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Schulsystem D/USA

Thema: Schulsystem D/USA

Hat jemand Erfahrung wie man den Bildungslevel einer amerik. Grundschule (öffentlich) zu einer Deutschen sehen kann? In D sind ja die Schulzeiten kürzer, Ausfälle werden nicht immer vertreten und ich hab immer so den Frontalunterricht vor Augen. Amerik. Schulen haben aber auch nicht immer den besten Ruf. Hat irgendjemand persönliche Erfahrung mit einer amerikanischen Grundschule? Welches System ist 'besser'?

von drdolittle am 25.02.2011, 13:21



Antwort auf Beitrag von drdolittle

Ich finde den Vergleich schwierig, die Unterschiede zwischen den US-Schulen sind einfach sehr gross. Die Unterrichtszeiten sind zwar in D kuerzer, aber es findet in den amerikanischen Schulen nicht ununterbrochen Unterricht statt. Die Grundschulinhalte sind wohl vergleichbar, letztlich muss man sich allerdings das jeweilige Schulsystem anschauen welches von Stadt zu Stadt und County zu County variiert. Ein Unterschied ist, dass die US-Schule idR bereits mit 5 Jahren mit der Kindergartenklasse beginnt. Allerdings unterliegt Kindergarten nicht in allen US-Staaten der Schulpflicht. Ein weiterer Unterschied ist, dass in den USA die Schulen Hochbegabte, Lernbehinderte, Koerperbehinderte und "normale" Kinder in der gleichen Schule unterrichten, waehrend man in D ggfs. eine komplett andere Schule besucht. Problematischer wird es m.E. nach der 4. Klasse wenn die deutschen Kinder eine groessere Faechervielfalt erhalten als die amerikanischen. Und wenn die deutschen Kinder ihre zweite Fremdsprache begonnen haben, hat ein Kind von einer amerikanischen Schule kaum mehr eine Moeglichkeit an das deutsche Schulsystem Anschluss zu finden, das Gymnasium zu besuchen, Abitur zu machen und unkompliziert eine deutsche Hochschule zu besuchen. Meine Beurteilung anhand des Schulsystems in meiner Residenzstadt: Selbst wenn ich mein Kind auf die beste Privatschule der Stadt schicke, wird sie nicht die Faecher Erdkunde, Geschichte (idR ausschliesslich US-Geschichte), Biologie, Chemie UND Physik erhalten und zwei Fremdsprachen auf akzeptablem Niveau erlernen. In der Mathematik is Analysis kein Pflichtprogramm. Sie wuerde statt dessen aber gute Musik- und Sportangebote haben. Zwei Schulen hier bieten den IB (International Baccalaureate) an, das ist jedoch mit hohem individuellem Aufwand verbunden, bspw. diese Kandidaten beginnen bereits um 7h morgens den Unterricht um ihre "Zusatzafaecher" absolvieren zu koennen. Am deutschen System missfaellt mir die fruehe Gruppierung der Kinder in Haupt-, Realschul- und Gymnasialkandidaten.

von Pamo am 25.02.2011, 15:18



Antwort auf Beitrag von Pamo

Ich selber kanns eigentlich nicht wirklich vergleichen, da ich selber noch in der damaligen DDR zur Schule ging und meine Tochter nur die ersten zwei Schuljahre in Dtl. hatte. Ich kenne also nur USA und kuemmere mich gar nicht, da meine Tochter eh nur A hat und in der Mathe-Challenge-Class ist. Im Orchester spielt sie die erste Geige, und was sie nicht weiss, googlt sie halt. Ich bin mir ganz sicher, dass sie alle erforderlichen AP-Tests ablegen wird um ein dt. Abi anerkannt zu bekommen. Das wird sie ohne meine Hilfe mit links machen. Wie das in einer dt. Schule waere, weiss ich nicht, aber fuer uns war schon immer klar, dass das Maedel mal studieren wird. Der Kleine ist erst in der Kindergarten-Klasse, und mir gehts da nicht schnell genug. Er langweilt sich und muesste mehr gefoerdert werden. Eigentlich wollte ich ihn heuer schon in der ersten Klasse haben, dafuer war er aber zu jung. Wenigstens bietet seine Schule ab der ersten Klasse dann 2x pro Woche Spanisch an. Die Grosse konnte erst dieses Schuljahr (8.Klasse) Franzoesisch waehlen. Ich denke auch, dass meine Kinder hier so ne Art Gehirnwaesche verpasst kriegen, bekamen wir in der DDR ja auch. Aber man findet wohl in jedem Schulsystem Gutes und Schlechtes, und dazulernen kann man immer. Was meinen Kindern an Geschichte fehlt, koennen sie sich spaeter, bei Interesse, anlesen. Sprachen kann man auch spaeter noch lernen (ich musste 38 werden). Erfahrungsgemaess ist es so, dass Kinder aus dt. Schulen sich hier mit links einfuegen und trotz Fremdsprache hervorragend zurecht kommen. Umgedreht kann ich nicht mitreden, da kenn ich nicht viele, die diesen Sprung gewagt haben, aber es steht in meinem Bekanntenkreis immer wieder zur Diskussion. Manche bleiben halt wirklich der Kinder wegen hier, obwohl sie gern wieder nach Dtl. wollen.

