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Mal so interessehalber frage - speziell an die, die schon lange im Ausland leben

Thema: Mal so interessehalber frage - speziell an die, die schon lange im Ausland leben

Hallo zusammen, Es geht jetzt nicht explizit um Kinder, sondern um euch. Mich interessiert, vielmehr wie es denjenigen von euch ergeht, die schon lange im Ausland leben, vielleicht einen ausländischen Mann dort geheiratet haben (und wahrscheinlich nie mehr nach Deutschland zurückkehren). Ich habe auch deutsche Freunde im Ausland und ich merke, wie einige im Gespräch nach dem deutschen Wort suchen oder einen deutlichen Akzent aufweisen. Wie geht es euch persönlich? Sprecht ihr (noch) regelmäßig Deutsch, fallen euch die Worte spontan ein? Und wenn ihr überlegt oder träumt - auf Deutsch oder in der Landessprache? Ich bin mal gespannt auf eure Antworten! LG Streuselchen

von Streuselchen am 04.09.2020, 08:34



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Sind 7 Jahre lange? Wir sind beide „ bio“deutsch. Drei Kinder (2005 und 2007 geboren) Familiensprache deutsch mit Einsprenkelungen der Umgebungssprache und Englisch. Nichtdeutsche Wörter werden gewählt, wenn sie kürzer sind : bici statt Fahrrad , Butter statt mantequilla.... Ich bevorzuge deutsche Grammatik, mit der der Umgebungssprache stehe ich auf Kriegsfuß. Ja manchmal suche ich nach einem deutschen Wort , meist fällt es mir in englisch oder spanisch ein.... andersherum passiert das aber auch . Filme schauen wir nur in deutsch oder englisch. Spanisch ist zu schwer. Selbst z T für die Kinder , obwohl die seit 7 Jahren hier zur Schule gehen - normale spanische öffentliche Schule. Warum bei uns die Umgebungssprache nicht die starke Sprache ist??? Gut meinMamn kann kaum spanisch , aber selbst unter den Kindern ist Spanisch die untergeordnete Sprache.

von reblaus am 04.09.2020, 09:09



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Ich berichte mal von meinem Mann, da wir in Deutschland leben. Am Anfang habe ich seine Sprache nicht gesprochen, in den ersten 3 Jahren hatten wir keinen Kontakt zu Landsleuten und konnte finanziell nicht so oft in sein Heimatland fliegen. In dieser Zeit „verlernte“ er fast seine Sprache. Ihm fielen auf Anhieb manchmal die Wörter nicht ein oder er musste lange überlegen. Nun nach vielen Jahren, Kinder die die Sprache lernen sollen und weil er nun Deutsch sehr gut spricht und wir nicht mehr „üben“ müssen, ist seine Muttersprache wieder zu 100% da. Lg alemana_mex

von alemana_mex am 04.09.2020, 10:18



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Wir wohnen im Ausland, aber mit dem Auto sind es nur drei Stunden zu meinen Eltern, die in Deutschland leben. Wir sehen uns also relativ häufig, wenn auch nicht regelmässig und telefonieren, daher spreche ich immer noch recht viel deutsch. Es gibt ein paar Ausdrücke, bei denen ich ins Überlegen komme, nicht weil ich sie "vergessen" habe, sondern weil ich das früher nie gebraucht habe und jetzt nur in der hiesigen Sprache verwende. Aber das gibt sich meist, wenn ich ein bisschen Nachrichten lese oder Dinge auf Deutsch recherchiere. Und das tue ich regelmässig, die Nachrichten kann man ja überall auf der Welt in jeder Sprache praktisch verfolgen - deshalb ist das mit der dominanten "Umgebungssprache" nicht so wild.

