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Multi-Kulti Papa, japanische Ehefrau, 3 jährige Tochter

Thema: Multi-Kulti Papa, japanische Ehefrau, 3 jährige Tochter

Hallo Forumsmitglieder, ich habe eine etwas für mich komplizierte Multi-Kulti Situation. Ich hoffe Ihr könnt mir dabei helfen Ich wohne seit einem Jahr mit meiner Familie in Japan. Meine Tochter ist vor kurzem 3 Jahre alt geworden. Die Mutter ist Japanerin und spricht mit ihr nur auf Japanisch. Ich bin deutscher Staatsbürger, doch meine Muttersprache oder besser gesagt "Herzenssprache" ist Spanisch. Zu Hause spreche ich mit meiner Frau auf Spanisch, genau so wie mit meiner Tochter (zu 99%). Wenn ich versuche mit meiner Tochter auf Deutsch zu reden, merke ich dabei, dass ich mich stark verstellen muss und mich nicht natürlich oder authentisch ausdrücken kann. Also habe ich dieses so gut wie aufgegeben und spreche mit ihr auf Spanisch. Sie versteht mich zwar, doch sie antwortet immer auf japanisch. Wir kehren nach Deutschland in 2015 zurück und ich mache mir Sorgen wegen der unterschiedlichen Familiensprachen (Japanisch/Spanisch) und die neue Umgebungssprache (Deutsch). Ich bin zuversichtlich, dass sie die deutsche Sprache schnell erlernen wird, doch ich frage mich, ob oder wie ich sie dabei schon heute unterstützen kann. Ich freue mich auf eure Kommentare, Erfahrungen oder Ratschläge! Vielen Dank.

von rakuda am 23.12.2013, 05:14



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Hej ! Es spricht viel dafür, dabei zu bleiben, wie hr es heute macht. Die Erfahrugn zeigt, daß kleine kinder die Umgebungssprache sehr schnell lernen, wenn sie in ihr aufwachsen, auch, wenn sie erst später als von Geburt an in sie hineinwachsen. D.h. deutsch käme sicher stark, wenn Ihr erstmal wieder in Dtld. lebt. Bis dahin hättet Ihr in Euren beiden Mutter - oder besser Herzenssprachen eien gute Grundlage gelegt --- da Ihr Spanisch als Familiensprache habt und derzeit Japanisch Umgebungssprache ist, kann das ziemlich ausgewogen werden, wenn Ihr die Kleine oft mit japanischen Menschen in Verbindung bringt. Bei 3 Sprachen bleibt oft mind. 1 sehr auf der Strecke, insofern habt Ihr eine bes. gute Ausgangsposition, wenn Ihr so weitermacht wie bisher. Nicht wissenschaftlich oder sonstwie empirisch fiundiert, aber so würde ich es wohl machen, zumal es weniger strategisch ist (das ist höchstens ein willkommenes Nebenprodukt), sondern Euren "Herzenssprachen" Rechnung trägt. Frohe Weihnachten - Ursel, DK

von DK-Ursel am 23.12.2013, 10:18



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Hallo, willkommen im Forum. Ganz so locker wie Ursel sehe ich es nicht, da Eure Tochter bei Eurer Rückkehr nach Deutschland ja nur noch ein Jahr bis zur Einschulung hat, würde ich vielleicht doch versuchen, die deutsche Sprache wenigstens passiv einzuführen, damit sie wenigstens Deutsch versteht. Sprechen kann sie dann in dem einen Jahr im Kindergarten lernen. Vielleicht könntet ihr ein deutsches Au-pair Mädchen engagieren oder wenigstens eine deutsche Studentin anheuern, die mehrmals in der Woche auf deutsch mit dem Kind spielt. Oder gibt es da wo ihr lebt, einen deutschen Kindergarten? Irgendwie solltet ihr sie doch schon an die deutsche Sprache heranführen. Es gibt einige Familien, die dreisprachig erziehen, aber ich muss sagen, ich fände das zu stressig. Eine denkbare Variante wäre allerdings, dass du mit dem Kind Deutsch sprichst, Spanisch aber die Familiensprache ist. Viel Glück Silvia

