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Samstagsschulen für 2. Sprache?

Thema: Samstagsschulen für 2. Sprache?

Was haltet Ihr von Samstagsschulen für die 2. Sprache? Ich bin die Tochter zweier Griechen, aber in Deutschland aufgewachsen. Ich musste jeden Samstag in die griechische Schule - was ich gehasst habe. Daher habe ich das meinem Sohn erspart. Jetzt denke ich aber: Vielleicht wäre es doch gut (gewesen), da er ja nur mündlich die Sprache beherrscht, aber die griechische Schrift gar nicht kennt und beherrscht. Er ist jetzt schon relativ groß (14 Jahre). Keine Ahnung, ob die ihn überhaupt noch nehmen. Außerdem wird es schwierig, einen 14-Jährigen, der am Samstag alles andere als Schule im Kopf hat, zu überreden. Ich glaube, ich habs einfach vergeigt.

von Sel.ina am 05.05.2020, 10:32



Antwort auf Beitrag von Sel.ina

Hej! Bei uns fand Muttersprachenunterricht (so heißt das beiden Behörden) an einem nachmittag nachderSchule statt. Wir haben das damals mühsam für die ersteTochter erstriotten,weil dieLöeute nicht ganz begriffen,daß dies laut EU-Recht einem zusteht. Und dann doch gelassen, weil unsere Tochter, obwohl noch recht jung, Deutsch besserals viele Teenies konnte,die dort auch saßen. Ich war gut bekannt mit derLehrerin, die das ebenso für ihre eigenen Kinder sah. Du hast dabei eben das Problem, daß es zwar Voraussetzung sein soll, daß die Kinder die 2. Muttersprache zuhause anwenden (dieser Unterricht dient also NICHT dem Erlernen der Sprache von Grund auf, sondern nur ihrem Ausbau und ihrer Festigung; ebenso wenig können/sollten einsprachige Kinder dort teilnehmen - diese Lehrerin erzählte, die Nachbarmutter schickte gleich ihre Tochter auch mit, schließlich waren die Kinder befreundet und es war doch toll, gratis Deutsch zu lernen.. nee-nee!). Es ist also Voraussetzung, daß die Sprache zuhause auch gesprochen wird - aber wieviel, wie gut, wie oft: das obliegt ja derFamilie. D.h. Der Kenntnisstand ist bei jedem Kind verschieden, unabhängig von dessen Alter. Der Punkt, der zum Nachteil für Kinder und Lehrer werden kann, ist, daß Du eben total verschiedene Altersgruppen und Kenntnisse hast - da sitzt dann eben die 8-Jährige neben dem 16Jährigen und kann besser Deutsch sprechen als der - und bei diesen total unterschiedlchen Niveaus PLUS Altersgruppen Unterricht zu machen,der allen Kindern nicht nur etwas bringt, sondern sie auch fesselt, ist eben schwer. Wer an den Anfängen steht als Teenie, sei es in Sprachen, Sport oder Musik, der muß sich eben erstmal mit langweiligeren Sachen begnügen als jemand, der der schon weiter ist. Dem machen dann aber als Teenie meistens Kindertexte, Kinderlieder, ... weniger Spaß als dem 8-Jährigen. Es stellte sich für uns heraus, daß die Fahrt und ein "verlorener" Nachmittag für Spielen mit Freunden zu wenig Gegenwart bekam. Wir hatten auch mehr darauf gehofft, daß schriftliche Deutsch werde etwas mehr geübt --- und sie bekäme evtl. die Erlaubnis, auch aufgrund der Aussage dieser Lehrerin den schulischen Deutschunterricht, den es hier in Dk gibt und der damals die ersten beiden Jahre obligatorisch für jemanden war , der aufs Gymnasium sollte/wollte , zu umgehen, was uns auch verwehrt wurde. Also sahen wir wenig Sinn darin, dort fortzusetzen, zumal die Tochter auch keine zusätzliche Motivation brauchte, Deutsch zu sprechen (manchen Kindern tut es ja gut zu sehen, daß andere in derselben Situation wie sie sind und diese "merkwürdige" andere Sprache auch sprechen.) Bei Euch sind die anderen Schriftzeichen ja auch ein anderes Argument, aber die Erfahrung - auch von zweisprachigen Deutschlehrern, die ich kenne - ist ja generell (?): Wenn Kinder die 2. Sprache relativ gut können, kann man sofort mit dem Schreibenlernen auch das Schreiben (sprich bei uns ja "nur" die Rechtschreibung) in der anderen Sprache mitüben. Das ist eben anders bei Kindern, die in der 1. Kl. mit Englisch, aber eben auch mit Schreiben in der Umgebungssprache, anfangen und noch kein Wort Englisch können. Bei einem 14J. würde ich mal hören, was er dazu sagt. Hat er Lust, wenigstens solange dort zu sitzen, bis er die Buchstaben kann? Ohne Motivation wirst Du ihn vermutlicheh kaum dorthin karren und zum Mitmachen bewegen können. Und ganz ehrlich: Ich denke, wenn er das wirklich mal braucht, dann wird er sie schnell lernen (oder ist das so kompliziert wie die chinesischen/japanischen Zeichen?) - einfach, weil die Notwendigkeit dann motiviert. Du schreibst ja, daß er an sich die Sprache kann. D.h.auch: Du hast nichts vergeigt!!! Obwohl gerade die 2. Tochter weniger der sprachliche Typ ist und auch nie selbst geübt hat, ist ihre dt. Rechtschreibung wirklich passabel, ohne daß wir je darauf geachtet haben, d.h. also auch, durch Lesen hat sie sich viel selbst beigebracht. Das ist etwas schwieriger bei Euch, klar, aber wie gesagt, ohne Motivation und nur mit Deinem "Zwang" wird das sowieso nichts, denke ich --- zumal es ihm auch nicht gefallen wird, zusammen mit 8J. als Anfänger (Teenies sagen wohl eher "der Depp) da zu sitzen... Ich bin gespannt,was die sagen,die evtl. ja auch mehr Erfahrung mit andererSchrift haben als ich. Aber vergeigt hast Du nichts! Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 05.05.2020, 10:55



