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Logopädie - ab welches Alter

Thema: Logopädie - ab welches Alter

Hallo, ich habe mal eine Frage an euch, wo ich gerne eure Meinung zu wissen möchte. Meine Freundin und ihr Mann kommen aus der Türkei und leben in Deutschland. Der Mann spricht recht gut deutsch, sie allerdings kaum, da sie noch nicht lange hier lebt. Zu Hause sprechen sie mit ihrem Sohn 2 3/4 nur türkisch. Er geht allerdings seit 1 Jahr in eine Krippe. Er spricht schon sehr lange wie ein Wasserfall aber in seiner eigenen Sprache. es hört sich an wie eine richtige Sprache ist aber weder türkisch noch deutsch. Seit einigen Monaten fängt er aber auch an richtig zu sprechen, kann auch schon 2 Wort - Sätze, aber der Rest ist weiterhin diese Fantasiesprache. Habt ihr so etwas schon bei einem Kind erlebt? Das was er richtig spricht ist allerdings hauptsächlich türkisch, bis auf Mama, nein, und ein paar andere wenige Wörter. Der rest ist türkisch allerdings mit einer ganz klaren aussprache. Jetzt meinten die Erzieher zu meiner Freundin, er hätte eine logopädische Behandlung nötig, weil er so schlecht sprechen könne. Meint ihr, daß so etwas in dem Alter schon Sinn macht, bzw. in diesem Fall nötig ist? Ich habe da so meine Zweifel, denke, die Erzeiher sind nur genervt, weil sie sich noch nicht so richtig mit ihm unterhalten können. Ich finde so etwas unnötig und denke, daß es sich schon noch alles entwickeln wird, er ist ja noch klein, und wird weiterhin Krippe und Kindergarten besuchen. Was denkt ihr dazu? Ich bin gespannt auf eure Meinungen. Viele Grüße Derya

von Deryagul am 06.04.2013, 00:57



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Hallo, was du schreibst kommt mir so bekannt vor........damals waren einige Erzieher leider auch etwas ungeduldig mit den multikulti-Kindern, es fehlte ihnen einfach die Erfahrung und das Verständnis für das zweisprachige Aufwachsen der Kinder. Sobald ein Kind mit mindestens einem nicht-deutschem Elternteil "gegen den Strom schwamm" oder eben ein Wort nicht richtig aussprach, wurde alles darauf geschoben, dass es ja überfordert ist, mit den 2 Sprachen, ich konnte da nur den Kopf schütteln. Zum "Glück" war ich in folgender Situation: ich bin italienerin und behersche beide Sprachen gut bis sehr gut, mein Mann ist deutscher und unsere beiden Kids wurden von Anfang an zweisprachig erzogen. Beide sprachen sehr früh, sehr gut und beide Sprachen, dafür liefen sie später als andere, oder bessergesagt, als der "Durchschnitt", denn jedes Kind hat nun mal sein eigenes Tempo. Die Erzieher suchten immer meinen Rat, wenn es um Gespräche mit den anderen ausländischen Eltern ging, weil ich sozusagen gut vermitteln konnte, dabei bin ich einfach nur in einer Multikulturellen Gegend aufgewachsen, mit vielen verschiedenen Kulturen, dadurch verstehe ich das Deutsch, das die ausländischen Eltern sprechen besser als eben die Erzieher. Und meine Kids waren zu dem Zeitpunkt "hier im Dorf" das beste Beispiel, daß es funktioniert. Zudem verstand ich mich ohnehin sehr gut mit den Erziehern und nach insgesamt 6 Jahren Kindergartenzeit, flossen zum Abschied reichlich Tränen, beiderseits (also bei den Erwachsenen) sie bedankten sich bei uns, daß wir ihnen soviel Multikulturelles vermittelt haben, vieles verstehen sie heute besser und fühlen sich sicherer wenn es um multikulturelles geht und keins der Kinder brauchte Logopädie, das brauchte einfach nur Zeit, die heute so kostbar und rar ist. Der Sohn deiner Freundin ist keine 3 Jahre, er hat noch Zeit. Viele liebe Grüße sendet farfalla