von Silvia3 am 23.12.2013, 23:24



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Hej Silvia! der Hinweis auf die Schule ist sicher berechtigt - wird man zwangsläufig mit 6 eingeschult? --- aber es zeigen ja auch Beispiele von Kindern, die erst später mit ihren Eltern auswandern, daß diese die Sprache sehr schnell sehr viel besser als die Eltern lernen - sprechen und verstehen. ich habe zugegebenermaßen nur theoretische Kenntnisse mit 3 Sprrachen, aber gerade daß hier ein guter grundstück in 2 Sprachen gelegt wird, die nachher viel oder wenig von der Umgebungssprache verdrängt werden, halte ich für eine gute Ausgangsbasis. ich eirnnere mich noch gut an eine Frau, die in Norwegen zusammen mit ihrem Mann ihre 2 Söhne in 2 weiteren Sprachen großzog. Bis zum KIGA-Alter hatten die Kinder kaum Norwegisch gehört, aber dann wunderte sich diese Mutter, ie shcnell die Umgebungssprache den ersten Rang bekam und wie sehr sie "dagegenhalten" mußten. (War natürlich eine Familie, die sich ansonsten auch in norwegischer Gesellschaft aufhielt und nicht abschottete.) Mir ging allerdings auch durch den Kopf, daß man natürlich das Deutsche einführen könnte, indem man z.B. Vorlesestunden auf Deutsch macht oderoder. Drei Sprachen stellen sich für uns sicher "stressig" dar, aber bedenke, Silvia, daß einsprachige Familien bereits unsere 2 Sprachen bei Tisch und sonstwie als äußerst verwirrend empfinden. Ich glaube, manchmal kann man eben nicht anders - und wenn die eigene Haltung dazu positiv ist, kann es sicher auch leichter gelingen - mit Abstrichen, denn der Tag hat für 1, für 2 - aber auch für 3 Sprachen nur 24 Stunden, die aufgeteilt werden müssen. Frohe Weihnachten - Ursel, DK

von DK-Ursel am 23.12.2013, 23:33



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Frohe Weihnachten Silvia, frohe Weihnachten Ursel vielen Dank für Eure Beiträge und Meinungen. Ich bin selbst zwei sprachig aufgewachsen und habe damals mit der deutschen Sprache große Schwierigkeiten gehabt (Umgebungssprache war aber Spanisch). Ich denke in diesem Fall wird es meiner Tochter etwas "einfacher" treffen, da die Umgebungssprache offensichtlich Deutsch sein wird. Ein deutsches Kindergarten wäre aktuell natürlich genial, leider nicht praktikabel. Das gleich gilt für das Au-Pair-Mädchen. Wir haben zu Hause viele Kinderbücher auf deutsch. Eventuell wäre es gut, wenn wir eine "Lesestunde" konsequent einführen. Nachmals vielen Dank, Gerardo

von rakuda am 24.12.2013, 05:40



Antwort auf Beitrag von Silvia3

Ich gebe Ursel dahingehend recht, dass Kinder die Umgebungssprache meist sehr schnell lernen, es eurer Tochter also wenn ihr nach Deutschland zieht auch nicht schwer fallen wird. Der Einwand von Silvia ist sicher nachvollziehbar, aber es gibt ja notfalls immer noch die Möglichkeit eure Tochter dann für ein Jahr zurückstellen zu lassen. Fehlende Sprachkenntnisse wären da mit Sicherheit ein guter Grund. Und je nachdem wohin ihr dann genau geht, gibts ja evtl immer noch die Möglichkeit eine Europaschule oder private IBS Schule zu besuchen. Ganz ehrlich - ich habe in meiner Zeit an der Europaschule Kinder erlebt, die kamen an und sprachen kein Wort deutsch. Und obwohl eigentlich alle Kinder und Lehrer mit ihnen in englisch kommunizieren konnten, haben diese in rasanter Gecshwindigkeit die Sprache gelernt. Klar kommts aufs Kind an und die "Umgebung", manchen fiel es schwerer - die Kinder von Botschaftsangehörigen, die außerhalb der Schule quasi kein Deutsch hörten oder sprachen, lernten es oft kaum (sie wussten ja auch meist, dass sie nicht lange bleiben würden)