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Die griechische Rechtschreibung ist schwerer als die deutsche. Die haben verschiedene "e', 'o' und 'i'. Einge Sachen kann man allgemein lernen (die Endung wird immer so und so geschrieben). Viele Worte muss man aber geschrieben / gelesen haben, um die Rechtschreibung zu koennen. Die Griechen haben "Woerterbuecher", wo nur die Worte drin stehen damit man die Rechtschreibung nachgucken kann. Mich hat sogar mal keien einheimische Kollegin gefragt, wie man dias ein oder andere Wort schreibt. Ich war damals noch nicht so lange im Land und konnte die Sprache noch nicht so gut und Schreiben erst recht nicht.

von germanit1 am 05.05.2020, 16:47



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Bei uns wuerde spaetestens ab der weiterfuehrenden Schule irgendwann Samstagschule fuer die 2. Muttersprache nicht mehr funktionieren, weil die Schueler auch Samstags 5 Stunden Unterricht haben.

von germanit1 am 05.05.2020, 16:49



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Hej Germanit! Danke für die Aufklärung. Dann machte es ja vielleicht doch Sinn, aber ich denke, einen Veirzehnjährigen muß man fragen - vielleicht verabreden, die ersten Stunden mitzumachen und schauen, wie sehr es ihn packt und reizt.. .auch zum Lesenlernen eben... Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 05.05.2020, 18:05