von farfalla1 am 06.04.2013, 08:41



Antwort auf Beitrag von Deryagul

Ich fand die Erzieherinnen schon immer sehr oberflächlich. Entschuldigung, falls welche dabei, aber die Probleme hatte ich selbst - "Er muss zum Arzt!" Ob Logo in diesem Alter etwas bringen kann, weiss ich nicht. Ich bin keine Ärztin oder Logopädin und ich finde ihn noch sehr klein, aber die Erzieherinnen brauchen, meine Meinung nach, nur etwas Geduld und sie könnten ihn ebenso unterstützen. Kinder lernen sehr schnell. Aber ich weiss auch, dass wenn die Erzieherinnen ein mal sagen, er muss zur Logo, wird deine Freundin mitmachen müssen, sonst wird sie sich das ständig anhören müssen. Sie wird ihn sowieso beim Kinderarzt vorstellen müssen und er wird ihr sagen, ob das sinnvoll ist. Mein Sohn war ca.4 Jahre alt und hatte eine undeutliche Aussprache in den USA. Er machte Logo. Das war ganz nett und spielerisch gemacht. Jetzt spricht er Englisch wie ein Amerikaner. Ohne Akzent.

von ChiaraR am 06.04.2013, 08:55



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Hej Derya! Ich sehe das auch wie Du: Die Erzieher können das Kind nicht verstehen, können auch nicht beurteilen, wieviel es Türkisch kann und wie gut doe Aussprache darin ist --- bums, schon muß das therapiert werden! ich bin kein Fan von Therapie, solange Mutter und Vater sich bewußt sind, daß und was hinkt - und was gut ist! Meine Jüngste hat mit 3 erst angefangen, wo meine Große mit 2 lange war. Aber ich merkte, daß sie meine länger werdenden deutschen Sätze gut verstand und auch die dänischen erfaßte - Gehör also okay, sie brauchte nur länger zum Sprechen. Sie ist auch heute nicht der sprudelnde Wasserfall, was Sprache angeht. Aber sieist klug, es geht eben alles IM Köpfchen ab. Im KIGA waren viele einsprachige Kinder, die vieles undeutlich aussprachen - und wo sich das später gab. Aber wie einfach ist das mit mehrsprachigen Kindern für die Erzieher! Kind verstehen wir nicht - also muß es behandelt werden! Muß die 2. Sprache ausfallen, muß... (Und was machen sie in demselben Fall mit einsprachigen Kindern?) Ein Kind meiner span. Klassenkameradin in Dtld. stotterte: Logopädin urteilte (sogar ohne das Kind gesehen zu haben!): Spanisch stoppen, daran liegt es! Meine Klasskameradin ging nie mehr hin, sprach weiter Spanisch in Dtld. mit dem Kind - und sogar das stottern ließ nach, denn kennen wir das nicht alle? Wenn die Kinder endlich reden, wollen die Wörter manchmal nicht so schnell aus dem Mund wie die Gedanken eilen - und sie stottern vor lauter Eifer! Nee, gebt dem Kind zeit, der packt das - wenn doch da sTürkisch jetzt schon prima kommt! Viel Rückgrat und "Sturheit" wünsche ich den Eltern - Ursel, DK

von DK-Ursel am 06.04.2013, 12:44



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Vorweg: Ich habe keine Erfahrung mit Zwei-/Mehrsprachigkeit und lese in diesem Forum, weil mich das Thema grundlegend interessiert (und ich euch hier alle für sehr nett und kompetent halte, sodass das Mitlesen wirklich Freude macht und ich viel lerne - auch beruflich). Hier kann ich aber doch etwas sagen: Mein Sohn hatte mit 2,5 Jahren Logo, weil die Erzieherinnen darauf bestanden haben. Es hat rein gar nichts gebracht (außer dass es ihm viel Spaß gemacht hat, weil die Logopädin nett war und mit ihm Brettspiele gespielt hat). Also halte ich Logopädie in diesem Alter für recht sinnfrei, weil wirklich jedes Kind sein eigenes Tempo hat. Wirkliche Übungen machen Kinder in dem Alter doch eh noch nicht mit.

von magistra am 06.04.2013, 09:07



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Deine Freunde sollten sich eine dicke Haut zulegen. Es werden sich noch sehr oft sehr viele Menschen - oft und gern gerade Erzieher oder solche die sich dafür halten - zum vermeintlichen Entwicklungsstand äußern. Sie sollen sich klar machen, wem gegenüber sie sich rechtfertigen müssen und wem nicht. Sie sollten das freundliche "Oh, danke für den Hinweis!" mit unverbindlichem Lächeln einüben und dort einsetzen, wo sie sich nicht rechtfertigen müssen. Dazu gehören übrigens Kitas.

von Pamo am 06.04.2013, 09:18



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von Deryagul am 06.04.2013, 18:09



