Mehrsprachig aufwachsen

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Muss mal angeben

Thema: Muss mal angeben

Hallo, auch wenn es sonst nicht meine Art ist, aber heute muss ich mal einen schulischen Erfolg meiner großen Tochter mit Euch teilen. Ihr Gymnasium hat überraschend und völlig ohne Üben an einem Englischvergleichstest (The Big Challenge) teilgenommen und meine Tochter ist in ihrer Jahrgangsstufe (ca. 180 Teilnehmer) 1. der Schule geworden und in Niedersachsen (ca. 5000 Teilnehmer) unter die ersten 50 gekommen. Darüber habe ich mich sehr gefreut, besonders da es in ihrer Jahrgangsstufe an ihrem Gymnasium - und ich vermute mal an anderen niedersächsischen Schulen auch - diverse zweisprachige Kinder von Muttersprachlern gibt. Dass sie gewonnen hat zeigt mir, dass meine künstlich zweisprachige Erziehung doch nicht so schlecht sein kann. Sorry fürs Angeben, aber nach den vielen Jahren des Frusts und des Zweifels an der künstlichen zweisprachigen Erziehung musste das einfach mal raus. Silvia

von Silvia3 am 22.06.2011, 19:41



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Gratulation an deine Große. Das ist ja super und zeigt, das du gute Arbeit geleistet hast. LG platschi (deren kinder auch künstlich bilingual aufwachsen)

von platschi am 22.06.2011, 20:16



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Hej Silvia! Du weißt ja, daß ich die künstliche Zweisprachigkeit sehr kritisch betrachte, aber Du weißt inzwischen sicher auch, daß Du eine derer bist, die ich wirklich bewundere für den Einsatz, der sich auch als gelungen - und dies ja wirklich schon über mehr als ein Jahrzehnt - erweist. Und deshalb freue ich mich auch aufrichtig für Euren Erfolg --- der ist schon unter "normalen" Umständen beachtlich, so aber ganz bestimmt ein großes Lob an Euch beide und Deine Familie! Und angeben darf hier jeder mal - das tut gut, ist doch auch tollfür unsere Kinder und macht anderen letztendlich ja auch Mut, den gewählten Weg weiteruzgehen --- wenn man sieht, wie weit man kommen kann! Herzlichen Glückwunsch! Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 22.06.2011, 20:47



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LG

Mitglied inaktiv - 22.06.2011, 20:50



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Wenn man sein Kind mit einer Sprache aufwachsen lässt, die nicht Muttersprache der Eltern ist. Wir sind beide deutsche Muttersprachler, aber unsere Kinder wachsen deutsch-englisch auf. Ich spreche Englisch, mein Mann Deutsch.

von platschi am 22.06.2011, 21:21



Antwort auf Beitrag von platschi

Hallo! Wie stellst Du da sicher, dass Du fehlerfrei Englisch sprichst? Ich arbeite seit 12 Jahren 100% auf Englisch, habe aber dennoch einen mit einem Muttersprachler vergleichsweise begrenzten Wortschatz und mache sicherlich auch ab und zu noch grammatikalische Fehler. Ist das für Dich ok, da der Vorteil überwiegt oder stellst Du irgendwie anders sicher, dass Dein Kind die Sprache korrekt lernt? Interessiert mich nur. Gruss, Nadine

von NadineLausanne am 22.06.2011, 22:52



Antwort auf Beitrag von NadineLausanne

Also absolute Fehlerfreiheit kann ich nicht garantieren, aber doch sehr große Sprachsicherheit. Wir haben eine Zeitlang in UK gelebt und ich bin habe die CELTA-Qualifikation - wenn ich offiziell Erwachsene unterrichten darf, sollte mein Englisch ja wohl ganz gut sein Nur auf Englisch zu arbeiten reicht natürlich nicht um einen Wortschatz wie ein Muttersprachler zu entwickeln - bei meinem Mann ist z.B. das Englisch das er im Job brauchte absolut top, aber umgangssprachlich fehlen ihm dann doch ab und an die Worte. Daher verstehe ich was du meinst. Aber ich bin ja auch nicht die einzige, die mit den Kindern englisch spricht. Mein Großer kam mit zwei Jahren in einen zweisprachigen Kindergarten und besucht jetzt eine zweisprachige Schule (Unterricht überwiegend auf Englisch bei Muttersprachlern). Dort wird er immer wieder für sein gutes Englisch gelobt (in der ersten Elternversammlung wurde er deswegen sogar namentlich genannt). Ein Vater (engl. Muttersprachler) sprach mich auch letztens wieder an und meinte, dass er es toll findet wie gut mein Sohn die Sprache beherrscht. Daher denke ich, dass wir schon auf dem richtigen weg sind. Die Kleine geht mittlerweile auch seit einem halben Jahr in den Kiga - allerdings jetzt in der jüngsten Gruppe sogar dreisprachig. Achja und drei Wochen Sommerurlaub in UK sind natürlich auch jedes Jahr Pflicht LG platschi

von platschi am 23.06.2011, 09:49



Antwort auf Beitrag von Silvia3

liebe silvia selbstverständlich ist das prima und ich freue mich riesig für euch. ich wundere mich allerdings auch nicht über den erfolg. wenn man die beobachtungen ausdehnt auf andere geographische regionen - um mal zwei extreme zu nennen: skandinavien und afrika - dann sieht man, dass es sogar möglich ist, durch extremen tv-konsum in einer anderen sprache sich diese anzueignen. das geheimnis basiert auf zweierlei faktoren: dem ausgesetzt sein in der anderen sprache (anteilmässig) UND den emotionen, das gibt dann die richtigen verbindungen, die wir brauchen. silivas kinder haben das glück, eine mutter zu haben, die ihnen keine künstlichen tv-emotionen vorsetzt, sondern selbst in der lage ist, ihren kindern die freude und kompetenz in sprachen zu vermitteln. chapeau! aber wie gesagt, wundern tut es mich nicht. ich wünsche deiner tochter weiterhin viel erfolg und euch alles gute!