von platschi am 25.12.2013, 19:59



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Bei uns ist es so dass mein Mann Tunesier ist und mit den Kindern arabisch spricht.ich habe auch einige Jahre in Tunesien gelebt und spreche arabisch,habe immer Wert drauf gelegt dass die Kinder deutsch als Muttersprache sprechen. Es ist toll wenn Kinder zweisprachig aufwachsen,drei Sprachen zu können Super!Aber wenn ihr wisst dass ihr bald nach Deutschland zurück geht würde ich das Spanisch hinten anstellen und mich auch Japanisch und deutsch konzentrieren. Für eure Kleine ist es schon ein gewaltiger Schritt von ihrer Heimat Japan wieder nach Deutschland zurück zu gehen.Wenn sie dann noch die Sprache kaum spricht,hat sie gleich einen "Außenseiter-Status" in Kiga!und wenn du sagst sie ist jetzt drei,sprich 2015 ca 5 Jahre alt dauert es "nur" noch ein Jahr bis sie zur Schule kommt! Ich würde das spanische vielleicht gar nicht ganz weglassen aber halt reduzieren und die deutsche Sprache fördern!

von Shaima am 24.12.2013, 13:05



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Also ich finde das ist auch stark abhängig vom Temperament des Kindes: es gibt Menschen, die sich sehr schwer damit tun in einer neuen Umgebung Anschluss zu finden - ganz unabhängig von der Sprache. Und andere, aufgeschlossene Typen, denen das keine so grossen Probleme macht. Ihr seid natürlich in einer Zwickmühle, was das Deutsche jetzt angeht. Rein aus dem Bauch raus würde ich mich aber Ursel anschliessen und beim Spanischen bleiben - denn Dir liegt daran und es ist jetzt schon die schwächere Sprache! Da würde ich jetzt nicht abbrechen und eine andere Sprache "einführen", wo die Umgebung auch nicht da ist, höchstens teilweise schon mal auf das Deutsche vorbereiten - seid Ihr manchmal in Deutschland zu Besuch? Und es gibt sicher noch ein paar Deutsche, die in Japan leben - auf dieser Grundlage lassen sich dann auch die Lesestunden praktizieren. Wir lassen unser Kind frei wählen, in welcher Sprache er vorgelesen haben will, er würde auch ziemlich protestieren (und notfalls auf Durchzug schalten), wenn wir da etwas aufzwingen wöllten. Er hat Phasen, da will er nur Geschichten in einer Sprache hören, dann wieder die zweite, und dann wieder auch die dritte. Die Schule ist da für mich kein soo starkes Argument: wenn sie erst ins kalte Wasser geworfen wird, wird sie schon schwimmen! Ich kenne Leute, die mit dem Schuleintritt in einem fremden Land ohne vorher erlernte Sprachkenntnisse plötzlich "schwimmengelernt" haben - auch das ohne bleibende Schäden (im Gegenteil: mit erworbenen Fremdsprachenkenntnissen fürs ganze Leben...). Klar war das erst mal zu Hause "Mehrarbeit" für die Eltern, aber es ging. Dabei will ich gar nicht sagen, dass es keine Probleme geben wird - aber warum vorher Panik machen, wo es vielleicht gar nicht nötig ist? Allen frohe Feiertage! K

