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Mehrsprachigkeit EN-DE, aber wie?

Thema: Mehrsprachigkeit EN-DE, aber wie?

Hallo zusammen, mein Mann ist Afrikaner, aus einem Englisch sprechenden Land, ich bin Deutsche. Unsere Kleine ist jetzt 2 Monate alt und ich möchte unbedingt, dass sie zweisprachig aufwächst. Normalerweise würde ich sagen, ich spreche nur Deutsch mit ihr und mein Mann Englisch ... Wer aber Afrikaner kennt, weiß, dass ihr Englisch oft kein wirkliches Englisch ist. Ich kann mir nur vorstellen, wie peinlich es für ein Kind wäre, wenn es in der Schule im Englischunterricht erzählt, dass sie zum Geburtstag bunte "blow-blows" (Luftballone) hatte und gestern ihren "toe finger" (Zeh) gestoßen hat. Von Grammatik sprechen wir jetzt mal gar nicht ... Also ist es leider nicht möglich, dass mein Mann ihr "richtiges" Englisch beibringt. Mir ist es aber wichtig, dass meine Kleine als Mischling auch perfekt Englisch spricht und nicht nur Deutsch. Ich habe mir jetzt überlegt, dass sie ja einfach in eine Art Englischkurs gehen könnte, aber ab wann? Wenn sie 1 ist? 2? 3? Mein Englisch ist ziemlich gut, ich arbeite schon seit Jahren als Übersetzerin, aber perfekt bin ich natürlich auch nicht, aber das ist mir wichtig. Eine britische Lehrerin zu finden wäre kein Problem, aber auch dann hätte die Kleine nur wenige Stunden in der Woche "Unterricht" und kann Englisch auch nicht so richtig lernen, oder? Kennt ihr jemanden in derselben Situation oder geht es euch vielleicht so? Was könnt ihr mir empfehlen? Ich habe schon ein schlechtes Gewissen, weil die Kleine schon 2 Monate ist und wir eigentlich immer Deutsch mit ihr sprechen :S Ich freue mich schon auf eure Antworten!

von mausimaus123 am 17.07.2020, 17:39



Antwort auf Beitrag von mausimaus123

Hej und willkommen hier! Ein schlechtes Gewissen ist ein schlechter Ratgeber udn brnigt gar nicht - erste Empfehlung meinerseits also: schrottten! Du solltest Dir allerdings erstmal klar machen, was Du meinst und willst - und wovon Du sprichst. Wenn DMan mit seinem afrikanischenEnglisch und Du mit Deutsch jeweils die Muttersprache sprechen, habt Ihr ein zweisprachiges Kind. Ihr habt dann ein Kind mit 2 Muttersprachen,denn Euer Kind lernt beide Sprache so, wie andere Kinder eben eine: durch Zuhören, Sprechen, nachahmen. Du aber willst, daß es "perfekt Englisch" spricht. Wieso ist das so wichtig? Und wieso kann das nicht erreicht werden, wenn es - heutzutage schon sehr früh - Englisch in der Schule bekommt und auch ansonten damit bombadiert wird? Gerade heute erzählte meine eher sprachunbegabte, naturwissenschaftlich interessierte Nichte, daß sie im 2. Studienteil auf den engl. Zweig wechselte und bereits nach wenigen Tagen fast auf Englisch dachte, weil eben alles nur noch auf Englisch passierte. Mit ihrem Schulenglisch als Basis + dem Englisch, das wir uns doch mit Musik, auf Youtube, in Filmen etc. antun und dem wir gar nicht entkommen können, kann gerade auch ein zweisprachig aufwachsendes Kind doch schnell lernen, wie es "richtig" auf Englisch heißt. Hättest Du eigentlich dieselben ... Bedenken, wenn Dein Mann nicht dieses afrikanische Englisch, sondern amerikanisches, indisches, irisches Englisch spräche? All das ist anders als das Englisch, das wir in der Schule lernen (einer meiner Kursteilnehmer saß eben mit 1 Engländer, 1 Inder, 1 Amerikaner aus Texas und 1 aus Washington in Konferenzen sowie 1 Iren und erzählte zu aller Belustigung, daß das auch keine einheitliche Sprache war). Frage also: Willst Deinem Kind im Kleinkindalter eine Fremdsprache beibringen oder möchtest Du ein Kind mit 2 Muttersprachen, von denen die eine doch sicher enie gute Aufbaubasis für Schulenglisch bietet? (Wenn hier in Dk ein Kind mit bayrischer Mutter/Vater in die Schule kommt, kennt es auch andere Wörter und manchmal auchGrammatik als der Deutschlehrer, den es bekommt - daß es versch. Sprachen/Dialekte gibt, dürfte wohl gerade Sprachlehrern bekannt sein - sonst sollte man an deren Fähigkeiten ein Fragezeichen setzen, nicht an die des Kindes.)., Wie Ihr die Muttersprache ans Kind bringt, ist klar: genau wie einsprachige Eltern: Jeder redet sene Sprache zum Kind, Familiensprache Englisch = Nicht-Umgebungssprache ist dann eine gute Hilfe. Von Fremdsprachenunterricht für Kleinkinder halte ich persönlich nichts - wozu? In 20 Jahren ist vielleicht Chinesisch wichtiger als Du heute Englisch findest...Danebendem Vater und Kind vermitteln, daß ihr Englisch nicht gut genug ist -- keine respektvolle Atr, mit der Kultur des Patrners umzugehen, oder? (Aber darüber dürfte ich mir natürlich kein Urteil erlauben... Die Erfahrung zeigt jedoch, daß manche Eltern dazu neigen, ihr eigene Muttersprache unterzubewerten - dann zählt eben Dänisch, Luxemburgisch, Afrikaans weniger, weil das eh niemand braucht und spricht - besser wären dann eben Englisch, Deutsch, Spanisch... --- fair ist das nicht, wenn es dabei doch auch um Gefühle geht, die jeder mit seiner Muttersprache verbindet. ICH wäre gekränkt, wenn man mir hier vermittelte, meine Sprachesei weniger bis gar nichts wert...) Und gerade Englisch hat bislang noch jeder, manchmal sogar sehr gut, gelernt. Die zahlreichen Auswanderer sogar erst im Erwachsenenalter sind doch Beweis dafür. Man lernt alles auch ncoh spät, wenn man es braucht. Alles Gute und erzähl gern, wie Ihr es letztendlich macht - am besten natürlich. ab sofort! Nicht, um Den Gewissen zu beruhigen,sondern weil es nie zu früh ist! Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 17.07.2020, 18:21