von Chatilia am 23.06.2011, 12:09



Antwort auf Beitrag von Chatilia

Wow, find ich echt toll !!! Hut ab vor deiner Tochter ... und natürlich vor der Mama! Solche Erlebnisse bauen doch wieder auf und bestätigen dass sich dein unglaublicher Einsatz und die Anstrengungen gelohnt haben :-) Alle Achtung! LG Katia

von Kaka_b am 23.06.2011, 13:06



Antwort auf Beitrag von Kaka_b

Na da habt ihr ja alles richtig gemacht!!!Ich gratuliere Euch,lg Kati

von Canaren am 23.06.2011, 14:33



Antwort auf Beitrag von Silvia3

Danke, dass Ihr Euch mit mir freut, es tut gut nach all der Prügel, die ich hier schon kassiert habe. Chatillia hat es richtig erkannt, es ist eine Frage der Emotionen, die man mit der Sprache verbindet. Englisch ist nun einmal meine Herzenssprache und ich "musste" sie einfach an meine Kinder weitergeben. Aber ehrlich gesagt, ich hätte es mir nie so schwer vorgestellt, sondern bin mit unglaublicher Naivität an dieses Vorhaben herangegegangen. Ich glaube, wenn ich vorher gewusst hätte, auf was ich mich da einlasse, hätte ich es nicht gemacht. Ursel, es freut mich, dass ich auch Dich überzeugen konnte, da Du ja anfänglich sehr skeptisch warst. Liebe Grüße an alle Silvia

von Silvia3 am 23.06.2011, 16:01



Antwort auf Beitrag von Silvia3

Hej Silvia! ich bin auch weiterhn sehr skeptisch gegenüber "künstlicher Mehrsprachigkeit", einmal, weil ich schon etliche, die durchaus dafür geeignet erschienen (z.B. nach langjährigem Aufenthalt i mlöand und/oder sogar Deutschstudium), habe scheitern sehen - bzw. es verlief meistens einfach doch nach nur wenigen Jahren (wenn überhaupt) im Sande. Zum andern lebe ich ja selber in der dänischen Sprache, die ich doch gut beherrsche, und denke oft, meine Töchter hätten einen weitaus kümmerlicheren Wortschatz, weil ich eben trotzdem niht ALLE Wörter kenne, immerwieder an Grenzen stoße, immerwieder merke, wie sehr viel nuancierter, differenzierter, genauer und feiner ich mich in meiner Muttersprache ausdrücken kann. Aber DU; Silvia, hast mich schon überzeugt, obwohl ich ja Deine tochter nichtkenne und ihr Englisch auch nicht wirklich beurteilen könnte; jedoch allein der lange zeitraum und die Ausschließlichkeit , mit der ihr doch Englisch sprecht und von der Du immerhin hier erzählst, sind für mich durchaus beeindruckend un d EIN beispiel, daß es manchmal doch klappen kann. ich glaube aber auch, diealler-aller-allermeisten überschätzen ihre Fremdsprtachenkenntinsse, wenn sie schreiben. ich kann ganz gut Englisch und mein Mann sogar perfekt ... wir wollen zweisprachig erziehen. Denn wie gesagt, auch ich habe mich mal sehr guatuf Englisch unterhalten können, was durch die dänische Sprache verdrängt wurde (übrigens ein bekanntes Phänomen --- meine dänische Schwägeirn meinte auch, daß sie jetzt, wo sie nicht mehr in Schweden lebt, oftmals englisch und schwedisch mischt...) Trotzdem hätte ich damals nie den Mut und Größenahn (was es bei mir gewesen wäre) gehabt, meine kinder englisch zu erziehen. Und es kann schon wichtig sein, daß auch das Herz dabei ist -- das ist es aber dochsicher auch oft bei denen, die ich oben erwähnte und dennoch für ungeeignet halte. Es muß eben eine viel intensivere Kenntnis der Sprache vorhanden sien,als man es sich gemeinhin denkt. In inem anderen Forum kam übrigens neulich erst der Gedanke, daß man manchen fehler in einer Nicht-Muttersprache nicht mehr bemerkt, ben weil man sie so gut beherrscht. Besonders die Satzstellung kann einen dann am besten noch als Ausländer entlarven, obwohl andere esweder am Akzent noch am Wortschatz noch an der Grammatik gleich merken. Ebensowenig könnte/wollte ich meine Kinder dänisch erziehen - es würden zuviel an Feinheiten fehlen, was ich traurig fände, weil ich Sprache an sich noch über Sprachen stelle. (ob das jetzt jemand versteht?) Nochmals herzlichen Glückwunsch - Ursel, DK --- viel zu früh und naß und verfroren vom Sct-Hans-Fest zurück (aber es hat sooo gegossen!)

von DK-Ursel am 23.06.2011, 20:50



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Herzlichen Glueckwunsch auch von mir! Ich bin vielleicht etwas weniger skeptisch als Ursel. Ich lebe selbst seit nunmehr ca. 15 Jahren in einem zumeist englischsprachigen Umfeld (sogar hier in fr. CH) und stelle fest, dass ich mich inzwischen auf Englisch sehr viel besser ausdruecken kann als auf Deutsch, meiner Muttersprache. Insofern kann ich nachvollziehen, dass auch eine Nichtmuttersprache zur ersten Sprache werden kann, die man dann auch weitergeben wollen kann. Wir sprechen trotzdem zuhause Deutsch, weil das die Sprache ist, die sonst "untergehen" wuerde, aber ich haette persoenlich inzwischen ueberhaupt keine Probleme, meine ganze berufliche wie persoenliche Kommunikation ausschliesslich auf Englisch zu fuehren. Viel Spass und Erfolg weiterhin Dir Silvia und allen anderen mit ihren mehrsprachigen Erziehungsmodellen, egal in welcher Konstellation. Gruss FM

von Foreignmother am 24.06.2011, 09:38



Antwort auf Beitrag von Foreignmother

Hej Foreign mother! Die Situation ist aber dennoch etzwas anders, wie Du zugeben wirst, denn Du LEBST in der anderen Sprache (anscheinend intensiver als ich im Dänischen). Während Silvia ja ihr Englisch nicht täglich mit anderen Engländern, in England, praktizieren kann. Sie ist zudem die einzige, die für das Englisch iher Tochter "muttersprachlich" verantwortlich ist, während bei Dir ja die Umgebung mitwirkt. Hier kenne ich auch einen deutschen Vater, der sogar mich in Telefonaten "zwang", dänisch zu mit ihm zu sprechen. Eine phillippinische Mutter, die mit ihren Kindern Dänisch spricht. Immer aber wird deren Dänisch ja auch von der Umwelt reguliert und ergänzt. Etern, die in einem Land eine Nicht-Muttersprache praktizieren wollen, scheitern in den meisten Fällen. JETZT könntest Du vielleicht ein Kind auch in Englisch sprachlich gut erziehen; aber vor 10 oder 15 Jahren??? Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 24.06.2011, 09:54



