* Es gibt auch eine Sache in meiner zweisprachigen Erziehung die ich ganz bewußt "anders" spreche als es in Spanien gesprochen wird. Wie soll ich das beschreiben...? Dort ist es gang und gebe die Wortenden zu verschlucken. Aus cuidado wird cuidao, aus pescado wird pescao usw. Ich spreche diese Wortenenden ganz bewußt mit aus, damit meine Kinder das Wort "richtig" lernen. Denn im Gegensatz zu spanischen Kindern in Spanien lernen sie die Schriftsprache nur im muttersprachlichen Unterricht und natürlich nicht so intensiv. Deshalb war mir immer wichtig, dass sie von Anfang an wissen wie es richtig gesprochen wird, damit sie es auch richtig schreiben können. Damit lege ich ihnen auch in die Wiege dass sie sofort als "Ausländer" erkannt werden...aber ich glaube damit kann man ganz gut leben So, jetzt geht's ab ins Bettchen. Buenas noches a todos, rebeca

Mitglied inaktiv - 01.09.2008, 22:24



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Hej Becky! Deinen letzten Satz greife ich noch mal auf: "Damit lege ich ihnen auch in die Wiege dass sie sofort als "Ausländer" erkannt werden...aber ich glaube damit kann man ganz gut leben " ich habe auch immer mehr Wert darauf gelegt, daß meine Töchter Rückgrat entwickeln als daß sie sich grenzenlo sverbiegen un danpassen - hier wie dort. Weder hier in DK noch in Dtld. haben sie einen Akzent, und eigentlich sprechen sie auch recht "normal" - dt. TV und Bücher helfen viel - aber wir sind nun mal irgendwie anders, egal wo wir leben: mind. 1 Ausländer ist immer dabei. iund dann doch lieber zu diesem Anderssein stehen! Eigentlich gibt es doch gar keine Alternative (denn ich wollte gerade "als ... " schreiben,aber ich fand keine Alternative.) Da machene in paa rfehelnde umgangssprachliche Wörter nun wirklich den Kohl nicht fett, zumal die Kinder die blitzschnell aufschnapepn, wennsie nur ein bißchen im Land leben. genauso - und hier schweife ich jetzt ab - ist es auch mit derrechtschreibung: In der dt. Rechtschreibung sind sie wohl beide nicht lupenrein perfekt, aber ... ich weiß, daß sie das in einer dt. Umgebung blitzschnel ldrauf hätten, soll ich sie also für die paar Briefe wirklich trietzen? ichsehe doch,wie gut die dt. Rectschreibung meiner Großen "von allein" (ich tippe ja eher auf´s viele Lesen) geworden ist - das wird bei der "Kleinen" auch noch - oder würde, müßte si ees richtig machen. Unsere Kinder lernen soviel mehr als andere - da sind diese kleinen "Fehlerchen" doch "Peanuts". Gruß Ursel, DK - auf dem Weg in´s Bett

Mitglied inaktiv - 01.09.2008, 23:23



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möchte dazu was sagen. Ich bin vor 20 Jahren nach D "ausgewandert" und merke regelmässig dass ich viele "neue" NL Wörter gar nicht kenne. Neue gesellschaftliche Probleme, die modernen Techniken usw... lassen neue Wörter und Begriffe entstehen. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich erst seid ca. 4 Jahren diesen Trend folgen kann da es vorher nicht möglich war NL-TV/radio zu erhalten. Es gab neulich sogar eine Sendung mit diesem Thema; für mich natürlich super interessant. Ältere Auswanderer (ü 70)haben sich schrecklich über das "moderne NL" ausgelassen...hätten sie wahrscheinlich niemals so hart empfunden wenn sie bei dieser Entwicklung "dabei gewesen wären". Jemand sagte, er würde eine bestimmte Person einfach nicht verstehen.... Eine Sprache ist lebendig, und wenn man den Anspruch hat eine Sprache "so gut wie möglich" zu sprechen muss man sich (meine Meinung) damit auseinandersetzen durch Medien (TV, Radio und Presse). Viele Ausdrücke die jetzt "normal" sind gab es einfach noch nicht als ich noch in B wohnte; auch die Politik hat sich grundsätzllich geändert und (nicht zu vergessen) die Mentalität. Meine Mutter (D) hat gut 30 Jahre in B gewohnt und ist dann zurück nach D gegangen. Am meisten hat ihr dieser Mentalitätswandel zu schaffen gemacht (obwohl sie regelmässig im Land war); Ihren Dialekt sprach sie fast sofort wieder perfekt (für uns Kinder wiederlich weil wir es nicht von ihr gewohnt waren). Es ist ein "Problemchen" was vor allem dem "Auswanderer" auffält; den Kindern ist es denke ich egal....sie lernen die "Grundsprache" und wenn sie neugierig sind kommt das andere auch.