Antwort auf Beitrag von mausimaus123

Wenn die Grammatik richtig ist, hätte ich wegen der anderen Begriffe keine Bedenken. Zwischen britischem und amerikanischem Englisch bestehen auch große Unterschiede; Vokabeln kann man ersetzen. Ich habe auch einmal in Österreich gearbeitet und die österreichischen Begriffe in meinen aktiven Wortschatz aufgenommen. Das geht ganz schnell. Wenn aber das afrikanische Englisch grammatikalisch anders ist, verstehe ich Deine Bedenken. Spricht Dein Mann sonst noch eine lokale Sprache? Dann würde ich darauf setzen, damit auch die afrikanische Verwandtschaft damit erreicht wird und die Kultur ebenfalls vermittelt wird. Sprache ist ein großer Kulturträger, und gerade wenn es dann ans Vorlesen geht, sind die Geschichten aus Afrika sicherlich reizvoll und besonders spannend.

von Astrid18 am 18.07.2020, 11:21



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Hej nochmal! Wieso wäre das so ein Problem mit der Grammatik? Vater spricht eine Sprache, die dem Englisch angenähert ist - und in der Schule gibt es Schulenglisch. Wer sagt, daß amerikanische, indische, irische etc. Grammatik gleich sind (bayerisch und Hochdeutsch unterscheiden sich durchaus in manchem anderen als nur Wötern; Schweizerdeutsch und Hochdeutsch ganz sicher auch!). Und hier können dänische Kinder auch gleichzeitig Norwegisch als Muttersprache lernen, obwohl böse Zungen behaupten, das seien "nur 2 verschiedene Dialekte". Kann ein mütterlicherseits spanisches Kind kein Portugiesisch vom Vater lernen? Wie unterschiedlich sind Ukrakinisch/russisch, oder ...?? Kinder können viel besser unterscheiden als wir Erwachsene, was wohin gehört, wir machen ein Problem daraus, weil wir eben als Fremdprachen/kopflastik an die Sache gehen - wer aber Sprachen als Muttersprachen lernt, kann doch zig Soprachen dazulernen, egal wie anders oder ähnlich sie sind. Aber selbst wenn es so wäre, so finde ich rein als Familien, intern und sozial, empathisch und in SachenRespekt zweifelhaft, meinem Mann eine Lehrerin fürs Kind vor die Nase zu setzen, weil die besseres Englisch redet als er. ER redet seine MUTTERsprache, die basiert auf Englisch, ist aber anders als das, was in der Schule gelehrt wird. Und die wenigsten Kinder, die ansonsten mit mehreren Sprachen aufwachsen, bekommen noch eine Fremdsprachenlehrerin vor die Nase gesetzt, weil einem Englisch sooo wichtig ist. Wozu also hier? Welcher Österreicher, welche Schweizerin gibt wohl seinem Kind im Kleinkindalter hochdeutschen Fremdsprachenunterricht? Schulenglisch-Grammatik ist so schwer eh nicht (oder eben gerade), da sie von Ausnahmen beherrscht wird, mehr als von Regeln. Daher istsowieso deutlich,daß man dauernd umdenken, neu bewerten, anderes anwenden muß. Die Abweichung von der väterilchen Muttersprache wirkt dabei doch eher normal. Das läßt sich also wirklich in der Schule erlernen.. Ich denke weiterhin, es geht darum, ob ein Kind hier eine Fremdsprache lernen soll oder eben bilingual aufwachsen soll. Danach fällt dann sicher die Entscheidung aus. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 18.07.2020, 13:08