von Kacenka am 04.09.2020, 11:09



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Hej! Dann wohne ich wohl am längsten schon hier und nein, ich kann mir gar nicht vorstellen, meine Sprache je zu verlieren. Nun haben wir hier bei uns zuhause auch immer Deutsch gesprochen (Familiensprache), wir haben meistens dt. TV an und ich bewege mich auch hier und anderswo in deutschsprachigen Foren, halte auch viel Kontakt zu freunden in Dtld. Allerdings sind wir nicht mehr so oft wie früher, als die Kinder noch klein waren, das fehlt mir aber auch sooooo. Deutsch ist die Sprache, in der ich mich am besten ausdrücken kann, wo ich differenziere, balanciere, und die ich hier auch immer noch hin und wieder zu Hilfe nehme, wenn mir wirklich ein dänisches Wort noch fehlt. Und ganz sicher haben weder ich noch meine Töchter einen dänischen Akzent, wenn wir Deutsch sprechen. . Viele Dänen verstehen mich nicht, wenn ich sage, daß mein Dänisch nicht ausreichend (für mich) ist,d aß ich immer noch zu wenig differenziere und oft auf Deutsch diplomatischer sein könnte --- sie finden, ich kann doch in jeder Lebenslage äußerst wortgewandt mitreden. Stimmt. Aber auf Deutsch kann ich es eben noch besser. Das ist mein Anspruch, ich kenne etliche, die mit weniger Sprache, egal ob Mutter- oder Fremdsprache, auskommen. Sprache ist MEIN Medium wie für andere Musik, Malerei oder sonstwas, Sprache ist auch meine Heimat - und das ist nun mal die deutsche Sprache. und das war immer so nud ist nicht erst so, seit ich auch noch Deutsch unterrichte und daher natürlich mit bes. Interesse die dt. Sprache pflege. Ohne meine Muttersprache wäre ich mein eigener Schatten und sicher auch sehr unglücklich. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 04.09.2020, 17:27



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Hallo, ich bin ja seit über 20 Jahren in Deutschland, also für mich im Ausland. Ich merke, dass ich schlechter Russisch spreche, als ganz am Anfang, aber schon viel besser, als irgendwann nach 7-8 Jahren hier. Da hatte ich merklich Probleme, die richtigen Wörter zu finden, und auch teilweise bei der Grammatik. Dann habe ich geübt, geübt und geübt, und kann es jetzt wirklich (fast) perfekt. Wie ich träume... So wie ich spreche: Wenn der Traum von Russen handelt, auf Russisch, bei Deutschen auf Deutsch, manchmal auf Englisch. Wie ich denke... So, wie ich Lust habe. Ich kann recht frei umschalten da, und mische auch häufig in Gedanken immer wieder die Sprachen. Wenn ich aber etwas mit den Kindern mache, bemühe ich mich, nur Russisch zu denken, damit ich auch beim Sprechen nicht ins Deutsche rutsche.

von Ivdazo am 04.09.2020, 18:48



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Hallo, Ich habe mehrere Jahre im Ausland gelebt, jetzt lebe ich mit meinem ausländischen Mann und den Kindern wieder in D. Unsere Familiensprache ist die Sprache meines Mannes. Als wir noch im Ausland habe ich auf spanisch und deutsch gedacht und geträumt. Das war abhängig davon, an wen ich gedacht habe oder über wen bzw. welche Situation ich geträumt habe. Habe ich an ein Gespräch mit meiner Mutter gedacht, hab ich Deutsch gedacht, wenn ich daran gedacht habe, was ich mit meinem Mann mache, war das spanisch. Es gibt Wörter, Redewendungen, die mir auch jetzt noch auf spanisch leichter fallen. Ich finde manche spanischen Begriffe oder Redewendungen treffender als die deutschen. Oder Ausdrücke, die ich mit einem Hobby verbinde, das ich dort viel ausgeübt habe. Manche spanischen Begriffe verwenden wir Familienintern auch. Mein Mann nimmt manchmal spanische Wörter, die ähnlich klingen wie ein deutsches Wort, aber eine völlig andere Bedeutung haben, baut das Wort in den spanischen Satz mit spanischer Grammatik ein. Das ganze macht keinen Sinn und versteht wahrscheinlich auch nur jemand, der beide Sprachen spricht. (ese pantalón no me pasa). Was mir in meiner Zeit im Ausland auch öfter passiert ist, war, dass ich nicht mehr wusste, in welcher Sprache ich spreche. Ich hab spanischsprachige auf deutsch zugetextet und umgekehrt. Und mir war das nicht bewusst. LG luvi