von Kacenka am 24.12.2013, 15:45



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Hej nochmal! Frohe Weihnachten allesammen! Ich habe gerade Eure Antworten gelesen und sinniere so ein bißchen vor mich hin. Natürlich verstehe ich Eure Gedanken, Bedenken und Sorgen, würde ich mir sicher auch machen (gemacht haben), denn gerade 3 Sprachen sind eben nicht so einfach und natürlich uzu praktizieren wie 2 - wo die Elteren einfach jeder seine Sprache spricht, egal ob die nun gleich oder verschieden ist. ABER: Kacenka schreibt es ja auch: Selbst wenn Euer Kind erstmal Anshclußprobleme hätte,wäre es einer dieser Trugschlüsse, die nur gleich (und einzig) auf die Sprache zu schieben. Denn ganz sicher hilftdie Sprache bei der Eingliederung, ganz sicher komtm sie aber bei Kindern sehr schnell, wie gesagt, diese Umzugskinder habe ich selber hierzlande nicht nur an unserer Schule, sondern auch im "Bekanntenkreis" erlebt (z.B. wenn eben Deutsche mit ihren schulpflichtigen Kindern nach DK zogen und wirein bißchen Hilfestellung gaben). Mein Patensohn wächst ihier in DK n einer Familie mit 2 deutschen Eltern auf, d.h. das Elternhaus spricht nur Deutsch, es sei denn, es kommt dänischer Besuch. D.h., er war also nicht total von der dän. Sprache abgekoppelt, hat sie aber nie viel gehört und nie gesprochen - als er ien KIGA kam, schauten die Pädagogen sehr bedenklich, nach nur wenigen Wochen kam es nur bewundernde Blicke - heute in der Schule ist er einer der Besten. Das GEHT also meistens sehr, sehr schnell und gut-. Eure Tochter wächst ja auch bereits zweisprachig auf, d.h. sie wird nicht völlig paff sein,wenn plötzlich noch eine Sprache dazu kommt, und die Einführung durch z.B. Lesestunden fände ich aus versch. Gründen sehr günstig: Vorlesen ist immer eine gemütliche Sache, und ich habe i nmeinem Beruf erlebt, daß sogar (bzw. gerade) Kinder, die von den Eltern schon vor die ungeeigneten Erwachsenenserien gesetzt wurden, ganz gebannt an meinen Lippen hingen, wenn ich Bullerbü oder Michel aus Lönnerberga vorlas. Das persönliche Vorlesen ist eben eine andere Welt, man taucht anders als in einem Hörspiel, vor dem Fernseher etc. - und Kinder spüren mehr als sie denken: In dieser Zeit gehört mein Vater, meine Mutter, die erwachsene Person MIR, die beschäftigen sich mit mir. Wenn also die "fremde" Sprache mit all den gemütlichen Drumherums des Vorlesens, also einer sehr positiven Situation verbunden wird, wird sie lieber und leichter angenommen als wnen sie in der Schule gelernt werden MUSS. Aber auch mal ein kleines Video mit der M,aus oder einer anderen dt. Kindersendung zusammen anschauen, gibt ja eine gute Vertrautheit - und kann guter Ausgangspunkt dafür sein, daß auch mal Deutsch gesprochen wird. Gerade, weil Spanisch Deine Herzenssprache ist, würde ich eben dabei bleiben --- ohne allzu viele Sorgen, wie es mit dem Deutschen hinhaut. Denn mit normalen deutschen Kontakten und (Euch) Eltern, die ein Augenmerk auf Sprache haben, kann ein Kind kaum daran vorbeikommen, die Umgebungssprachezu lernen - und das ist das Deutsch. ich freue mich jedenfalls darauf, wen nDu in der Zukunft hin und wieder mal berichtest, was und wie Ihr es macht und wie es geht --- nochmal frohe Weihnachten allen - Ursel, DK

von DK-Ursel am 25.12.2013, 12:24



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Hallo, ich würde Ursel total zustimmen und euch raten, so weiterzumachen wie besher, also die Mutter Japanisch, du Spanisch und auch spanisch als Familiensprache. Wenn ihr erstmal in Deutschland lebt, wird die Kleine ganz schnell Deutsch lernen, ich habe das bei vielen Ausländerkindern gesehen, die zu Hause mit ihren beiden Eltern entweder eine oder zwei andere Sprachen sprechen. Wenn das Kind etwas Pfiffig und strebsam ist, wird es auch in der Situation sehr gute Schulnoten mit nach Hause bringen, da bin ich sicher. Gruß Derya

von Deryagul am 25.12.2013, 14:08



Antwort auf Beitrag von Deryagul

Hallo Mitglieder und Teilnehmer, ich wollte mich noch hiermit für eure Worte und Zeit herzlich bedanken. Die vielen objektive Beiträge haben mir geholfen aus einer anderer Perspektive die aktuelle Lage zu betrachten und nebenbei viel Mut gebracht. Vielen vielen Dank nochmals und alles gute für das Neue Jahr! Gerardo

von rakuda am 08.01.2014, 05:11