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Ursel, wie so oft! Bin ganz bei Dir. Seine Muttersprache ist dieses afrikanische Englisch (es gibt ja auch noch indisches, australisches und alle möglichen Akzente und Dialekte...) - soll sie das lernen - spricht er mit ihr so, wie er es kennt (würde ich unbedingt machen!!!) - oder nicht (spricht er halt deutsch, wenn Du es unbedingt verhindern willst). "Richtiges" Englisch lernt sie dann problemlos in der Schule - das kann man auch einem sechsjährigen Kind schon ganz super erklären - Papa spricht Dialekt, da ist manches in der Grammatik anders, manche Wörter unterscheiden sich, Sprache ist so reich an Facetten! Oder halt in einem zusätzlichen Sprachkurs oder was auch immer. Wenn sie mehrsprachig ist - ob jetzt deutsch-polnisch oder deutsch-afrik.-englisch oder was auch immer - wird ihr das Lernen dann sehr wahrscheinlich leichter fallen. Und ich schließe mich Ursel an - warum willst Du die Sprache Deines Mannes zugunsten einer Fremdsprache, die Ihr nun mal nicht in der Familie habt, "abwerten"? Klingt jetzt vielleicht krasser, als Du es empfindest, aber ich finde es ist einen Gedanken wert. Unsere Kinder sind dreisprachig - der Grosse lernt jetzt Englisch (seine vierte Sprache und erste Fremdsprache) in der Schule und es macht ihm grossen Spass. Ich habe keine Sorge, dass er es nicht lernen wird, sofern er es brauchen sollte :-)) Leute, die "perfekt" englisch sprechen findet man überall auf der Welt, das Internet ist voll mit Filmen in dieser Sprache, Bücher gibt es zu Hauf, Lieder... wer will, findet leicht Gelegenheit, sich in dieser Sprache zu vervollkommnen. Die Gelegenheit, durch die Sprache Deines Mannes einen positiven Zugang zu seinen und somit auch zu ihren eigenen Wurzeln zu bekommen, hat sie genau jetzt und in den kommenden paar Jahren, wenn ihr Papa mit ihr in dieser Spreche sprechen darf, ohne dass jemand dabei die Nase rümpft oder berichtigt. Alles Gute! K

von Kacenka am 21.07.2020, 13:43



Antwort auf Beitrag von mausimaus123

Deine bedenken kann ich nachvollziehen, halte sie aber für unbegründet. Denn durch das afrikanische englisch bekommt deine tochter einen schatz geschenkt, den eine aussenstehende englischlehrerin niemals so wird überbringen können. Deine tochter wird im schulenglischunterricht weder merkwürdige begriffe anwenden noch auf die andere grammatik zurückgreifen. Es handelt sich hier um eine diglossie, wie sie an ganz vielen orten auf dieser welt vorkommt. Du darfst deiner tochter zutrauen, dass sie das problemlos managen wird. Das menschliche gehirn ist sprachlich so flexibel, dass eine diglossie kein problem darstellt. Jede person mit einer diglossie-situation wird dir versichern können, dass die eine sprache fürs herz ist und man niemals ohne sie sein möchte, und die andere problemlos für die funktion gebraucht wird, was keinerlei probleme macht. Alles gute!

von kunstflair am 23.07.2020, 07:47



Antwort auf Beitrag von mausimaus123

Ich würde mir da nicht so viele Sorgen machen :) Wenn dein man in seinem Dialekt mit dem Kind redet ist das sehr gut. Sie will sich ja bestimmt auch mit ihm und seiner Familie gut unterhalten können. "Proper English" kann sie dann später in der Schule auch noch lernen.

von Maraike88 am 28.08.2020, 16:57