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

"...es würden zuviel an Feinheiten fehlen, was ich traurig fände, weil ich Sprache an sich noch über Sprachen stelle." Du meinst damit bestimmt, dass du das Sprechen als solches ueber die Sprachen stellst. Oder? Ich stimme dir total zu, was die Feinheiten angeht! Bin selbst zweisprachig erzogen (dt-frz), aber ich werde mit unserem Kind nicht frz sprechen koennen... Bin in D seit meinem 2. Lebensjahr und Franzoesisch ist meine "Mangelsprache", auch wenn ich im Abi mit 13 Punkten abschliessen konnte. Ich kann nicht mal die Baby-Sprache und fuehle mich im Franzoesischen in vielen Bereichen "sprach-los". Wie soll ich da von Herzen ans Kind vermitteln? Daher bleib ich beim Deutschen. Ausserdem ist mein Mann English native speaker aus den USA und so kommt unser Sohn dann eh in Genuss einer Doppelsprachlichkeit - ab September dann live und nicht mehr nur durch die Bauchdecke! ;-) GLG Agi

von agi1978 am 24.06.2011, 23:55



Antwort auf Beitrag von agi1978

Hej Agi! "Du meinst damit bestimmt, dass du das Sprechen als solches ueber die Sprachen stellst. Oder?" Nein, das meinte ich eigentlich nicht. Sprache ist ja der Sammelbegriff für alle Sprachen, für unser Sprechen, ob in e oder mehreren, ob in Mutter- oder Fremdsprachen. Wenn ich nun z.B. erzähle, daß meine Groß wohl irgendwas mit Sprache beuflich machen wird, denken alle: Klar, die kann ja schon mal 2 Sprachen (deutsch und Dänisch) fließend, da wird sie also logischerwiese Übersetzerin, Dolmetscherin und was es da noch alles gibt. Das ist aber etwas, was sie wirklich nur entfertn anstrebt, wenn überhaupt. Sie möchte sicher etwas mit Sprache (und nichtmit Sprachennnnn) machen, was also z.B. auf Journalismus, Bücher schreiben (sie hat etliche Verfasserkurse hinter sich, bei denen die Aufnahmekriterien schon recht hoch waren), Texte verfassen, Lektor sein etc. verstehst Du den Unterschied? ich lege auch sehr viel Wert auf Sprache, das meint Ausdrucksweise, Formulierung, Vielfalt in derselben. Das meint nicht zwangsläufig mehrere Sprachennnn. Und eben genau weil ich soviel Wert auf Vielfalt und differenzierte Sprache lege, weil die sozusagen unser medium ist wie bei anderen Menschen die musik, die bildende Kunst, darum weiß ich, daß mein fließendes Dänisch (ich kann wirklich alles sagen,was ich möchte --- ob das beim Arzt, bei der Arbeit, im Schulgespräch mit lehrern, Krankenschwestern oder Psychologen etc. ist, was auch immer), daß aber dieses Dänisches doch eingegrenzter und wneiger differenziert als mein deutsch ist. Wir haben als Kinder in er Scuhle Wortbegriffe, Synonyme, teekesselchen, Wortfamilien und Wortstämme gesucht - das war Hausaufgabe, aber auch "Sport" und hat mir viel darüber beigebracht, wie toll usnere dt. Sprache ist, wieviele Möglichkeiten, ein und dasselbe (oder doch nicht genau?) ausuzdrücken es gibt! Das ist faszinierend, ershcließt sich aber eben nicht jedem. Es gibt natürlich auch Menschen,f ür die ist Sprache, ihre Muttersprache oder auch die neue Framdsprache, einfach nur ein Kommunikationsmittel, mit demsie mit anderen in Kontakt treten können. Denen kommt es incht so genau darauf an, das wirklich richtige Wort für eine Gemüstverfassung oder einen anderen zustand zu finden. Denen reicht es, (grob) verstanden zu werden, da istalles oft auch ein bißchen "kontanter". Das istauch okay, die haben ihre Prioritäten eben woanders. Ich als Bibliothekarin - noch traditionell mit Schwerpunkt Literaturwissenschaft - habe natürlich ganz andere Bezüge zu Sprache. da macht es einen Unterschied, ob jemand wie Sioegfried Lenz scheibt oder spricht oder doch eher wie Handke oder Grass. Und da höre ich eben einem Helmut Schmidt heute noch tausendmal lieber zu als einem Helmut Kohl. Allein wegen der Sprache - die Aussage lassen wir jetzt mal außenvor. DAS meine ich mit Sprache im Kontrast zu Sprachen. meine Tochter hat das übrigens als Kind um die 10, 11 Jahre (vorherdurfte sie nicht Harry Potter lesen) schon gut erkannt. Befragt, ob sie lieber dt. als dänische Bücher läse, antwortete sie nach kurzem Überlegen: Deutsche. Warum? Weil es spanndender sei. Ja, aber wie kann ein deutsch-übersetzter Harry Potter spannender sein als ein dänisch-übersetzter??? Überlegen. Und dann kam das wunderbare Bild: Wenn ich den auf Dänisch lese, dann ist das wie ein Fließband - es geht immer irgendwie ein bißchen ruhig aufwärts. Wenn ich den auf Deutsch lese,. dann ist es eine Rolltreppe - da läuft die Handlung auch eine Weile ruhig, aber dann komm so eine Stufe, ein spannendes Element, ein Schock sozusagen. Da steigt was plötzlich an. Und das liegt an der Sprache --- auch ich empfinde die deutsche Sprache als weitaus facettenreicher als die dänische. ich hkönnte dazu noch ewig schreiben, ich finde Sprache faszinierend, Sprachen auch - aber das sind eben 2 verschiedene Dinge. Sprechen ist dann ein 3. Ding. Das lernen wir aber alle und ist ja eigtlich nur die Benutzung dieser beiden faszinierenden Dinge. Aber das alles ist jetzt ein Exkurs, der weit von Silvias Jubelposting abweicht - entschudlige bite, Silvia! Schönes Wochenende - Ursel, Dk - unser erstes Ferienwochenende übrigens!