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Ich les hier auch nur rein interessehalber mit, aber ich muss zum einen eine Lanze brechen für die Erzieherinnen, da gibts nämlich auch sehr kompetente geduldige und zum Thema Logopädie auch was anbringen. Mein Mittlerer (inzwischen 5 und die reinste Plappertasche) hat bis er 34 Monate alt war außer Mama,Papa, ja, nein, Buda (Bruder) und ein paar Tierlauten nichts allgemeinverständliches gesprochen, es gab da sehr lustige Wörter in seiner Fantasiesprache, da ist jeder Zungenbrecher ein Witz dagegen (er verknotet sich, wenn er das heute sagen will auch die Zunge dran, damals kein Probem). Als er dann anfing kamen schnell längere Sätze - die waren allerdings grammatikalisch etwas verdreht. Der Kinderarzt sah bei der U7a keinen Handlungsbedarf! Die Erzieherinnen im Kindergarten auch nicht - und das obwohl man sich ziemlich reinhören musste. Sie nahmen sich die Zeit und gaben sie ihm. Bei der U8 stimmte die Grammatik allerdings immer noch nicht - was mich beunruhigte, die Erzieherinnen beunruhigte, der Kinderarzt fands unwichtig, schlimmer wars, dass das Kind am Wortanfang nicht mehrere Konsonanten über die Lippen brachte. Also auf zur Logopädin. Die wiederrum fand es unproblematisch dem Kind die Konsonantenfolgen beizubringen, das grammatikalische Problem, hätte man aber dringendst schon früher in Angriff nehmen müssen. Sie bereitete mich darauf vor, dass Reste davon bis in die Pubertät bleiben könnten (sind sie nicht, das hat die Logopädin aber genauso überrascht und erfreut wie uns - die Ausspracheprobleme waren allerdings auch extrem schnell behoben - wo Mama sich die Zähne dran ausgebissen hatte dem Kind das spielerisch nahe zu bringen - so ne Therapie ist einfach was anderes - und Spaß machts den Kindern auch noch). Wir haben uns öfters unterhalten und sie meinte in den allerwenigsten fällen macht es vor 3,5 Jahren nen Sinn zu therapieren (das sind dann eher so Fälle, wo es Probleme mit dem Schlucken und/oder der Mundmotorik gibt). Deine Freundin soll es bei der U7a einfach mal ansprechen, falls bis dahin die Sprache sich nicht weiter beständig deutlich in verständliche Richtung entwickelt.

von Snaffers am 06.04.2013, 21:34



Antwort auf Beitrag von Deryagul

Ich finde, es schadet nicht, ein Kind einem Logopäden vorzustellen, denn die können oft einschätzen, ob gleich Handlungsbedarf ist, oder ob man warten kann, was sich in einem Jahr tut. Wenn es mein Kind wäre, würde ich es in jedem Fall gern einem Logopäden vorstellen! Wartezeiten sind oft lang, bis man einen Termin bekommt oder man eine Therapie anfangen kann. Dabei verstreicht kostbare Zeit! Bei der nächsten U in jedem Fall den Kinderarzt ansprechen! Ich finde gerade beim Thema Sprache ist es wichtig, frühzeitig zu handeln. "Sprache ist der Schlüssel zur Welt". LG Muts

von Muts am 07.04.2013, 20:34



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Hallo Derya, ich denke auch, daß Logo in dem Alter meistens noch zu früh ist. Aber ich kann verstehen, wenn einen als Mutter das Nachbohren der Erzieherinnen verunsichert. Entweder ist sich Deine Freundin da nun sehr sicher im gesunden reifen ihres Sohnes und hält dagegen oder sie geht eben doch einmal zu einer Abklärung. In Hamburg gibt es aber bestimmt türkisch sprechende Logos. Da würde ich unbedingt nachfragen und zu einer gehen, die beide Sprachen beherrscht. LG Sally

von Sally_98 am 08.04.2013, 15:19



Antwort auf Beitrag von Deryagul

Hallo, also für mich hört sich das auch eher nach Bequemlichkeit bei den Erzieherinnen an (schlimmeres will ich mal nicht unterstellen). Wenn sie ihn nicht verstehen, ist das doch eine super Erfahrung für den Kleinen, dann lernt er die Sprachen besser auseinanderzuhalten. Zu Hause, wo jeder alles versteht (gehe mal davon aus), ist das schwer zu simulieren. Sicher schadet ein Besuch beim Logopäden nichts, aber ich würde mich in dem Alter nicht verrückt machen lassen. Wir wohnen in Tschechien und hier sind Kindergarten und Krippe noch getrennt. Von Logopädie wird erst im Kindergarten gesprochen, also ab 3. Ich drücke die Daumen, dass der Kleine die Erzieherinnen bald eines Besseren belehrt. K

von Kacenka am 09.04.2013, 08:58