von luvi am 04.09.2020, 23:15



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Ich bin D, mein Mann US. Beide Kinder in D geboren und bis zum Gymnasium in D zur Schule gegangen. Jetzt leben wir seit 6 Jahren in USA Die Kinder und ich sprechen konsequent Deutsch miteinander. mein Mann spricht kein Deutsch, das ist aber sein Problem, er könnte es ja lernen :-) Mein Großer ist 100% zweisprachig, in Schrift und Wort. Er studiert hier in den USA, h'tte aber auch die M;glichkeit gehabt in D yu studieren, wollte er aber nicht. Der "Kleine" ist jetzt auch mit der Schule fertig. Er hat aber generell null Sprachgefühl, deshalb ist sein Deutsch (schon immer) schlecht (gewesen). Insbesondere das schriftliche ist nicht besonders :-( Aber sprechen ist 100% einwandfrei. Bei ihm kommt es mal vor, dass er das falsche Wort in Deutsch anwendet "blaieren" statt "vorwerfen" (to blame), z. B.. Ich ertappe mich oft dabei, dass ich dann die Sprachen mische, einfach weil der Begriff in der anderen Sprache griffiger ist und besser passt. Ich versuche es ganz besonders zu vermeiden wenn ich mit den Buben spreche, korrigiere auch ab und an mal was sie sagen, einfach weil der deutsche Wortschatz verkümmert. Einen englischen Einschlag hat keiner von uns. Gruss D

von desireekk am 05.09.2020, 18:46



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lesen. Ich hätte selbst gar nicht so weit suchen müssen. Ich habe ja selbst ein abschreckendes Beispiel in der eigenen Familie. Ich habe nur nicht mehr daran gedacht, weil diese Angehörigen schon vor Jahrzehnten und Jahren verstorben sind. Onkel und Tante (Deutsche) von mir sind in ganz jungen Jahren nach Frankreich ausgewandert. Der Rest der Familie blieb schön in Deutschland. Mit dem Onkel klappte die Verständigung noch so einigermaßen. Er starb aber relativ jung. Mit der Tante alleine wurde die Verständigung immer schwieriger und problematischer. Sie hat ihre Muttersprache komplett verlernt. Es fehlten bei ihr die deutschen Worte, von der Restfamilie in D konnte (noch) niemand Französisch. Ich frage mich heute wirklich, ob man sich überhaupt noch richtig verstanden hat!? Und ich finde das so traurig. Das waren so anstrengende Unterhaltungen für beide Seiten! Ich habe übrigens eine Riesenfamilie in Frankreich, von denen keiner ein Wort Deutsch spricht. Seit Tantes Tod besteht auch gar kein Kontakt mehr. LG Streuselchen

von Streuselchen am 07.09.2020, 08:44



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Das ist ein traurig!!! Abgesehen davon, daß es heute leichter ist, seine Muttersprache zu sprechen und zu pflegen als noch vor etlichen Jahren, wo auch in meiner Familie Gespenstergeschichten von einem Zweig der Familie herumgeisterten, die nach Kanada ausgewandert waren und kein Wort Deutsch mehr konnten, muß ich da auch wieder an meinen letzten Friseurbesuch denken. Ich gehe zu einem Syrer, den es mit Familie hierher nach DK verschlagen hat -- -und er erzählte mal, daß er seinen Sommerurlaub damit verbrachte,seine durch den Krieg verstreute Familie in Halbeuropa zu besuchen - 2 Brüder wohnen in Dtld. (natürlich nicht im selben Ort oder auch nur Bundesland!!!)=, 1 in der Schweiz, noch jemand ist in Schweden gelandet und um die Eltern in Syrien bangt er noch in Syrien. Wohlgemerkt wohnen die nicht aus Abenteuerlust so, sondern der Not gehorchend --- und das sollten sich sicher auch manche Flüchtlingsgegner mal klarmachen. ABER was ihn wirklich umtreibt ist, daß sich Cousin und Cousinen bald nicht mehr verständigen werden können, es sei denn, sie halten die kurdische Sprache lebendig, was er wohl zuhause tut, und/oder lernen die jeweils andere Sprache - bei Englisch udn Deutsch ister sehr OBS für seine Kinder, aber wie sollen die auch noch Schweizerdeutsch (oder Italienisch/Französisch, ich weiß nicht,wo in der Schweiz der Teil der Familie lebt), Schwedisch etc. lernen... Da geht viel Familie verloren - für Menschen, deren einziger Halt und einziges Vertraute eben Familie ist und die Familie per se schon anders bewerten als wir. Ja, Sprache ist weitaus mehr als nur Kommunikationsmittel --- und das wissen alle die meisten, die auswandern, warum auch immer. Übrigens kannte ich hier den Vater einer Klassenkameradin meiner Tochter, der sogar MICH dazu brachte, Dänisch am Telefon zu reden , obwohl er aus HH kam - bis ich merkte, daß das ja absoluter Quatsch - der sprach ansonsten NIE Deutsch, worüber gerade seine Frau (Dänin) sehr traurig war. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 07.09.2020, 10:37