Mitglied inaktiv - 02.09.2008, 11:26



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Ein Erstklässler hat meine Tochter vor kurzem auf dem Schulhof "Hurensohn" geschimpft. Ich muss schon sagen, dass ich dankbar bin, dass meine Tochter (und ich slebst auch nur in sehr begrenztem Umfang) solche Worte nicht auf Englisch kennt. Es gibt einfach Dinge, die muss man nicht wissen. Silvia D in D mit 2 Töchtern D/E "fremdsprachlich"

Mitglied inaktiv - 03.09.2008, 09:10



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Deine Kinder und Du werden nicht nur mit der moderner Sprache konfrontiert sonder auch mit verschiedenen Wörter von den ganzen Länder aus Lateinamerika und Spanien. Ich bin aus Venezuela und wenn ich mit jemandem von Spanien oder andere Spanischsprachigerland (Ich weisse nicht wie schreibt man das) spreche manchmal verstehe ich einige Wörter nicht deswegen muss ich ihre bedeutung frage. Also wie Eileen gesagt hat " ...den Kindern ist es denke ich egal....sie lernen die "Grundsprache" und wenn sie neugierig sind kommt das andere auch". Schöne Grüße Ich(Spanisch) mit Mann (Deutsch) und 2 Kids (3 Monate und 2 Jahr alt) in Deutschland

Mitglied inaktiv - 02.09.2008, 16:42



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Es muss ja nicht "untere" Sprache sein. Gibt es für folgende Ausdrücke auch neue in anderen Sprachen? Ich meine: Tankstelle - Tanke Musik - Mukke Pubertierende - Pubis super!, toll! - geil! usw? Da gibt es doch eine Menge. Ganz nett, wenn man die kennt. Ich hab immer brav das spanische Wort estupendo ins catalanische mit übernommen, stört ja keinen, wenn man mischt . Bis ich dann nachgeschlagen habe und auf fantàstic gestoßen bin. Das sagt aber keiner. Alle sagen: collonut (oder so ähnlich, weiß nicht wie man es schreibt) Wörter unter der Gürtellinie braucht man nicht zu lernen. An dem Tonfall hört man schon was damit gemeint ist. LG Sommerblume

Mitglied inaktiv - 03.09.2008, 20:07



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Hej nochmal! (weil das Thema wirklich interessant ist!!!) Mal abgesehen davon, daß "geil" für mich durchaus unter der Gürtellinie liegt (wenn nicht das, was sonst, lächel?), muß man wohl auch nicht jede Abkürzung mitmachen. Da wäre ich vermutlich sogar als Deutsche in Deutschland auffällig, denn sowohl Anglizismen zuhauf wie diese Abkürzungswut, die mich eher an die Babysprache erinnert, finde ich grauslig. Wie wir bereits festhielten,sind das oft ja auch nur Trends, oft auch nicht zum Guten der gesamten Sprache, und wenn ich wirklich den Umgang einer Gruppe suchte, die so redet, dann würe ich diesen Slang (als nichts anderes kann ich das sehen) auch sehr schnell lernen. Genauso wie man dann eben Bezeichnungen mitbekommt, die sich wirklich dauerhaft einbürgern - immerhin haben wir alle wohl mitbekommen, daß man in Dtld. "Handy" zum Mobiltelefon sagt etc. Wie gesagt, selbst wenn man die ersten Tage ein bißchen altmodisch klingt -Du meine Güte ... bei anderen ist die Sprache gar nicht vorhanden, eingerostet, grammatikalisch falsch etc. --- das sollte uns doch auch nicht aufregen oder betrüben, denn sowas übt sich aufgrund der Grundkenntnisse dann, wenn es wirklich wichtig wäre und ich selber es wollte , sehr schnell. Und nochwas: Auch im Fremdsprachenunterricht lernt man wohl eher nicht die Slangworte --- im Deutschunterricht meiner Tochter habe ich mir das von dem Lehrer jedenfalls energisch verbeten (DIE Ausdrücke, die dort in einem gezeigten Film vorkamen und die Kinder zum Nachschlagen glatt auf (halbe?) Internet-Pornoseiten führten, möchte ich hier lieber gar nicht erwähnen, dagegen ist geil dann wirklich salonfähig.) Gruß Ursel, DK - deren Töchter wie erwähnt auch nie dafür ausgelacht wurden, daß sie "anders" sprechen - höchstens gelobt, weil sie 2 Sprachen beherrschen - und zwar auf gutem Niveau (und das heißt z.B., daß ich keine Bedenken hätte, meine Tochter auf einem Gymnasium in Dtld. anzumelden, sofern es nur um die Sprache geht) Kommt vielleicht auch ein bißchen darauf an, was man vermitteln möchte, wie man selber spricht und wozu die Sprache/n benutzt werden sollen.

Mitglied inaktiv - 04.09.2008, 09:09



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Das stimmt, ich war Jahre aus Spanien weg, und jetzt kann ich keine spontanen Witze mehr machen weil ich die Umgangssprache nicht mehr kann. Das ist aber kein Problem mehr, wenn man mit Menchen über 30 zu tun hat! Nur bei meinem jüngeren primo Raúl hatte ich die Probleme ;-)

Mitglied inaktiv - 04.10.2008, 10:12