von DK-Ursel am 25.06.2011, 10:51



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Ich möchte erstmal Silvia für das gute Ergebnis der Tochter gratulieren! Ich möchte aber noch was zur DK-Ursels Beitrag zum Thema Sprache und "künstliche" Zweisprachigkeit beifügen. Für mich ist die Muttersprache nicht nur Sprache im engeren Sinne, d.h. Wörter, Grammatik, Satzbau etc. Es ist Teil meiner Kultur und meiner Herkunft. Es ist Teil der Tradition, die ich als Kind bekommen habe und was ich an meinem Kind weitergeben möchte. Es beinhaltet z.B. die Lieder, Gedichte und Geschichten, die mir meine Mutter vorgesungen oder vorgelesen hat. Auch das möchte ich meinem Kind weitergeben. Das ist in einer fremden Sprache schlicht nicht möglich. Alleine schon deshalb stehe ich eine künstlich zweisprachige Erziehung kritisch gegenüber.

von Fuchsina am 25.06.2011, 12:37



Antwort auf Beitrag von Fuchsina

Hej Fuchina! das stimmt natürlich alles, genau darum ist es mir aj auch wichtig, daß meine Kinder deutsch können, deutsche Lieder kennen (was ich bei einem Liederabend vor einige njahren wunderbar und selbst für mich überraschend bestätigt fand: Die Große kannte und konnte alle deutschen Lieder,die gesungen wurden, und das waren nicht nur die gängigsten Volkslieder!) und vor allem dt. Literatur i8 mOriginal lesen können. ABER: Wenn man jetzt wie ilvia eine gelungene künstliche Zweisprachigkeit durchzieht, dann fehlen evtl. solche Herzensstücke, kleine Fngerreime, kleine Sprüche - und evtl. (ibn den meisten Fällen, so behaupte ich, bestimmt) auch Fiinürlichkeiten und Albernheiten, ABER: Es ist ja dennoch mehr als eine Fremdsparchenvermittlung in der Schule leisten kann. Es kommt dabei ja nun auch auf die Definition bzw. den Anspruch an. Künstliche Mehrsprachigkeit wird sewlten bis nie dasselbe leisten können wie natürlich Muttersprachlichkeit, aber mehr als Fremdsparchenunterricht ist es dann im gelungenen Beispiel doch. Und das ist ja auch schon viel. Für uns Muttersporachler, die wir fern der heimat leben, ist esicher rein emotional wichtig, auch etwas ovn unserem land, unserer Nation, Geschichte, Kultur, Musik, Literatur etc,. zu vermitteln. In gewissem Rahmen tut dies auch jeder Fremdsprachenunterricht - und natürlich auch die künstliche Erziehung zur Mehrpsrachigkeit. Sowohl der Zugang als auch die Vermittlung sind dan naber sicher auch unterschiedlich. Übrigens erklärst Du auch noch einmal sehr gut in Deiner Überschrift meine Ausführungen zu Spürache und Sprachen. Sprache als obergeordneter Begriff IST eben mehr als ans Land gebundene Sprache, sondern setz sich ja auch aus vielem kulturellen zusammen, bezieht sich darauf, entsteht daraus, wächst damit. Schönes Wochenende - Ursel, DK - wo es endlich wärmer (und trockener?) wird

von DK-Ursel am 25.06.2011, 13:20



Antwort auf Beitrag von Fuchsina

... nur habe ich in Silvias Postings jetzt eine Sache besser verstanden als früher - nämlich wie sie schreibt, dass Englich ihre "Herzenssprache" ist, bei der sie das Gefühl hat(-te), dass sie sie einfach an ihre Kinder weitergeben MUSS. Für mich hört sich das an, als habe sie eben (warum auch immer) zu dieser Sprache und Kultur eine besondere, intensive Beziehung entwickelt - und eben nicht nur in dem Sinne, dass sie sie sehr gut kann, sondern wohl auch zu einem grossen Teil das, was man normalerweise mit der "Muttersprache" verbindet... Das scheint es wohl zu geben und ich kann das schon ein bisschen nachvollziehen, obwohl ich auch Zweifel hätte. Wie gesagt, ich sehe die "künstliche" Zweisprachigkeit eigentlich auch kritisch, aber eben weil sie dies anführt, versteh ich es endlich etwas besser. Ich selber habe ja ein anderes Problem - und zwar, dass ich zweisprachig bin, also zwei "Muttersprachen" habe und dies gern meinen Kindern weitergeben würde. ABER das hiesse, beide Sprachen mit ihnen zu sprechen - was leider in der Praxis nicht so gut klappt, da die Umgebungssprache doch letztendlich überwiegt... OPOL ist für mich keine Option, weil ich dann eine meiner beiden Sprachen nicht mit meinen Kinder sprechen dürfte, was quasi "künstlich" wäre. Und dazu noch wäre es die, die für mich etwas weniger "Herzenssprache" ist, obwohl ich in und mit ihr aufwuchs... Das Ganze ist etwas kompliziert und schwierig - und es hängt genau mit den Aspekten zusammen, die du genannt hast: Nämlich dass Sprache nicht nur Informationsweitergabe ist, sondern auch einen emotionalen Wert hat, die Beziehung prägt... usw. Wüsste gerne, ob das hier noch jemand kennt? Habe vor längerer Zeit schon mal diesbezgl. gefragt, aber vielleicht fällt inzwischen jemandem noch etwas dazu ein...?