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Meine Mutter kam mit 8 Jahren aus Litauen nach D, sie hat ihre Sprache komplett vergessen. Ihre Mutter konnte D, Litauisch und Russisch. LG

von Maxikid am 08.09.2020, 11:09



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P.S. meine Mutter konnte sehr schnell sich nicht mehr mit ihrer Familie in Litauen verständigen. Dort gab es noch eine Schwester, ihre leibliche Mutter, sehr viele Tanten und Onkel etc. Schade.....es gibt keinen Kontakt mehr. LG maxikid

von Maxikid am 08.09.2020, 11:11



Antwort auf Beitrag von Streuselchen

Ich bin mit 14 aus Deutschland weg gezogen und habe - von kurzen Unterbrechungen abgesehen - seither fast ununterbrochen im Ausland gelebt, inzwischen fast 30 Jahre. Die längste Zeit davon in Italien (7,5 Jahre) und in England (12 Jahre), jetzt seit über 6 Jahren in Ostasien. Ich merke schon, dass mein Deutsch inzwischen grottenschlecht geworden ist, insbesondere im beruflichen Umfeld. Da fühle ich mich im Englischen viel sicherer, im Deutschen ringe ich ständig nach Worten. Ich arbeite seit einiger Zeit in einer deutschen Firma, deshalb komme ich so im Schnitt einmal die Woche dazu, deutsch zu reden, aber es ist schon anstrengend. Zuhause rede ich mit meinen Kindern deutsch, allerdings ist das natürlich ein ganz anderes Niveau, und obwohl ich ganz bewusst Mühe gebe, mit ihnen ein möglichst umfangreiches Vokabular zu verwenden, dreht sich doch vieles um immer dieselben Themen. Wenn ich mich mit der 12jährigen über forderdende Dinge unterhalte, etwa der Syrienkonflikt, ihr Lieblingsthema Raumfahrt, oder neulich alte und moderne Aspekte der Sklaverei - da merke ich, dass ich mich tatsächlich anstrengen muss, im Deutschen zu bleiben. Träumen tue ich glaube ich in unseren drei Familiensprachen (der Papa ist Italiener) gleich viel. Die Landessprache spreche ich nicht genug, um darin zu träumen (DAS wäre mal ein Traum!).

von Korya am 09.09.2020, 17:09



Antwort auf Beitrag von Korya

Da sieht man aber auch den Unterschied zwischen Selbsteinschätzung und objektivem Zustand: Dein Deutsch sieht - jedenfalls in dem Text hier - weit besser aus als manches, was man hier im Forum von (Muttersprachlern) zu sehen bekommt :-) Mit Themen wie Raumfahrt habe ich aber auch zutun, dass ich hinterherkomme. Arztbesuch ist auch sowas. Mathehausaufgaben. Es ist aber auch ein Unterschied, ob einem Wörter nicht gleich einfallen, weil man "aus der Übung ist", oder ob man Wörter nicht (mehr?) versteht, wenn man sie liest oder hört. Oder ob sogar grammatische Strukturen "vergessen" werden (kann ich mir gar nicht vorstellen). Die Fälle die hier berichtet wurden, wo die Sprache komplett "vergessen" wurde, so dass man sich nicht mehr verständigen konnte, würden mich echt näher interessieren, woran das genau liegt, dass keine Kommunikation mehr möglich war.