von Cata am 25.02.2011, 20:11



Antwort auf Beitrag von Cata

Hast schon recht mit der Gehirnwaesche, aber das ist in Deutschland auch nicht anders, es werden nur andere Themen eingewaschen. Aber stramm stehen und den Flaggeneid inkl. Goetterglaube schwoeren duerfen hier alle, sogar die die keine US-Buerger sind, sondern deren Eltern zeitlich begrenzt mit einem Arbeitsvisum hier sind und die dann bald ins Heimatland zurueck gehen und dort einen anderen Flaggeneid schwoeren muessen. Ausfuehrungen ueber die deutsche Gehirnwaesche spare ich mir, weil der Feierabend winkt. Da koennte ich aber viel schreiben.

von Pamo am 25.02.2011, 22:15



Antwort auf Beitrag von Pamo

Was ich mich da schon aufgeregt habe, in der Grundschule gibts auch noch ne Note dafuer! Aber was solls, ich hoffe ich hab einigermassen Einfluss auf meine Kinder. Sie werden zum Hinterfragen erzogen, und das ist hier total unueblich und versetzt die Lehrer meiner Grossen manchmal in die Sprachlosigkeit. Diskussionen sind unerwuenscht.

von Cata am 26.02.2011, 18:48



Antwort auf Beitrag von Cata

Ja, ich sag nur "Best Citizenship Award" fuer 5jaehrige. *augenroll* Bei uns gibts auch die Erziehung zum Hinterfragen.

von Pamo am 26.02.2011, 20:47



Antwort auf Beitrag von Cata

Guten Abend! Darf ich fragen, wo du wohnst? Ich habe nie gehört, dass es eine Note dafür gibt. Finde ich sehr merkwürdig. Ich bin selber Lehrerin, und wenn die Schüler nicht aufstehen wollen oder "Pledge" sagen, dann müssen sie nicht. Ich bin allerdings an der High School und vielleicht ist es dort anders. Mein Sohn geht in der ersten Klasse und er bekommt dafür keine Note - nur Noten für Lesen, Schreiben, Mathe, Kunst, Musik, Sport, Computerkenntnisse und "Bibliothek". Grüße aus CT!

von starfish am 27.02.2011, 00:41



Antwort auf Beitrag von starfish

Ich bin in TN. TN gehoert zu den Staaten wo die Schueler bestraft werden koennen wenn sie ihr Recht in Anspruch nehmen, die Pledge of Allegiance nicht zu sagen oder auch nur den 1954 Einschluss von Goetterglauben (Einfuegung der Worte "under god") auszulassen. http://www.firstamendmentcenter.org/speech/studentexpression/topic.aspx?topic=pledge http://en.wikipedia.org/wiki/Criticism_of_the_Pledge_of_Allegiance Lehrst du an einer public school?

von Pamo am 27.02.2011, 02:58



Antwort auf Beitrag von Pamo

Starfish, ich habe Cata so verstanden dass das brave Runterrasseln der PoA in der Betragennote enthalten ist. Brav sein ist hier sehr wichtig, einschliesslich Anerkennung jeder Autoritaet.

von Pamo am 27.02.2011, 03:01



Antwort auf Beitrag von Pamo

Hallo Pamo - ja, ich bin an einer Public School. Ja, gutes Benehmen ist hier auch wichtig, aber wenn was passiert, dann bekommen wir "Zettel" nach Hause geschickt. Ich habe einige schon bekommen. :-) Aber es waren für Sachen wie "unter dem Tisch den Nachbarn treten". Ich glaube auch, dass es an der Grundschule mit dem PoA anders ist als an der High School. Die älteren Kinder haben mehr "Freiheit". Ich bin selber Amerikanerin ich muss ehrlich sagen, dass diese PoA nicht so eine grosse Bedeutung für mich hat. "Civics Class" war wichtiger! Schoene Gruesse!

von starfish am 27.02.2011, 04:06