von MM am 25.06.2011, 14:04



Antwort auf Beitrag von MM

Lebt Ihr denn in einem Land, wo eine Deiner beiden Muttersprachen gesprochen wird? Oder spricht man dort noch eine fpür Euch 3. Sprache? Und der Vater? Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 25.06.2011, 14:25



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Wir leben in Tschechien, meine beiden "Muttersprachen" sind Tschechisch und Deutsch. Mein Mann ist Tscheche, spricht Tschechisch. Ich müsste also laut der "richtigen" Theorie (nur) Deutsch mit den Kindern sprechen - was ich mir (obwohl ich in Deutschland aufwuchs - allerdings als Tochter tschechischer Emigranten) nicht vorstellen kann, da ich zu Tschechisch eine emotionalere Beziehung habe, besonders als die Kids kleiner waren, empfand ich Deutsch als zu "hart" und irgendwie komisch (wahrscheinlich weil ich Tschechisch als Kleinkind, bevor ich in den deutschen KiGA kam, mehr gehört habe, auch Märchen, Lieder etc. - keine Ahnung?). Mittlerweile sind sie grösser und ich kann es mir eher vorstellen, aber es hat halt nicht so einen fetsen PLatz, das haben wir wohl versäumt. Also ich spreche schon Deutsch mit den Kindern, aber momentan ist es zu wenig und wir bekommen es irgendwie nicht in unseren Alltag so richtig integriert.. :-/ Ich habe in der Hinsicht einiges versucht, u.a. hier Kontakte zu anderen Deutschsprachigen zu knüpfen, aber das war nie von langer Dauer... Die Sprache als Basis für Kontakt oder gar Freunschaft reicht halt nicht... Auch habe ich auch mal einen deutschen Spielkreis initiiert, da kamen auch ein paar Mütter und Kinder, aber im Grunde war wieder ich die, die es leitete (dabei wollte ich ja v.a., dass die Kinder jemand anderen Deutsch sprechen hören als mich, und mit diesem kommunizeiren). Ich habe hier eine deutsche Freundin, die mit meinen Kindern bis vor kurzem regelmässig einen "deutschen Nachmittag" gemacht hat, was den Vorteil hatte, dass diese mit ihr Deutsch spprechen MUSSTEN, weil sie Tschechisch einfach nocht nicht/kaum kann. Bei mir wissen sie ja, dass ich beides gleich gut kann, und sprechen dann so, wie sie einfacher/bequemer finden bzw. besser können. Das versteh ich ja, aber ist halt blöd. Nun ist sie leider weggefahren und geht evt. nach Deutschland zurück . schade... :-/ Wir hatten eine Zeitlang auch überlegt, eine Schule für den Grossen zu wählen, wo teilweise auf Deutsch unterrichtet wird bzw. Deutsch einen grossen Stellenwrt hat, Muttersprachlerin als Lehrerin - haben uns aber dagegen entschieden, im nachhinein zum Glück! (Wäre zu weit gewesen und ausserdem erfuhren wir eine ganze Reihe negativer Dinge, die da abgehen - z.T. ist das Ganze mit dem Deutsch da eher so nach dem Motto "aussen hui, innen pfui"...:-/ ) Ich weiss, dass es bei uns, was die angestrebte Zweisprachigkeit angeht, "falsch" läuft. Nur sehe ich momentan nicht, wie das zu ändern wäre...

von MM am 25.06.2011, 14:55



Antwort auf Beitrag von MM

Hej MM! Ja, da läuft zu wenig zweisprachig, ganz klar, und das siehst Du ja auch. Aber statt die Verantwortung auf die anderen zu legen, mußt Du Dich selber mehr in die Pflicht nehmen, wenn es klappen soll. Denn ich sehe es nicht so, daß Deine Kinder nicht Deutsch sprechen,weil wissen, Du verstehst Tschechisch. Dann hätten meine nie Deutsch gesprochen,weil sie ich täglich Dänisch sprechen hören. Dann hätten andere Kinder nie Deutsch gesprochen, weil ihre Eltern in den betreffenden Ländern natürlich inder landessprache mit en anderen - evtl. sogar dem Vater/der Mutter parlieren. Sprich, dann gäbe es kaum mehrsprachige Kinnder, denn wir lernen doch die Sprache des Landes, i der wir leben, auch zu sprechen und zu verstehen, damit wir dort gut leben und arbeiten können! Nein, Deine kinder sprechen die Sprache nicht, weil sie wissen: Du bist ja bereit zu wevchseln und nicht konsequent bei der deutschen Sprache zu bleiben. Daran mußt Du etwas ändern. Wenn es Dir sehr gegen den Strich geht, Deutsch konsequent zu sprechen, dann mußt Du leider akzeptieren, daß Deine kinder die Sprache kaum gut lernen. Die Maßnahmen, die Du angeleiert hast, sind löblich, abere ben ur unterstützend dazu, wenn zuhause die zweite Muttersprache auch gepflegt wird. Im Muttersprachenunterricht erzählte die mit un sbefreundete Lehrerin,daß einige Eltern ihre Kinder zu ihr schickten, dait sie ihnen Deutsch beibringe. Das ist nicht Sinnd er Aktion von Muttersprachenunterricht (oder anderer Aktivitäten außerhalb des Hauses). Sie solle die vorhandenen Deutshckenntisse ausbauen, nicht erst bringen. und so ist das eben auch bei Euch. Solange Du selber halbherzig bei der Sache bist, sind Deine Kinder es auch. Ichdenke aber, das weßit Du. Wie sieht es denn mit "Fördermaßnahmen" zuhause aus? Tischgespräche ohne Vater auf Deutsch. Autofahrten ohne Vater auf Deutsch. Vorlesen auf Deutsch. Filme, LIeder auf Deutsch. So rutschst Du selber auch wieder viel mehr in diese Sprache rein. Klug und richtig ist, weder die Freunde noch die Scule nach der Sprache auszusuchen. Ich wünsche Dir viel Glück - Ursel, DK

von DK-Ursel am 25.06.2011, 15:52



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

.. du hast im Ganzen recht, das weiss ich. Klar muss wohl v.a. ICH was ändern, da es so, wie es bisher ist, leider wirklich halbherzig ist... Vielen Dank auch für die Anregungen und Aufmunterung! Gruss, M.