von Kacenka am 11.09.2020, 10:04



Antwort auf Beitrag von Kacenka

Da magst du recht haben - bei mir ist es tatsächlich so, dass ich im schriftlichen kaum Probleme habe, aber im mündlichen, wo es halt auch flott gehen muss, öfter nach Worten suchen muss. Die sind dann natürlich auch nicht einfach aus dem Gehirn gelöscht, aber in dem Moment, in dem man sie braucht, gerade irgendwo ganz weit nach hinten gerutscht. Ich komme mir dann selbst doof vor, wenn ich im Gespräch häufig um das richtige Wort ringe, oder ständig versuche, etwas zu umschreiben, weil mir der korrekte Begriff nicht einfällt. Und was die Grammatik anbelangt, fällt mir seit ein paar Jahren auf, dass ich bei bestimmten Ausdrücken dann tatsächlich ins Schleudern komme - war das jetzt im Dativ oder Akkusativ? Also z.B. bei machen Adjektivketten (mir fällt gerade kein gutes Beispiel ein). Oder ich möchte eine Redewendung benutzen und es kommt irgendwas verqueres raus. Meist lustig, aber im Job dann halt weniger. Zum Glück klingt mein Name nicht Deutsch, deshalb bekomme ich gelegentlich Komplimente, wie flüssig und akzentfrei ich doch spreche Aber die meisten Kollegen in Deutschland, mit denen ich regelmäßig zu tun habe, wissen ja, dass ich Deutsche bin, und erwarten ein entsprechendes Niveau, dass ich nicht immer leisten kann, (besonders nicht, wenn die richtig anstrengenden Telcos mit den deutschen Oberchefs gerne um 21 oder 22 Uhr meiner Zeit stattfinden, wenn die Herren in Deutschland gerade gemütlich vom Mittagessen kommen, grrr.) Ich kenne nur zwei Beispiele von Bekannten, die ihre Muttersprache tatsächlich völlig vergessen haben - davon eine, von der ich insgeheim vermute, dass es einfach nett in ihre Gesamtshow passt - sie geht völlig in ihrer Wahlheimat auf, da ist alles toll, in Deutschland hingegen alles soooo schrecklich rückständig, und da passt es natürlich, dass sie angeblich nach 25 Jahren dort kein Wort Deutsch mehr kann. Naja...

von Korya am 11.09.2020, 10:44



Antwort auf Beitrag von Korya

.... Wenn dein Deutsch im mündlichen ansatzweise so flüssig und eloquent ist wie du hier schreibst, dann bist du absolut gut aufgestellt! Wobei ich schon verstehe was du meinst: wir haben einfach einen sehr hohen Anspruch an Rhetorik und Eloquenz, an der wir (mangels intensiver täglicher Praxis) dann einfach ab und zu scheitern.. Ich komme in meiner neuen Sprache (Englisch) immer wieder an meine Grenzen, besonders dann wenn es um den Gefühlsbereich geht. Da ist mir mein wo cool Ich komme in meiner neuen Sprache (Englisch) immer wieder an meine Grenzen, besonders dann wenn es um den Gefühlsbereich geht. Da ist mir mein Vokabular einfach nicht ausgereift und tiefgehend genug. Und ich hasse es wenn ich mich nicht genau so ausdrücken kann wie ich verstanden werden will. Mein Englisch ist sicher besser als 99 % aller anderen deutschen (inklusive derer die hier in den USA leben), aber mir ist es einfach nicht gut genug. Und zum Thema Muttersprache verlernen eine kleine Geschichte nebenbei: Meine Tante wanderte nach dem zweiten Weltkrieg hier her in die USA aus, da war sie circa 30 Jahre alt. Familien Sprache blieb deutsch, aber das Umfeld war komplett amerikanisch. Also sprach sie jeden Tag ständig und immer und überall Englisch. Als sie dann mit 98 Jahren (Also circa 70 Jahre später) langsam dement wurde, schwand auch das Englisch und niemand im Altersheim verstand sie mehr, Sie konnte für die letzten drei Jahre ihres Lebens nur noch deutsch sprechen und verstehen… LG D PS: Korya: hast du meine E-Mail bekommen?alkes OK bei euch?