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Lesen ist nicht unbedingt das Problem. Ich habe etwas schreiben gelernt indem ich im Buero Texte abgeschrieben habe. Die Rechtschreibkorrektur (nicht die automatische) von Word & Co war da auch nuetzlich. Ich habe damals mal einen Kurs gemacht, wo je nachdem wer da war Unterricht fuer Anfanenger oder fuer Fortgeschrittende gemacht wurde. So toll war das nicht. Ich glaube, dass lief dann auch nicht so weiter (ich glaube das waren bei mir 2 Stunden nach Feierabend, danach waren es mehrere Stunden vormittags)

von germanit1 am 06.05.2020, 16:13



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Mit welcher Ambition denn? Grammatik & Schriftsprache strukturierter lernen? Literaturunterricht der Zweitsprache, sprich in Richtung auf Kulturerweiterung (mangels eines besseren Wortes)? Vokabeltraining? Mein Mann hatte jahrelang einen Mix aus Landesliteratur und Grammatikvertiefung und meint oft, er zehrt heute noch davon. Bei der besten Freundin meiner Tochter hingegen werden die Kinder mit eiserner Disziplin seit Jahren auf dem Schulniveau der elterlichen Heimatsprache gehalten, für den (eher nicht so wahrscheinlichen) Fall, dass die Familie irgendwann doch wieder zurückkehrt. Es kostet so unheimlich viele Stunden, Energie und Kindertränen. Schule läuft non-stop von Montag früh bis Sonntag nacht, Ferien sind dafür da, das Gelernte zu wiederholen und zu festigen... Die Kinder sind beide im Ausland geboren, kennen ihr Heimatland also nur von dem jährlichen Besuch der Großeltern. Die Eltern stehen voll dahinter, für mich persönlich wäre selbst meine eigene Muttersprache es nicht wert, meinen Kindern derart die Kindheit zu stehlen. Zusammenfassend hängt es immer sehr von den eigenen Ambitionen und den Charakteren der Kinder ab... ganz abgesehen von den lokalen Möglichkeiten. LG

von Korya am 06.05.2020, 16:40



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Hier findet der Unterricht auch in der Woche statt, sind ca 2 Zeitstunden. Die Kids sind unterteilt, 1-4 Klasse, 5-7 und der Rest. Meine haben spanisch und da kommen alle zusammen, Lateinamerikaner sprechen anders z.B. Der Kleine hatte nie Interesse, ist in der 2 Klasse und eigentlich ist es zu schwer für ihn, da fehlt die Basis leider. Da überlege ich, ob es sich lohnt, weiter zu machen. Die Klasse ist auch recht groß. Die Große ist in der 8., macht nä Jahr ihre Prüfung und profitiert schon davon. Sie ist aber froh, wenn es vorbei ist. Sind aber nur ca 7 oder 8 Kids in der Klasse, da ist anderer Unterricht möglich. Die Lehrerin ist bei allen gleich.

von sternenfee75 am 06.05.2020, 20:44



Antwort auf Beitrag von Sel.ina

Meine beiden gehen eigentlich seid Ihrer Geburt in so etwas wie eine Sprachschule. Jeden Samstag 2 Stunden. Zu 90% gehen sie gerne hin. Natürlich gibt es immer mal Tage an denen sie nicht so viel Lust haben. Mein Mann hat damals die komplette Elternzeit von beiden gemacht und dabei eine Art Spiel-Krabbelgruppe gegründet aus der sich dann mit zunehmendem Alter die Sprachschule entwickelt hat. Einige der Frauen waren inihren Heimatländern, Lehrerinen, Erzieherinnen und Logopäden diese machen den Unterricht in unterschiedlichen Alterstufen in Kleingruppen. Aber hier gibt es auch ein großes Begleitprogramm (Geburtstagsfeiern, Auslüge, Faschin, Sommerolympiade...) Was für meine Kids dabei auch wichtig ist das sie andere Kinder haben die auch so sind wie sie. Aus Binationalen Familien, weit weg von der anderen Familie und Kultur, anderes Aussehen.... das gibt ihnen ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Obwohl die Kinder aus den unterschiedlichen Länder kommen, bzw. Elternteil ist es die Sprache und ähnliche Kultur die sie verbindet. Also ich bin absolut für eine Samstagsschule in unserem Fall. Aber das muss jeder perfür seine Familienkonstellation uns Situation entscheiden. LG alemane_mex

von alemana_mex am 09.05.2020, 10:32



Antwort auf Beitrag von alemana_mex

Das ist toll!

von Korya am 11.05.2020, 00:32