von MM am 25.06.2011, 18:07



Antwort auf Beitrag von MM

Hej MM! Ich hatte bereits beim Schreiben kein gutes Gefühl - Du weißt sicherselbst am besten,w as schiefläuft, aber eben auch WARUM. Und was ich gelernt in mehr 2 Jahrzehnten Beschöäftigung mit dem Thema: Wenndie Eltern nicht dahinterstehen, dann zweifeln die Kinder die mehrsprachige Erziehung an. (Übrigens gitl das eh für alles, was wir in der Erziehuing tun). Damit nicht gesagt, daß es immer (gleich gut) klappt, wenn wir authentisch dahinterstehen, aber es erleichtert letztendlich erstmal uns selber, die Sache durchzuziehen - und auch den Kindern. Ohne Authentizität der Eltern können die kinder sie auch nicht aufbringen. Führ doch einfach wirklich Vorlesestunden ein, abends oder wann es bei Euch gut paßt (bei uns las mein Mann erst beim einem ind dänisch, ich beim anderen deutsch, und dann rauschten wir - so hatten beide Kinder ihre altersgerechten Geschichten, die Eltern für sich UND beide Sprachen!) Welche Stimmung ist gemütlicher als gemeinsam bei einem Buch zu kuscheln??? Und wenn ich so Oldie-sender höre, wundere ich mich manchmal, wieviel Text ih nach sooooo vielen Jahren noch kenne --- und keine Physikformel mehr!!! Also singt - Musik ist eh immer gut für die Seele, für Wohlbefinden, für das Gehirn. Wir haben z.B. Tierlotto gespielt und mir zu jedem Tier auch ein Lied ein: Fuchs du hast die Gans gestohlen Alle meine Entchen The lion sleeps tonight ... (zugegeben dann auch mal ein dänisches, na und?) Das macht Spaß und fördert soviel mehr als nur die Sprache! (Sophia hat mich malgefragt, ob ich zu allkem ein Lied kenne, weil ich oft ein lied bei einem Stichwort anstimme - aus allen musikalischen Bereichen. Wir spielebn das sogar heute noch manchmal i mAuto: Einer sagt: Sommer oder Wind oder Schiff oder Liebe oder Musik oder Radio oder ... und wir anderen müssen schnelle in Lied mit diesem Wort finden --- und ansingen!) Es gibt in Dtld. auch außer Scrabble shcöne Wortspiele, die ich bevorzugt gekauft habe. Auch da wwird Spracher eben anders geübt als sturheil. Und die Kinder verbinden die (deutsche) Sprache dann (hoffentlich) auch mit gemütlichen ,l utsigen , fröhlichen, kreativen Stunden, in denen die Eltern Zeit für sie haben. Sprache lädt so sehr zum Spielen und Experiementieren ein, warum nicht auch die 2. Muttersprache! Viel Spaß dabei - Ursel, DK

von DK-Ursel am 25.06.2011, 19:01



Antwort auf Beitrag von Fuchsina

"Für mich ist die Muttersprache nicht nur Sprache im engeren Sinne, d.h. Wörter, Grammatik, Satzbau etc. Es ist Teil meiner Kultur und meiner Herkunft. Es ist Teil der Tradition, die ich als Kind bekommen habe und was ich an meinem Kind weitergeben möchte. Es beinhaltet z.B. die Lieder, Gedichte und Geschichten, die mir meine Mutter vorgesungen oder vorgelesen hat. Auch das möchte ich meinem Kind weitergeben. Das ist in einer fremden Sprache schlicht nicht möglich. Alleine schon deshalb stehe ich eine künstlich zweisprachige Erziehung kritisch gegenüber." Nun ja, aber wenn du als Kind keine Tradition vorgelebt bekommen hast, die du weitergeben magst? Lieder und Geschichten von meiner Mutter - ich kann mich nur an ein einziges Märchen erinnern, das meine Mutter immer wieder erzählt hat. Gesungen wurde bei uns zuhause eigentlich nie und da ich kein Kindergartenkind war, habe ich viele Lieder erst in der Schule gelernt und wieder vergessen. Deutsche Kinderlieder kenne ich daher fast keine oder zumindest nie ganz. Englische dagegen jede Menge und habe auch viel Spaß sie mit meinen Kindern zu singen.Wir haben auch sehr viele englische Kinderbücher. Postman Pat liebe ich mittlerweile genauso wie die Kinder Klar kann man dem Ganzen kritisch gegenüberstehen, aber ich glaube das ist auch von Fall zu Fall sehr unterschiedlich. Ich habe auch schon eine Mutter im Kindergarten erlebt, die mit ihren Kindern englisch sprach - da dachte ich oftmals wenn sie den Mund aufmachte, sie solle vielleicht doch lieber die Klappe halten. Sie hatte auch nie im englischsprachigen Ausland gelebt, sie fands halt nur "zeitgemäß" mit ihrer Tochter eine Fremdsprache zu sprechen. Wenn mir mal jemand von den Muttersprachlern (Freunde, Lehrer, Erzieher) gesagt hätte, es sei besser es zu lassen, dann hätte ich sicher darüber nachgedacht ob es richtig ist was ich tue.Aber bisher fand dies immer nur positiven Zuspruch. Ob es nun daran liegt, das mein Englisch einfach gut ist oder daran, dass man merkt dass es bei mir (wie auch bei Silvia) eine Herzenssache ist das sei mal dahingestellt. LG platschi