von desireekk am 11.09.2020, 16:44



Antwort auf Beitrag von desireekk

Email? Oh hoppla, hab ich die übersehen? Ich schau gleich mal, sorry! Aber alles bestens hier, Zahlen gehen wieder runter, seit 10 Tagen dürfen Bürger mit permanent residency, aber ausländischem Pass, sogar endlich wieder das Land verlassen, ohne dass ihnen das Visum entzogen wird. Nicht ganz automatisch, man muss vorher bei seinem Bürgeramt schriftlich um Erlaubnis bitten und 30 EUR pro Kopf berappen, aber immerhin. Schule ist auch wieder offen, alles gut Die Geschichte deiner Tante erinnert mich an den alten Sterberitus beim Papst: wenn ein Papst stirbt, wird er erst für tot erklärt, wenn ihn ein ihm nahe stehender Kardinal laut bei dem Namen ruft, mit dem der Papst als kleines Kind gerufen wurde. Kommt DARAUF dreimal keine Reaktion, gilt er als tot. Heute vermutlich obsolet, solange ein Arzt daneben steht, aber vor 500 Jahren wahrscheinlich ein durchaus berechtigter Test.

von Korya am 12.09.2020, 03:11



Antwort auf Beitrag von desireekk

ja genau, solche Geschichten habe ich auch schon einige gehört. Wo man GLAUBTE, die Muttersprache vergessen zu haben, aber sie war nur etwas "verschüttet" und durch Krankheit, Alter, in einem Fall sogar Hypnose, kam sie wieder zum Vorschein...

von Kacenka am 12.09.2020, 12:50



Antwort auf Beitrag von Kacenka

Desirée - bei Dir kann ich gerade viel unterschreiben. Obwohl mit immer wieder bestätigt wird, daß mein Dänisch flüssig sei, ich schnell sprechen, nicht nach Worten suche etc , merke ICH eben IMMER, daß ich eine Fremdsprache spreche, in der ich auf an Grenzen stoße, und daß ich auf Deutsch diplomatischer, abwechslungsreicher, facettenreicher, genauer wäre. Diese Grenzen haben sich in all den Jahren natürlich verschoben, mein Dänisch hat sich verfeinert, ich kenne mehr Untertöne (und rein praktisch auch Wörter) als in meinen ersten Jahren hier - aber egal wielange ich hier lebe: ich werde es niemals so gut beherrschen wie meine Muttersprache. (Das hat auch manchmal den Effekt, daß ich mich nicht mehr so anstrenge, es noch bewußt zu verbessern: wenn ich doch weiß , es wird mir eh nie genügen! Es wird eh nie so gut sein,daß ich zufrieden damit bin...). Und Du hast Recht: Das ist natürlich auch ein Anspruch an Sprache als solche.. Viele derer, die ich zwischendrin schon mal kennengelernt habe, wären mit der Hälfte meines deutschen oder eben dänischen Sprachschatzes zufrieden - und kämen auch wunderbar damit aus... Daß man gerade im Alter (oder auch Notsituationen) zur Muttersprache greift, kenne ich auch: Meine Studienfreundin erzählte, ihr Mutter habe nie mehr Sudentendeutsch gesprochen, nachdem sie von dort vertrieben worden war. Aber als sie altersdement wurde, sprach sie es wieder - zum Leidwesen aller,d ie sie pflegten,den nicht mal die Kinder konnten das verstehen/sprechen. Da ich oben Notsituation schrieb,d enke ich gerade noch selber an meine kleine Tochter, die mal die kleine Schwester vor´m Abhauenaus dem heimischen Garten hier hindern wollte ...sie hielt sie an den Beinen fest, währen die Kleine eine Schräge hochkrabbelte, in dem Wunsch, einer Katze hinterherzulaufen. Ich war im haus und hörte erstmal nur immer "Hilfe!! Hilfe!" und reagierte zuerst gar nicht,weil ich dachte,sie spielen brav --- bis mir auffiel, daß hier ja außer meinen Kinder niemand auf Deutsch um Hilfe ruft! Mein Mann hat immer bestritten, daß die Große anfangs eher Deutsch als Dänisch einen minimalen Tuck besser konnte - sie war ja auch sehr gut in beiden Sprachen, aber sie selbst hat mal als noch recht kleines Mädchen gesagt, sie könne ein bißchen besser deutsch --- und diese Situation zeigt das doch eigentlich auch... Gru ßUrsel, DK

von DK-Ursel am 13.09.2020, 15:11