von platschi am 25.06.2011, 23:02



Antwort auf Beitrag von platschi

Hallo Platschi, es gibt sicherlich Ausnahmen von der "künstlichen" Zweisprachigkeit, die sich positiv von den "üblichen" Muster heraussheben. Ich wollte mit meinem Beitrag auch nur etwas zur DKUrsels Beitrag zur Sprache beifügen, dass für mich Sprache nicht nur die Weitergabe von Wörtern ist, sondern eine stückweit meine Kultur. Diese Kultur hängt auch nicht nur von Liedern, Märchen etc, ab, sondern steckt viel mehr dahinter. Womöglich sehe ich es aber tatsächlich deshalb so, weil ich selber nicht im Land meiner Muttersprache lebe. Mir ist aber sehr wichtig, dass mein Sohn eben diese Muttersprache und damit meine Abstammung mitbekommt. Ich finde, bei einigen ist es vielleicht auch so ein bisschen "Mode", das Kind (künstlich)zweisprachig zu erziehen. Z.B. in Dein Beispiel oben. In diesen Fällen finde ich, man tut sich und das Kind ein wesentlich grösseren Gefallen, wenn man ihm in den entsprechenden Alter für 1-2 Jahre in ein englischsprachiges Ausland schickt. Wenn es aber wie bei Dir oder Silvia eine Herzensangelegenheit ist, vielleicht auch ein stückweit zu Eurere "Herkunft" (im weiten Sinne) gehört, ist das eine ganz andere Sache, Grüsse, Reka

von Fuchsina am 26.06.2011, 12:39



Antwort auf Beitrag von Silvia3

Leider sehen die meisten Kritiker der künstlich zweisprachigen Erziehung immer nur das halbLEERE Glas, das halbVOLLE wollen sie nicht sehen. Natürlich ist künstlich zweisprachige Erziehung nicht mit echt zweisprachiger Erziehung gleich zu setzen, weil in den meisten Fällen der kulturelle Bezug fehlt. Meine Töchter können nicht mal mit den Cousinen in England oder der Oma in den USA telefonieren und wir feiern Weihnachten am 24.12. und nicht am 25.12. Aber das ist doch nur eine Seite der Medaille. Meine Mädels sind "vollwertige" Deutsche, mit dem kompletten deutschen Angebot an Literatur, Kultur, Feiertagen usw. Ist es denn in den echt zweisprachigen Familien wirklich so, dass AUSSCHLIEßLICH die Mutter für die Vermittlung der Kultur zuständig ist, dass sie den Kindern vorliest, Geschichten erzählt, Reime macht? Bei uns ist es so, dass mein Mann und das gesamte deutschsprachige Umfeld dazu beitragen. Also fehlt meinen Kindern auf der deutschen Seite nichts, und Englisch ist ein Zusatzangebot. Ich kann vielleicht nur 75% von dem vermitteln, was ein echter Muttersprachler vermittelt, aber das ist doch viel, viel mehr als die meisten anderen (=nicht zweisprachigen) Kinder mitbekommen. In Summe ist die Bilanz für meine Mädels absolut positiv. Sie sind einerseits echte Deutsche, sowohl von der Sprache als auch von der Kultur her, PLUS sie sprechen Englisch relativ gut und kennen viele englische/amerikanische Geschichten/Lieder/Bräuche, die ihre Altergenossen wahrscheinlich nie kennen lernen werden (welches deutsche Kind kennt Mother Goose, Postman Pat oder weiß welche Bedeutung Thanksgiving hat?) Von daher mag ich kein Defizit erkennen, m.E. fehlt meine Töchtern nichts, ganz im Gegenteil, sie haben ihren einsprachigen Altersgenossen einiges voraus. Viele Grüße Silvia

von Silvia3 am 26.06.2011, 13:47



Antwort auf Beitrag von Silvia3

ehrlich nicht. Es war nur eine Ergänzung zu DKUrsels Beitrag und sehr auf mich bezogen. Für mich ist meine Muttersprache ein ganz elementarer Teil von mir, meiner Kultur und Herkunft, dass ich das auf jeden Fall meinen Sohn weitergeben wollte. Aber bei uns ist die Situation anders, weil ich der einzige bin, die ihm das vermitteln kann. Bei Euch war es doch aber so, dass die englische Sprache ein ganz grosser "Teil von Dir" war, Deine Herzenssache, deswegen klappt es auch so gut. Natürlich konnte und kann Dein Mann die deutsche Sprache mit allem, was dazu gehört, vermitteln. Entschuldige, ich wollte nicht, dass Dein Thread zur Diskussion über Zweisprachigkeit ausartet. Grüsse, Reka

von Fuchsina am 26.06.2011, 17:33



Antwort auf Beitrag von Fuchsina

Ist schon ok, man kann ja darüber diskutieren, gerne auch kontrovers solange es sachlich und fair bleibt. Ich finde es nur schade, dass immer so getan wird, als würde jemand, der sein Kind künstlich zweisprachig erzieht, diesem einen Teil der "echten" Muttersprache vorenthalten. Das ist sicher nicht der Fall, soweit noch andere Personen da sind, die diesen Teil vermitteln können, was im Falle der Umgebungssprache ja geradezu zwangsläufig geschieht. Die zweite Sprache ist einfach eine Ergänzung zur Muttersprache, aber sicher kein Ersatz derselbigen. Silvia

von Silvia3 am 26.06.2011, 20:29



Antwort auf Beitrag von Silvia3

das grundprinzip ist ganz einfach: sprache = identität = emotionen. damit ist schon alles gesagt. ein teil silvias identität IST englisch, deshalb hat sie es geschafft und ihren kindern wurde deshalb dieser anteil mitgegeben. nehmen wir an, silvia wäre eine prima marmeladenköchin. wetten, ihre kinder könnten das mittlerweilen auch? ob marmelade oder sport, es wird nie in frage gestellt. nur bei der sprache und nur in mitteleuropa. bei silvias beitrag merkt man also, weshalb es klappt. es gibt andere beiträge in diesem forum, wo man lesen kann, dass es nicht so gut klappt. wenn man zwischen den zeilen die begriffe EMOTIONEN und IDENTITAET sucht, gibt es oft nur bruchstücke davon. jeder hat seine geschichte und es kann sogar sein, dass die erste oder zweite muttersprache mit gutem grund nicht zu 100% gelebt wird. oft liegt es also auf der hand, weshalb es nicht funktioniert, denn nur wenn die bezugsperson WIRKLICH zu diesem anteil der identität mit den unmittelbar dazugehörenden emotionen stehen kann, funktioniert es. wenn man - wie silvia - etwas verinnerlicht hat, dann stellt sich die frage nicht mehr, ob man das den kindern weitergibt. ich wünsche allen eine gute zeit mit ihren kleinen und grossen sprachkünstlern daheim..

von Chatilia am 26.06.2011, 22:37



Antwort auf Beitrag von Chatilia

Hej Chatilila! Das ist ein guter Beitrag. ich habe es schon mehrmals erzählt. Als wir an einer Studie oder Untersuchung über Mehrsprachigkeit mitwirkten,wurdenwir gebeten, Ratschläge an junge mehrsprachige Eltern zu formulieren. Mir fiel dabei auf,daß sich meine Einstellung grundlegend geändert hatte: Statt wie früher (8nd viele hier) Konsequenz und sturheil OPOL oder eben andere, ähnliche PRINZIPIEN einzufordern, ging es mir mehr darum, den Eltern klarzumachen,daß sioe IHR Konzepot finden müäßten,dait es in IHREN Familienalltag gut paßte. Denn nur das, wohintersieauchwirklich stehen, ziehensie auch wirklich konsequent (als Folge davon, nicht als Grundvoraussetzung) durch. Und nur was sie authentisch leben und woran sie glauben, können sie auch ihren Kindern ohen viele Worte vermitteln. Wenn "selbsternannte Experten", die sonst ie was mit Sprache und Spracherwerb und Biblingualität am Hut hatten, jungen Eltern plötzlich Ratschäge erteilen undZeifel säen können, setzt sich der Zweifel in den Kindern fort. Und diese sichere Haltung kommt natürlich umso leichter, je mehr ich emotional an meiner Sprache und Kultur hänge. MIR hätte kein Mensch ausreden können, Deutsch mit meinen Töchtern zu reden! Die Sprache ist so sehr ein Teil von mir, daß ich einen Teil von mir verleugnen müßte, gegen diese Unterdrückung immer ankämpfen würde. Ich bin auch genau aus diesem Grund so skeptisch gegenüber künstlicher Mehrsprachigkeit, weil eben in den meisten Fällen die Motive und die Grundlage völlig anders sind. Da ist dann eben nicht diese INNERE Verbundenheitmit der Sprache bei den Eltern vorhanden,sondern sie sehen nur die Vorteile der mehrsprachigkeit (die sie durch andere Förderung ähnlich erreichen könnten) und sie GLAUBEN, die (meist ja englische) Sprache gut zu beherrschen. Aber sie leben eben weder in noch mit ihr - und scheitern meistens bald kläglich. Übrigens, Silvia, noch ein Wort zu Deinen Ausführungen. Natürlich istauchdie Umgebung wichtigfür die duetsche Sprache bei Deinem Kind, und vermutlich ist der Vater auch aktiv einbezogen in die sprachliche Erziehung. Denn ich kenne hier durchaus einsprachige Kinder, i nderen Elternhäusern die Umegebungssprache Dänisch auch nicht sonderlich gefördert wird, wo Kommunikation weitgehend aus kurzen Sätzen (befehlen, Kommandos) besteht und Sprache eigenmtlichauchauf das reduziert wird. Kinder-Singspiele, Reime, all das was man so in der Kleinkinderzeit mit den Kindern als (meistens Mutter) so macht: Fehlanziege. In der Schule dann war der Wortschatz begrenzt, die sprachliche Phantasie nicht vorhanden, die Fähigkeit, Texte zu verfassen, die nicht auf eine kleine Wortwahl begrenzt war, dito. Die Vorschullehrerin mühte sich redlich, solche Dinge aufzuholen und gestand selbst verzweifelt, daß dies ein hoffnunglsoses Unterfangensei, weil man diesen Vorsprung der anderen Kinder, wo es zuhause gepflegt wurde, nie aufholen könne. Allerdings: Geschieht dies auch in der 2. Sprache, ist das Sprachgefühl ja gefördert, das Gefühl für Sprachrhythmus, die Einsicht, daß Sprache etwas Lebendiges, Vielseitiges, Vielschichtiges ist - und kann dann auf die andere bzw. generell auf alle übertragen werden. Hier wieder Unterschied zu Sprache und Sprachen. Denn solche Dinge beeinflussen zuerst mal das Sprachgefühl und erst in 2-. Linie die Fähigkeit, Sprachen zu sprechen. Und solche Kinder haben es eben später sicher auch leichter zu begreifen bzw. erfühlen,daß Übersetzungen oftmals nicht 1:1 geschehen können,weil Sprache eben so vielschichtig und emotional ist und nie 100% übertragbar. Ein spannendes Thema, immer wieder - Gruß Ursel, DK - mit 1 Ferientag!

von DK-Ursel am 27.06.2011, 09:44



Antwort auf Beitrag von Chatilia

ist interessant! Du schreibst u.a.: "... es gibt andere beiträge in diesem forum, wo man lesen kann, dass es nicht so gut klappt. wenn man zwischen den zeilen die begriffe EMOTIONEN und IDENTITAET sucht, gibt es oft nur bruchstücke davon. jeder hat seine geschichte und es kann sogar sein, dass die erste oder zweite muttersprache mit gutem grund nicht zu 100% gelebt wird..." -> Wie meinst du das genau, mit dem "guten Grund"...? Welche Gründe z.B. können das deiner Meinung nach sein? Und das mit den "Bruchstücken" von Emotionen und Identität...? Wie gesagt, klingt interessant und ich bin neugierig, das genauer zu verstehen! ;-)

von MM am 27.06.2011, 15:45



Antwort auf Beitrag von Chatilia

Ich finde Dein Beitrag trifft es genau! Das was ich versuchte zu beschreiben, aber nicht wirklich konnte, hast Du sehr schön ausgedrückt. Meine Muttersprache ist ein grosser Teil von meiner Identität, dass ich das ganz automatisch an meinem Kind weitergeben möchte. Ich denke auch, dass eine künstlich zweisprachige Erziehung eben davon abhängt, ob die Eltern diese Merkmale mitbringen oder nicht. Ist für jemand die 2. Sprache ein Teil deren Identität, wird es mit der zweisprachigen Erziehung klappen. Wollen die Eltern dies aber nur, um den Kind ein vermeintliche Startvorteil zu geben, wird dies i.d.R. nicht funktionieren. Schöne Grüsse an Alle, Reka

von Fuchsina am 27.06.2011, 18:44